Rollenspieltheorie Rollenspiel und Religion

Arlecchino

Very S.P.E.C.I.A.L.
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19. Februar 2015
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In der Vergangenheit hatte ich immer wieder mit Spielern zu tun, die aufgrund eigener Abneigungen gegen Religionen per sé bzw. atheistischer Überzeugungen nicht willens oder - laut eigener Aussage - überhaupt fähig waren, religiös denkende Charaktere zu spielen. In vielen Fällen, vor allem im Fantasyereich wurde das oft einfach übergangen. Da spielten die Götter dann vor allem für Geweihte / Priester / Kleriker eine Rolle und die anderen Charakterklassen konzentrierten sich auf ihr jeweiliges Feld. Das man vielleicht trotzdem irgendwie an die Neun / Zwölf / Wasauchimmer glaubt war zwar irgendwie im Hinterkopf, aber für den Paladin war sein Kodex immer wichtiger und für den Dieb das Finden von Schätzen.

In Settings, die allerdings ein gewisses Dogma oder einfach eine Glaubensrealität der durchschnittlichen Bevölkerung und / oder der Spielercharaktere vorgeben, sieht das Ganze allerdings schon schwieriger aus. Besonders deutlich wurde das bei Spielen wie Engel, die teilweise von Spielern sogar abgelehnt wurden, weil sie sich nicht in Jemanden reindenken konnten oder wollten, der tatsächlich an Gott glaubt oder in der Kirche etwas anderes sieht, als eine korrupte Institution von Demagogen.

Auch in Vampirchroniken, die im Mittelalter angesiedelt sind, war das immer wieder ein Problem einiger Spieler, sich damit anzufreunden, dass - spielt man nicht unbedingt in Gebieten, wo Heiden tatsächlich noch in plausibler Zahl rumlaufen - ihre Charaktere sehr wahrscheinlich als Menschen noch völlig normal und je nach Region streng gläubig waren. "Gläubig", das mehr mit einem instinktiven und kaum hinterfragten Wissen zu tun hat, als mit dem Glauben, den wir heute kennen. Oft haben sich diese Spieler dann gerne in Wege "geflüchtet" die als Ersatzreligion dienen konnten. Es passt natürlich auch, dass gerade Vampire nach ihrer Verwandlung erstmal alles in Frage stellen, was ihre Spiritualität und Glaubensvorstellungen zuvor ausgemacht haben. Aber gerade auch das Setting selbst gibt vor, dass viele schon aus Ratlosigkeit oder dem Verlangenn nach Stabilität / um nicht wahnsinnig zu werden, ihre alten Überzeugungen schlichtweg anpassen oder sogar verstärken.

Prinzipiell vertrete ich die Devise, dass Jeder erstmal vor allem das spielen sollte, was ihm Spaß macht. Wenn man sich allerdings auf ein Setting einigt, das eine gewisse Glaubensrealität voraussetzt kann das problematisch werden, wenn sich einer der Spieler gegen diese verweigert. Für mich persönlich gehört es zum Verkörpern einer Rolle dazu, auch und vor allem zu versuchen, mich in die Aspekte reinzudenken, die für mich fremd oder schwierig nachzuvollziehen sind. Wie seht ihr das? Habt ihr ähnliche Erfahrungen als Spieler oder Spielleiter gemacht? Habt ihr vielleicht auch grundlegend ein Problem mit Religion im Rollenspiel, vor allem wenn sie "greifbar" ist, also vielleicht zu nah an der Realität liegt?
 
