Gennaio Winger
[font=verdana, arial, helvetica]Das Gift kroch langsam durch seinen Körper. Jazharas Kräuter hatten die Wirkung verlangsamt, jedoch nicht aufgehoben. Gennaios Körper war stark und widersetzte sich der todbringenden Substanz, so gut es ging. Seine Atmung war flach, kaum hörbar. Der Körper schien völlig entspannt, als würde er schlafen. Doch die sporadischen Krämpfe, bei denen alle Muskeln des Kriegers sich verkrampften und eine stahlharte Landkarte auf seinem Körper abzuzeichnen schienen, zeigten deutlich die Hinterhältigkeit dieses Orkgiftes.
Die Krämpfe kündigten sich jedesmal auf die gleiche Art und Weise an. Gennaios Augenlider fingen an wild zu zucken, dann riss er die Augen weit auf -manchmal mit einem schwachen Aufschrei oder Stöhnen- und starrte mit leeren Blick in den Himmel. Beim ersten Anfall hatte Jazhara noch hoffnungsvoll geglaubt der Krieger wäre erwacht. Jedoch reagierte er nicht auf Sie, blickte Sie nicht an, gab keine Antwort. Er starrte nur, schloss seine Augen wieder und sein ganzer Körper zuckte unkontrolliert. Die kalte Haut nahm eine rötliche Färbung an und die Körpertemperatur stieg schlagartig. Sein Kopf und die Hände schienen förmlich zu brennen, so heiß wurde er.
Jazhara hielt tapfer seine Hand. Bei jedem Anfall schien er stärker zuzudrücken. Bald erschien es ihr als wäre ihre Hand nur noch ein lebloser, tauber Klumpen. Trotzdem hielt sie durch. Sie wusste das der Krieger auf dem schmalen Pfad zwischen Leben und Tod wandelte. Das Gift versuchte ihn zu schwächen und wirkte direkt auf seine wichtigsten Organe. Wenn der Krieger es nicht alleine schaffen würde, durch seine Stärke, seinen Überlebenswillen, dann würde er sterben und sie würde ihn nicht helfen können.
***
Dunkle Schatten umringten ihn. Der Krieger war sich bewusst das dies nur die Auswüchse seines geschwächten Geistes waren. Trotzdem lähmte ihn die Angst vor diesen dunklen Abbildern seiner Vergangenheit. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er sich wieder bewegen konnte. Benommen nahm er diese kleine leuchtende Gestalt wahr, die sich von den dunklen Schatten entfernte.
Er wollte einen Namen rufen, doch er kam ihn nicht in den Sinn. Lustlos und ein wenig schläfrig ließ er sich treiben. Die Schatten flüsterten seinen Namen. Ein Geräusch so wie Wellen die gegen eine steinige Küste schlagen. Brausend und gewaltig wollten ihn die Stimmen unter sich gegraben. Gleichgültig ließ er es geschehen und ein Flut von Bildern stürzte auf ihn ein, die seinen Geist gänzlich erfüllten. Blutige Bildnisse von Kämpfen, sterbende, angstvoll verzerrte Gesichter, ein großes Lagerfeuer und rotes Haar das im Winde wehte. Wieder versuchte ein Name an die Oberfläche zu steigen und die Schale des Vergessens zu durchschlagen. Er starrte dem entschwindenden Lichtlein hinterher und plötzlich durchbrach dieser Name die Dunkelheit um ihn herum. "Noreen", er flüsterte diesen Namen fast ehrfürchtig. Und als ob dieser vergessene Name ein Schlüssel gewesen wäre, kam mit ihm die Erinnerung zurück. Der Krieger schüttelte die Schatten ab, wie lästige Fliegen wischte er sie hinweg und griff nach dem fernen Licht. Schneller, immer schneller bewegte er sich auf das kleine leuchtende Etwas zu. Er bekam kaum Luft, trotzdem trieb er sich noch mehr an um es.. um Sie zu erreichen. Zornig und Hasserfüllt schrie er ihren Namen hinaus.
