Die Erde ist eine Scheibe
Der Grundstein für den Roman wurde bereits in seinem Vorgänger -
Angbar Mortis - gelegt. Der Zauberer Madajin bereiste den Kosch und fasste dabei den Entschluss, enttäuscht und verbittert durch die zahlreichen Vorurteile der
Unwissenden, den Kontinent zu verlassen. Von Heimweh geplagt machte er sich auf, um in seine Heimat Maraskan zurückzukehren. An dieser Stelle beginnt die Handlung von
Tuzak Mortis. Der geneigte Leser begleitet den nicht immer geschickten Magier auf der Reise in seine persönliche Vergangenheit und in die Zukunft Maraskans.
Gerade die namensgebende Stadt bietet sich als exemplarischer Blick auf die Insel an. Tuzak ist chaotisch, traditionell und ständig durch die naheliegende Fürstkomturei bedroht. Fünf Jahre nach ihrer Befreiung steht sie an einem Scheideweg zwischen Vergangenheitsbewältigung und Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Tuzak wird beherrscht von einer Rebellengruppe, hat den Hafen voller Piraten, und feindliche Agenten schleichen durch ihre dunklen Gassen. Sie ist ein Schmelztiegel unterschiedlichster Mächtegruppen und Interessen, welche um die Vorherrschaft Maraskans ringen. Inmitten dieses Schlachtfeldes findet sich Madajin wieder. Noch bevor er ahnt, welche Kräfte auf Tuzak einwirken, kommt es zu mysteriösen Morden unter den Bewohnern der Stadt. Als wären dies nicht genug Katastrophen und Unwägbarkeiten geraten die Dinge völlig außer Kontrolle, als sich Madajin zu allem Überfluss auch noch verliebt.
Die Liebe zu einer Insel
Was für den Protagonisten der
Mortis-Trilogie eine geradezu zwangsläufige Entscheidung war, war für mich alles andere als leicht. Sollte ich tatsächlich das legendäre Maraskan in einem Roman zum Leben erwecken? Waren die Fußstapfen meiner Vorgänger nicht etwas zu groß, sowohl für mich, als auch für Madajin?
Ja, war meine erste Antwort! Ich werde die hervorragenden Romane eines Karl-Heinz Witzko nicht fortführen können und wollen. Seine
Dajin-Reihe war und ist etwas ganz Besonderes und
Jenseits des Lichts habe ich einst verschlungen. Aber auch
Der Lilienthron oder
Der Baum und das Mädchen von Michael Masberg haben mein Bild von Maraskan geprägt und setzten die Messlatte ganz weit oben an.
Lange hatte ich überlegt, ob ich dieses Wagnis eingehen sollte. Zu groß war und ist meine Liebe zu dem verschrobenen Völkchen der Rur-und-Gror-Anhänger, als das ich das Erbe Maraskans beschädigen wollte. Also bedurfte es einen Moment der Entschlossenheit, sowie dem prüfenden Blick von Eevie Demirtel und Michael Masberg auf das Konzept von Tuzak Mortis, bevor es losgehen konnte. Ich entschloss mich,
neben und nicht
in den Fußspuren meiner Vorgänger zu waten.
Von der Regionalspielhilfe und dem Metaplot
Schnell war mir klar, dass Tuzak Mortis nicht einfach nur ein Roman werden sollte. Das Besondere bei einem Rollenspielroman, im Gegensatz zu sonstiger Belletristik, ist die Möglichkeit mit den anderen Medien des Spiels zu interagieren. Das Buch sollte einen klaren Mehrwert für den Rollenspieler bringen. Einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommt man bereits im
Aventurischen Boten #161, in dem ein Artikel von mir veröffentlicht wurde.
Meine beiden Vorgängerbücher waren zwar eng an den Vorgaben der entsprechenden Regionalspielhilfen geschrieben, erzählten jedoch kleine, für die aventurische Historie eher unbedeutende Geschichten. Bei
Tuzak Mortis ist das anders.
