Einstmals ein großer Krieger…
arean - Sohn des Fluchbringers liegt vor mir. Das Debutwerk von Bernd Perplies. Und auch hier im Almanach soll es ein Debut werden denn Romane wurden bisher noch nicht rezensiert. Wie mir das Buch gefallen hat, was ich von der Geschichte, den Charakteren und Bernds schreibe halte, werdet ihr im folgenden erfahren. Aber fangen wir einmal mit Pressetexten an und beleuchten das Werk aus offizieller Sicht:
Tarean: Frische Fantasy von Egmont LYX.
Mit “Tarean - Sohn des Fluchbringers” erscheint bei Egmont LYX noch im Spätsommer frische Fantasy aus deutschen Landen. Längst hat die deutschsprachige Fantasyliteratur internationale Qualitätsstandards erreicht. Deutlichen Beleg dafür liefert jetzt auch das Debutwerk des Mainzer Jungautors Bernd Perplies in bester Tradition eines Christopher Paolinis („Eragon”) oder Philip Pullman („Der goldene Kompass”). Erscheinungstermin für die fesselnde Fantasygeschichte in einer schillernden Welt voller Zauberei, Spannung und Wunder ist der 18. August 2008. Die atemberaubenden, originell und unterhaltsam erzählten Erlebnisse des Jungen Tarean, der sich mutig den Mächten des Bösen entgegenstellt, sind ein packendes Erlebnis für Leser aller Altersklassen.
Na gut das klingt nun beliebig. Was erzählt denn der Klappentext?
In “Tarean - Der Sohn des Fluchbringers” unterwarfen die Wolflings-Heere des Hexenmeisters Calvas unter seinem dämonischen Verbündeten, dem Grimmwolf vor vielen Jahren die freien Reiche der Menschen. Unwissentlich verhalf Anreon von Agialon in seinem Versuch, sich dem Hexenmeister entgegen zu stellen, dem Bösen zum Sieg. Seitdem gilt der in der Schlacht gefallene Ritter des Kristalldrachenordens als Fluch unter den Menschen. Ein Fluch, der auch seinen Sohn Tarean trifft, welcher in der Todesnacht seines Vaters das Licht der Welt erblickte. Als dieser sechzehn Jahre später das Dorf Ortensruh vor dem Überfall einer Horde Wolflinge verteidigen muss, beginnt Tarean zu begreifen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, den Namen seines Vaters rein zuwaschen. Er muss zu Ende bringen, was sein Vater begonnen hatte und sich dem teuflischen Herrscher stellen. Ausgerüstet mit dem magischen Schwert seines Vaters, welches damals gerettet werden konnte, macht er sich auf den Weg. Einen Weg, den er zum Glück nicht lange alleine beschreiten muss.
Das Buch mit seinen 352 Seiten wiegt sich gut in den Händen, schön empfinde ich auch das gewählte Format von 135×215 mm. Ein Taschenbuch der größeren Sorte also. Auf dem Cover prangt ein lustiger, kleiner Aufkleber der den Betrachter, auf den vor sich befindenden Spitzentitel aufmerksam macht. Lobeshymnen wie man sie gewohnt ließt, auch auf der Rückseite.
Wir werden sehen …
Ausgestattet als Klappbroschüre für das Autorenprofil, Klappentext und passend zur Illustration einfarbig gehaltener Karte von Anke Mundt beginnt der Innenteil. Doch bitte kurz zurück zur Illustration die eine in goldenem Rahmen eingefasste, düster regnerische Szenerie zeigt in deren Mitte, eine aufragende Ruine einer Feste steht welche umgeben ist von Licht durchfluteten aufreißenden Wolken. Geflügelte Wesen ziehen um die Feste ihre Kreise. Im Vordergrund steht, in meinen Augen ein müder, abgekämpfter Charakter, der sich im Geiste auf seine nächsten Schritte vorbereitet. Gekrönt wird diese stimmungsvolle Illustration aus der Hand von
Marek Hlavaty vom Buchtitel “Tarean - Der Sohn des Fluchbringers” der in goldenen Lettern, zusätzlich ausgestattet, wie auch der Rahmen mit partiellem UV-Lack versehen wurde und den Buchtitel nochmals gekonnt in Szene setzt.
Aber kommen wir zum Inhalt des Buches.
Schön finde ich die Widmung des Autors, nicht etwa engste Vertraute finden hier Erwähnung sondern ein Wunsch! Ein schöner noch dazu.