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Wie seht ihr das? Habt ihr ähnliche Erfahrungen als Spieler oder Spielleiter gemacht? Habt ihr vielleicht auch grundlegend ein Problem mit Religion immer Rollenspiel, vor allem wenn sie "greifbar" ist, also vielleicht zu nah an der Realität liegt?
1.) Ich persönlich habe damit gar kein Problem, obwohl oder vielmehr gerade weil ich nicht religiös bin. Glaube und Religion kann ich distanziert als Merkmale realer oder fiktiver Gesellschaften betrachten, die in ihrem Rahmen auch durchaus Sinn ergeben. Wobei ich Priester und Geweihte irgendwie nicht so gut spielen kann, aber dazu siehe unten.
2.) Wenn die Religion zu nahe an der Realität liegt, sehe ich eher das Problem, dass sich religiöse Menschen berechtigterweise unangenehm berührt fühlen können.
3.) Ich habe schon öfter festgestellt, dass in Fantasywelten wie Aventurien, bei denen die Götter eigentlich nur eine besonders mächtige Art von Überwesen sind, glaubwürdige religiöse Aspekte eher nicht zustandekommen. Das hängt mit dem vielzitieren Mantra "die Götter sind in dieser Welt real" zusammen. Wenn die Götter real und so ausführlich beschrieben sind wie das üblicherweise gemacht wird, dann sind sie leider auch mundan. Dann kommt noch die Neigung hinzu - und hier kommen antireligiöse Mitspieler und Autoren wieder ins Spiel - tiefe Religiosität (wie das z.B. bei der Praioskirche lange gemacht wurde) als irrational, lächerlich und gefährlich darzustellen. Natürlich findet jeder Spieler, der weiß, was man mit Magie für schöne Dinge tun kann, einen Gott, der Magie ablehnt, doof. Hexenverfolgung, Zölibat und andere von realweltlichen kirchlichen Feindbildern entlehnte Elemente - ohne dass diese innerhalb der mundanen Götterwelt vernünftig zu begründen wären - tun ihr übriges.
 
Religion ist im Rollenspiel ein wichtiger und nicht wegzudenkender Faktor. Beim P&P gehören Priester zu meinen bevorzugten Charakteren (wenn ich mal spielen kann, heißt das...), aber auch im Larp spielt es eine große Rolle, egal in welcher Form. Auch ein atheistischer Charakter muß sich mit den Göttern auseinandersetzen und einen Grund haben, warum er nicht an sie glaubt.

Ich hatte, da du Vampire angesprochen hast, mal eine sehr schöne Situation im Dark Age Live.
Ich habe einen Nosferatu mit Wahrem Glauben aus Jerusalem gespielt und hatte ein sehr interessantes und langes Gespräch mit einem heidnischen Gangrel, der deutlichen Groll gegen die "Kreuzpriester" hegte. Während des Gesprächs ging es um Glaubensgrundlagen, warum man glaubt, was man glaubt, etc. Danach hat mir der Gangrelspieler gesagt, daß dies das erste IT-Gespräch war, bei dem er überzeugt werden konnte. Witzigerweise war der Spieler im Gegensatz zu mir christlich und kannte sich eigentlich viel besser aus.
 
Solche Erfahrungen habe ich zum Glück nicht gemacht. Ich hatte zwar pseudointellektuelle Mitläuferatheisten dabei und eine Mehrheit von Leuten, die über Religion einfach gar nicht nachdenken, aber nie jemanden, der sich im Spiel dagegen gewährt hätte Religion zum Thema zu machen. Auch haben fast alle schon einmal einen Geweihten gespielt.

Grundsätzlich stimme ich allerdings zu, dass eine zu greifbare Religion/Götterwelt eine Menge religiöser Konflikte und spiritueller Erwägungen unmöglich macht. Gerade wenn die Götter kewl powerz verleihen, stört mich, dass man daran quasi den Standpunkt der Gottheit zum eigenen Handeln ablesen kann. Ein DSA-Beispiel: Als die Praioskirche Inquisitionsmäßig die Rondrakirche verfolgt hat, wurde den Praioten von Praios nicht die Karmaenergie entzogen. Das heißt, dass er damit einverstanden war. Damit ist für mich die Praiosverehrung in Aventurien undenkbar für jeden, der sich der Geschichte der Kirche bewusst ist. In de realen Kirche ist das ein bisschen anders. Man weiß schlicht nicht, was Gott von den Kreuzzügen oder von Hexenverfolgen gehalten hat, kann also im Zweifelsfall nur die Kirche dafür beschuldigen, nicht aber einen Gott dessen Existenz man nicht beweisen kann.
 
Ein DSA-Beispiel: Als die Praioskirche Inquisitionsmäßig die Rondrakirche verfolgt hat, wurde den Praioten von Praios nicht die Karmaenergie entzogen. Das heißt, dass er damit einverstanden war.

Nicht zwingend, denn eine Gottheit mischt sich nicht sofort ein, wenn ein Geweihter fehlt oder frevelt, denn sonst gäbe es dieses Konzept gar nicht. Abgerechnet wird vor Rethon, nicht auf Dere. ;)
 
Ich kenn das Problem nur wenn wenn wir die echten abrahamitischen Religionen im Spiel hatten oder in Fantasywelten welche die daran angelehnt waren. Meine Spieler tun sich schwer mit Religionen mit einem absolutem Wahrheitsanspruch, viele Spieler wollen das nicht spielen. Mit polytheistischen Religionen tut sich keiner schwer, hier gibts in der Regel auch keinen absoluten Wahrheitsanspruch.

