Nach einer langen Schlacht ...

[font=verdana, arial, helvetica]Schlußendlich kamen sie an. Barak wusste nicht wie lange sie unterwegs waren und so schleppte er sich erschöpft in die Höhle, die Jazhara freigelegt hatte, Ithmaril noch immer stützend. Seine Arme schmerzten, da sie sich ob der Dauer der Flucht und der unnatürlichen Haltung verkrampft hatten, so dass er bald mehrere Minuten benötigte, um Ithmaril auf den Boden zu betten. Ihm war schwindelig und er hatte viel Blut verloren. Irgendwann im hatte er aufgehört die vielen kleinen und größeren Wunden an seinem Körper zu zählen. Er hatte das Gefühl er SEI eine einzige Wunde. Mühsam öffnete er die Riemen seiner Lederrüstung und versuchte sie abzustreifen ...

Er sah noch wie Jazhara in Richtung Höhleneingang ging, verlor dann aber das Bewusstsein ...

Er sah sich selbst in der Mitte eines Schlachtfeldes, stehend auf einer Unzahl getöteter Orks, Menschen und Elfen. Blutüberströmt hielt er sein Schwert in die Luft und schrie Laut seine Macht und seinen Zorn gen Himmel. Die Stimme selbst WAR Hass.
Barak sah dies alles aus einem anderen Blickwinkel, als wäre er nicht selbst dort, sondern nur unbeteiligter Beobachter, und ihm wurde klar, dass es so sein würde.
Plötzlich fühlte Barak den Blick des anderen auf sich und wusste, dass er den Kampf verloren hatte.


Schweißgebadet erwachte Barak aus seinem Traum, fiel aber sogleich wieder in eine tiefe Bewusstlosigkeit ...

Wenn sie uns hätte töten wollen, hätte sie es schon getan ... murmelte er leise vor sich hin ....
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[font=verdana, arial, helvetica]Jazhara[/font]
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[font=verdana, arial, helvetica]Jazhara verließ die Höhle und beseitigte die Spuren, die sie und die beiden Männer im morastigen Boden hinterlassen hatten. Dann begab sie sich zum Höhleneingang und begann, ihn von innen wieder zu tarnen, so dass sie sicher sein konnte, keine unerwarteten und unliebsamen Besuch zu bekommen. Dies nahm einige Zeit in Anspruch.

Als sie die Höhle wieder betrat schob sie mit zittrigen Händen die Kapuze Ihres Umhanges zurück, öffnete diesen und legte ihn ab. Im Dunkeln tastete sie nach einer Kerze und entzündete diese. In dem schwachen Licht, das nun die Höhle ansatzweise erhellte, ging sie zu der Lagerstatt hinüber. Besorgt blickte sie zu den beiden Männern hinab, die scheinbar beide das Bewusstsein verloren hatten. Sie betete innerlich, dass sie diesmal noch zur rechten Zeit gekommen war. Einer der beiden Männer bäumte sich plötzlich auf, blickte sie durchdringend an und murmelte etwas unverständliches. Ein Alptraum? Fieberwahn? Jazhara drückte ihn sanft auf das Krankenlager zurück und sprach ein paar beruhigende Worte zu ihm. Sie berührte die wächsern wirkende Haut der Männer, die von kaltem Schweiß ganz nass war. Sie musste sich beeilen. Sie durften nicht noch mehr Blut verlieren.

Rasch entzündete sie noch ein paar Kerzen – es waren ihre letzten doch darüber konnte sie sich später immer noch Gedanken machen. Es gab im Moment wichtigeres zu tun. Aus dem hinteren Teil der Höhle holte sie trockenes Geäst und ein paar Holzscheite, die sie gleich zu Anfang - bei „Bezug“ der Höhle - gesammelt und zum Trocknen aufgestapelt hatte - wenigstens davon hatte sie genügend – und schürte die Glut der Feuerstelle gerade so weit, wie es nötig war, um ein Gebräu zu kochen. Sie füllte Wasser aus einem Trinkschlauch in einen großen Topf und stellte diesen in das Feuer. Dann entnahm sie den diversen kleinen Säckchen, die sich in einem größeren Sack befanden, einige Kräuter und Wurzeln und gab diese in den Topf. Dabei murmelte sie ein paar unverständliche Worte.

Während sie die Kräuter und Wurzeln aufkochen ließ beugte sich die zierliche Frau über die beiden Männer. Kalter Schweiß stand ihnen auf der Stirn, ein schlechtes Zeichen. Sie musste sich beeilen. Behutsam entkleidete sie die beiden so weit dies nötig war und machte sich daran, die Wunden mit dem aufgekochten Sud zu säubern. Größere Wunden nähte sie mit einer aus Knochen hergestellten Nadel so gut es ging zusammen, schmierte etwas von einer übel riechenden Paste darauf und verband diese mit Stofffetzen, die sie aus ihrem Unterkleid heraus riss - im Kampf hatte es sie eh immer behindert, ohne Unterkleid würde sie wesentlich beweglicher sein. All dies tat sie, begleitet von ihren geheimnisvollen Worten, die sie bald in einen leisen monotonen Singsang übergehen ließ. Schon nach kurzer Zeit hing ihr rotes lockiges Haar ihr in Strähnen im Gesicht, klebte an ihrer feuchten Stirn und ihren vor Anstrengung geröteten Wangen. Ihre tiefgrünen Augen waren rot gerändert, als sie nach Stunden – so kam es ihr vor - mit ihrem Tun fertig war. Fürsorglich deckte sie die beiden Männer mit einer Decke zu. Mehr konnte sie zu dem jetzigen Zeitpunkt für sie nicht tun. Jetzt konnte ihnen nur noch die Kraft der Kräuter und die Gnade der Götter helfen.

Vor Erschöpfung zitternd erhob Jazhara sich. Die Höhle hatte sich erwärmt. Es roch nach Kräutern, warmem Wasser, Schweiß und Blut. Wasserdampf und Rauch hatten sich an der Decke der Höhle gesammelt doch war es nicht so viel, dass es nach draußen zog. Das Gute an der Höhle war – und dafür war Jazhara heute mehr als sonst dankbar -, dass die Decke sehr hoch war und es lange dauerte, bis Qualm – oder in diesem Fall Qualm und Wasserdampf – durch den Höhleneingang hinaus zogen und so jedermann verraten konnte, dass hier jemand hauste oder, dass hier überhaupt eine Höhle ist.

Jazhara erhob sich, säuberte ihre Hände und ihr Gesicht. Verstaute die Dinge, die sie bei der Heilung gebraucht und benutzt hatte. Das Feuer war schon herunter gebrannt. Lediglich jede Menge heiße Glut war noch übrig geblieben. Diese würde reichen um die Suppe, die sie den Tag zuvor gekocht hatte, warm zu machen und warm zu halten. Sie griff nach einem anderen Topf, der mit einem flachen Stein und großen Blättern verschlossen war und stellte ihn mitten in die Glut. Dann nahm sie ihrenm Umhang, setzte sich in der Nähe des Höhleneinganges hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand. Eng in ihren Umhang gewickelt umschlang sie ihre angewinkelten Beine und bettete ihr Kinn auf ihre Knie. Leicht fröstelnd betrachtete sie den Höhleneingang.

Der Tag würde bald dämmern. Es war still, sehr still. Sie kannte diese Stille. Sie verriet ihr, dass die Nacht bald vorüber sein würde. Es war die Stunde, in der nahezu alles schlief, diese ruhige, stille Stunde zwischen dem Ende der Nacht und dem beginnenden Morgengrauen. Die Stunde, in der die nächtlichen Jäger sich nach einer erfolgreichen Jagd bereits zur Ruhe begeben hatten, während die Tagräuber noch schliefen …

Warum wurden ihr die beiden Männer geschickt? Drei sollten es sein, verschieden wie Tag und Nacht und doch mit dem gleichen Schicksal behaftet – ihr Schicksal … doch brachte sie diesen Gedanken nicht mehr zuende. Die Müdigkeit übermannte sie und sie fiel in einen unruhigen leichten Schlaf.
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[font=verdana, arial, helvetica]Gennaio Winger[/font]
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[font=verdana, arial, helvetica]Das Paar hatte seine Schlachtrösser dicht an den Waldrand gebracht. So weit wie es ihnen sicher erschien und trotzdem alles überschaubar blieb.

