AW: Offener Brief nach Mannheim
Jain. Die Großhändler erbringen eine Leistung, für Die sie bezahlt werden.
Natürlich tun sie das. Die Formulierung, dass sie den Preis nach oben treiben war unglücklich gewählt. Ich meinte damit nicht, dass die Großhändler sich sagen: "So jetzt mach ich die Bücher mal schön teuer", sondern dass sie ein weitere Kostenfaktor sind, welchen Händler, die in großen Mengen direkt bestellen nicht haben.
Das sagt sich leicht.
Aber der Spass kostet Miete (die Bücher müssen ja irgendwo stehen) und bindet Arbeitszeit und Kapital. Ein unfassender Bestand an englischsprachigen Büchern frißt locker 15.000 Euro oder mehr.
Und die Artikel bei Bedarf kurzfristig zu bestellen bringt auch nichts (außer potentiell Arbeit), denn dann kann der Kunde ja gleich Online kaufen.
Zur Miete: Natürlich kostet der Laden Miete, das tut er aber auch, wenn die englischen Bücher a) nicht vorhanden sind oder b) verstauben, weil sie wegen des hohen Preises Niemand kauft. Wenn wir uns bei englischen Produkten erst mal auf die wichtigsten Reihen konzentrieren, dann sind wir da bei vielleicht 5-10% der Rollenspielbücher, die ein deutscher Laden so im Sortiment hat. Hinzu kommt der TCG und Tabletopkram, so dass die 1-2 Regale mehr miettechnisch nicht ins Gewicht fallen sollten.
Zum Bindet Arbeitszeit: Meiner Erfahrung nach stehen die Verkäufer eines Rollenspielladens die meiste Zeit irgendwo rum, daddeln Computerspiele, spielen Tabletop, Karten, Quatschen mit anderen Verkäufern oder den bereits oben beschriebenen Altkunden. Da wird sich sicherlich Zeit finden lassen, die paar Bücher einzusortieren.
Zum Bindet Kapital: Das wäre der einzige Punkt, bei dem ich dir recht geben würde. Aber ich denke, da greift das alte Sprichwort: "You have to spend Money, to make Money"
Ich denke es würde oftmals so sein:
Szenario1: Ein Kunde möchte sich ein englisches Buch und eins oder beliebig viele deutsche Bücher kaufen. Bei den deutschen Büchern ist es dank Buchpreisbindung egal, ob er sie im Laden oder im Netz kauft. Die englischen sind im Netz sehr viel günstiger. Also wird er alle Bücher im Netz kaufen, denn warum das eine da und das andere hier. Wenn er das englische Buch im laden für den gleichen Preis bekommen würde, würde er wahrscheinlich alles im Laden kaufen und damit macht der Laden Gewinn.
Szenario2: Ein Kunde möchte eigentlich nur ein englisches Buch kaufen. Er geht in den Laden um es zu kaufen, was dem Laden eigentlich nichts bringen würde, ABER er sieht vielleicht etwas, was er dann trotzdem noch zusätzlich kauft (geht mir in einem Rollenspielladen eigentlich immer so), oder er hat von dem Laden einen positiven Eindruck (denn er bekommt das gewünschte Produkt zu einem guten Preis) und kommt auch das nächste mal, wenn er ein Buchpreisgebundenes Produkt kaufen möchte wieder. Das Phänomen des zufriedenen Kunden.
Also mir werden Spielrunden, Spielfläche, Kontaktmöglichkeiten und -pflege, gebrauchte Spiele, Demos, eine breite Auswahl an über den Kernbereich "Rollenspiele" hinausgehenden Produkten, und kostenloses Material zur Mitnahme geboten. Zusätzlich zu Beratung und der Möglichkeit Produkte vor dem Kauf genau - und ohne den Filter eines Rezensenten - in Augenschein nehmen zu können selbstverständlich. Das finde ich absolut ausreichend.
Habe ich beides. Sowohl das Angebot als auch das Interesse.
Bei deiner Aussage gibt es zwei Probleme. Grundsätzlich kannst du dich glücklich schätzen, da du in deinem Laden alles bekommst, was du benötigst, aber
1. Sind die Läden, die den oben von dir beschriebenen Service bieten eher die Ausnahme. Selbst wenn sie es versuchen, geht es oft nach hinten los. So hat man hier in Berlin bei SG z.B. Probleme an die Regale zu kommen, wenn dort Spielrunden/Demorunden (Egal ob Rollenspiel, Tabletop, oder TDG) laufen. Dann muss man bitten und Betteln, dass da Rucksäcke aus dem Weg genommen werden und bei dem gegröle kann man dann auch nicht in Ruhe Stöbern. Dieses Phänomen habe ich bereits in einigen Läden (D-Weit) erlebt, da die meisten für Spielrunden keinen extra Raum haben.
Beratung ist bei Rollenspielen auch so eine Sache. Es gibt kompetente Verkäufer, die unabhängig beraten (Jedoch sehr sehr selten), jedoch empfehlen die meisten entweder Mainstream Produkte "
Nimm DSA, das läuft super", oder das Rollenspiel, welches sie selber gerne mögen: "
XYZ ist das beste, da geht nichts drüber, das spiele ich seit der 1. edition" Eine gute Beratung setzt vorraus, dass der Verkäufe alle Systeme, die er verkauft kennt. Am besten selbst gelesen und mindestens Probegespielt hat, um genaue Angaben über Stimmung, Setting, Regelmechanismen, Folgeprodukte,... zu machen.
2. Möchte das nicht Jeder: Viele Leute möchten einfach in Ruhe einkaufen können, ohne dass der Verkäufer ihnen von seiner Spielrunde erzählt, ohne das er über Taschen steigen muss, ohne dass er von TCG-Kids umgerannt wird, ohne dass ihm alle 20 Sekunden ein
ATTACKE, TREFFER BOOOOOOOOMMMM um die Ohren fegt.
Also muss ein guter Laden beides bieten. Der Verkäufer muss einen auch in Ruhe lassen können, aber auf anfrage eine gute Auskunft geben können, es muss eine Möglichkeit für Spielrunden und Denos geben, aber ohne, dass sich andere Kunden gestört fühlen. Und das gibt es zu selten.
Folgender Absatz ist allgemein gemeint und bezieht sich auf kein spezielles Posting:
Unabhängig davon ist nicht Jeder Onlinehändler Amazon. Wie ich gehört habe ist DW ein ganz normaler Laden, leider bin ich immer nur Samstag Nachmittags, oder Sonntags in Hamburg, sonst wäre ich da schon lange mal hingegangen. Für die meisten anderen Onlineläden wird das ebenfalls zutreffen, nur das diese Läden irgendwann festgestellt haben, das es bei den Kunden Bedürfnisse gibt, die andere (lokale) Läden nicht erfüllen können. Das nennt man Geschäftsinn, das sollte man anerkennen und diese Läden hier nicht verteufeln.