Ich persönlich würds trotzdem mal interessant finden wenn zumindest ein Spieler einer monotheistischen Religion blind folgt und eifert.
 
Nicht zwingend, denn eine Gottheit mischt sich nicht sofort ein, wenn ein Geweihter fehlt oder frevelt, denn sonst gäbe es dieses Konzept gar nicht. Abgerechnet wird vor Rethon, nicht auf Dere. ;)
Es war ja nicht die Tat eines einzelnen Geweihten, sondern eine Aktion fast der gesamten Kirche, die reihenweise Rondrianer umgebracht haben, ohne jegliche Konsequenzen, obwohl Geweihte, die ihrem Gott zuwider handeln, keine Karmaenergie mehr nachtanken können (laut DSA4 Regeln).
 
So ein Problem bei Fantasyreligionen war für mich immer, dass sie (ich denke da an D&D und Warhammer) nicht so besonders gut in ihrer Praxis ausgearbeitet sind. Was genau macht man als religiöser Laie in der Welt eigentlich? Und was als sagen wir Shallya-Priester? Also abseits vom Offensichtlichen (Heilen, Trösten etc.)? Einfach nur realweltliche, christlich geprägte Glaubenspraxis zu nehmen und dann "Shallya sei dank" zu sagen oder vom Morrsacker zu sprechen, fand ich immer etwas lahm. Zumal es dann immer die Gefahr gibt, in eine Karikatur eines religiösen Menschen abzugleiten, der entweder ein "holier-than-thou"-Arschloch ist, das man eigentlich nicht in der Gruppe haben will, oder ein Peacenik, der im Kampf als gleichwertiges Gruppenmitglied eigentlich ausfällt (was bei D&D natürlich schlimmer ist als bei Warhammer, aber auch da nicht gut). Gerade weil die tägliche Praxis abseits von karikaturesken Übertragungen (für mich) so schwer vorstellbar ist.
Bei Spielen wie Vampire Dark Ages ist es dann schon leichter. Und interessanter. Da kann ich zumindest ein mittelalterliches religiöses Mindset imaginieren (das sehr wahrscheinlich wiederum nichts mit der wirklichen Vorstellungswelt der Menschen im Mittelalter zu tun hat), von dem aus ich dann überlegen kann, wie so jemand damit umgeht, dass er sich von heute auf morgen in der Rolle des (offensichtlich von Gott verfluchten) Monsters wiederfindet.
Bei Settings wie 40K (als Mensch/Space Marine zumindest) oder Necropolis ist ein gewisser - im Zweifel auch gern karikaturenhafter - religiöser Fanatismus natürlich Settingbedingung.
Kurz: es gibt so Systeme und Settings, in denen ich das Spielen von Religion sehr schwierig und nicht sehr gewinnbringend finde. Um so mehr, je fantastischer sie sind. Wobei schon das normale irdische Mittelalter eine ziemlich fantastische Angelegenheit ist. Aber da kann man zumindest einigermaßen plausibel extrapolieren. Um so besser natürlich, je näher es an der wirklichen Welt in der heutigen Zeit ist.
Und es gibt Systeme und Settings, die spielt man tatsächlich "falsch", wenn man zu stark zeitversetzte Ethik anwendet. Da muss es religiöser Fanatismus sein.
 
Ich bin überzeugter Atheist, hab aber viel Spaß daran religiöse Charaktere zu spielen. Ich bastel mir meine Charaktere sowieso meist nach dem Konzept "Ich selbst bin ich schon die ganze Zeit, ich will man was anderes machen." und baue deswegen in fast jedes Charakterkonzept ein oder zwei Sachen ein die sich sehr deutlich von mir unterscheiden.
Allerdings finde ich Religiösität vorzuschreiben ein bisschen wie vor zu schreiben alle SC müssen blind sein, weiblich, super-gebildete Whimps, Fetishisten oder ähnlich restriktive Sachen. Wenn ein Spieler da keine Lust drauf hat, warum sollte ich ihn zwingen? Wenn sich Spieler nicht begeistern lassen spielt man das Falsche oder mit den Falschen. Eins von beidem muss getweaked oder getauscht werden.
Auch das Setting ist kaum ein Grund. Bei In Nomine Satanis / Magna Veritas hätte ich als SL auch Probleme mit einem atheistischen Engel oder Dämon, aber sonst kenne ich kein Setting wo das zwingend erforderlich ist (das erwähnte Engel zb. kenne ich nur dem Namen nach). Auch in V:DA nicht. Klar waren die Leute damals im Schnitt religiöser, aber auch im Mittelalter gaben viele nur Lippenbekenntnisse ab, warum nicht so einen spielen? Da muss man sich nur in jemand versetzen der um den Schein zu wahren immer mal wieder in der Kirche versucht wach zu bleiben, das sollte doch jeder hin bekommen ;)
 