Die Schlacht nahm zunächst den geplanten Verlauf. Doch als die Söldner den Grünhäuten in den Rücken fielen würde die Frau sichtlich unruhiger. Auch das Pferd schien dies zu spüren, hob und senkte schnaufend den Kopf und wühlte mit den Hüfen die weiche Erde auf.

Beruhigend täschelte die Frau den Hals des großen Pferdes. Dabei suchte Sie Augenkontakt mit dem Krieger,der neben ihr auf seinem Pferd saß. Seine strahlend blauen Augen blieben aber unbewegt auf den Kampf gerichtet. So wendete Sie sich wieder ab, hob langsam den Kopf und schien die Luft in sich auzusaugen.

*Es wird bald regnen..*

Ihre Stimme in seinem Kopf durchschnitt seine Gedanken wie ein scharfes Schwert. Er blinzelte und nickte kurz. Mehr für sich, denn die knappe Bewegung war unter seinem schweren Helm nicht zu erkennen.

*Meinst du das wir etwas falsch gemacht haben? Es war schwer genug den richtigen Personen die Informationen über die Karawane zuzuspielen. Jetzt müssen wir letzten Endes doch wieder selber eingreifen und..*

Der Krieger hob seine Hand, die in einem schweren Kettenhandschuh steckte, und unterbrach die Gedankenflut seiner Begleiterin. Er deutete auf das Schlachtfeld.

*Es ist noch nicht zu Ende.. Spürst du nicht die Horde? Sie werden die restlichen Überlebenden niedermachen. Auch der Söldner wird fallen und damit wäre unsere Aufgabe hier erledigt. Reite du voraus und bereite die Heirat des Herzogs vor.. Dies wird sicherlich ein angenehmerer Auftrag.*

Er ließ seine Hand wieder auf den Sattelknauf wandern, starrte gelassen zu den brennenden Überresten der Karawane herüber.

*Bist du sicher?*

Die Frau wollte noch etwas hinzufügen. Aber das dumpfe Gefühl, das sich plötzlich in ihr ausbreitete, bestätigte Gennaios Worte. Sie kniff ihre Augen zusammen und beobachtete den menschlichen Söldner. Als das surrende Geräusch eines Pfeiles die Luft zerschnitt, hätte sie dem Mann am liebsten ein Warnung zugerufen. Aber es war zu spät. Sie biss sich, verärgert über ihre eigene Unsicherheit, auf die Zunge. Zitternd drehte Sie sich zur Seite, um das Massaker nicht ansehe zu müssen, und ließ das Pferd ihre Hacken spüren. Gehorsam setzte sich das Schlachtross in Bewegung. Sie zog die Zügel und das Ross trabte langsam um den Krieger und dessen Pferd herum.

Ihr Blick blieb noch für einen Moment an Gennaio kleben. Er saß leicht nach vorne gebeugt im Sattel und schien jede Bewegung der Kämpfer in sich aufzusaugen. Ein letztes mal sandte Sie ihm ihre Gedanken.

*Du hattest Recht.. wie immer. Ich mache mich jetzt auf.. Genn.. ich liebe dich*

Der Krieger drehte sich nicht um. Seine Aufmerksamkeit galt gänzlich dem Kampf. Doch gerade als Sie sich abwendete und ihr Pferd zum Galopp antrieb, antwortete er.

*Ich bleibe noch bis alles hier wieder seinen richtigen Zustand angenommen hat.. aber ich denke du kannst den Anderen von unserem Erfolg berichten...... Ich liebe dich auch Noreen*

Dann zerriss das Band und schmerzhafte Stille breitete sich in ihrem Kopf aus.

***

Des Schicksals blutige Klinge,
ohne Widerwort

Vertreiben wir die Wahrheit,
die nicht bestehen kann

Der Götter machtlose Diener
ohne Freiheit

Zerschlagen wir die Hoffnung,
die Falsches verspricht

***

Als der Regen kam ritt Gennaio weiter an den Kampf heran. Die Sichtweite war auf wenige Meter begrenzt und er hatte es schwer den Söldner und seinem Mitstreiter im Auge zu behalten. Der Kampf dauerte schon viel zu lange. Da es nicht seine Absicht war jetzt in diesen Kampf hineingezogen zu werden, drehte er bereits nach wenigen Pferdelängen wieder ab und umritt vorsichtig den Lärm des Gefechtes. Er horchte in die Dunkelheit hinein und seine Sinne versuchten zu ergründen ob das Ziel bereits erreicht war.

Zwischen all dem Tot und Chaos war es schwer eine einzelne Seele zu entdecken, aber er fand schließlich was er gesucht hatte.

Verärgert saß er ab und starrte in die Dunkelheit hinaus. Er gab seinem Pferd einen beherzten Schlag auf die Seite. Er hatte jetzt keine Verwendung mehr für das Tier. Der Hufschlag entfernte sich schnell und Gennaio zog seinen mächtigen Zweihänder. Er kniete sich hin und lauschte, dann ließ er sein Schwert zweimal durch die Dunkelheit schneiden. Die gurgelden Schreie und das Geräusch fallender Körper folgten, dann war es wieder still. Er erhob sich und begutachtete seine blutige Ernte. Die zwei Orks lagen tot zusammengesackt nebeneinander. Seine Sinne hatten ihn nicht getäuscht.

Wie ein lautloser Schatten bewegte er sich durch die Reihen der Grünhäute. Seine schwere Rüstung schien ihm dabei nicht zu beeinträchtigen und die Feinde nahmen ihn in der Dunkelheit nicht wahr. Sie schienen die Überlebenden zu verfolgen und er folgte ihnen. Als er schließlich in den Wald eintauschte, hatten gut ein halbes Dutzend weitere Orks ihr Leben gelassen und er hatte die Flüchtlinge ausgemacht. Eine Frau sicherte den Rückzug der beiden Verletzten und die Orks blieben, voller Angst vor den tödlichen Pfeilen, immer mehr zurück. Er vernahm auch das jaulen von Wölfen und entfernte Kampfgeräusche. Einige Orks liessen von den Verwundeten ab und verschwanden in diese Richtung. *Umso besser, dann muss ich nicht um die Beute streiten..*

In dem Wirrwarr von Bäumen und Büschen hätte er sie beinahe verloren. Doch die Verletzten waren langsam und hinterließen eine blutige Spur. Als Sie schließlich in einer versteckten Höhle verschwanden, verbarg er sich nahe des Einganges und beobachtete die Umgebung. Als die Frau wieder auftauchte erstarrte er und schaute ihr bei ihrer gewissenhaften Arbeit zu. Mehrmals kam sie so dicht an ihn heran, das er dachte sie würde ihn jeden Moment entdecken. Er roch ihren Schweß und konnte ihren schnellen kräftigen Herzschlag wahrnehmen. Irgendetwas.. er konnte es nicht bestimmen. Diese Frau hatte etwas an sich, das ihn zögern ließ. Der Gedanke daran Sie zu töten ließ Übelkeit in ihm aufsteigen und seine Hände fingen an zu zittern. Gennaio schloss seine Augen und wartete ab bis es still wurde vor dem Höhleneingang. Sie war wieder darin verschwunden.

Benommen schüttelte er den Kopf. Eine ganze Zeit saß er einfach da und versuchte zu bestimmen was passiert war. Es konnte sich nur um einen Wink der Götter handeln. Als er die Augen wieder öffnete wurde es bereits hell.