"N-O-R-E-E-N!" Doch das Licht hielt nicht ein. Es glitt fort von ihm, immer wenn er es fast in greifbarer Nähe wähnte. Nur einmal -ganz kurz- grub er seine Finger in das warme, erdige Ding, das trotz seiner Beschafenheit so herlich aus sich heraus leuchtete. Die Berührung war ein Moment der Erkenntnis. Er hatte diese Frau einst geliebt und er liebte sie immer noch. Auch sie konnte sich ihren Gefühlen nicht entziehen. Doch was er von ihr jetzt verlangte -wenn du mich wirklich liebst schenke mir dein Leben- schien sie dermassen zu erschrecken, das sie sich ihm wieder entzog. Ihre Seele rutschte zwischen seinen Fingern hindurch und hinterließ ausgefranste kleine Fetzen. Er starrte unglaubig auf seine Hand, sog das bisschen was er ergattert hatte auf und setzte ihr wieder nach. Ohne Vorwarnung erlosch das Licht und er stand verlassen dar.
Das drübe Licht das sie auch über die Entfernung gespendet hatte, wich ein allumfassenden Dunkelheit. Und mit der Dunkelheit kam auch das Flüstern wieder. Unsichtbar strichen die Schatten in der Dunkelheit umher, wie ein Raubtier im hohen Gras. Dann fingen sie an sich ihm zu nähren, streiften seine nackte Haut und rissen ihn schmerzhaft kleine Teile heraus. Jeder Biss, jeder Kratzer, nahm ihm ein Bild der Erinnerung. Jede Schrei verschluckte ein Teil seine Selbst. Wütend wirbelte er herum, suchte nach Rettung...
„Schhhhhhhht …. Ich bin bei Dir …. Ruh dich aus …“ Sein Blick wand sich dorthin, von wo er gekommen war. Nur ein Augenzwinkern und sein körperloser Geist hatte die Entfernung überwunden. Gennaio schaute bedauernd auf seinen eigenen, sterbenden Körper hinab. Für einen Moment war er geneigt wieder in diese sterbende Hülle zurück zu kehren. Es endlich enden zu lassen. Doch der vielstimmige Chor, der gierig seinen Namen aus der Dunkelheit rief, erinnerte ihn daran wohin der Weg dann gehen würde. Neugierig betrachtete er die Frau, die neben seinem Körper saß. Sorgevoll, mitfühlend hielt sie seine Hand. Auch sie hatte rotes Haar... Abgelenkt von den schmerzhaften Angriffen der Schattenwesen, wich er etwas von ihr zurück. Er versuchte die Schmerzen abzustreifen und sich zu konzentrieren, sich zu erinnern.
***
Gierig schnappte er nach Luft, als wäre er sich gerade erst bewusst geworden das er beinahe ertrunken wäre. Es mussten Stunden vergangen sein, seit Jazhara den Krieger auf sein Lager gebettet hatte. Immernoch hielt sie seine Hand. Sie hatte versucht den Krieger zu beruhigen, ihm durch ihre Gegenwart das Gefühl von Gebrogenheit zu vermitteln. Schliesslich gab es nichts anderes was sie tun konnte. Die Krämpfe die den Krieger befallen hatten, waren schwächer geworden. Irgendwann war Sie dann nicht mehr gegen die Müdigkeit angekommen, die letzten Stunden hatten auch ihr viel abverlangt, und war in eine leichten Halbschlaf gefallen. Als der Krieger sich dann so urplötzlich aufsetzte, dabei fest ihre Hand umklammert hielt, fuhr sie erschrocken auf und starrte den Krieger wortlos an. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht.
Gennaio saß einfach da, mit geschlossenen Augen, als würde er versuchen sich an etwas zu erinnern. Vorsichtig versucht Jazhara ihre Hand aus der seinen zu ziehen und wollte aufstehen. Als der Krieger dies merkte wurde sein Griff härter, er nahm sogar noch die zweite Hand und umfasste mit dieser Jazharas zierliches Handgelenk . So blieb sie sitzen und der krieger legte, immernoch mit geschlossenen Augen, seine Kopf auf ihren Schoss.
