Nackter Stahl verklagt Prometheus Games
enn zwei sich streiten, freut sich der dritte. So sagt mann. Nimmt man die Rollenspiel-Szene als dritten und für die beiden Streitenden setzt mann zwei Verleger ein so bekommt dieser Spruch einen sehr fahlen Beigeschmack. Vor allem wenn die Anklage, die Verlagsszene nachaltig beinflussen könnte. Das aber ein Verlag das Kriegsbeil ausgräbt, um gegen einen anderen in die Schlacht zu ziehen hätte ich nicht geglaubt. Nun erfuhr ich das es zu so etwas aber durchaus kommen kann. Der Duisburger Verlag Prometheus Games ( Elyrion, Savage Worlds, Scion, RATTEN!, Funky Colts) teilt heute in seiner Pressmitteilung mit das der Kölner Verlag Nackter Stahl ( Arcane Codex, Frostzone, Arcane Codex Arena) Anklage gegen Ihn erhoben hat. In der Pressemitteilung heißt es:
Nackter Stahl verklagt Prometheus Games
Nach den vielen guten Nachrichten heute mal eine sehr schlechte, nichtsdestoweniger sehr wichtige, Nachricht. Leider müssen wir mitteilen, dass der Verlag Nackter Stahl GbR uns – also den Prometheus Games Verlag – vor dem Landgericht Köln auf Schadensersatz und Unterlassung verklagt. Als Gründe werden angebliche Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht und Urheberrechtsverletzungen angeführt. Wir wissen bereits seit Ende April von der Klage und haben lange mit uns gerungen, ob wir diesen Angriff öffentlich machen sollen oder nicht. Kürzlich sind uns jedoch erste Gerüchte durch einige unserer Geschäftspartner zu Ohren gekommen und so sehen wir uns nun gezwungen ein wenig Licht in die Angelegenheit zu bringen, um diesen Gerüchten direkt begegnen zu können.
Damit sich jeder selbst ein Bild von der Angelegenheit machen kann, haben wir die Klageschrift, unsere Erwiderung darauf, ein von uns in Auftrag gegebenes Gutachten und den aktuellen Hinweisbeschluss des Gerichts (der in allen Punktender Gegenseite aufzeigt, dass die Vorwürfe durch die beigebrachten Unterlagen nicht nachgewiesen sind) weiter unten verlinkt. Für diejenigen, die sich nicht die Mühe machen wollen die teils sehr verworrenen Ausführungen der Klageschrift zu lesen, hier eine kurze Zusammenfassung.
Im Kern vermischt die Klageschrift zwei Vorwürfe:
A ) Unserem Verlagsleiter Christian wird vorgeworfen, sich unter dem Deckmantel eines freien Autors in den Nackter Stahl Verlag eingeschlichen zu haben, um Geschäftsgeheimnisse auszuspähen und den Verlag durch die Nichtabgabe von Manuskripten – bzw. deren Verzögerung - wirtschaftlich zu schädigen. Beweise werden verständlicherweise keine erbracht, dafür behilft Nackter Stahl sich fleißig mit Behauptungen – die teilweise auch nachweislich falsch sind.
B) Darüber Hinaus wird uns als Verlag vorgeworfen mit Elyrion ein Plagiat von Arcane Codex auf den Markt gebracht zu haben. Auch hier werden viele Behauptungen aufgestellt und anschließend sehr viele angebliche Beweise erbracht, darunter bspw. die Tatsache, dass in beiden Rollenspiele die Begriffe Klettern, Reiten oder Armbrust benutzt werden.
Zu den ersten Vorwürfen sei gesagt, dass es nur einen gültigen Vertrag gab, nämlich den zu einem Roman mit dem Arbeitstitel „Die Rache des Feuergottes“. Das Manuskript dazu hat Christian mit einem Monat Verspätung aber dem Doppelten der vereinbarten Zeichenzahl eingereicht. Nach den ersten Klageandrohungen hat er das Manuskript (in der Hoffnung Ruhe zu haben) an Nackter Stahl abgetreten. Als Entlohnung für mehr als 1,2 Millionen Zeichen hat Nackter Stahl ihm 500 Euro gezahlt. Darüber hinaus haben die beiden Gesellschafter von Nackter Stahl gefordert, nach der Überarbeitung, als Autoren genannt zu werden (während man Christian nur noch den Titel eines Co-Autors zugestand). Die in der Klage angesprochenen Quellenbücher zu Khoras und Arborea waren reine Freundschaftsarbeiten. Es gab dazu keine gültigen Verträge.