Geräuschlos glitt er durch den getarnten Eingang in die Höhle hinein. Er verweilte kurz, richtete die Tarnung wieder so das der Eingang nicht sichtbar war und schlich hinein.

Er fand die Verletzten und die Frau schlafend vor. sie hatte die beiden versorgt und war dann, gezeichnet von den Anstrengungen der letzten Stunden, selber eingenickt. Ihr Gesicht sah schön aus im tanzenden Licht des kleinen Lagerfeuers. Er kniete sich neben Sie und versuchte ihren Geist zu erforschen, den Grund zu finden warum er Sie verschonen sollte. Doch bevor er etwas erkennen konnte riß die Frau ihre Augen auf. Ihr Schlaf war leicht gewesen und ihre Sinne hatten Sie gewarnt. Geschmeidig und blitzschnell griff die Frau nach ihrem Schwert. Doch bevor sie es hochreißen konnte, oder ein Laut aus ihren Mund kam, legte sich sein Dolch auf ihre Kehle und Sie wurde zurück gedrückt auf ihr Lager.

Die scharfe Klinge ritzte einen feinen Schnitt in ihrem Hals und kleine Bluttropfen liefen herab. Erschrocken aber ohne Angst blickte sie ihn an. Es musste ein sonderbarer Anblick sein. Eine Gestalt in stählender schwarzer Rüstung, das Gesicht verdeckt durch ein Visier. Durch die Sichtschlitze hindurch schien er Sie anzustarren. Sekunden wurden zu einer Ewigkeit und der kalte Stahl des Dolches lag brennend auf ihrer Kehle. Nur eine schnelle Bewegung und sie würde sterben.

*Sie ist die Zukunft.. Sie ist die Vernichtung..* Gennaios Gedanken wirbelten wild durcheinander. Er ließ seinen Blick, für die Frau unmerkbar wegen des Helmes, zu dem Söldner herüberwandern. *Und Sie ist verbunden mit dem Schicksal dieses Mannes... auch er hatte etwas an sich, was Gennaio bisher verborgen geblieben war. Schmerzhaft dunkle Bilder huschten durch seinen Kopf, dann schliesslich fasste er einen Entschluß.

Vorsichtig nahm er den Dolch von ihrer Kehle und rammte diesen plötzlich, mit einer schnellen Bewegung, neben ihren Kopf in den harten Untergrund. Dann stand er auf, warf einen letzten Blick in Richtung der beiden Verletzten, und verschwand in der Dunkelheit des Ganges.

*Du sollst mir die Wahrheit zeigen..*
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[font=verdana, arial, helvetica]Jazhara[/font]
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[font=verdana, arial, helvetica]Jazhara´s Schlaf wurde zusehends unruhiger. Die Bilder, die sie in ihrem Traum sah, wurden immer bedrückender. Sie waren gespickt von Tod und Verderben. Ihr Tod? Es waren keine klaren Bilder, nur verschwommene Eindrücke von Blut und Bewegung, von Massen an Körpern und von einzelnen Schicksalen. Ungute Gefühle prasselten auf sie ein und schienen sie fast zu überwältigen. Große Gefahr und Unheil standen bevor. Doch für Wen? Plötzlich schien etwas nach ihr zu greifen und sie festzuhalten, sie in einem Strudel aufwärts zu ziehen. Immer höher und höher …

Etwas stimmte nicht, das konnte sie spüren … sie spürte, wie sich sämtliche Haare auf ihrem Körper aufrichteten und ein bitter kalter Wind über ihre Haut fuhr … ETWAS WAR DA!!!

Ihr Herz begann zu rasen und ihr Körper spannte sich. Noch bevor sie das Gefühl hatte, wirklich wach zu sein, riss sie die Augen auf und griff gleichzeitig instinktiv nach ihrem Schwert. Obwohl ihre Bewegungen schnell und geschmeidig waren, kam sie nicht dazu, es hoch zu reißen. Etwas kaltes, scharfes legte sich blitzschnell auf Ihre Kehle und verhinderte, dass sie noch irgend einen Laut von sich geben konnte. Eine Gestalt in stählerner schwarzer Rüstung beugte sich über sie und drückte sie mit starker Kraft auf ihr Lager zurück. Kalter Stahl ritze die zarte Haut ihres Halses. Schmerz. Ihre Gedanken raste … wer war das und – was viel wichtiger war – was sollte sie tun? Würde sie aus dieser gefährlichen Situation lebend herauskommen? Ihr Gegner brauchte die Klinge nur in einer schnellen Bewegung zur Seite ziehen. Einmal quer über ihren Hals. Eine minimale Bewegung, um ihr Leben zu beenden. Sie traute sich kaum zu atmen.

Doch warum zögerte er? Warum starrte er sie durch die Sehschlitze seines Helmes an. Warum brachte er nicht zuende, was er begonnen hat? Was ließ ihn zögern? Das Blut hämmerte in ihren Schläfen. Schlag ihm den Arm hoch, tritt nach ihm, töte ihn bevor er dich tötet

Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor als sich in den Augen ihres Gegners etwas zu regen begann. Doch was? Sie konnte es nicht greifen.

Plötzlich nahm das Geschehen eine unerwartete Wendung. Vorsichtig nahm ihr Gegner die Klinge von ihrer Kehle und rammte diesen mit aller Wucht neben ihren Kopf in den harten Boden. Dann stand er auf, sah in Richtung der beiden Männer und verschwand in der Dunkelheit des Ganges.

JAzhara setzte sich langsam auf. Ihre zittrige Hand glitt zu ihrem Hals hinauf und legte sich um diesen. Sie konnte das feuchte, noch warme Blut unter ihrer Handfläche spüren. Ein schmerzhaftes Brennen breitete sich dort aus, wo vor kurzem noch die Klinge ihren Hals geritzt hatte. Ihr Kopf war ein einziges dumpfes Dröhnen. In Ihrer Brust spürte sie ihr Herz sich langsam wieder beruhigen, doch immer noch kräftig und schnell schlagen. Ihr Atem ging schnell und bei jedem Atemzug hob und senkte sich ihr Brustkorb. Kurz schloß sie ihre Augen, um sich gänzlich zu beruhigen.
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[font=verdana, arial, helvetica]Der Hass in Ihm wurde immer stärker. Barak spürte seine kalten, unnachgiebigen Klauen, wie sie sich aus den tiefsten Abgründen seiner Seele einen Weg an die Oberfläche versuchten freizugraben.
Immer und immer wieder sah er Bilder wie Blitzlichter durch seine Gedanken zucken, die ihm zeigten, was seine wahre Bestimmung sei, und wo sein Pfad enden würde. Peitschenhieben gleich, prasselten diese Reflektionen seines Geistes auf ihn nieder und zwangen ihn die Wahrheit zu erkennen. Er selbst und das Chaos, das seinen dunklen Bruder abhielt die Oberhand zu gewinnen, der ständige Wettstreit der beiden - und der Verlust von allem, was menschlich war.


Mühsam erwachte Barak aus seinem Traum. Wie durch morastigen Boden watete er zurück an die Wirklichkeit. Langsam öffnete Barak die Augen, ein Schatten huschte durch den Eingang der Höhle und verschwand in der Dunkelheit. Vorsichtig, um seine verletzte Schulter nicht zu berühren, richtete er sich in eine sitzende Position auf und blickte sich um. Barak konnte sich erinnern, zusammen mit der Fremden und Ithmaril hierher geflohen zu sein, wusste jedoch nicht mehr, wie lange dies schon zurücklag.
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Jazhara

Unvermittelt wurde die Stille durch die rau klingende Stimme des Mannes gestört. Obwohl es mehr ein heiseres Flüstern, als eine laute Stimme war, erschreckte sich Jazhara auf ein Neues. Eine zeitlang starrte sie ihn einfach nur an und rührte sich nicht. Ihre freie Hand glitt erneut zu ihrem Hals empor. Wieder spürte sie das heiße brennen des Schnittes in ihrer Haut. Dann legte sie ihr Schwert auf den Boden zurück und ging ein paar Stücke Holz aus dem hinteren Teil der Höhle holen. Sollte sie ihm von dem Besuch erzählen? Sie ging in die Hocke, nahm den Suppenkessel, den sie ein paar Stunden zuvor in die Glut gestellt hatte auf und legte drei kleinere Holzscheite in die restliche Glut. Mit einem Stock machte sie der Glut ein wenig mehr Luft, so dass die Hitze sich besser entwickeln konnte, um das frische Holz zu entzünden. Als das Holz von ein paar kleinere Flammen umspielt wurde, hing sie den Topf an eine Vorrichtung über das Feuer und setzte sich auf den Boden.