Sprachlich weiß Bernd sich in Szene zu setzen. Detaillierte schmückt er seine Szenen, im auktorialem Erzählstil aus ohne dabei langatmig oder gar langweilig zu wirken. Im Gegenteil: Seine Wortwahl weiß zu gefallen. Er beschreibt gerade soviel wie nötig - nicht zu viel um eigene Bilder zurückzuweisen, aber auch nicht zu wenig um den Leser inhaltlos dastehen zu lassen. Er hält sich nicht lange auf, um zur Sache zu kommen, und gibt seinen Schauplätzen und innewohnenden Dingen genügend Raum zur Entfaltung. Dabei schreibt er auch nicht auf der Überholspur. Sein Erzähltempo ist recht konstant. Also kein Herunterrasseln von Schauplätzen und Familienstammbäumen oder Namenslisten wie man es aus dem ein oder anderen Werk vielleicht kennt. Aber bitte:
…, und die Ahnung eines violetten Schimmers drang aus dem Inneren.
Schön! Ich mag so was!
Die Welt Endar ist Standard-Fantasy für den Rollenspieler oder Genre-Kenner, die Besonderheiten halten sich in Grenzen wie Werbären und Vogelwesen als Nebencharaktere. Allerdings tummeln sich hier keine Elfen, Zwerge oder Orks im klassischen Sinn. Alben sind zwar gegenwärtig, aber mir reicht das nicht um das Werk mit diesem Stempel zu vermerken. Dennoch fühle ich mich hier wohl, ich brauche nicht immer das Rad neu erfunden serviert zu bekommen oder harte Gegensätze in einer Welt vereint zu haben. Endar fühlt sich vertraut an. Zum Vorteil gereicht also, dass ein Eintauchen quasi sofort da ist! Dennoch ist die Welt, die Bernd Perplies beschreibt, düster und bedrohlich aber durchsetzt von Lichtblicken. Die Herrschaft des Hexers Calvas durch die Wolflinge ist hart. In wenigen Sätzen wird einem näher gebracht, in welch eisiger Klaue sich die Völker Agilons befinden. Ausgemalt in meiner Fantasie ist das schon ein hartes Stück, was die Wolflinge da treiben. Als Spielleiter oder Spieler für das Rollenspiel sicherlich eine atmosphärischer Schauplatz.
Tarean, der Protagonist, ist ein aufgeweckter Junge nicht ohne Fehl und Tadel, mit dem Zeug zum Helden und dem Herz am rechten Fleck. Sympathisch, mutig und auch ein klein wenig tollpatschig, was ihm recht gut steht. Gibt ja nun wirklich vieles, was einem zwischen die Beine kommen kann …
Seine Gedankengänge lassen ihn lebend wirken, ohne ihn dabei dominant in Szene zu setzen. Es ist also keine Reise in gedankliche Abgründe des Charakter. Aber auch die anderen Charaktere kommen nicht zu kurz und bekommen ihren Anstrich. So habe ich Bromm beispielsweise recht schnell lieb gewonnen. Einzig kritisieren möchte ich die erste Begegnung mit Honigbeere. Denn wie kann ein Wesen in Gefangenschaft so verdammt gute Laune haben? Honigbeere versprüht solch eine zuckersüße Atmosphäre, dass ich beim Lesen Angst vor Karies bekahm. Aber so sind Irrlichter wohl …
Auril die kühne Albin, die so manches mal das Rad in Schwung hält, lässt mich doch oft schmunzelnd durch ihr Wesen zurück.
Esdurial, das magische Schwert an Tareans Seite, und seine Fähigkeiten wurde mir dann doch zu oft in Szene gesetzt.
Über Calvas, den Drecksack, will ich gar nicht viel verlieren. Hat er nicht verdient
Die Namensgebung bewegt sich in einem mir auffälligen Spektrum aus aventurischer und tolkinesker Namensgebung: Rûn -> Rhûn, Winhall -> Wînhall, Riva, Firnland…
Aber auch das ist nicht negativ sondern trägt nur zur Vertrautheit der Welt bei. Mich störte es jedenfalls nicht.
