AW: Offener Brief nach Mannheim
Das Problem bei Fantasyläden ist aber: In 99% aller Läden wird man nicht gut beraten. Eigentlich wird man gar nicht beraten. In vielen dieser Läden kann man, gerade wenn man kein Stammkunde ist, froh sein, wenn man überhaupt bedient wird. Wie oft mußte ich schon mit einem "äh, hallo, ich würd hier dann gerne mal zahlen" das deutlich private Gespräch unterbrechen, das die Angestellten mit ihren Kunden oder sogar untereinander geführt haben, um sie dann mit sanfter Gewalt dazu zu zwingen, mir etwas Geld abzuknöpfen.
[Filibuster on]
Das ist einer der Gründe warum ich schon seit Jahren in keinem Fantasyladen mehr war.
Der Höhepunkt war als ich mehr oder weniger die einzige Kundin im Laden war (Leute, die nur dort sind um TT zu spielen, bzw. sich auf eine RPG-Runde im Hinterzimmer vorbereiten, sind Besucher, keine Kunden) und ich eine halbe Stunde an der Kasse stand, um endlich mal zahlen zu dürfen. Der Verkäufer saß mir übrigens genau gegenüber und spiele am Rechner, der wohl eigentlich für die Buchführung da war, Diablo 2. Lautstarkes Bekunden meiner Kaufabsicht führten nur dazu, daß er starr auf den Blidschirm schaute und mich absichtlich übersah. Und zu guter letzt wurde das ganze noch mit einem "Wenns denn sein muß" vom Verkäufer quitiert. Da half es auch nichs, daß ich laut meiner Kundenkarte Stammkundin war.
Keine Ahnung was für Kriterien man erfüllen mußte, um bedient zu werden. Vielleicht in der selben Runde wie der Verkäufer spielen, sich jeden Tag 8 h im Laden aufhalten oder ihm sexuelle Dienste anbieten.
Ich habs jedenfalls nicht mehr eingesehen in einem Laden einzukaufen in dem Kunden als Störfaktor angesehen wurden.
Nun ja, der Laden ist aber eh Geschichte, was wohl auf dieses Verhalten zurück zu führen ist. Der einzige andere Laden, der noch als Fantasyladen zu bezeichnen ist, setzt voll und ganz auf Tabletop und Trading Cards. Eine Handvoll Rollenspielbücher, die sich auf 2 Regale in der hintersten Ecke verteilen lädt nicht wirklich zum stöbern ein. Über die Qualität des Service möchte ich nicht urteilen, da ich mich gar nicht erst mit dem Personal unterhalten habe, da dieses in Gespräche über TT und TCG verstrickt war.
Andere Läden gibt es nicht in der Stadt, also müßte ich dann nach Kiel oder Hamburg fahren und dann lohnt es sich schon fast wieder Porto für einen Versand per online-Shop zu bezahlen.
Also ich sehe ehrlich gesagt keinen Sinn dadrine die lokalen Händler zu unterstützen, zu mindestens nicht in meiner Region. In den meisten Läden ist die Beratung nämlich genau wie im Internet, nämlich gar keine.
Was entweder daran liegt, daß man Leute einstellt, die von dem Thema keine Ahnung haben oder gerade mal ein System kennen, aber keine Lust haben sich für ihren Beruf weiter zu bilden oder man stellt die Leute ein, die zwar Ahnung haben, aber wie der Klischeehafte Rollenspieler an sozialen Defiziten leiden und nicht Willens sind jemand anderen als ihre Freunde zu bedienen. Ich denke es wenn man keine Ahnung vom Rollenspiel hat, sollte man dort nicht gerade arbeiten, aber anderseits wenn man Ahnung hat, aber seinen Beruf immernoch primär als Hobby anzieht und sich entsprechend den Kunden gegeüber verhält sollte man dort auch nicht arbeiten.
Egal, mangelende Bedienung und Beratung sind schon mal ein großer Minuspunkt.
Dann kommt noch hinzu, daß viele Läden auf die Rollenspieler als Kunden keinen großen Wert legen, sondern TT und TCG Spieler bevorzugen. Das mag sich im Sortiment, in der Behandlung der Kunden und auch in der Gestaltung des Ladens widerspiegeln. Jedenfalls gehe ich nicht gerne in Läden, die mich im Grunde ihres Herzen gar nicht als Kunden haben wollen. Noch ein Minuspunkt.
Kontakte und Treffpunkt zu/für Rollenspieler gibt es in den Läden, in denen ich war, auch nicht. Wie auch, wenn man nicht bedient wird oder sowieso nicht zu den Kunden gehört, die im Laden gern gesehen sind? In den 5 Jahren oder so, die ich mehr oder weniger regelmäßig den einen Laden besucht habe, wurde ich sage und 3 mal von anderen Rollenspielern angesprochen. Bei einem gemeinsamen Hobby und womöglich noch einem gemeinsamen System sollte man doch denken, daß es genug Gesprächsstoff gibt, aber mehr als ein Smalltalk war es nicht. Lag es an den bösen Blicken der TT Spieler, weil sie Rollenspieler im selben Raum aufhielten oder weil Rollenspieler doch Probleme haben Kontakte zu knüpfen? Ich weiß es nicht. Im Grunde ist es auch egal, da ich nicht in den Laden gehe um Kontakte zu knüpfen. Aber auch hier kann ich keinen Pluspunkt vergeben, allerdings auch keinen Minuspunkt. Oder soll das Personal die Kunden anhalten nett zu einander zu sein; das ist nicht deren Aufgabe.