Während sie ein langes Stück Stoff aus dem letzten Rest ihres Unterkleides heraus riss und sich dies nicht gerade sanft um den Hals wickelte, begann sie mit leiser Stimme zu reden: „Ja, das Gröbste scheint vorerst vorüber zu sein …“ sie machte eine kleine Pause, griff mit einer Hand nach einer Art Löffel und rührte damit in dem Topf herum. „Doch ist man hierzulande nie vor einer neueren und schlimmeren Überraschung gefeit … Wie geht es euch?“
 
Schon seit der Schlacht hatte Barak nichs mehr in sich gespürt, was auf die Anwesenheit einer anderen Person gedeutet hätte. Doch darauf bildete er sich nichts ein, allein sein Alptraum gab ihm klar zu verstehen, dass er niemals sicher vor IHM sein würde. Doch wollte er das überhaupt?

Einige Sekunden sicherlich blickte er die Frau einfach nur an, und musterte ihre grünen Augen, versuchte zu erkennen, woher dieses Gefühl der Vertrautheit stammen könnte, doch fand er nichts, ausser einer beunruhigenden Leere.

"Mir geht es den umständen entsprechend. Besser als meinem elfischen Mitstreiter auf jeden Fall." Er deutete mit einem achtlosen Nicken auf den schlaffen Körper Ithmarils.

"Ich danke Euch für die Rettung...", meinte er abrupt und sprach sofort weiter "Doch waren diese Worte der einzige Lohn den ihr von mir bekommen werdet für Eure Tat. Ich habe nichts, ausser dem was ich am Leibe trage und niemand hat Euch gebeten uns zu helfen, obgleich ich, wie bereits erwähnt, dennoch dankbar bin..." Baraks Satz wurde durch einen heftigen, sehr starken und schmerzhaften Hustenanfall unterbrochen. Mit einer ruckartigen Handbewegung deutete er der Frau nichts zu unternehmen, der Schmerz würde seine Gedanken ordnen und seinen Geist aus dem Halbschlaf reißen, in dem er sich noch befand. Als er sich wieder beruhigt schüttelte er leicht den Kopf und sah Sie wieder mit seinen beunruhigenden Augen an.

"Warum überhaupt begebt ihr Euch als Einzelne in Gefahr und verhelft zwei abgerissenen Fremden zur Flucht? Ich an Eurer Stelle hätte mir das Schauspiel einige Minuten angeschaut und hätte mich dann aus dem Staub gemacht. Vielleich wäre ich später wiedergekommen um die Leichen zu plündern, aber sonst?
Los, sprecht schon!"
 
Jazhara

Als der Mann endlich zu sprechen begann, ließ sie den Löffel Löffel sein, neigte ihren Kopf zur Seite und blickt ihn mit gerunzelter Stirn an. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von verdutzt über ungläubig zu besorgt. Wie sprach er mit ihr? Sicher war es das Fieber, welches ihn so seltsam daher reden ließ. Wenn dem nicht so war, war dieser Mann doch … sehr seltsam und anmaßend oder er hatte schlimmes erlebt. Und diese Augen … Sie schauderte leicht.

Trotz des unguten Gefühls das sie verspürte wenn er sie ansah, versuchte sie so natürlich wie möglich zu wirken „Ihr seid sehr ungeduldig wie mir scheint“ sie lächelte leicht, so dass sich feine Fältchen ihre kleine Nase verzierten und die Sommersprossen auf ihr tanzen ließen. „Nun, ich werde Euren Wissensdurst befriedigen … ihr werdet es mir vielleicht nicht glauben, aber ich dachte kurz darüber nach, eben dies zu tun … Euch Eurem Schicksal zu überlassen.“ Sie stand auf, ging in den hinteren Teil der Höhle und kam mit einem harten Stück Wurst und einem Messer wieder zurück. „Doch eine kleine Stimme flüsterte mir, dass ich Eurer kleinen Gemeinschaft besser behilflich sein sollte …“ Sie schnitt ein Stück von der Wurst ab und hielt es ihrem Gegenüber hin. Doch dieser schüttelte den Kopf. Sie zuckte leicht mit ihren Schultern und legte die Wurst samt Messer auf einen in der Nähe liegenden Holzscheit. „Außerdem gibt es noch einige andere Gründe, die Euch jedoch nichts angehen.“ Ihre Stimme hörte sich entschlossen an.

Dann lächelte sie wieder und ihre grünen Augen funkelten leicht im Schein des Feuers, welches sanft vor sich hin flackerte. „Aber vielleicht sollten wir uns jetzt, da wir ein wenig mehr Ruhe und Zeit haben, einander vorstellen. Man nennt mich Jazhara. Wie darf ich Euch und Euren Freund nennen?“ Sie blickte kurz zu dem immer noch bewusstlosen Mann hinab.
 
"Wie auch immer .... "

Bilder aus seiner Vergangenheit umhüllten seinen Geist, doch Barak war sich sicher, niemals eine solche Vergangenheit erlebt zu haben. Es waren Gedanken, Visionen und Projektionen, die sich tief in sein Hirn gruben, ohne jedoch ein Gegenstück zu haben. Was zu den Erinnerungen fehlte, war das Ereignis zugehörig zu der Erinnerung. Waren es seine Gedanken, oder vielleicht die Gedanken und Visionen seines zweiten Ichs? Es war ein Rätsel, ein Rätsel zu dessen Auflösung noch viele Hinweise fehlten. Hinweise, von denen Barak nicht einmal wusste wo er sie finden könne, geschweige denn, um was es sich dabei handeln könne. Die andere Frage, die sich Barak stellte war in diesem Moment, ob er dieses Rätsel überhaupt lösen wollte. Wollte er den Schleier aus Dunkelheit und Schatten um seinen Geist heben um zu sehen, was sich darunter verbarg? Dieser Gedanke löste eine tiefempfundene Angst in Barak aus, denn was, wenn er, Barak, der Eindringling war? Ein Zerrbild der Gedanken seines zweiten Ichs, ein Versuch seine Emotionen zu kontrollieren, indem er eine Persönlichkeit erschuf, auf die er störende Gedanken übertragen konnte. Vielleicht war er nicht mehr als das? Keine Persönlichkeit mehr, sondern nur ein Teil einer anderen...

Mit einemmal war er nicht mehr großspurig oder arrogant. Seine Schultern fielen nach vorn, und auch sein Haupt senkte den Blick gen Boden. Er konnte ihrem Blick nicht standhalten und wollte auch nicht, dass Sie seine Schwäche in diesem Moment erkannte.

Er blickte zu Ithmaril, als Jazhara ihn erwähnte. "Ich würde nicht so weit gehen und ihn einen Freund nennen. Wir haben nur Seite an Seite gekämpft. Nicht mehr und nicht weniger." Barak zuckte mit den Schultern.

"Man nennt mich Barak, wie der Elf heißt weiß ich nicht mehr. Oder wußte es nie. Es ist mir auch einerlei. Doch erzählt mir, wohin wollt ihr?"
 