. Klar waren die Leute damals im Schnitt religiöser, aber auch im Mittelalter gaben viele nur Lippenbekenntnisse ab, warum nicht so einen spielen?
Das glaube ich eigentlich nicht. Atheismus nach heutiger Vorstellung dürfte damals zumindest in Europa nicht vorgekommen sein. Alle möglichen Formen von Ketzerei und Häresie (die dann ihrerseits natürlich zu "Lippenbekenntnissen" in der Kirche geführt habe können) schon. Aber Atheismus nicht.
 
Hier mal ein Beispiel dafür, wie jemand sich jemand in Bezug auf Religion überhaupt nicht der Spielwelt anpassen will: http://blutschwerter.de/thema/unaventurisches-rollenspiel-was-kann-die-sl-dagegen-machen.36161/

In der Vergangenheit hatte ich immer wieder mit Spielern zu tun, die aufgrund eigener Abneigungen gegen Religionen per sé bzw. atheistischer Überzeugungen nicht willens oder - laut eigener Aussage überhaupt - fähig waren, religiös denkende Charaktere zu spielen.

Für mich persönlich gehört es zum Verköprern einer Rolle dazu, auch und vor allem zu versuchen, mich in die Aspekte reinzudenken, die für mich fremd oder schwierig nachzuvollziehen sind.

Meines Erachtens muß das nicht einmal zwingend ein Problem bei der Religion sein, sondern es kann sich auch auf andere Aspekte beziehen.

Wenn ich eine Cthulhu-Kampagneleiten möchte die innerhalb der bewaffneten Organe der DDR spielt, dann muß ich damit rechnen, daß einige ein Problem damit haben, Angehörige des Wachregiments "Feliks Dzierzynski", der Grenztruppen oder auch der NVA zu spielen.

2.) Wenn die Religion zu nahe an der Realität liegt, sehe ich eher das Problem, dass sich religiöse Menschen berechtigterweise unangenehm berührt fühlen können.

Auf der Seite der Christian Gamers Guild gibt es in der Zeitschrift einiges zu dem Thema (z. B. die Verwendung von Dämonen im Rollenspiel).
 
Es ist ja nur ein Spiel und es wird in Gedanken gespielt, und da hängt es wie zuvor gesagt vom Setting/Kampagnenwelt/Hintergrund/Kultur etc. ab. In vielen Fantasy-Szenarien tauchen Götter auf, in anderen weniger oder auch gar nicht. Solange alles in sich stimmig ist geht das in Ordnung, aber wenn man in einer sehr religiösen Fantasywelt - z:b. auch die Forgotten Realms wo Götter ein sehr Große Bedeuteung hahe - nur Atheisten spielt fände ich sehr merkwürdig, aber solange sie anderen die das wollen ihre Kleriker, Paladine, Druiden, Waldläufer, Inquistoren etc. süielen alssen und nicht dauernd dumm oder kontra kommen so daß der Spielfluß und Spielspaß erhalten bleibt kann es trotzdem funktionieren. Man sollte eben Religion im Spiel nicht mit Religion in der realen Welt verwechseln oder verschmelzen oder gleich betrachten.
Und der Atheist-SC muss einsehen das es ja in der Spielewelt schwerer haben wird da es dort meist hunderte offensichtliche Beweise gibt, angefangen von Zaubern über andere Phänomen bis hin zu Theophanien (Göttererscheinungen).
Dennoch gilt das mit Trennung von Religion Spiel in beide Richtungen: Weder spiele ich allein mit meiner realen Religiösität/Glaubensüberezugung im Spiel noch tue ich das umgekehrt (i.e. z.B. anstelle des Sonntagsgottesdienstes Praios oder Pelor anbeten ;)) Wer meint seinen realen Atheismus "missionierend" in die Spielewelt hineintragen zu müssen um dort die gleichen Diskussionen (kennt man ja auch diversen Threads hier) wie im echten Leben zu führen um seinen alleinigen Standpunkt als den einzig richtigen durchzusetzen, somit dauernd gegen den Strom schwimmt, sorgt mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür das das gesamte Spiel darunter leidet. Wenn ich spiele will ich meine Spaß haben, muss hier und da aber auch auf die anderen Spieler ein wenig Rücksicht nehmen da man ja zusammen spielt - ansonsten bleibe ich wie bei DSA besser bei Solo-Abenteuern.
 