Das Buch greift mehrere Erzählstränge der Regionalspielhilfe
Schattenlande auf und dringt tief in die
Lebendige Geschichte des Schwarzen Auges ein. Es war mir ein besonderes Anliegen beides - Spiel und Roman - zu verweben, um so die Synergieeffekte nutzen zu können und die Geschichte erlebbar zu machen. Ich bin überzeugt davon, dass so eine deutliche Bereicherung sowohl für das eine wie auch das andere Medium entstehen kann.
Doch keine Angst. Es ist nicht notwendig als reiner Rollenspieler nun unbedingt
Tuzak Mortis lesen zu müssen, um ja keine Entwicklung Aventuriens zu verpassen. Vielmehr ist der Roman als eine Ergänzung gedacht. Ein Angebot an all jene, die tiefer in die maraskanischen Entwicklungen und Kultur einsteigen möchten. Ein Spotlight, das die Stimmung und die politischen Entwicklungen, Tuzaks im Speziellen und Maraskans im Allgemeinen, beleuchtet. Darüber hinaus erfährt man wie es Milhibethjida in Asboran ergeht, welche Hoffnungen und Sorgen ihr innewohnen, aber natürlich auch den aktuellen Kladji, der in den Straßen Tuzaks erklingt. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, um das Lesevergnügen nicht zu schmählern.
Irdische Vorbilder
Die Recherche für Tuzak Mortis war nicht ganz einfach. Natürlich las ich zuvor alles, was zu der Insel publiziert wurde. Jedoch fehlten mir klare irdische Vorbilder für die maraskanische Kultur, was den Einstieg für den Leser sonst deutlich erleichtert hätte. Die Stärke der Insel und deren Geschichte ist es, dass sie einzigartig (duckt sich
) ist. Wenn man die Kultur in seiner Gesamtheit betrachtet, erinnert nur wenig an irdische Vorbilder, sondern entwickelt eine ganz besondere Eigenständigkeit.
Ganz ausdrücklich wollte ich mich gegen die
Japanisierung der maraskanischen Kultur stemmen. Wer die Beschreibungen aufmerksam liest, erkennt nur wenige Anleihen, wenn man mal vom Tuzakmesser und Nachtwind absieht. Maraskaner sind ein Völkergemisch. Nicht selten trifft man (z. B. im Norden) auf blonde Zeitgenossen, die so gar nicht in das asiatische Bild passen mögen.
Nichtsdestotrotz bedarf es beim Schreiben eines Romans gewisser Anleihen. Also wurden fix Magazine und Bücher gewälzt und ich wurde fündig. Für die Landschaften, Flora und Fauna, sowie die klimatischen Begebenheiten standen Malaysia und Indonesien Pate. Auch Mittel- und Lateinamerika kamen meinem Bild der Insel recht nahe. Ähnlich verhielt es sich bei den zahlreichen Rebellengruppen. Hier gab es viele Parallelen zu bekannten Guerillavereinigungen unserer Welt zu entdecken. Die mexikanischen Z
apatistas waren mein Vorbild für den bewaffneten Kampf auf Maraskan.
Das Ende einer Trilogie
Was bleibt, ist der Abschluss einer mehrjährigen Trilogie. Neben der Freude über ein definitives Ende mischt sich vor allem Wehmut in meine Gefühlslage. Drei Jahre begleitete mich Madajin auf Schritt und Tritt. Ihn nun alleine zurückzulassen, war keine leichte Entscheidung. Doch bin ich ein großer Freund davon, wenn Geschichten zu Ende erzählt werden. Dies ist bei der
Mortis-Trilogie der Fall.
Natürlich werde ich Aventurien auf der einen oder anderen Weise treu bleiben. Ich spiele das Rollenspiel seit vielen, vielen Jahren und werde diesen Umstand sicherlich nicht ändern, sondern freue mich bereits sehr auf die 5. Edition. Auch wird es von mir, mit etwas Glück, sicherlich noch den einen oder anderen Text zum Schwarzen Auge geben. Und die Liebe zu Maraskan wird mich in diesem Leben nicht mehr loslassen.
In diesem Sinne: Preiset die Schönheit, Bruderschwester!
Mike
www.krzywikgross.de
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