Jazhara

Der Mann, der sich ihr als Barak vorstellte, wandte nun den Blick zu dem Elfen. Doch bevor er dies tat, senkte er den Kopf. Dennoch konnte sie zuvor noch erkennen, dass sich sein Blick wandelte. Er wurde weicher und sah nicht mehr ganz so bedrohlich aus. Wenn auch trotzdem noch irgendwie merkwürdig und beängstigend. Doch was Jazhara viel mehr interessierte war die Tatsache, dass er sie fragte, wo sie hin wolle. Hatte sie doch kein Wort darüber verloren, dass sie mit den beiden Männern weiter reisen wollte … musste. Wie dem auch sei. Es war in diesem Moment egal geworden. Immerhin war es das, was sie tatsächlich wollte.

„Ihr scheint Gedanken lesen zu können … Barak … tatsächlich möchte ich reisen“ Sie machte eine kurze Pause. „… und zwar mit Euch gemeinsam … mit Euch und dem Elfen.“ Sie ließ die Worte kurz wirken und wartete auf eine Reaktion von ihm.

Plötzlich schoss ihr die unzusammenhängenste Frage durch den Kopf die sie je gedacht hatte: <warum hatte ein Mann in Baraks Alter bereits jetzt schon schlohweisse Haare???>
 
Barak

Warum

"Warum? Warum wollt ihr ausgerechnet uns begleiten? Wobei noch nicht einmal sicher ist, ob der Elf und ich zusammen weiterreisen? Àber ihr scheint Euch sehr sicher über diese Angelegenheit zu sein. Mir drängt sich die Frage auf, warum dem so ist. Warum möchtet Ihr uns begleiten, warum nicht irgendeine Karawane. Es ist nichteinmal sicher wohin Ich reisen werde. Erzählt!"

Sein Kopf war immer noch gesenkt, doch seine Worte waren klar und verständlich.

Was wollte diese Frau von Ihnen?! Kannte Sie sie? Hatte sie vielleicht sogar jemand geschickt?

Jazhara

Was sollte sie ihm dazu nur sagen? Sollte sie ihm sagen, dass ihr drei Männer prophezeit wurden? Sollte sie ihm sagen, dass sie jede Nacht schon vor ihrem Zusammentreffen von genau dieser Situation – von dem Kampf und der Flucht … und von ihnen - geträumt hatte? Sollte sie ihm sagen, dass sie zu ihnen geschickt wurde? Sollte sie ihm sagen, dass ihr einziges Ziel im Moment war, bei ihnen zu bleiben? Sollte sie ihm sagen dass er … NEIN! Er würde sie für ein krankes Weib halten und sie fort schicken. Sie musste anders vorgehen.

Plötzlich schienen dunkle Schatten ihr hübsches Antlitz zu überziehen und ließen ihr Gesicht wie das Gesicht einer völlig anderen aussehen. Doch so schnell die Schatten gekommen waren, so schnell verflüchtigten sie sich auch wieder. Dann begann sie einer sehr angenehmen Stimme zu sprechen: „Ich habe kein Ziel, zu dem ich unterwegs bin. Einst hatte ich dies, doch wurde es mir genommen … wie mir auch …“ sie ließ den Satz unbeendet. „Ich denke, dass wir zu dritt mehr Chancen haben zu überleben als allein, meint ihr nicht? Doch wenn ihr lieber allein weiter reisen wollt, braucht ihr es nur zu sagen“ Sie blickte ihr Gegenüber abschätzend an.
 
Barak

Eigentlich war es ihm einerlei. Er würde die Zwei brauchen können auf seinem Weg, obwohl Barak selbst noch nicht wusste, wohin dieser führen würde. Eines wusste er jedoch mit Sicherheit: Jeder Pfad den er wählen würde, wäre ein schwieriger Weg, auf dem jede Hilfe gebraucht würde. Stumm nickte er über seine eigenen Gedanken. Und wenn es soweit wäre, würde er die beiden opfern. So, wie es schon einmal geschehen ist. Irgendwann würde ER satt sein. Gleichzeitig, rief eine leise Stimme seines verbliebenen Verstandes, dass ER niemals satt sein würde, doch ignorierte Barak die Stimme, so, wie er sie schon seit geraumer Zeit ignorierte.

"Von mir aus begleitet mich. Ich nehme nicht an, dass ihr den Elfen zurücklassen wollt? Dacht ichs mir doch..." Er schüttelte den Kopf, warum nur immer dieses Mitgefühl "Dann sollten wir bald eine Trage bauen und aufbrechen."

Jazhara

Was für eine Frage, natürlich würde sie den Elfen nicht zurück lassen!! Sie schüttelte innerlich den Kopf. Dann stand sie auf und ging zu dem Elfen hinüber. Sich neben ihn hinkniend prüfte sie die Temperatur seiner Haut sowie seine Atmung. Ob es bei den Elfen genau wie bei den Menschen ist? Schoß ihr durch den Kopf. Funktionieren und Reagieren ihre Körper gleich? "Ich denke, dass er spätestens morgen in der Früh so weit genesen sein wird, dass er reisen kann. Und vielleicht - so die Götter wollen - wird er bereits erwacht sein. Mit Glück sogar schon im Laufe des heutigen Tages.

Sie wandte sich um und blickte in Richtung des Höhlenausganges. Der Tag war hereingebrochen und schickte sein trübes Licht in die Höhle. Nur noch kurze Zeit, dann würde die Sonne hervor kommen. Sicher würde es eine rote Sonne sein, denn in der letzten Nacht wurde sehr viel Blut vergossen. Auf beiden Seiten.

Ihr Blick wanderte wieder zu Barak. "Habt ihr Euch denn schon so weit erholt, dass ihr weiter reisen UND einen verletzten Elfen mit Euch nehmen könnt?" Prüfend schaute sie ihn an. Dann machte sie sich daran, sich um den Elfen zu kümmern, der immer noch nicht das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Sie deckte ihn auf, überprüfte seine Wunden, schmierte neue Paste auf die schlimmeren Wunden und wechselte die Verbände, wenn es denn not tat. Dann deckte sie ihn sorgsam wieder zu und befeuchtete seine Lippen vorsichtig mit Wasser. Ein wenig davon ließ sie in kleine Tropfen zwischen seine leicht geöffneten Lippen tropfen.

Die Tiere, die bei Tag wandelten, waren bereits erwacht. Hier und dort hörte man einen Vogel erst zaghaft zwitschern als wolle er seine Gefährten sanft wecken. Dann einen weiteren und noch einen und ehe man es sich versah, war der gesamte umliegende Wald erfüllt von dem gezwitscher und gezirpe unterschiedlichster Vogelarten. Diese Geräuschkulisse beruhigte Jazhara ungemein. Sie war es gewohnt, am Morgen von dem Zwitschern des ersten Vogels geweckt zu werden bis der Wald von Vogelgezwitscher nur so erschallte. Seltsam wie schnell man sich an eine neue Situation gewöhnen kann Auf jeden Fall konnte sie sich jetzt sicher sein, dass der unheimliche Besucher nicht mehr in der Nähe war ... oder?
 
