Willkommen in Lovecraft
Locke & Key ist die tragische Geschichte der Familie Locke. Die Mörder Sam Lesser und sein Kumpel Al, wiederum Schüler von Vater Rendell dringen in das Haus der Lockes ein und erschießen Vater Rendell. Zwar gelingt es Mutter Nina und Sohn Tyler, die beiden Verbrecher zu überwältigen, doch die Traumata der Überlebenden sind so tief, dass sie der Einladung Onkel Duncans auf die kleine neuenglische Halbinsel Lovecraft folgen, um in der Abgeschiedenheit des brüderlichen Anwesens Keyhouse das erlebte zu verarbeiten.
Der jüngste Spross der Familie Sohn Bode entdeckt schnell, dass das Haus einige Geheimnisse birgt. Zum einen sind da die zahlreichen Türen, die einen, falls man den richtigen Schlüssel besitzt in fremde Welten führen oder in einen Geist verwandeln. Eine andere Tür wiederum lässt einen das Geschlecht wechseln. Das zweite Geheimnis ist der bösartige, uralte Dämon, der gefangen in einem tiefen Brunnen darauf lauert, befreit zu werden. Bode empfindet die neue Situation die ja mit so unglaublichen Abenteuern aufwartet als Spannende. Es ist komisch zu sehen wie Bode seinen Geschwistern das neue Spiel „Geist werden“ versucht zu erklären.
Tyler hingegen verfällt in Depressionen und sein Gewissensbisse lassen ihn zusehends aggressiver werde. Alpträume plagen Tochter Kinsey und fühlt sich zusehend in der neuen Schule als Außenseiterin. Mutter Locke sucht derweilen ihren Trost im Alkohol. Während die Psychosen jedes einzelnen Familienmitgliedes sich bemerkbar machen und dem Leser ins Gesicht geschleudert werden freundet sich Bode mit dem Dämon an der durch den Jungen versucht an den Überall-Schlüssel zu kommen, welcher die Tür ihres Gefängnisses öffnet.
Es kommt wie es kommen muss der inhaftierte Mörder Sam Lesser bricht aus dem Gefängnis aus, allerdings nicht ohne Hilfe und der Alptraum der Familie beginnt erneut.
Locke & Key ist ein überaus gruseliger, actionreicher und tiefgründiger Comic, der mit Brutalität nicht geizt. Nicht verwunderlich betrachtet man die Abstammung Hills. Kein anderer als der Sohn von Stephen und Tabitha King verbirgt sich hinter dem Künstlernamen Joe Hill. Er selbst ist jedoch längst aus dem Schatten seines Vaters herausgetreten und einer der erfolgreichsten Nachwuchsautoren des Horror-Genres geworden. Mit „Locke & Key“, seinem Comic-Debut, gelang es Hill und Rodriguez 2009 eine „Eisner Award“-Nominierung in der Kategorie „Best Limited Series“ zu erhalten während Hill selbst eine als „Best Writer“ einheimsen konnte. Hill schafft es eine ausgewogene Mischung an Spannung, Detailreichtum und Brutalität sowie Horror zu erzeugen ohne mit Infos zu erschlagen. Die mitreißende Story ist zwischen Fantasy, tiefgründig-psychologischem Horror und Splatter angesiedelt. Dabei wechseln sich Illustration und Text gekonnt ab um eine ausgewogene Erzählstruktur zu präsentieren. Was der eine verschweigt bringt der andere deutlich hervor. Die verschachtelten Erzählstruktur, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herspringt, und dadurch das Tempo der Geschichte vorgibt und so den Leser zwingt, sich mit den Charakteren auseinanderzusetzen ist fabelhaft. Gekonnt gestreute Geheimnisse zeigen die bedrohliche, mystische Stimmung des Comics, ohne die Natur der Gefahren zu enthüllen.
Joe Hill hat so eine Hintergundwelt erschaffen, die genug Erzählstoff für viele weitere Hefte liefern wird. Je mehr Details mir beim Lesen dargeboten wurden desto gefesselter war ich von der Story.
Gabriel Rodriguez schafft es auf eindrucksvolle Weise die Stimmung der Familie in Bildern zu fassen. Dabei nutzt er stellenweise detailreiche ganzseitige Zeichnungen und großartigen Panelaufbau. Die Farbwahl der Bilder verstärkt Joe Hills Texte wird die Stimmung, die Joe Hill mit seinen Texten aufbaut, noch weiter verstärkt und somit zeigt sich hier eine perfekte Zusammenarbeit von Autor und Zeichner.
Der klare Strich, der mit Details nicht geizt sorgt für einen hohen Realismus, während die überproportionalen Augen der sonst akkurat gezeichneten Gesichter eindeutige Emotionen sichtbar werden lassen. Die explizite Darstellung von Gewalt wird durch die dunkle Coloration, die mit ihren muffigen wenigen Buntfarben sowie den zahlreichen Braun- und Grautönen nur deutlicher verstärkt.
Fazit:
Die erste Ausgabe von Locke & Key hat mich geifernd zurückgelassen. Sicherlich ist die Idee eines Hauses, das magische Türen hat, nicht wirklich neu, siehe Gaimans „Coraline“, aber Joe Hill strickt aus dieser Idee, seine ganz eigene und phantastische Welt. Übersetzer Reinhard Schweizer hat eine ordentliche Arbeit abgelegt und auch sonst kann das Softcover von der Verarbeitung überzeugen. Zu Schade das der nächste Band auf sich warten lässt. Die Mischung der Spannungsbögen die geschickt aneinandergereiht sind, sowie die Szenen welche voller Freude und Melancholie nebst Humor sich ein Stelldichein geben sind beeindruckend ist. Das Panini ein Händchen für Comics haben stellen sie hier wieder einmal unter Beweis. „Willkommen in Lovecraft“. Unbedingt empfehlenswert.
Titel: Locke & Key #1 Willkommen in Lovecraft / US: Locke & Key – Welcome to Lovecraft #1-6
Art: Comic / Graphic Novel
Sprache: Deutsch
Verlag: Panini
Publikationsjahr: 2009
Autor: Joe Hill
Übersetzer: Reinhard Schweizer
Illustrationen: Gabriel Rodriguez
Umfang: 172 Seiten
Bindung: Softcover, US-Format
ISBN:** *978-3-86607-850-5
Preis: 16,95 EUR
Rezensent: Dominik Dießlin
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