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Die Beschreibung Havenas stellt die Hafenstadt und Haupstadt Albernias auf 128 Seiten detailliert vor. Vorab geben wir euch einige Einblicke in den Band. Heute: die Boroninsel und die Bestattungsriten und Todesfurcht der Havener.
Noch bis zum 13.6. um 14:00 Uhr könnt ihr Havena - Versunkene Geheimnisse im Crowdfunding unterstützen.
Die Boroninsel
»Mitten im Hafenbecken liegt ein nebelumflortes Eiland, auf dem ein finsterer Tempelbau dräut: Marmor und Obsidian schlucken das Licht, Säulen und Mauern spenden auch im Sonnenschein keine Freundlichkeit. Raben ziehen über die Insel, fragen immerzu krächzend: Wenjetzt? Wenjetzt? Die Havener tun so, als existiere die Insel nicht. Man blickt nicht hin, man redet nicht über sie und auf gar keinen Fall fährt man dort hin. Wenn man zu lange zum Tod schaut, dann schaut der Tod zurück. Man sagt, wer dort in Diensten des Rabengottes haust, ist weder lebendig noch tot.«
—aus dem Buch der Schlange des reisenden Hesindegeweihten Irian Nandurion von Abilacht, 1037 BF
Der gewaltige schwarze Borontempel (Kennzeichen: Inschrift „ER NIMMT SICH, WAS SEIN IST“, R 5, U 5/6/5) besitzt hohe Säle und Gänge, so groß und abweisend, dass sie kaum für Menschen gedacht scheinen. Sein wahres Ausmaß zeigt er in der Tiefe. Dort verlaufen etliche Kellergewölbe, erhellt von schwachen Gwen Petryl oder ganz in Finsternis gehüllt. Der unterirdische Altarraum mit schwarzem Marmoraltar hat den Grundriss eines gebrochenen Rades. Der Tempel führt ein Sterberegister Havenas. Im moosbewachsenen Wohnhaus der Borongeweihten (R 3, U 2/3/4) leben um die zehn Borondiener, die meist ein Schweigegelübde abgelegt haben und die Insel nur verlassen, wenn sie gerufen werden. Die wenigen Besucher auf der Boroninsel empfängt die leise sprechende XXX Springer XXX Hüterin des Raben (*unbekannt, junge Erscheinung, kohlengleiche Augen, blass, schwarzes Haar, volle und rote Lippen), eine geheimnisumwitterte Frau, die seit Jahrhunderten gleich beschrieben wird. Sie sagt: „Sei willkommen im Reich der Toten, Sterblicher. Was führt dich zu Ihm?“
Die oft verwitterten Grabsteine auf dem Gebeinfeld, dem Boronanger, sind eingesegnet.
Überfahrt zur Boroninsel
Man muss lange suchen und gutes Geld im Beutel haben, bis ein Havener bereit ist, zum unheimlichen Eiland überzusetzen – zu sehr fürchten die meisten, mit dieser Tat ihr Leben vorzeitig zu beenden.
Eine der wenigen, die sich zu Überfahrten bereit erklärt, ist die Fährfrau XXX Bauer XXX Golgariana (*994 BF, Hakennase, wallendes schwarzes Haar, Silberreif mit Rabenschwingen, dunkler Umhang), die auch sonst Personen im ganzen Hafengebiet übersetzt. Golgariana verlangt 11 Silbertaler im Voraus – „für jeden der Zwölfe einen, nur nicht für Boron, denn ihm bringe ich ja dich“. Sie macht stets dunkle Andeutungen darüber, wie frühere Besucher der Insel ein finsteres Ende fanden. Auf halber Strecke im Hafenbecken hält sie plötzlich inne, verdreht die Augen bis ins Weiße und spricht mit Grabesstimme: „Besinne dich und entscheide, Sterblicher! Willst du weiter zum Tod? Oder zurück und zum Leben? Noch hast du die Wahl. Wähle weise!“ In Wahrheit heißt sie Ailfriede Riemschneck, stammt aus Harben und erzählt abends ausgelassen im Schipperkrug, was für Gesichter ihre schlotternden Passagiere gemacht haben.
