AW: Opus Rohypnol
Ich kann die Assoziation des Rituals, so wie von Nadelbalg mit groben Strichen skizziert, mit der Date-Rape-Thematik voll nach vollziehen.
Ich habe aber für mich andere Wirkungen, andere Schlußfolgerungen aus dieser Schilderung gezogen, als dies der Threadersteller blut_und_glas für sich getan hat.
Wenn schon, dann möchte ich mein eignes Sperrfeuer einfangen. Da habe ich einen Anspruch darauf. Eine MORALISCHEN! :motz:
Ich meine das auf Grund deiner eher ablehnenden Haltung gegenüber der Einbindung von Inhalten wie diesem (Date Rape) hier.
Eingedenk früherer Diskussionen (zu little fears beispielsweise oder zu Vampires) glaube ich zu wissen, dass du manche Themen generell nicht im Spiel sehen willst, oder zumindest nicht in der Form wie sie in diesen Spielen präsentiert werden (und wie ich sie für Opus Anima eingangs postuliert hatte).
Ja. Ich habe da eine - ganz den früheren Diskussionen entsprechende - Meinung dazu. Die läßt sich im Kern darauf reduzieren, daß ich nicht grundsätzlich etwas gegen eine Vergewaltigungs-Themaik in Rollenspielen habe (Woher kommen die Halb-Orks? Was ist die Domäne von Gloranthas Göttin Thed, Goddess of Rape, nochmal?), sondern daß es mir mehr darum geht WIE dieses Thema behandelt wird.
Und so, wie es den Anschein hatte (eigentlich immer noch hat, da ich Vampirecats verniedlichenden Ausführungen irgendwie nicht so recht Glauben schenken mag - das ist halt auch nur ein Kaschieren dessen, was zu Nadelbalgs Vorstellung davon, WIE dieses Ritual zu sein hat, geführt hat), geht es bei OA darum, daß der SPIELER via seines Charakters in den zentralen Geschichten, die OA zu spielen vorsieht (Core Stories), dazu angehalten, wenn nicht gar genötigt wird, solchermaßen als eklig, schmerzhaft und mit bleibenden Traumata bei den Opfern dargestellten Rituale durchzuführen.
Was mich stört, ist, daß die Spieler und Spielercharaktere hier aufgrund des vom Setting her vorgegebenen Strebens nach Abbau ihrer Makel einen VORTEIL haben, wenn sie diese Handlungen an unwilligen Opfern durchführen.
Ob das Opfer des Rituals "es doch auch wollte", weil so ein seelischer Fremdkörper entfernt wurde, ist dabei völlig egal. Als Spieler muß ich meinen Charakter eine wildfremde Person - eventuell ein Kind, eine alte Frau, meinen alten Schulfreund - in eine Lage bringen, wo er mir und meinem Tun nicht mehr entkommen kann, wo ich ihm Schmerz, Leid und entsetzliche Erlebnisse zufügen muß, an die er sich hoffentlich nachher nicht mehr vollständig erinnern wird.
Bei so etwas frage ich mich schon nicht einmal mehr, ob ich das spielen will.
So etwas WILL ich nicht spielen.
In anderen Rollenspielen, in welchen Vergewaltigung thematisiert wird, die ich aber spielen mag, da ist nicht der Vergewaltiger der HELD. Da ist nicht der brutale Ritualfolterer der Charakter, mit dem ich mich identifizieren soll, sondern der GEGNER. Da bekämpfe ich solche Arschlöcher. Da bringe ich sie vor Gericht.
Übrigens: Wenn ein unbeteiligter Zuschauer (z.B. der 12-jährige Sohn der Frau, die ein SC gerade ans Bett gefesselt hat, um ihr den Seelensplitter in offensichtlich schmerzhafter und ekeliger Weise zu entfernen) das mitansieht - ist der dann auch nicht mehr in der Lage sich zu erinnern?
Ist der dann nicht auch traumatisiert?
Und ist nicht damit zu rechnen, daß sich ganz normale, besorgte Nachbarn um die Schreie kümmern und die Polizei rufen?
Werden denn diese Maata, die als "Serien-Ritual-Folterer" herumreisen, nicht von den Strafverfolgungsbehörden gejagt? - Und zwar aus Sicht aller Bürger dort mit Recht!
Wenn das Ritual so ekelig, so wüst, so übelkeitserregend vorzustellen ist, dann könnte das nämlich weit mehr Schäden zurücklassen, als "nur" bei direkten Opfer!
Was ist mit "Snuff"-Videos? Es gibt ja auch Spielwelten für OA, wo moderne Medien verbreitet sind. Da könnte es einen Markt für solche kranken Aufzeichnungen von Seelensplitter-Extraktionen geben.
...
Wie man leicht sieht, kann man das ganze schnell weiterdenken.
Und dann erreicht man Bereiche, zu denen ich eine klar ablehnende Meinung habe.
Naja, ich denke Thematisiert werden darf alles, in gedenken an das grundgesetz.