*Sie ist die Zukunft.. Sie ist die Vernichtung..*
Etwas verlegen, ob des Verhaltens des Kriegers, blieb Jazhara sitzen und beobachtete den Krieger schweigend. Als dieser auch nach längerer Zeit keine Anstalten machte sich zu bewegen, oder sie loszulassen, wurde Jazhara unruhiger. Diese körperliche Nähe, welche zunächst angenehm und tröstent gewesen war, schien sie plötzlich schier zu erdrücken. Ihr Körper versteifte sich und sie offnete langsam den Mund. Doch bevor Sie den Krieger bitten konnte, sie loszulassen, hob dieser abrupt den Kopf und fixierte Sie. Seine eisig blauen Augen spiesten sie förmlich auf, nahmen sie mit ihrer intensivität gefangen, und so verliess nur ein Seufzer ihre Lippen.
"Rote Haare.. grüne Augen.. Du bist wie ein Spiegelbild meiner Vergangenheit.. und meiner Zukunft." Der Krieger hatte ein schiefes Lächeln aufgesetzt und jegliche Schwäche schien von ihm abgefallen zu sein. Dafür beschlich Jazhara das Gefühl als würde seine Nähe Sie langsam aussaugen. Einerseits empfand sie dieses tiefe Glücksgefühl, andererseits gelang es ihr kaum noch die müden Augen offen zu halten. Seine Stimme klang süß und verfüherisch. *Sie war seine Zukunft?* Jazhara lauschte seinen Worten, aber konnte deren Sinn nicht erfassen. Sie spürte das der Krieger seinen Griff um ihre Hand etwas gelöst hatte. Seine Linke strich ihr sanft und liebevoll durchs Gesicht. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, sie fühlte sich tatsächlich geborgen.
Gennaio blickte die Frau an. Ihr Gesicht, ihre ganze Art erinnerte ihn an Noreen. Vegessene Bilder, die Erinnerung an den Klang ihrer Stimme, das Gefühl wenn er Sie berührte. Alles war wieder da. Einen Augenblick überlegte er ob er sich die Frau nehmen sollte. Doch sein Körperlicher Zustand würde ihm dies wohl unmöglich machen, solange ihr Körper, ihr Geist noch so stark war. Er musste seinen Plan verfolgen, ohne sich dieses kleine Vergnügen zu gönnen. Sein Blick wanderte über ihren Körper, kehrte aber immer wieder zu ihrem Gesicht zurück, um den Augenkontakt wieder herzustellen. Er dürfte sie jetzt nicht loslassen. Langsam liess er seine Hand heruntergleiten, berührte noch einmal kurz ihre Lippen und strich zärtlich über ihr Kinn. Sie lächelte ihn schlaftrunken und zufrieden an. Vorsichtig strich sein Handrücken über ihre Körper und griff dann nach dem Dolch, den er Heute bereits einmal in Händen gehalten hatte. Er zog ihn aus der Scheide an Jazharas Gürtel -ganz langsam- und hielt ihn einen Augenblick zwischen sich und Jazhara. Das Blitzen der Klinge schien Jazhara ein wenig aus ihrer Trance zu holen. Sie schaute den Dolch mit weit aufgerissenen Augen an. Gennaio konnte die Furcht in ihnen sehen und er genoß diesen Augenblick. Doch bevor sie gänzlich aus ihrer Starre erwachen konnte, sie sich seiner Kontrolle entziehen konnte, zog er den Dolch aus ihrem Blickwinkel und fing sie wieder mit seinen Augen ein. Liebevoll und glücklich, veileicht etwas verwirrt ließ Jazhara sich dies gefallen und lächelte ihn wieder an.
"Du sollst mir die Wahrheit zeigen..", sein Flüstern war kaum zu hören. Mit einen gezielten Stoß trieb er im selben Moment den Dolch in ihre Brust. Sie war so erstaunt das nur ein leises Stöhnen ihre Lippen verließ. Gennaio stand gebückt auf, hielt Sie mit der einen Hand am Unterarm, die andere ließ den Dolch, der aus Jazharas Brust ragte, los und umfasste ihren Nacken. So ließ er sie langsam herabgleiten, auf den Boden sinken. Trotz aller Schmerzen und des Schockes war Jazhara imemrnoch Gefangene seines Blickes. Er beugte sich über sie und küsste sie zärtlich auf den Mund. Er konnte ihre davonstrebende Lebenskraft spüren und zog sie mit jeder Faser seines Leibes auf. Er ließ seine Gesicht ihren Hals herunterwandern, roch ihren Angstschweiss und labte sich an ihrer Lebensenergie. Er hätte beinahe zuviel von ihr gekostet und ließ von ihr ab. Breitbeinig stand er über ihr, man konnte seinem Körper, selbst seinen strahlenden Augen, die neugewonnen Kraft deutlich ansehen. Lächelt schaute er auf den schlaffen Körper Jazharas herunter. Ihre Augenlider flatterten und sie versucht mit einer Hand, kraftlos den Dolch zu erreichen der in ihrer Brust steckte.