Was auf den ersten Blick nahezu lächerlich anmutet ist in Wahrheit eine sehr ernste Angelegenheit und eine reale wirtschaftliche Bedrohung der Existenz unseres Verlages. Wir möchten sogar soweit gehen, in der Klage eine Bedrohung der Rollenspiele und der Verlagsszene wie wir sie kennen zu sehen. Auf der einen Seite droht uns, sollte Nackter Stahl mit dieser Klage Recht bekommen, ein immenser wirtschaftlicher Schaden. Die von Nackter Stahl gewählte Höhe des Streitwerts, hebt alleine die Prozess- und Anwaltskosten in einen Bereich jenseits der Zehntausend Euro. Mal ganz davon abgesehen, dass wir Elyrion einstellen und erwirtschaftete Gewinne zurück gewähren müssten.
Auf der anderen Seite versucht hier ein kleiner Verlag, im Übrigen zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Rollenspiels, das Recht als Waffe zu instrumentalisieren, um einen Konkurrenten los zu werden. Dieses Geschäftsgebaren hat unmittelbare Auswirkungen auf alle in der Verlagsszene tätigen Unternehmer, da es eine Auseinandersetzung mit der eigenen juristischen Angreifbarkeit erfordert. Sollte dieses Vorgehen Schule machen, so bleibt den Verlagen nichts anderes übrig, als sich in vielen Bereichen weit besser abzusichern, als es bislang in der deutschen Szene üblich ist. Das betrifft alle Bereiche, von Foren über Werbung bis hin zur Fanarbeit. Zudem ist es wirtschaftlich kaum bezahlbar sich gegen derartige Angriffe zu versichern. Die einzige Lösung wäre eine Kapitalrückbildung, um in solchen Fällen die Kosten decken zu können. Es ist logisch, dass dieses Kapital irgendwo eingespart werden muss, bspw. bei Produkten. Bereits jetzt, hat die Klage uns viele tausend Euro gekostet und es ist fraglich, ob wir unser Geld jemals wiedersehen.
Schlussendlich, und vielleicht mit der wichtigste Aspekt, behindert es auch die kreative Arbeit der Autoren und die Schaffung neuer Rollenspiele. Nackter Stahl versucht hier nicht nur ein angebliches Recht uns gegenüber einzufordern, sie versuchen vor allem sich gerichtlich die alleinigen Urheberrechte an Mechaniken und Elementen zu sichern, die von den Verlagen bisher als Allgemeingut aller Rollenspiele angesehen wurden. Das reicht von der Benutzung von Attributen, Vorteilen, Nachteilen bis hin zu Fertigkeiten oder der Möglichkeit elementare Zauber in seine Spiel einzubauen. Um das ganz deutlich zu sagen: Gewinnt Nackter Stahl diese Prozess, so droht jedem Rollenspielautor oder -verleger, der sein Rollenspiel zeitlich nach Arcane Codex veröffentlicht hat, die reale Gefahr, eine Lizenz bei Nackter Stahl beantragen und bezahlen zu müssen. Es würde bereits ausreichen, einen Unsichtbarkeitszauber in das eigene Spiel einbauen zu wollen.
Schlussendlich werden wir uns auch diesen Schwierigkeiten stellen und ihr könnt sicher sein, dass die Elyrion-Produkte und sowohl Scion als auch Savage Worlds wie geplant erscheinen. In den ersten Wochen nach der Klage waren wir zugegebenermaßen wie betäubt. Dann waren wir erschüttert. Heute sind wir entschlossen …
Die Prozessunterlagen sind hier online zu erreichen
Prometheus Games
Nackter Stahl
Ich bin Eure Kommentare gespannt.
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