Im Fantasybereich hatte ich auch immer wieder das Problem, dass das ganze Verhältnis zwischen Göttern und Priestern und die Religion im Allgemeinen eher sketchy behandelt wurde. Immer mal wieder die "xy sei Dank" Sprüche bringen, allgemeine Vorstellungen vom Persönlichkeitstablett der Götter haben, die im Grunde mehr sowas wie besonders mächtige Magier waren. Die Konzepte von Transzendenz und Metaphysik hatten da sehr selten Platz. Deswegen hab ich da allerdings auch seltener mitbekommen, dass Jemand mit dem Konzept der Religiösität ein Problem hätte. Alles, was mit Magie zu tun hat, ist dahingehend natürlich sowieso immer schwierig, wenn es um Spiritualität geht.

Ich würde sicher Niemanden zwingen, sich einer irgendwie gearteten Gruppen- oder Charakterdoktrin unterzuordnen. Ich hab nur mehrfach die Erfahrung gemacht, dass einige Spieler häufig zum "ja, mein Charakter ist jetzt nicht so wirklich gläubig"-Weg tendieren und das zu Problemen führt, wenn der Rest der Spielwelt das schon sehr wohl ist. Es besteht ja auch, vor allem in Settings wie V : DA, ein großer Unterschied zwischen "gläubig" und "fromm", wobei Ersteres schon fast mit "normal" gleichgesetzt werden kann. Ein Charakter der in so einem Setting rumläuft und tatsächlich atheistisch geprägt ist fällt halt dann gerne schonmal so sehr auf, wien Typ in der Moderne, der Graviation für eine Erfindung hält. Einen Charakter zu spielen, der in dieser Form heraussticht, fällt dann unter anderem in die Kategorie der special flower, was im Grunde ein anderes Thema ist, aber gerade auch im Bezug darauf hab ich die Erfahrung gemacht, dass im Bezug auf Religion selbst Spieler, die normalerweise dazu tendieren, äußerst "settingkonforme" Charaktere zu entwerfen, gerne mal den Spezialausgang nehmen.

Es wurden, mit den vernünftigen Spielern, in der Regel auch die angesprochenen Mittelwege gefunden. Durchschnittsakzeptanz für den herrschenden Status Quo, den Fokus aber eher anders verlagern. "Mein mittelalterlicher, mitteleuropäischer Charakter glaubt natürlich an Gott, er ist ja nicht verrückt. Aber ihn interessiert mehr, wie er den Prinzen stürzen und selbst zu Macht kommen kann, als sein Seelenheil." - damit hab ich überhaupt kein Problem, das hat dann auch immer gepasst und die Schwierigkeiten minimiert. Auffällig war die Problematik aber trotzdem häufig, halt eben besonders im Bezug auf die Frage der Religion.
 
Atheisten sind in Fantasywelten, in denen Götter direkt oder über Diener zaubern und Wunder wirken oder vielleicht sogar unter den Sterblichen wandeln ganz einfach VERRÜCKTE! Als nächstes leugnen die vielelicht noch die Existenz von Drachen, Einhörnern, Elfen und Orks oder von Magie!
Selbst Leute, denen Religion schnurz ist (odre dies behaupten), handlen irrational, denn es beienflusst ja ganz konkret ihr eigenens Leben, z.B. durch Heilmagie oder Wiederbelebung von den Toten.

Ne, Atheismus kann es in solchen Welten nur bei völlig Geistesgestörten geben. In Welten, wo es keine Göttermagie gibt und Religionen vielleicht nur einen Bonus geben auf bestimmte Rettungswürfe ("Mein Glaube an Sol Invictus lässt mich nicht vor Furcht straucheln angesichts dieser Schrecken!"), kann man hingegen vernüftigerweise den Göttern den Rücken kehren - und vielleicht auch einen Bonus bekommen gegen Magie, insbesondere wenn diese eher "psychosomatisch" wirkt ("Feuerball? Alles Quatsch!").