Mit einem blinzeln wurde Barak sich der aufgehenden Sonne gewahr, und erhob sich mit einer müden Bewegung und verließ die Grotte. Die kalte Morgenluft traf ihn wie ein Hammerschlag, als er aus der stickigen und warmen Zuflucht heraustrat. Doch hatte die beißende Kälte auch etwas gutes, sie klärte seinen Verstand und vertrieb auch die letzten Traumfetzen aus seinen umnebelten Gedanken. Er sah an sich herunter und stellte fest, dass die vielen kleineren und größeren Wunden fachkundig behandelt worden waren. Er wischte sich den Handflächen über das Gesicht um auch den letzten Schlaf aus seinen Augen zu vertreiben. Einen Augenblick versuchte er sich zu orientieren und herauszufinden, aus welcher Richtung sie gekommen waren. Ein Unterfangen mit wenig Aussicht auf Erfolg, wie er nach einigen Minuten enttäuscht feststellen musste. Sie befanden sich in völlig unbekannten Gebiet. Auch hatte er am Abend ihrer Ankunft nicht wirklich auf den Weg geachtet. Fröstelnd rieb er sich über den Arm und sah sich nach einen Fluß- oder Bachlauf um. Nachdem er einige Schritte in den Wald gegangen war, wurde er fündig. Ein kleiner, eiskalter Bach, der direkt aus den Felsformation der Grotte zu entspringen schien, schlängelte sich von ihrer Zuflucht weg. Nach einem Moment des Zauderns entledigte er sich seines dreckigen Leinenhemdes und warf es achtlos neben sich. Kurzerhand zog er sich auch die Stiefel aus und schob sich die Hose bis zu den Knien hoch. Mit einem Schaudern ging er langsam ins eisige Wasser und begann sich ausgiebig zu waschen.
Fiele der Blick eines Fremden in diesem Moment auf Barak, würde er einen ungewöhnlich kräftig gebauten Mann sehen, der sein Haupt gewiss sechs Fuß über dem Boden trug. Sicherlich ein schöner Mann würde man meinen, wäre da nicht sein aschweißes Haar sowie seine kränklich, wächserne Haut. Zu seinem merkwürdig fahlen Erscheinungsbild, wollten seine tiefgrünen Augen so überhaupt nicht passen. Doch waren sie es, die Barak endgültig abschreckend wirken ließen. Dieser Blick, der den tiefsitzenden Wahnsinn in dem Mann wiederspiegelte, hatte schon manchen dazu gebracht wegzuschauen, musste man doch die Befürchtung haben, dass dieser Blick reichen würde, um den Wahnsinn zu übertragen. Den "Bösen Blick" sagt man Barak wohl nicht umsonst nach. Interessanterweise war der Rücken des Söldlings mit Narben übersäht, Narben, wie man von der Bestrafung durch die Peitsche vermuten würde. Sie waren alt und längst verheilt, doch deuteten sie auf eine harte Vergangenheit hin.
Während er sich wusch, führte er ein leises Zwiegespräch, und schien die Umgebung um sich herum kaum oder gar nicht wahrzunehmen.

"Was willst du von mir?" hörte man ihn sprechen, doch war weit und breit niemand zu sehen, dem diese Worte gegolten haben könnten.

Was ich will? *Die Stimme lachte leise* Viel eher solltest du dir die Frage stellen, was DU willst, was DU von deinem verkorksten Leben erwartest. Ich bin DU, das musst du endlich verstehen, denn es gibt etwas in uns, in uns allen, ohne Gestalt, ohne Namen. Und das ist es, was wir sind, was uns ausmacht und uns zu dem macht, was wir sind.

"Ich verstehe das alles aber nicht. Woher kommst du, was bist DU?!" Barak wirkte verzweifelt und teilweise auch verängstigt. Mittlerweile hatte auf das steinige Ufer gesetzt und betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Fast schien es, als würde er sich mit diesem unterhalten...

Wir sind ein Geist, ein Gedanke, ein Wesen. Unbegreiflich für die Menschen um dich herum. Dein Geist ist gespalten worden, lange liegt dies zurück und selbst mir sind die Umstände noch unbekannt. Doch musst du begreifen, dass unsere beiden Wesen gleich sind. Verschiedene Seiten einer Medaille und dennoch verbunden. Dein Geist, UNSER Geist hat versucht das Geschehene zu verarbeiten, sich damit auseinander zu setzen, doch ist er dabei in viele kleine Teile zersplittert, die sich über die Jahre wieder zu zwei Teilen zusammengefunden haben. Zusammen könnten wir so viel erreichen, du musst nur deine Zweifel über Bord werfen. Wir beide könnten unglaubliches erreichen, wenn du nur loslässt von dem was du eigentlich nicht bist. Folge mir, und ich werde dir Dinge zeigen, die du nie zuvor gesehen hast.

"Nein ... nein ... ich kann und ich will nicht so sein wie du bist!" Aber das bist du schon mehr als du ahnst "Ich bin ICH! Niemand anderes. Ich glaube kein Wort von dem was du sagst ... KEIN WORT!"

Wütend schmetterte Barak seine Faust ins Wasser und zerschlug sein Abbild. Mit zornigen Bewegungen warf er sich seine Kleidung über und ging zurück zur Höhle. Doch hinter dieser Fassade aus Zorn und Wut konnte man deutlich spüren dass Barak verstört und verängstigt war.

Hatte ER Recht? War er nicht er selbst, sondern jemand ganz anderes? War sein Leben eine Lüge?!
 
Jazhara

[font=verdana, arial, helvetica]Jazhara bekam keine Antwort und als sie sich zu Barak umdrehte konnte sie gerade noch seine schwarze Silhouette im Höhleneingang erkennen, die sich scharf vor dem Sonnenlicht abzeichnete. Da sie gerade nichts weiter für den Elfen tun konnte, erhob sie sich und blickte Barak hinterher, immer im Schatten der Höhle bleibend. Wo wollte er hin? Er schien etwas zu suchen oder er versuchte, sich zu orientieren. Er ging genau in die Richtung, in der sich der kleine Bachlauf befand. Sicher wollte er sich ein wenig frisch machen. Obwohl Jazhara noch andere Dinge zu tun hatte befand sie es für besser, ihm zu folgen. Man wusste nie, wer oder was sich hier in der Nähe herum treiben würde und er war noch nicht vollends Erholt, das war ihm anzusehen. Sie griff nach ihrem Schwert und trat leise aus der Höhle hinaus.

Langsam und in sicherem Abstand folgte sie ihm bis zu der kleinen Quelle, an der Jazhara sonst immer ihre Trinkschläuche auffüllte. Jetzt machte sich das jahrelange Training mit ihrem Bruder bezahlt. Sie folgte Barak fast lautlos.

In der Nähe der Quelle suchte sie sich ein Versteck hinter einem der dickeren Bäume. Von diesem Ort aus würde er sie sicher auch nicht bemerken, wenn er mit seinem Bad fertig war und wieder zurück zur Höhle gehen würde. Als sie hinter dem Baum hervorlugte war er gerade dabei sich mit nacktem Oberkörper die Hosenbeine hochzukrempeln. Er war wirklich gut gebaut musste Jazhara sich eingestehen und sie ertappte sich dabei, dass sie etwas länger als es der Anstand erlaubte, auf diesen Oberkörper starrte. Sie konnte jeden einzelnen seiner Muskel erkennen, der sich unter der ungewöhnlich blassen, fast durchscheinenden Haut bewegte. Neugierig musterte sie ihn weiter. Er hatte Narben auf seinem Rücken, die wohl von Peitschenhieben stammen mussten. Verletzungen anderer Art hätten andere Narben hinterlassen.

Leicht errötend musste sie zugeben, dass Barak von dieser sicheren Stelle aus gesehen ein sehr attraktiver Mann sein könnte … Nein, er war ein attraktiver Mann und noch nicht einmal die weißen Haare konnten dem ein Abbruch tun. Doch seine Augen, seine Blicke waren beängstigend und ließen ihr regelmäßig einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Dieses dunkle Etwas in ihnen … sie wusste nicht, was es war. Sie konnte es nicht greifen, nicht erkennen, doch da war noch etwas …

Jazhara zuckte mit den Schultern und hatte beschlossen, ab jetzt lieber die Gegend zu beobachten, als Barak weiterhin bei seiner morgendlichen Wäsche zuzusehen. Außerdem schien er sich im Moment mit sich selbst zu streiten, denn man hörte ihn etwas lauter mit sich selbst reden. Er stritt sich doch tatsächlich mit sich selbst. Sie konnte jedes Wort hören, das er sagte, doch verstand sie die Zusammenhänge nicht so ganz. Natürlich war er er, wer auch sonst? Wenn dem nicht so wäre, hätte sie das schon gespürt. Grinsend schüttelte sie den Kopf. Wirklich ein interessanter Mann dieser Barak. Sie war gespannt, was er sonst noch zu bieten hatte.

