Wobei Du mMn. ja jetzt nicht wirklich etwas über Dich erzählt hast. Eher ne Stichpunktartige Ist-Situation.
Also ziemlich genau den Inhalt eines Charakterbogens, für dessen Werte man angeblich eine Begründung haben soll.
Man redet drüber und findet schon ne Lösung, die beiden Seiten gefällt. Ich will doch einfach nur ne schöne Story hörn.
is doch nich zuviel verlangt.
Doch. Du redest nicht drüber, sondern rein. Das muss ja keine Absicht sein, aber natürlich wissen Deine Spieler wie Du tickst und werden sich entsprechend anpassen und das ist schon Mist.
Ich bin kürzlich bei einer Deadlands Hell on Earth Runde wieder eingestiegen und musste einen neuen Charakter bauen, weil der alte dem Verstrahlten Westen zum Opfer gefallen ist. Herausgekommen ist ein Revolverheld. Von den Spielwerten her ein ziemlich guter Revolverheld (bei Deadlands zieht man Karten und ist etwas gebunden). Ich hatte Lust auf einen Antihelden. Also wurde das nicht irgendein Schießwütiger Typ, sondern ein Farmer, dessen Familie von Banditen erschossen wurde. Seitdem jagt er die Bande und verdient seinen Unterhalt mit Kopfgeld. Eigentlich will er nur 6 Fuß tief in die Erde zu seiner Familie, aber sein Abgang soll einen Unterschied machen. Er ist halt im Herzen ein guter Mensch.
Die Spielwerte passen eigentlich nicht zu dem Hintergrund. Zumindest nicht richtig. Aber das ist egal. Der Charakter funktioniert auch so und macht Spaß. Es bringt dem Spiel absolut nichts, wenn ich jetzt noch Punkte hin und her schaufeln würde, nur um alle Fähigkeiten in den Charakter reinzupacken, die ein Farmer eigentlich brauchen würde! Das Konzept ist kein Farmer! Das Konzept ist ein Revolverheld/Antiheld. Ein Mann dem großes Unrecht wiederfahren ist und der bis zu seinem allerletzten Atemzug seinen selbstmörderischen Feldzug gegen die Banditen weiterführen wird. Er wird sterben, blutverschmiert und in Agonie. Alles war er will, ist das sein Tod wenigstens noch etwas Gutes hat.
Der Charakter wird niemals ein Feld bestellen. Der Charakter wird niemals Kühe züchten. Alle Punkte, die ich hier umlege, um das hochheilige Ziel eines "realistischen Charakters" zu erfüllen, schaden dem eigentlichen Konzept. Savage Worlds hat nicht mal einen Skill für Farmer! Nur weil wir original Deadlands-Regeln benutzen, hätte ich die Möglichkeit Punkte auf Fertigkeiten zu legen, die im Spiel niemals eine Rolle spielen werden.
Wenn mir jetzt ein Spielleiter erklärt, dass ich doch noch 3 Punkte in Beruf (Farmer) legen soll (und Reparieren und Abrichten oder Traktorfahren), weil das sonst mit der Farm nie geklappt hätte, hätte ich die wo anders hernehmen müssen:
- Er kann nicht mehr Reiten (ist Blöd, da ich eine Gehbehinderung als Nachteil _gezogen_ habe).
- Er kann deutlich schlechter Schießen: Der Charakter ist auf ein episches Finale ausgelegt. Ständig daneben zu schießen ist wenig episch.
- Er kann weniger mutig werden: das passt mit dem Konzept des Todes verachtenden Rächers bestimmt voll gut zusammen. Nicht.
- Er verliert einen der extrem vielen Vorteile, die dafür sorgen, dass er im Endkampf nicht einfach Ohnmächtig wird oder schreiend wegrennt oder einen Herzinfakt erleidet oder sonst etwas tut, was sein Konzept ad absurdum führen würde. Möglich, aber potentiell mega kacke.
- Er verliert die Fähigkeit mit Sprengstoffen umzugehen. Das wäre noch gegangen, aber ein riesen Knall zum Schluss, wäre schon geil.
Man hätte dann noch aus dem Farmer einen Minenarbeiter machen können und dann Beruf (Minenarbeiter) einfach durch Demolitions ersetzen können (also hier ein Auge zudrücken, aber beim Farmer nicht). Aber Minenarbeiter sind mit ihrer Familie selten mitten im nirgendwo alleine Banditen ausgeliefert.
Es gibt in meinen Augen einfach keinen Grund etwas an dem Charakter zu ändern! Dass hier scheinbar etwas fehlt, liegt am Regelwerk, nicht am Konzept.