Der einzige Grund es nicht zu thematisieren ist der, das du es in deiner gruppe nicht wünscht weil es deinen Spielspass beeinträchtigt. Ansonsten kauf dir das Buch doch einfach nicht, wenn du dieses Thema nicht wünscht.
Ja, thematisiert werden DARF es rein rechtlich gesehen (unter Beachtung von Jugendschutz etc.) schon.
Die Konsequenz ist letztlich, daß OA den Ruf eines "Schmuddelspiels" für Leute, die mal echt krass brutale Sachen machen wollen, bekommt.
Wenn das nicht zum Spielstil, zur Spielgegenstandserwartung einer Spielgruppe gehört, dann wird es eben nicht gespielt. Ganz klar. - Man kann sich OA ja auch als PDF, ohne gleich das Hardcover kaufen zu müssen, anschauen, sich anhand dessen und anhand von Rezensionen und Diskussionen (wie dieser hier) eine Meinung bilden. Und es dann eben nicht kaufen, nicht spielen, weil man solche Themen im MITTELPUNKT der Spielercharakter-Handlungen nicht mag und nicht gut findet.
So wird's kommen.
Aber ich hoffe doch sehr, dass dort keiner wirklich eine Vergewaltigung durch den SC als ein zentrales Thema ausspielen will. Denn das war ja hier die Assoziation.
Ändert aber nichts an den Fakten.
Tja, das hoffe ich auch sehr. - Doch momentan sieht das noch nicht so danach aus. (Siehe meine obigen Punkte zur Traumatisierung von Zuschauern, Verwandten, Schutzbefohlenen der Opfer.)
Ekelhaft und unsäglich wird es im Spiel meiner Meinung nach erst durch den Umgang.
Genau. Und den von den Autoren EMPFOHLENEN Umgang, den schildert das Regelwerk bzw. der Setting-Fluff.
Zu den Störungen, die der Splitter im Träger erzeugt:
Alleine das schon vorher klarer auszusprechen hätte einen (Gross?)Teil dieser Diskussion hier erübrigt.
Nicht einen großen, aber doch einen gewissen Teil. - Das war es, was Vampirecat mißzuverstehen geruhte, als ich schrieb "Klarere Aussagen, klares Stellungbeziehen des Autorenteams FRÜHER SCHON hätten hier einiges an Verärgerung auf ALLEN Seiten vermeiden geholfen".
Damit meinte ich eine klarere Stellung des Autorenteams zum Umgang mit der potentiell die Spieler verstörenden Thematik des brutalen Qual-Rituals. Hier wären MEHR Informationen darüber, wie die Kerngeschichten in OA ablaufen, welche "Färbung" sie nach Vorstellung der Autoren einnehmen sollten, was die Spielercharakteren denn nun KONKRET TUN sollen, in OA-Szenarien, sehr hilfreich gewesen, um Verwirrungen, Mißinterpretationen, Assoziationen, auf die die Autoren vielleicht (aus Betriebsblindheit, wenn man einmal ganz tief drin steckt) nie gekommen wären, zu vermeiden.
DAS meinte ich, und nicht eine schnelle Antwort in diesem Thread hier. Letzteres weiß ich auch zu schätzen, ist aber nicht das, was den Thread, die auslösende Assoziation überhaupt zu vermeiden hätte helfen können.
Wer sich missverständlich ausdrückt, ... wird missverstanden werden. Dazu benötigt es nicht unbedingt Böswilligkeit seitens des Lesers, das liegt einfach in der Natur der Sache.
Exakt. Man liest aus Neugier, nicht aus Boshaftigkeit einen Beitrag. Etwas daran stößt einem unangenehm auf. Und dann sagt man, was man an dem, was man da gelesen hat, nicht gut findet.
Und wenn man sich - wie ich - auch noch geärgert hat, und seinen Ärger - wie ich - nicht gut im Zaume halten kann, dann sagt man das, was man nicht gut findet, auch in einem Tonfall, der dem Ausmaß des Ärgers proportional weniger zurückhaltend ist.
Aber würde man ihm absichtlich die Attribut "ekelig" und "schmerzhaft" zuschreiben? Möglich. Wenn man das tut, warum tut man es dann? Was für ein Bild von der Operation will man damit zeichnen? Welche Stimmung will man erzeugen? ...
Das hatte ich mich nicht nur gefragt, sondern - möglicherweise vorschnell, aber aufgrund der vorliegenden Informationen durchaus plausibel - für mich beantwortet: Ich kam zu dem Schluß, daß die Stimmung, die mit "ekelig", "schmerzhaft" gemalt werden soll, eine düstere, beklemmende, deprimierende, entsetzliche ist, in der man das ganze Ausmaß der Hilflosigkeit des dem Ritual ausgelieferten Opfers förmlich fühlen kann. Ich konnte mir diese Stimmung nur als ein bewußtes Mittel der Autoren erklären, das umzusetzen, was sie als "grotesken Horror" als OA-Untertitel seit RoaS-Zeiten bereits mitführen.