Den Leser erwartet eine wagemutige Reise mit mancher Wendung, die er nicht kommen sieht - so erging es mir zumindest - und auch Szenen, die er ahnte. Und so blieb ich doch manches mal überrascht zwischen den Zeilen hängen. Tareans Vater löste unabsichtlich, die Katastrophe die Endar erfasste aus. Nicht verwunderlich das der Sohn und Waise des Fluchbringers unter diesem Erbe zu leiden hat. So macht sich Tarean auf, den Namen seines Vaters rein zu waschen, Endar aus den Klauen der Wölflinge zu befreien und Calvas seine gerechte Strafe zu bringen. Auf seiner Reise findet er wagemutige Unterstützung, unter anderem von den angesprochenen Charakteren. Ob und wie Tarean seine Quest erfüllt mögt ihr bitte selber lesen…
Beim Lesen von Büchern ergeht es mir oft so, dass ich mir vorstelle, wie wohl die ein oder andere Szene in einem Film umgesetzt worden würde. Oft ist es so, dass ich mit dieser Vorstellung alleine bleibe und ratlos weiterlese. Da sind zwar Bilder, aber diese sind eher statisch, denn flüssig wie eine Szene eines Filmes. Natürlich bilden sich Bilder in meinem Kopf aber bei Tarean ist der Film einfach etwas flüssiger. Ich fragte mich die ganze Zeit, woran das wohl liegen mag. Zweifelslos liegt es an der Art und Weise, wie Bernd beschreibt. Das Bernd studierter Filmwissenschaftler ist, las ich erst am Ende des Buches und so erklärt sich dann auch sein Stil Szenen aufzubauen, mit Wendungen zu versehen, Positionen zu wechseln und das ganze einfach filmreifer wirken zu lassen als normal.
Fazit: Alles in allem ein Debutwerk, das ich Euch ans Herz legen möchte. Legt euch Tarean zu und lasst euch ebenso wie ich ein paar Stunden entführen. Ich hab es nicht bereut. Im Gegenteil, ich möchte wissen, wie es mit Tarean weitergeht, und bin vor allem gespannt, was von Bernd Perplies noch kommen wird!
Der Autor:
Bernd Perplies
Bernd Perplies wurde 1977 in Wiesbaden geboren und wuchs in Walluf im Rheingau auf. Nach seinem Abitur 1996 nahm er ein Studium der Filmwissenschaft und Germanistik - mit kleinen Abstechern in die Buchwissenschaft und Psychologie - an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz auf. Seine Magisterarbeit verfasste er zum Thema “Der deutsche ScienceFiction-Film”. Im Anschluss an sein Studium bewarb er sich beim Deutschen Filminstitut - DIF in Frankfurt a. M. und erhielt dort zunächst eine Stelle als Mitarbeiter im Bildarchiv und anschließend als Online-Redakteur bei filmportal.de, einem Wissensportal zum deutschen Film.
Bereits zu Schulzeiten verfasste Bernd Perplies erste Kurzgeschichten. Während des Studiums entdeckte er den Filmjournalismus für sich, was unter anderem in der Mitarbeit und zeitweiligen Leitung des Film-Magazins Screenshot resultierte. Ein Praktikum beim Heel-Verlag in Königswinter öffnete ihm 2001 die Tür zur Welt des bezahlten “Genre”- Journalismus. Seitdem ist er als Redakteur der Zeitschrift Space View, als Chefredakteur des Online-Rollenspiel-Portals Ringbote.de und als Übersetzer tätig gewesen und teilweise noch tätig.
Im Oktober 2006 begann er anlässlich eines Schreibwettbewerbs mit dem Verfassen seines ersten vollständigen Romans: “TAREAN - Sohn des Fluchbringers”. Unter dem Arbeitstitel „TAREAN - Erbe der Kristalldrachen” ist derzeit der zweite Teil der Fantasy-Saga im Entstehen begriffen, der im Herbst des kommenden Jahres erscheinen soll.
Das komplette erstes Kapitel ist als Leseprobe auf der Webseite von Egmont LYX verfügbar.
Zur Leseprobe
Tarean
– Sohn des Fluchbringers
Roman
Verlag:Egmont LYX
352 Seiten Trade Paperback, Klappbroschur, 4 farbiger Umschlag UV lack, Innen 1farbig
Autor: Bernd Perplies
Titelbild von: Marek Hlavaty
ISBN: 978-3-8025-8180-9
Erscheinungsdatum: 18. August 2008
12,95 EUR
Rezension von Dominik Dießlin 29.08.2008
www.vgs.de
www.bernd-perplies.de
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