Bestattung
Nach einer Aufbahrung und Totenwache von ein bis drei Tagen Dauer im Haus des Verstorbenen, hält ein Geweihter – häufig des Efferd – eine Abschiedszeremonie. In Begleitung der Angehörigen unternimmt der Tote seinen letzten Zug. Ein Leiterwagen mit schwarzen Stoffbahnen bringt den Sarg über den Düsterngraben zum Hafen. Am Totenpier angekommen hisst man das schwarze Banner und wartet in der Stille. Irgendwann schält sich eine schwarze Barke von der Boroninsel aus dem Nebel und gleitet lautlos mit drei Geweihten des Totengottes an den Pier. Wer den Leichnam übergibt, spricht: „Dienerin des Raben, dir möchte ich anvertrauen die sterbliche Hülle dieses Menschen, der jüngst verstarb. Sein Name war [Name].“ Und die Geweihte antwortet: „Sein Name ist nicht wichtig. Vor dem Dunklen Herrn trägt niemand einen Namen.“ Die Boronsdiener bringen den Toten zur Insel und die Lebenden kehren in ihren Tag zurück. Es ist unüblich, als Angehöriger mit auf die Insel zu gehen.
Die meisten Verstorbenen werden von den Borongeweihten verbrannt und die Asche in Totenflöße gesetzt. Diese kleinen Boote tragen schwarze Segel mit dem Symbol des zerbrochenen Rades und treiben wie von Geisterhand aus dem Hafen hinaus und zum Meer. Reiche lassen sich mitunter auf ein eigens gefertigtes Schiff aufbahren, das entzündet wird, sobald der Leichnam von der Boroninsel ablegt – anscheinend eine von den Thorwalern stammende Tradition. Wer explizit eine Erdbestattung wünscht, findet Platz auf dem Gebeinfeld der Boroninsel.
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Noch bis zum 13.6. um 14:00 Uhr könnt ihr Havena - Versunkene Geheimnisse im Crowdfunding unterstützen.
Die Boroninsel
»Mitten im Hafenbecken liegt ein nebelumflortes Eiland, auf dem ein finsterer Tempelbau dräut: Marmor und Obsidian schlucken das Licht, Säulen und Mauern spenden auch im Sonnenschein keine Freundlichkeit. Raben ziehen über die Insel, fragen immerzu krächzend: Wenjetzt? Wenjetzt? Die Havener tun so, als existiere die Insel nicht. Man blickt nicht hin, man redet nicht über sie und auf gar keinen Fall fährt man dort hin. Wenn man zu lange zum Tod schaut, dann schaut der Tod zurück. Man sagt, wer dort in Diensten des Rabengottes haust, ist weder lebendig noch tot.«
—aus dem Buch der Schlange des reisenden Hesindegeweihten Irian Nandurion von Abilacht, 1037 BF
Der gewaltige schwarze Borontempel (Kennzeichen: Inschrift „ER NIMMT SICH, WAS SEIN IST“, R 5, U 5/6/5) besitzt hohe Säle und Gänge, so groß und abweisend, dass sie kaum für Menschen gedacht scheinen. Sein wahres Ausmaß zeigt er in der Tiefe. Dort verlaufen etliche Kellergewölbe, erhellt von schwachen Gwen Petryl oder ganz in Finsternis gehüllt. Der unterirdische Altarraum mit schwarzem Marmoraltar hat den Grundriss eines gebrochenen Rades. Der Tempel führt ein Sterberegister Havenas. Im moosbewachsenen Wohnhaus der Borongeweihten (R 3, U 2/3/4) leben um die zehn Borondiener, die meist ein Schweigegelübde abgelegt haben und die Insel nur verlassen, wenn sie gerufen werden. Die wenigen Besucher auf der Boroninsel empfängt die leise sprechende XXX Springer XXX Hüterin des Raben (*unbekannt, junge Erscheinung, kohlengleiche Augen, blass, schwarzes Haar, volle und rote Lippen), eine geheimnisumwitterte Frau, die seit Jahrhunderten gleich beschrieben wird. Sie sagt: „Sei willkommen im Reich der Toten, Sterblicher. Was führt dich zu Ihm?“
Die oft verwitterten Grabsteine auf dem Gebeinfeld, dem Boronanger, sind eingesegnet.
