AW: Pfad der Menschlichkeit - Da stimmt doch was nicht ???
Ich hab aber im Pfad des Blutes aus menschlicher Sicht keine guten Vorsätze, somit kann ich mich nicht später darüber ausheulen, dass ich gegen meine guten Vorsätze verstoßen habe.
Was ich meine sind die Vorsätze, die meinem Weg entsprechen. Die kann ich eben nicht immer erfüllen, auch auf den Wegen nicht (wär ja sonst absolut unproblematisch, die Wege sofort auf 10 zu kriegen, oder?), und zwar deshalb:
Weil das Tier im Vampir diese Gedanken fördert, der Mensch aber noch vorhanden ist und diese zutiefst ablehnt und bitter bereut, beim Pfadanhänger ist wie ich es sehe dieser Mesch aber schon lange nicht mehr vorhanden.
Hier gehen wir schon gedanklich weit auseinander.
Ich gehe davon aus, dass Neid, Wut, Selbstsucht und ganz viele andere (im Pfad der Menschlichkeit) böse Gedanken oder Impulse im Menschen verankert sind, ebenso wie Mitleid, die Fähigkeit zu Freundschaft und Liebe und viele andere (im Pfad der Menschlichkeit) gute Impulse und Eigenschaften.
Wie ich darauf komme? Naja, ich kenne diese Impulse selbst und habe sicherlich kein inneres Tier im Sinne der Vampire-Welt.
Daher gehe ich davon aus, dass diese Dinge, beispielhaft greife ich mal Wut und Mitleid heraus, auch bei einem Vampir nichts mit seinem Pfad oder seinem inneren Tier zu tun haben, sondern eben Teil des Bausatzes an sich sind (ebenso wie - sagen wir - die Fähigkeit, logisch zu denken oder intuitiv zu handeln).
Wenn man den Weg der Menschlichkeit geht, hat man (selbst wenn man gar kein Tier hätte!) ein Problem mit seiner Wut. Man würde vielleicht aus Frust über eine Situation etwas kaputtmachen oder im Zorn jemandem eine runterhauen - und müsste dann prüfen, ob man Pfadwert verliert (=Reue empfindet oder rationalisiert).
Wenn man den Weg des Blutes geht, hat man (wieder: selbst ohne Tier!) ein Problem mit seinem Mitleid. Man würde vielleicht weich werden und jemanden verschonen, weil man weiß, dass er für einen Vampir eigentlich ein guter Kerl ist, weil er einem vielleicht das Leben gerettet hat oder so - und müsste dann prüfen, ob man Pfadwert verliert (=Reue empfindet oder rationalisiert).
Das Tier kommt bei allen Wegen und Pfaden erschwerend hinzu - es versucht auch bei den Pfaden, den Vampir von der Sache abzubringen, an die er sich klammert, denn das Tier hasst die Stabilität, die ein Pfad oder ein Weg dem Vampir gibt - es will seinen eigenen Griff festigen. Das ist die zweite Sache, die hinzu kommt.
Aber lass mich Dich mal fragen, wo für Dich die Schwierigkeit beim Folgen eines Pfades liegt, wenn alle Impulse, dem Pfad zuwider zu handeln einfach weg sind.
Nnnnjjjein, ich würde Setesh schon tendenziell zustimmen wollen: Die Pfade lesen sich für mich nicht wie offizielle Überzeugungen, die mit anderen inoffiziellen, aber tatsächlichen (ehemaliger Menschlichkeit) konkurrieren, sondern wie Überzeugungen, die ich zwar von ganzem untoten Herzen verwirklichen will , aber aufgrund der Umstände nicht immer kann. Insofern erscheint mir auch nur das mittlere deiner Beispiele (Unaufrichtigkeit aufgrund von Sympathie) wirklich "realistisch".
Verständlich, worauf ich hinaus will? Ein Pfadanhänger ist kein Konvertit, der in Wirklichkeit noch seiner alten Religion anhängt, sondern er ist ein gläubiger Konvertit.
Wieder: Na und? Selbst der gläubigste Konvertt muss sich mit seinen Überzeugungen auseinandersetzen, wenn sie an der Realität geprüft werden.
Egal wie sehr ich meine Menschlichkeit behalten will, ich war halt so scheißwütend, dass ich dem Kerl eine zimmern musste!
Und egal wie sehr ich den Pfad des Blutes gehen will, verdammt, der Typ hatte mir fünf Minuten vorher das Leben gerettet!
Ich denke ein verfluchtes Geschöpf wie es der Vampir es ist, sollte daher auch das Menschliche schnell hinter sich lassen können, wenn er von der Welt der Dunkelheit erfährt.
Warum? Ich denke, alles hinter sich zu lassen, was einem je als richtig und gut beigebracht wurde, ist nie einfach.
Frag Dich mal selbst, wie schnell Du das köntest. Warum sollte ein Vampir (wohlgemerkt: Eine Kreatur der Stasis) das schneller bewerkstelligen? Noch dazu wenn er unter der geradezu irremachenden Angst steht, er könnte seine restliche Seele, seine Identität, seine geistige Gesundheit und alles was ihn ausmacht an das Tier verlieren.
Und gerade für Pfadanhänger ist es erstrangig die Werte und Ziele ihres Pfades ähnlich reflexhaft zu beherrschen, wie ein Menschlichkeitsanhänger seine Werte beherrscht (die ihm ja sein ganzes Leben eingetrichtert wurden).
Genau, und das ist unheimlich schwer, denke ich. Du musst sämtliche anderen Impulse so unter Kontrolle bekommen, wie Du als Mensch den Impuls, Leuten die Dir nicht passen (z.B. Deinem doofen Schef) sofort eine zu kleben, irgendwann im Kindergarten oder so unter Kontrolle bekommen hast (im besten Fall
).
Affektkontrolle. Ganz schwer, nach dem Kindesalter daran noch was zu drehen - für Pfadanhänger allerdings unheimlich wichtig.
Edit:
Ich denke, wir gehen von zwei unterschiedliche Prämissen aus:
- Pfadanhänger behalten alle Emotionen und Impulse, die sie auch vorher hatten, sie bewerten sie jetzt nur anders (z.B. wird Gnade "böse" und Kaltblütigkeit "gut").
- Pfadanhänger verlieren mit ihrer Menschlichkeit auch alle alten Gefühle und Impulse.
Diese unterschiedliche Bewertung von Impulsen wie in 1.) gibt es in menschlichen Gesellschaften tatsächlich. In Asien etwa ist es verpönt, überhaupt Gefühlsregungen zu zeigen - wer ein Geschenk bekommt, lächelt, dankt dem Schenker und legt es weg ohne es auszupacken. Alles andere würde auf extreme Habgier hindeuten.
Hierzulande wirkt das gleiche Verhalten undankbar. Offensichtliche Freude beim Auspacken wird gewünscht und gibt dem Schenker ein gutes Gefühl.
Das ist natürlich eine andere Liga als plötzlich Gnade und Mitleid zu negativen Gefühlen/Impulsen zu erklären, aber ich nehme an, auch das hat es in der Geschichte der Menschheit sicher irgendwo gegeben.
Infofern wäre es für mich ganz logisch, wenn Annahme 1 zuträfe - nur dann hätte ich überhaupt eine Motivation, Pfadanhänger zu spielen.
Wenn für Dich/Euch 2.) zutrifft, wüsste ich gern, wo da die Motivationen und Schwierigkeiten liegen. *neugier*