Plötzlich schlug Barak wütend auf das Wasser ein, nahm seine Sachen und zog sie an. Jazhara versteckte sich hinter ihrem Baum und presste sich eng gegen ihn. Als er an ihrem Versteck vorüber ging konnte sie seinen Gesichtsausdruck deutlich sehen, seine Emotionen fast körperlich spüren. Zorn, Wut, abgrundtiefer Hass, Verwirrtheit und … Angst. Überwältigt von den Gefühlen schloss sie ihre Augen und presste ihren Rücken fester gegen den Baum. Sie war kaum in der Lage zu Atmen. Ihr Herz raste und ihr wurde schwarz vor Augen. Diese überwältigenden Gefühle waren selbst für sie zu viel.

Als er vorüber gegangen war, ließ sie sich an dem Baum heruntergleiten und schnappte keuchend nach Luft. WAS IM NAMEN DER GÖTTER WAR DAS?! Dieser Überschuss an Emotionen … waren das ihre Gefühle oder seine Gefühle gewesen? Wenn es seine Gefühle gewesen sind, dann waren sie ihren so ähnlich … Noch nie hatte sie jemandes Sinnesempfindungen so stark spüren können, wie eben. Hatte auch dies etwas mit der Prophezeiung zu tun?

Langsam erhob sie sich. Ihre Beine waren immer noch ein wenig weich. Dennoch begann sie hastig ein paar stärkere Äste zusammen zu sammeln. Dann machte sie sich auf den Weg zurück zur Höhle.

Am Höhleneingang angekommen blieb sie stehen und holte erst noch einmal tief Luft. Dann trat sie – mit dem Bündel Stöcke in den Armen – ein. Barak war gerade dabei, sich fertig anzuziehen. „Oh, da seid ihr ja wieder. Ich habe mir erlaubt, ein paar stabile Holzstöcke zu sammeln, die wir für die Trage verwenden können. Nun brauchen wir nur noch ein paar längere, um das Gestell zu bauen.“ Sie stapelte die gesammelten Stöcke an der Wand und versuchte, ihre Stimme beschwingt und fröhlich klingen zu lassen.

„Was habt ihr so getrieben? Hat der Elf sich schon gerührt? Wollt ihr etwas essen? Ich könnte …“ Sie merkte, dass sie anfing zu quasseln. Das tat sie immer, wenn sie nervös wurde und sie hasste es ...
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Barak

[font=verdana, arial, helvetica]Verstört sammelte Barak seine Ausrüstung ein und machte sich reisefertig. Dabei trugen ihn seine Gedanken immer und immer wieder zu jenem "Gespräch" am Fluss. Als Jazhara im Eingang der Höhle erschien und ihn ansprach, kam ihm diese Ablenkung sehr gelegen.

Ohne in seinem Tun innezuhalten begann er ihr zu antworten. Er wollte nur noch weg von hier, soviel Abstand zwischen seinem "Bruder" und sich selbst bringen, obwohl er genau wusste, dass es unmöglich war, dass sie beide untrennbar miteinander verbunden waren, selbst wenn dass, was ER erzählt hatte nicht stimmte.

"Das Spitzohr hat sich bisher noch nicht gerührt. Sicher dass wir es mitnehmen wollen? Ich meine, sollten wir verfolgt werden, wird er uns nicht gerade hilfreich sein ... "

Barak sah Jazhara mit ernstem Blick an Es amüsierte ihn ihre Fassungslosigkeit zu beobachten und die aufkeimende Wut über seinen unmenschlichen Vorschlag. Was kümmerte es ihn, vielleicht war er nichtmal menschlich ... Irgendetwas in ihm freute sich über sein kleines Spielchen, doch bemerkte der Söldner es nichteinmal. Alles was er wollte war eine Art der Katalyse von seinen eigentlichen Gedanken: Wut, Zorn, Hass und vor allem wollte er diese unergründliche Angst in sich nicht mehr spüren.

"Also? Was sagt ihr?"
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Jazhara

Jazhara war fassungslos. Mit weit aufgerissenen Augen und ungläubigem Blick starrte sie ihn an. Wie konnte er nur auf die Idee kommen, einen Verletzten hilf- und schutzlos zurückzulassen. „Wie könnt ihr nur daran denken ihn zurücklassen zu wollen? Auch wenn wir verfolgt werden sollten – was ich nicht glaube - … es gibt immer eine Möglichkeit. Bei Eurem Kampf sah es zumindest so aus als hätte auch er Euch den Rücken freigehalten und jetzt, wo er zu einer Last geworden ist, weil er Euch geholfen hat, wollt ihr ihn verraten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das kann nicht Euer Ernst sein!“

„Nein, wir werden diese verdammte Trage bauen und ihn mitnehmen und da es Euch bereits besser zu gehen scheint könnt ihr gleich hinaus gehen und zwei etwa gleichlange stabile Äste suche. Wenn Ihr keine findet, dann reißt ein paar junge Birken heraus. Am Rande der Felswände stehen genug davon. Diese werden wir dann ebenfalls für das Gerüst der Trage verwenden. Hier, nehmt das, falls nötig“ Mit diesen Worten griff sie nach einer kleinen Axt, die im Boden steckte und warf diese Barak zu. Sie war wirklich wütend. Ihre Augen funkelten vor Wut und Empörung. Ihre Wangen begannen rötlich zu glühen.
 
Barak

Er mochte es, wenn Emotionen hochkochten, vor allem, wenn es Emotionen waren, die Er hervorgerufen hatte. Er saugte sie regelrecht auf, labte sich daran. Doch tat Barak dies nicht für sich, wie er zunächst noch glaubte, sondern für seinen dunklen Bruder. Ihn selbst verband nur die Ekstase des Augenblicks mit diesen Gefühlen, den wahren Nutzen daraus, konnte der Söldner nicht erkennen noch gebrauchen. Genüßlich schloß er einen Moment die Augen, bevor er sich umdrehte um sich daran zu machen eine Trage für Ithmaril zu bauen. Wer weiß. vielleicht würden sich auf der Reise noch mehr Gelegenheiten ergeben, Jazhara zu provizieren. Und ganz sicher würde es leichter werden mit dem Elfen im Gepäck.

" Wie ihr wünscht." mit eine höfischen Bewegung verneigte er sich spöttisch und verließ die Höhle.

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Einige Stunden später hatten sie Trage fertiggestellt und die Reise so weit vorbereitet, dass sie aufbrechen konnten. Jazhara sorgte dafür, dass Ithmaril halbwegs bequem auf der Trage liegen konnte und wechselte kurz vor der Abreise noch einmal die Verbände, damit sich die Wunden, die der Elf sich während der Schlacht zugezogen hatte, nicht entzünden konnten. Ungeduldig wartete Barak indessen auf sie, konnte er doch eigentlich nicht verstehen, warum man sein eigenes Leben für einen Fremden riskieren sollte.
Er hatte schon viel erlebt, und vieles erschien ihm mittlerweile bekannt und eintönig. Eine gewisse, besondere Form von Langeweile hatte ihn ergriffen, und er hoffte, durch die Reise mit der Rothaarigen und dem Spitzohr zumindest ein wenig gegen dieses vorherrschende Gefühl angehen zu können. Die geflüsterten Warnungen seines Unterbewusstseins (gab es so etwas wie "SEIN" Unterbewusstsein überhaupt? War sein Unterbewusstsein nicht einfach nur sein anderes Ich?), drängte er mit einem gewissen Unwillen beiseite.

Dann brachen sie auf.

Im Gegensatz zu Baraks ursprünglichen Vermutungen wurden sie weder verfolgt noch angegriffen, sondern konnten in Ruhe zur nächsten Stadt reisen. Währenddessen erhielt Jazhara den Elfen am Leben und versorgte ihn so gut es ging. Immer mal wieder kam es zu kleineren Streitigkeiten zwischen den beiden ob des Verbleibs des Spitzohres, und jedesmal, wenn dieses Thema aufkam, kochten auch die Emotionen der beiden empor, die durch Hunger und die lange Reise geschwächt waren.