Überfahrt zur Boroninsel
Man muss lange suchen und gutes Geld im Beutel haben, bis ein Havener bereit ist, zum unheimlichen Eiland überzusetzen – zu sehr fürchten die meisten, mit dieser Tat ihr Leben vorzeitig zu beenden.
Eine der wenigen, die sich zu Überfahrten bereit erklärt, ist die Fährfrau XXX Bauer XXX Golgariana (*994 BF, Hakennase, wallendes schwarzes Haar, Silberreif mit Rabenschwingen, dunkler Umhang), die auch sonst Personen im ganzen Hafengebiet übersetzt. Golgariana verlangt 11 Silbertaler im Voraus – „für jeden der Zwölfe einen, nur nicht für Boron, denn ihm bringe ich ja dich“. Sie macht stets dunkle Andeutungen darüber, wie frühere Besucher der Insel ein finsteres Ende fanden. Auf halber Strecke im Hafenbecken hält sie plötzlich inne, verdreht die Augen bis ins Weiße und spricht mit Grabesstimme: „Besinne dich und entscheide, Sterblicher! Willst du weiter zum Tod? Oder zurück und zum Leben? Noch hast du die Wahl. Wähle weise!“ In Wahrheit heißt sie Ailfriede Riemschneck, stammt aus Harben und erzählt abends ausgelassen im Schipperkrug, was für Gesichter ihre schlotternden Passagiere gemacht haben.
Bestattung
Nach einer Aufbahrung und Totenwache von ein bis drei Tagen Dauer im Haus des Verstorbenen, hält ein Geweihter – häufig des Efferd – eine Abschiedszeremonie. In Begleitung der Angehörigen unternimmt der Tote seinen letzten Zug. Ein Leiterwagen mit schwarzen Stoffbahnen bringt den Sarg über den Düsterngraben zum Hafen. Am Totenpier angekommen hisst man das schwarze Banner und wartet in der Stille. Irgendwann schält sich eine schwarze Barke von der Boroninsel aus dem Nebel und gleitet lautlos mit drei Geweihten des Totengottes an den Pier. Wer den Leichnam übergibt, spricht: „Dienerin des Raben, dir möchte ich anvertrauen die sterbliche Hülle dieses Menschen, der jüngst verstarb. Sein Name war [Name].“ Und die Geweihte antwortet: „Sein Name ist nicht wichtig. Vor dem Dunklen Herrn trägt niemand einen Namen.“ Die Boronsdiener bringen den Toten zur Insel und die Lebenden kehren in ihren Tag zurück. Es ist unüblich, als Angehöriger mit auf die Insel zu gehen.
Die meisten Verstorbenen werden von den Borongeweihten verbrannt und die Asche in Totenflöße gesetzt. Diese kleinen Boote tragen schwarze Segel mit dem Symbol des zerbrochenen Rades und treiben wie von Geisterhand aus dem Hafen hinaus und zum Meer. Reiche lassen sich mitunter auf ein eigens gefertigtes Schiff aufbahren, das entzündet wird, sobald der Leichnam von der Boroninsel ablegt – anscheinend eine von den Thorwalern stammende Tradition. Wer explizit eine Erdbestattung wünscht, findet Platz auf dem Gebeinfeld der Boroninsel.
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