Anders als in den üblichen P & P-Rollenspielen drängt sich beim Lesen von "Arcane Codex"
der Eindruck auf, dass nicht die Abenteuerhandlung im Vordergrund steht, sondern eher im
Sinne eines Videospiels Krieg und Kampf den wesentlichen Spielinhalt bilden.
Beschreibungen von Kultur und Geschichte des Landes, die in vielen Fantasy-Rollenspielen
das Rückgrat der Erzählung bilden, treten in "Arcane Codex" gegenüber der Schilderung von
Kampftechniken und Schlachtenbeschreibungen völlig zurück. Auch die Zahl der
gewalttätigen Darstellungen in Form von Illustrationen erscheint ungewöhnlich hoch im
Vergleich zu anderen Publikationen des P & P-Rollenspiels.
So fragt man sich, ob ein Fantasy-Rollenspiel unbedingt eine eigene Fertigkeit für "Foltern"
benötigt, wie im Grundregelwerk von "Arcane Codex" auf Seite 172.
Tatsächlich handelt es sich bei "Arcane Codex" um das erste kommerziell vertriebene
Rollenspiel-System, in dem ein Charakter einen regeltechnischen Vorteil aus einer
Vergewaltigung beziehen kann.
So heißt es in dem "Kompendium" von "Arcane Codex" auf Seite 69:
"Zwingt ein Plünderer einer andersgeschlechtlichen Person, die er erbeutet hat, seinen Willen
auf, indem er sie demütigt, so regeneriert er einen Wundlevel und alle KP. Die Lektion lässt
sich mit derselben Person nur einmal am Tag anwenden und dauert mindestens zehn Minuten.
Ist das Opfer bereits panisch genug, ist es für die Anwendung der Lektion nicht unbedingt
erforderlich, dass es vom Plünderer auch wirklich geschändet wird. Die finstere Gier des
Plünderers wird bereits von den verzweifelten Versuchen genährt, sich ihm zu entziehen und
ihm zu entfliehen. Er könnte das Opfer in diesem Fall auch einfach wegschleppen. Doch nur
wenige Plünderer, welche die Lektion beherrschen, haben sich auch nur annähernd unter
Kontrolle.
Das Opfer muss eine offensichtliche Abneigung gegen die Annäherungen des Plünderers
haben. Diese kann jedoch auch gespielt sein, solange der Plünderer sich absolut sicher ist,
dass die Angst und Abneigung echt sind und er keinen Grund hat daran zu zweifeln."
Diese Regel wird besonders durch ein Zitat auf der selben Seite betont:
"So eine kleine Wildkatze! Du wehrst dich ja stärker als dein Vater, bevor ich ihn erschlug!"
Hier handelt es sich nicht etwa um Beschreibungen von "Bösewichtern", die sich den Spieler-
Charakteren entgegenstellen, sondern um Vorschläge für Charaktere, die von Spielern
übernommen werden sollen. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass "Arcane
Codex" ohne eine eingeschränkte Altersfreigabe verkauft wird.
Hier findet ein Tabubruch statt, der bisher ebenfalls noch nicht in der Geschichte des P & PRollenspiels
auftrat. Damit werden nicht nur die langjährigen Bemühungen der Rollenspiel-
Szene, Vorurteile gegen P & P-Rollenspiel abzubauen, zunichte gemacht, sondern auch die
Möglichkeit, das kreative Potential dieses Mediums für pädagogische Zwecke zu nutzen,
unterminiert.