Somit kam daraus der Eindruck, daß sie auf den puren Schockeffekt von solchen Szenen viel Wert legen, um das Adjektiv "grotesk" für ihr mir bislang eher weniger grotesk und kaum auf Horror ausgelegtes Setting zu rechtfertigen.
Daher war ich schwer enttäuscht von den mir bislang als eigentlich ganz aufgeschlossen wirkenden Autoren. Nun machen sie das, was andere schon vor ihnen gemacht haben: das Publikum ekeln, entsetzen lassen. Das fand ich billig. - UNSTIMMIG billig z.B. zu den ansonsten recht liebevoll detaillierten, fast schon zu steril-sauberen Regionenbeschreibungen.
Das hatte ich auch so verstanden - mit der entscheidenden Ausnahme eben, dass ich keinen Nutzen für den Seelenträger erkennen konnte.
Genau. Nur Vorteile für den Spielercharakter. Der Spieler muß DAUERND solche Rituale durchführen, wenn er "weiterkommen" will, da ja das Streben nach Wiedervervollständigung seiner Seele die Haupttriebfeder für das Handeln des Charakters ist.
Somit muß man sich also in JEDEM Szenario auf mindestens eine, bisweilen eventuell sogar mehrere "groteske" Ekel-Folter-Ritualszenen einstellen.
Das fand ich ziemlich begeisterungsbremsend.
Wenn das das erklärte Ziel ist, und auch die Stimmung, die erzeugt werden soll, eine der Erlösung, vielleicht gar der (religiösen) Ekstase sein soll, dann frage ich mich welche Rolle dem Aufbau des Rituals selbst als etwas Unangenehmes zukommen soll. Ist das Mittel, um den Kontrast zu erhöhen? Um eine Verstärkung der Medizinparallele (bitter!)? Geht es um Überwindung (von Schmerz, von Widrigkeit, um so Erlösung zu erfahren)? Um Martyrium gar?
Das hatte ich ja auch schon eingangs für seltsam gehalten. Warum MUSS es aus Sicht der Autoren solch eine "Unanehmlichkeit" sein, den Seelensplitter seinem ursprünglichen Besitzer zurückzugeben?
Die Entscheidung darüber, wie das als Fakt in der Spielwelt zu erfolgen hat, die liegt einzig und allein bei den Autoren.
Und diese haben KEINE Erlösungsszene, keine quasi-religiöse Ekstase, keine freudigen Erfahrungen für den bisherigen Träger vorgesehen, sondern EKEL, SCHMERZ, LEID und bleibende psychische Schäden.
Na, danke.
Das hätte nicht sein MÜSSEN.
Das war GEWOLLT.
Und das habe ich ja auch so gesagt, daß es von den Autoren gewollt ist. - Komischerweise stellt die dann erfolgte "Entrüstung" von Vampirecat nur darauf ab, wie "bösartig" ich doch gewesen sei, statt sich einmal ganz klar über diese Frage und die Absicht hinter dem Ekel, der Folter, dem Leid zu äußern. - Mich hätte das schon interessiert, da ich ja so meine Vermutungen (s.o.) dazu habe, warum es hier so ekelig und brutal zugehen SOLL.
Anders gefragt, könnte man diese Ideen (Schmerz, ...) nicht auch aus dem Ritual entfernen? Es nicht als schmerzhaften Eingriff, sondern den Vorgang selbst schon als angenehm, heilbringend, erlösend (nicht nur in seinem Ergebnis) beschreiben? Der Kontrast wäre dann eine reine Vorher-Nachher Frage, ohne die scharfe Trennlinie des konkret schmerzhaften Rituals.
Könnte man sicherlich.
Meine Erwartung an das OA-Autorenteam ist die, daß sie sich mal überlegen, wieviele herunterziehende Empfindungen ein OA-Spieler denn noch alles abkönnen muß, um einen SC in ihren Welten handeln lassen zu können.
Ich WILL einfach nicht eine SC spielen, der andere so als hilflose Opfer behandeln muß, die nicht verstehen, warum ich sie so ekelig und schmerzhaft foltere und ihnen psychische und physische Gewalt antue, nur um meinem Charakter ein paar spieltechnische Vorteile zu verschaffen.
Klar ist OA kein "heroisches" Setting, wo es klare, vordefinierte Grenzen zwischen Gut und Böse gibt, und wo die SCs auf der Guten Seite stets über jeden Zweifel erhaben agieren können (so wie bei Engel z.B.). OA sollte, so mein früherer Eindruck, eher weniger schwarz-weiß, sondern mehr in Graustufen gespielt werden. - Inzwischen habe ich aber den Eindruck, daß das mit den Graustufen nicht ernst gemeint war.
Aus den Reaktionen auf die Assoziation von OA-Seelensplitter-Ritualfolter mit Date-Rape kommen mir Zweifel an der Aufrichtigkeit oder zumindest an der Ernsthaftigkeit der Aussagen der Autoren aus den früheren Threads hier im Forum.
Momentan erwarte ich da nichts Gutes mehr aus diesen sehr widersprüchlichen Kreisen.