Über Preispolitik der Läden kann ich nichts sagen, da ich damals nur deutsche Bücher gekauft habe, die eh der Buchpreisbindung unterlagen und da ich nichts bestellt habe, kann ich auch nichts zu den Lieferzeiten und der Verfügbarkeit sagen.
Zieht man alles zusammen, habe ich nur schlechte Erfahrungen mit Fantasyläden gemacht und keine guten. Deswegen bestelle ich seit Jahren meine Bücher auch nur noch übers Internet. Beratung hole ich mir bei Freunden oder im Internet, ich habe den Vorteil der rund um die Uhr Verfügbarkeit, ich brauche mich nicht mit der schlechten Laune von Verkäufern und Kunden rumärgern und obendrein krieg ich die Sachen auch noch billiger als im Laden.
Ich denke mal meine Ausführungen zeigen, daß nicht der Geiz-ist-geil-Mentalität verfallen sein muß, nur um das Internet dem Laden vor Ort vorzuziehen. Hätte ich einen Laden vor der Haustür, wo man eine gerngesehene Kundin ist, die einigermaßen nett bedient wird und wo man vielleicht auch noch beraten wird, dann wäre ich bereit den entsprechenden Mehrpreis zu zahlen, solange sich das in Grenzen hält. Wobei man die Grenzen immer nach dem Buch richten sollte.
Ein Laden oder Shop, der z.B. meint ein GURPS 3rd E. Quellenbuch für einen Preis von 30€ zu verkaufen, obwohl man es anderswo für 9,95€ kriegt, der wird mich sicherlich nicht als Kundin gewinnen. Genausowenig wie ein Shop/Laden, der ein GRW, auf dem 39$, das für 39€ verkauft. Da ist es mir egal, ob Großhändler eins zu eins umrechnen, das ist eine offene Preiserhöhung. Wenn ich das Buch und noch ein paar andere in Übersee oder auch nur in GB bestelle, bin ich mit Porto und weiteren Kosten noch weitaus billiger als 39€. Wenn der Preis aber ohne größere Abweichungen in der Nähe einer vernünftigen Umrechnung liegt, dann bin ich bereit das zu bezahlen.
An dieser Stelle fällt mir ein, irgendwer hat den Vergleich zwischen einem Fantadyladen und einem Computerfachgeschäft gezogen. Wie kommt es das im Computerfachgeschäft meines Vertrauens die Preise jeden Tag neu berechente werden, weil jeden Tag ein neuer Dollarkurs anliegt und warum lassen sich Rollenspielläden einen Kurs von 1 zu 1 aufdrücken? Ich meine er nicht fähig ist, mit seinem Großhändler vernünftige Preise auf Grundlage einer Kursumrechnung auszuhandeln und dann diese künstliche Preissteigerung an seine Kunden weitergibt, der darf sich nicht wundern, wenn die Kunden ausbleiben. Ich sagte weiter oben schon, wer so einen Laden betreibt, der sollte RPG nicht als Hobby ansehen, sondern als Beruf und das heißt nicht wahllos irgendwelche Preise machen, sondern sich an den Kunden orientieren.
Ok, vielleicht sind die Besitzer der Fantasyläden, die sich mehr als ein paar Jahre halten, wirlich sollte, die das Geld nicht brauchen und das nur tun, um ihr Hobby zu fördern, aber im allgemeinen geht man, wenn man einen Laden aufmacht, davon aus damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Also muß man sich irgendwo am Kunden orientieren. Na ja, wenn man sich nur an die TT und TCG Spieler hält, dann ist halt etwas anders, da kann man ganz andere Gewinne raufschlagen. Irgendein Booster für irgendein TCG kostet im Einkauf nicht mehr als 1,99. Sogar dann wenn man nur kleinste Mengen bestellt und wenn man denn für 3,99 verkauft, dann würde ich das eine unglaubliche Gewinnspanne nennen. Aber offenbar scheint es ja Läden, die tatsächlich noch Wert auf Rollenspieler als Kunden legen.
Nur mir ist so einer noch nicht untergekommen. Inzwischen ist meine Meinung so schlecht, daß ich nicht mal mehr in einen Laden reingehe, wenn ich in einer anderen Stadt über einen stolpere.
Nun ja, die Leute, die einen Laden ihres Vertrauens haben, beglückwünsche ich dazu, aber sie sollten sie klar sein, daß sowas eher die Ausnahme als die Regel ist.
Und Leuten, die weniger gut von Fantasyläden sprechen, deswegen gleich niedere Motive, wie Geiz (ja, Geiz ist entgegen was die Werbung sagt ein niederes Motiv), unterstellen, ist schlicht unergreifend ignorant.
[Filibuster off]