Saint schrieb:
Ich glaube ja, dass White Wolf da eine Suppe auslöffeln will, die sie sich selbst eingebrockt haben mit ihren großartigen "sprechenden" Fluffbeschreibungen. Ein Beispiel (ich hab in Reichweite des PC's gerade nur Magus liegen) - "Handgemenge". Da steht dann 1 Neuling - Sie kennen die Grundzüge des Fauskampfes, sind aber nicht sehr geübt. 2 Geübt: Sie wissen, wo man Leute treffen muss, damit es weh tut. 3 Kompetent: Sie wissen, wie man schnell jemanden ausschaltet ohne bleibenden Schaden anzurichten. 4 Experte: Sie haben einen schwarzen Gürtel in einem Kampfsport und 5 Meister: Sie haben ihren eigenen, einzigartigen Stil entwickelt und vielleicht eine Kampfschule gegründet.
Dieser Senf hat jetzt dafür gesorgt, das Buffy, die Schülerin nicht einfach sagen konnte "Hrm, ich hab Bock zu kämpfen, also nehme ich mal Handgemenge auf 5!" - weil dann direkt einer ankommt und sagt "mooooment! Wann soll das 22jährige Küken denn eine Kampfschule gegründet haben?". Bei D&D hätte Buffy einfach "Kämpfer" als Klasse gewählt - und keinen hätte es gekratzt. Der Flavortext zu den Fähigkeiten hingegen prägt unsere Sichtweise und plötzlich geht's nicht mehr, das die Protagonisten einer Geschichte alles umkloppen können (wie das in jeder zweitklassigen Fernsehserie geht) weil - WO IST DEREN KAMPFSCHULE??????
Plötzlich muss man sich für sowas rechtfertigen - und - das ist noch viel schlimmer - plötzlich taucht auch in Publikationen ein Heer wertetechnisch verkrüppelter Charaktere auf, bei denen man ja nicht versucht jemandem Gesetzeskenntnisse über 2 zu geben, weil man damit ja schon Anwalt wäre.
Tatsächlich ist dieses Phänomen (zumindest soweit es mich betrifft) auch tatsächlich auf die WOD beschränkt. Weil WOD das einzige System ist, das ich spiele, dass so eine direkte Verbindung von Setting und Regeln herzustellen versucht. Und da ist es mir dann auch wichtig, weil es dann zur Stimmigkeit der ganzen Welt gehört. Quasi das, was Jack weiter oben auch gesagt hat. Er hat es mit Fairness begründet, ich begründe es mit Weltkonsistenz, die Idee ist aber glaube ich die selbe. Wenn das Regelwerk eben sagt, 2 sei der Standard, 3 überdurchschnittlich und 4 weltklasse, dann erscheint mir das schlüssig und wird so für alle meine NSC übernommen. Und per proxi dann auch für die SC. Wenn ein Spieler jetzt Brawling 5 haben will, dann kann er das tun. Und er muss es mir nicht mal wirklich erklären. Aber ich möchte, dass er sich darüber im Klaren ist, was das im Setting bedeutet. Und sich ein paar Gedanken macht, wie er so gut geworden ist, und warum er damit denn jetzt eigentlich kein Star geworden ist.
Das liegt auch darin begründet, dass ich die WoD, wie Teylen es gesagt hat, sehr kooperativ verstehe. Bei der WoD spiele ich auf jeden Fall immer MIT den Spielern. Auch schon deshalb, weil die WOD mir die totale Freiheit zum Spielerficken gibt. Und damit es da gar nicht erst zu Problemen kommt, lege ich Wert auf kooperatives, konsistentes Spiel. Ich halte mich an die Regeln,die Spieler halten sich an die Regeln. Und Teil der Regeln sind eben auch die Gewichtungen und die Verzahnung von Regeln und Hintergrund. Wenn wir das nicht wollen, spielen wir Savage Worlds.
Bei SW besteht diese enge Verbindung von Setting und Regeln nicht. Da können die Spieler ihre Charaktere minmaxen wie sie wollen. Im Gegenzug spiele ich auch deutlich weniger kooperativ. Weil ich weiß, dass SW funktionierende Regeln hat, die die Spieler wirksam schützen, auch wenn ich es darauf anlege, einen TPK zu provozieren. Daher KANN ich es da auch auf einen TPK anlegen. Und deshalb ist es nicht nur okay, sondern sogar absolut angebracht, wenn die Spieler ihre Charaktere so überlebensfähig und kompetent wie nur möglich gestalten. Diese Schutzwirkung haben die Regeln der WOD nicht. Wollen sie auch nicht. Das zwingt, wie gesagt, zu kooperativerem Spiel. Die Kehrseite davon ist, wie ebenfalls schon gesagt, eine Verpflichtung zum weltkonsistenteren Spiel und "mittelmäßigeren" Charakteren. Weil Menschen eben mittelmäßig sind. Im Guten wie im Schlechten. Und Inselbegabungen sehr sehr selten. Was eben nicht heißt, dass es sie nicht gäbe, aber wenn ein Spieler einen Savant spielen möchte, muss ihm klar sein, dass vor dem Wort "Savant" nicht ganz ohne Grund früher das Wort "Idiot" stand.
Und zu John McClane: Der räumt nicht den Nakatomi-Plaza leer, weil er so gute Werte, sondern weil er viele Bennies hat.
Der ist eindeutig kein WoD-Charakter, sondern ein Savage Worlds-Charakter (oder D&D oder etwas ähnliches - aber NICHT WoD).
Edit:
Ach und Hintergrundgeschichten lese ich grundsätzlich nicht. Da habe ich weder Zeit noch Lust drauf. Das musste ich meinem einen Spieler auch erstmal abgewöhnen, mir irgendwelche Geschichtchen zu schreiben. Die Geschichte wird am Tisch erzählt. Und nirgendwo sonst. Eventuell noch im Spielforum. Aber immer öffentlich. Niemals nur als exklusive Kommunikation zwischen einem Spieler und einem SL.