AW: Regeln und Gameplay
Saint_of_Killers schrieb:
Wenn ich sowieso keine echten Regeln habe, wieso dann auch nur einen cent dafür ausgeben?
Weil die Arkana-Karten so schön sind?
Im Ernst: das Engel-Arkana-"System" ist nur ein "System" und kein System, weil es KEINE Regeln enthält, sondern einem Spielleiter nur Vorschläge macht, wie man mit einem Zufallswerkzeug (den Arkana-Karten) unterschiedliche Situationen einer erzählerischen Auflösung zuführen könnte. - Was das Arkana-"System" keinesfalls ist, ist ein belastbares Regelsystem, aufgrund dessen eine grundsätzliche Fairness (immer bei Beachtung der Regeln natürlich) gewährleistet werden kann. Meine Erfahrungen mit dem Arkana-"System" auf Spieler- wie auf Spielleiter-Seite sind die, daß man sich dabei immer in die direkte Abhängigkeit einer vollständig von der willkürlichen Entscheidung des jeweiligen Spielleiters motivierten Anwendung der Arkana-Karten begibt, wobei auch die Art der Anwendung an sich völlig individuell vom Spielleiter bestimmt wird.
Hier sieht man den Extremfall eines im eigentlichen Sinne regellosen "Systems". Eine Engel-Runde ist mit einer anderen Engel-Runde nur und ausschließlich über die gemeinsame Verwendung des Zufallsmechanismus der Arkana-Karten verwandt, und in ALLEM anderen von der völlig willkürlichen Auslegung des Spielleiters abhängig.
Damit will ich nicht gesagt haben, daß das nicht funktionieren kann, sondern nur aufzeigen, was in solch einem dem (hier ja oft verwendeten und immer noch undefinierten Begriffe) "gameplay" den Vorrang vor JEGLICHEN Regeln einräumenden "System" vorliegt.
Da, wie ja schon gesagt, die Regeln die quantifizierbaren Elemente des Rollenspiels betreffen und für diese eine belastbare, für alle Spielenden gleiche Basis des Verhaltens festsetzen, hat man bei Engel diese Basis nicht. Da kommt es dann vor, daß der eine Spielleiter die Engel kaum besser fliegen können läßt als curare-vergiftete Albatrosse, während der andere den Engeln eine Luftakrobatik direkt aus der Greifvogelschau zugesteht. Belastbar ist beides nicht, da beide Spielleiter sich im nächsten Moment spontan wieder anders entscheiden könnten und Flugverhalten (und damit die Physik des Engel-Universums) spontan ändern können. Das führt zu einer unsicheren Einschätzungsfähigkeit der Spieler bezüglich der Kompetenz der Charaktere und somit zu allgemeiner Regelunsicherheit. - Der GUTE Engelspielleiter hält solche wesentlichen physikalischen Fakten SEINES Engel-Universums schriftlich fest und dokumentiert sie den Spielern gegenüber, so daß er somit eine belastbare Faktenbasis, aufgrund derer er auch in Zukunft zu entscheiden sich selbst verpflichtet, schafft. - Der SCHLECHTE Engelspielleiter macht, was sein Gedärm ihm sagt, und scheißt auf Kontinuität der Schilderungen, der Entscheidungen, der gemeinsam zu erlebenden Spielwelt.
Bei Engel muß man SEHR genau abklopfen, was für eine Art Engelspielleiter man gerade vorgesetzt bekommen hat (zumindest auf Cons).
Bei einem Rollenspiel, welches mit mehr Regeln, echten Regeln, belastbaren Regeln aufwartet, ist das in der Regel(!) nicht notwendig.
Da werden solche Willkür-Anfälle ausschließlich im Bereich der "weichen Regeln", im Bereich des nicht von präzisen Regeln abgedeckten, dem Spielleiter zur freien Entscheidung zur Verfügung stehenden Bereich erfolgen können. Erfolgen sie woanders, so ist - dank belastbarer Regelbasis - ein echter, offensichtlicher Regelbruch gegeben, den man als solchen dem regelverstoßenden Spielleiter auch zur Kenntnis geben kann.
Das Verwenden von gemeinsamen, belastbaren Regeln dient dazu, daß man als Spieler (und auch als Spielleiter) im Sinne der Fairness allen Spielenden gegenüber, sich auf die Regeln berufen kann und eine Einhaltung der Regeln fordern kann.
Wer also behauptet er spiele Arcane Codex, der MUSS die Arcane Codex Regeln auch anwenden. (Wie ich in meinem gestrigen Beitrag ja schon ausgeführt hatte.) - Tut er es nicht, so bescheißt er seine Spieler UND er belügt sie auch noch, weil er dann nämlich überhaupt nicht mehr AC spielt!
Was ich hier im Thread als "gesunden Menschenverstand" bezeichnet lesen mußte, wurde ja stets vorgestellt im Gegensatz zu einer den Mitspielern gegenüber fairen Einhaltung ALLER Spielregeln.
Da kann ich irgendwie überhaupt nicht nachvollziehen, warum das nicht ein derart eklatanter Regelbruch ist, daß die Spieler nicht in Scharen (so sie den in Scharen anwesend waren) davonlaufen und sich einen Spielleiter suchen, der Arcane Codex nach den AC-Regeln zu spielen in der Lage ist.
Es ist ein Faktum, welches generell Zustimmung findet, daß ein Spielleiter, der ständig die Spielregeln des Spiels, welches er zu spielen/leiten vorgibt, durch Anwendung seines "gesunden Menschenverstandes" bricht, seine Spieler unfair behandelt und ihnen ihren Anspruch auf die volle Anwendung der gemeinsamen(!) Regeln in verwerflicher Weise vorenthält.
Solche Spielleiter sollten lieber Romane schreiben, in denen sie nach belieben ihren "gesunden Menschenverstand" austoben können, ohne die regeltechnisch garantierte Entfaltungsfreiheit ihrer Mitspieler durch Willkür zu beschneiden.