Zu den Göttern, die der Bekämpfung anderer Kulte zustimmen oder auch nicht (Praios-Rondra-Dingen) nur soviel:
Entweder die machen auf griechische Götter ( Familie von Göttern, die in sich eher dysfunktional ist und alle schlecht therapiert sind), dann ist da sgar kein Problem - Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
Oder der Runequest-Ansatz: Mana wurde als Tausch gegen Magie geopfert und der Preister wendet diese Magie nun im Namen seines Gottes an, sie "gehört" aber dem Priester selber und der Gott kann dagegen nur noch wenig machen. Er hat den Revolver aud der hand gegeben und kann ihn nun nur durch einen massiven Eingriff wieder zurück bekommen. Der Gott könnte allerdings die Gewährung neuer Magie verwehren, dem Priester im Traum erscheinen usw.
 
Ja. Und das ist natürlich auch okay. Ich bin froh, wenn ich es im Alltag nur wenig mit Rassismus und Sexismus zu tun bekomme. Das muss ich nicht noch in meiner Freizeit haben.
Ich lese gerade "Der Friedhof in Prag" von Eco, das einen ausgeprägt antisemitischen (und generell misanthropen) Ich-Erzähler hat. Das ist schon echt hart. Jetzt ist Eco ein Schriftsteller, der sowas gut kontextualisieren kann. Der Antisemitismus des Ich-Erzählers ist hier Vehikel, um eben genau die antisemitische Grundstimmung im Europa des 19. Jhd. darzustellen und auch darzustellen, wie besonders zynische Menschen so ein gesellschaftliches Klima nutzen, um zur persönlichen Bereicherung Verschwörungstheorien unter die Leute zu bringen. Und selbst das ist schon enorm anstrengend zu lesen, weil ich dem Ich-Erzähler eigentlich permanent eine reinhauen will. Aber so intelligent und reflektiert wird sowas in der Regel im Rollenspiel nicht genutzt. Schon deshalb eben, weil es ein Freizeitvergnügen ist und Leute sich normalerweise nicht die Arbeit machen, für so eine Aktivität so viel Gehirnschmalz (und Zeit!) einzusetzen.
Daher leidet die Darstellung dieser Themen dann im rollenspielerischen Alltag eben darunter, dass sie nur karikaturenhaft behandelt werden. Und dafür sind sie eigentlich zu sensibel.

Deshalb denke ich, man verlangt etwas viel, wenn man nuancierte Umsetzung von Religion im Rollenspiel erwartet. Und unterhalb davon ist es mir nix.
Es könnte eigentlich nur da funktionieren, wo es explizit Settingthema ist (und die einigermaßen tiefe Beschäftigung damit daher Spielvorraussetzung) oder eben die Klischeeisierung (WH40K!) Settingthema ist und das Ausmaß der Tiefe damit schon ausgelotet ist.
Aber so nebenbei... na ick weiß nich.
 
Es ist aber doch eigentlich auch kein exklusives Problem mit Religionen, oder? Rassismus, Sexismus und Gerechtigkeitsempfinden ecken doch oft auch an...
Ein typische Land in einer low-Fäntelalter-Welt wird in der Regel von einem Alleinherrscher, gestützt von einer kriegerischen Oberschicht, regiert. Es gibt ein drakonisches Justizsystem mit Folter und häufig verhängten Leibes- und Todesstrafen. Religion ist alldurchdringend, religiöses Abweichlertum ein Verbrechen. Krieg und Gewalt sind normale, ja vielleicht sogar lobenswerte Methoden, den Ruhm des Reiches zu mehren. Und von Gleichberechtigung der Geschlechter kann oft (wenn es so wie bei GoT läuft) auch keine Rede sein, eher schon von einem brutalen Patriarchat.

Also kurz gesagt, sowas wie ISIS. Wackere Recken. :cool:
 
Atheisten sind in Fantasywelten, in denen Götter direkt oder über Diener zaubern und Wunder wirken oder vielleicht sogar unter den Sterblichen wandeln ganz einfach VERRÜCKTE!
Ein Atheist würde in diesem Falle nicht die Existenz dieser Wesen oder ihre reale Macht in Frage stellen, sondern ihre Göttlichkeit. Und das ist ganz und gar nicht verrückt. Gerade wenn es Drachen, Vampire etc. gibt, sind Götter auch nichts weiter als besonders mächtige Kreaturen.
 
Als guter Rollenspieler sollte ich schon in der Lage sein, als Atheist einen Gläubigen zu spielen.

In DSA ist es ja auch Fakt, das Götter existieren. Ich habe damit kein Problem, das meine Figur an einen oder mehrere Götter glaubt, während ich da eher völlig anders denke.

Man kann (oder sollte) ja auch als Hänflig einen Bodybuilder spielen können. ;)
 
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