"Ich rate dir versuche dies lieber nicht Weib..." Gennaio machte einen Schritt nach Rechts und stellte sich neben Sie. Er griff herunter und zog mühelos ihre Hand, die den Dolch fast erreicht hatte, zurück und drückte sie auf den Boden.
"Im Moment ist dieser Dolch das einzige was euch davor bewahrt zu verbluten." Er legte seine Hand vorsichtig auf ihre Brust, die Klinge des Dolches zwischen Daumen und Zeigefinger. Nur wenig Blut war ausgetretten. Er wischte ein wenig davon mit der Hand weg und steckte sich dann kostend den Finger in den Mund. "Ihr habt einen köstlichen Lebenssaft.. so voller Gefühle, Liebe, Hass.. und Trauer." Er grinste sie von oben herab an. "Also.. Wenn ihr euch zu schnell bewegen solltet, oder den Dolch herauszieht, werdet ihr elendig verbluten. Ich habe nicht eurer Herz getroffen, aber die Klinge ist so dicht dran, das eurer Herz eurer Blut mit einer solchen Wucht aus der Wunde pressen würde, solltet ihr den Dolch herausziehen, das es euch nicht gelingen würde die Blutung zu stillen.. bevor ihr Tot seit.. Glaubt mir ich verstehe etwas von meinem Handwerk." Er schwieg kurz, beobachtete ihre Reaktion. "Eurer Blut hat mir viel über euch verraten.. ich denke ihr wollt euren geliebten Bruder nicht so schnell folgen. Ich habe euch soviel Lebensenergie genommen, das es ein Wunder ist das ihr noch lebt." Sein Gesicht wurde hart "Die Götter haben euch mir geschickt und sicher hätten sie mich bestraft, wenn ich euch.. aber so.. Eurer Geschick liegt nun in euren eigenen Händen."
Lüsternd, fast trunken von seiner eigenen Macht, stand er da und begutachtete die Frau. Ihre Gesicht hatte bereits das bleiche Aussehen einer Totenmaske.
"Aber eine Frage beschäfftigt mich doch. Sagt mir wo ich den Mann finde den ihr damals, in dieser Höhle, das Leben gerettet habt.. Was für ein amüsanter Gedanke.. Nein ich schweife ab. Also?" Er bückte sich ein wenig zu ihr herunter. Ihr hasserfüllter Blick liess sein Lächeln noch breiter werden. Er war sich sicher, hätte sie gekonnt, sie hätte ihn ins Gesicht gespuckt und ihn angegriffen.
"Ihr seit so dickköpfig, wie ich es erwartet hatte.. Schade, ich hätte sicher viel Spass mit euch gehabt." Er richtete sich wieder auf und trat Jazhara dabei in die Seite. Gerade so stark das der Dolch sich ein wenig bewegt. Blut spritzte in einem feinen Strahl aus der Wunde, versiegte aber gleich wieder. Ihr wurd schwarz vor Augen und der stechende Schmerz in ihrer Brust nahm ihr den Atem.
"Nun gut. Das wird eine Aufgabe sein, der ich mich alleine widtmen muss. Jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss eine beute jagen, die wichtiger ist als unsere kleine Unterhaltung hier."
Gennaio nahm ihr Schwert und ihre restliche Ausrüstung an sich. Er schien kurz zu überlegen ob er ihr auch noch die Kleider vom Leib reißen sollte und wieder war dieses bösartige, lüsternde Lächeln in sein Gesicht zurückgekehrt. Dann schüttelte er den Kopf und schritt davon. Ein letztes Mal erklang seine Stimme aus der anbrechenden Dunkelheit.
"Habt Dank für eure Hilfe. Für eurer Leben und das meine... Das Schicksal hat uns einst zusammengeführt und ihr habt mir all das gegeben, was es mir versprochen hatte. Lebt wohl.. und lasst euch nicht von den Orks fressen..."[/font]