Baraks Bruder genoß diese Situation, konnte er sich doch so ganz darauf konzentrieren gegen Baraks Blockade zu arbeiten und labte sich nebenher am Gemütszustand der beiden. So zogen sie einige Wochen durch Krels große Wälder ohne auf Ansiedlungen oder gar andere Elfen zu treffen.
Schließlich, nach einer halben Ewigkeit wie es den beiden erschien, erreichten sie ein kleines Dörfchen am Rande des Waldes. Während Barak sich in die Taverne begab, suchte Jazhara einen Heiler für Ithmaril und wurde dort auch fündig. Nachdem sie sich ein Bild von den Fähigkeiten der Frau gemacht hatte und wusste, dass der Elf sich in kundigen Händen befand, begab sie sich zu Barak in die Taverne. Dort teilte sie ihm mit, dass sie noch einige Dinge hier in der Gegend zu erledigen habe und sicher bald wieder zurück sei.

Barak interessierte es nicht einen Pfifferling ob sie zurückkam oder nicht, der neunmalverfluchte Elf war jetzt endlich in den Händen eines Heilers und er musste sich nicht mehr mit diesem Problem befassen. Kurz angebunden und unfreundlich machte er ihr klar, dass er keinen Wert auf ihre Gegenwart legen würde und sie sich sicher sein könne, dass er längst nicht mehr hier wäre, wenn sie zurückkehrt. Beleidigt verließ Jazhara so das Dorf.
 
Jazhara

Die Reise zog sich lange hin. Jazhara war so manches mal kurz davor, Barak einfach nur an die Kehle zu springen und ihm ein für alle mal Manieren beizubringen. Mit seiner Weltauffassung kam sie überhaupt nicht klar. Hinterlist, Egoismus und Brutalität bestimmten sein Leben. Was im Namen der Götter hatte sie bloß zu ihm geführt? Warum musste er einer der Männer sein, die sie in ihren Vorahnungen gesehen hatte? Warum solch ein Mann? Der Elf war doch auch anders – glaubte und hoffte sie. Wenn auch er einer der drei Männer war, die zu treffen ihr vorbestimmt war. Denn obwohl sie schon so lange Zeit in der Nähe des Elfen war konnte sie in ihren Vorahnungen und Tagträumen immer nur ein Gesicht klar und deutlich erkennen … Das Gesicht Barak´s. Vielleicht gehörte der Elf auch gar nicht zu den Männern, die ihr durch das Schicksal vorbestimmt wurden. Vielleicht konnte sie deshalb keine Empfindungen von ihm empfangen. Vielleicht wachte er deshalb nicht auf, weil er nicht derjenige war. Vielleicht damit sie ihn nun zurücklassen konnte.

Als sie eine kundige Heilerin ausfindig machen konnte – der sie ihres Erachtens auch trauen konnte – war sie doch recht erleichtert. Zu ihrem Verdruss machte Barak ihr unmissverständlich klar, dass er von nun an alleine weiter ziehen wollte. Dieser Sohn einer H … Sie kochte vor Wut und ja, sie musste zugeben, sie war auch beleidigt. Sollte er doch alleine los ziehen. Das Schicksal würde sie unweigerlich über Kurz oder Lang wieder zusammen führen.

Außerdem hatten ihr ihre Träume deutlich klar gemacht, dass sie hier in der Nähe einen weiteren der drei Männer finden würde. An einem See - ganz hier in der Nähe – sollte sie ihn antreffen. Immer stärker waren diese seltsamen Gefühle geworden. Immer klarer konnte sie seine Gestalt erkennen. War er Anfangs nur ein dunkler Schatten im Nebel, konnte sie jetzt schon fast sein Gesicht erkennen. Sie beschrieb der Heilerin den See aus ihren Träumen. Diese beschrieb ihr den Weg zu einem großen See, ungefähr eine Tagesreise von hier entfernt, der in die Arme eines großen Waldes gebettet lag. Also machte sie sich auf den Weg dort hin.
 
Gennaio Winger

[font=verdana, arial, helvetica]"So jung bist du und doch schlägt in deiner Brust schon ein schwarzes Herz." Die Frau lehnte sich seufzend etwas weiter zu ihm herunter. "Und? Hast du meinen Namen bereits vergessen?"

Einen kurzen Moment lang versuchte er sich hochzustemmen. Er wollte das Weib an den Schultern packen. Sie anschreien. Fragen wer Sie war, wer er war und was sie an diesem Ort taten. Aber er war schwach. So nickte er nur kurz und sank auf sein Lager zurück.

Die Frau schwieg und blickte auf ihn herab. Mit schweren, müden Augen versuchte er ihr Gesicht zu erfassen, aber es entzog sich ihm immer weiter. Wie eine Gesichtslose graue Kreatur stand Sie vor ihm und schien jemanden heranzuwinken. Weitere schemenhafte Gestalten tauchten aus dem Dunkel auf und starrten ihn an.

"Obgleich du so jung bist...", ertönte eine männliche Stimme, "..haben deine Augen bereits Dinge geschaut, die dein Herz vergiftet und deine Seele ins Wanken gebracht haben."

Sein Kehle fühlte sich trocken an und schmerzte. So zögerte er nicht, als einer der Schatten anfing ihm vorsichtig ein bittere Flüssikeit auf die Lippen zu tropfen. Er leckte die wenigen kalten Tropfen mit gieriger Zunge auf. So gierig das er sich verschluckte und husten musste.

"Ja, trinke mein Liebling. Trinke und wasche dich rein von uns." Der sanfte freundliche Ton einer Frauenstimme lullte ihn ein und er spürte ein angenehme Wärme in sich aufsteigen. Ein Name schien sich in seinem Kopf zu formen. Doch er verschwand so schnell, wie er sich manifestiert hatte. Er neigte vorsichtig seinen Kopf zur Seite und ließ seinen Blick über die wabernden Körper wandern, die ihn nebelhaft umringten. Er schluckte noch etwas von der Flüssigkeit und die Körper schienen immer mehr zu verblassen.

"Sieben waren wir und Sieben sollen wir sein. Dein Weg wird zeigen ob du dein Herz reinwaschen kannst und wieder zu uns zurückkehren wirst. Wir wussten nicht dich zu retten, jetzt müssen wir dich schutlos ziehen lassen. Das Schicksal wird zeigen was der Götter Wunsch ist..."

Die Stimmen tobten durch seinen Kopf. Fremd und doch vertraut. Schmerzvoll und doch schmeichelnd. Benommen schloss er seine Augen und ließ sich in die Dunkelheit treiben.

"Gennaio Winger soll dein Name sein. Unbekannt und unnerkannt sollst du wandeln..."

Übelkeit breitete sich in ihm aus. Der bittere Nachgeschmack des Trankes verwandelte sich in ein lodderndes Brennen, das sich seine Kehler herunterfraß.

"Krieger warst du, von Licht und Schatten. Wähle deine Seite um zu uns zu gelangen. Vergiß uns, dann wirst du uns finden. Mit reiner Seele und reinem Herzen kannst du bestehen..."

Die Stimmen wurden immer leiser und die Dunkelheit nahm sich seiner an.

"Fliege, mein kleiner Sommerfalke... Möge Meuric dich schützen."


***

Schwert,
lass dein Lied erklingen
wenn schwarzer Stahl dich trifft.

Gemeinsam wollen wir ringen,
bis deine Klinge bricht.

Sei der Trauer Mutter
und des Kampfes Lohn.

Dem Sieger schenkst du Ehre,
den Schwachen bleibt der Hohn.

***

Langsam setzte er sich auf und hielt sich den schmerzenden Schädel. *Verdammtes Zwergengebräu..*

Es dauerte bis er seine schweren Augenlider davon überzeugen konnte sich zu heben. Das grelle Tageslicht blendete ihn und er kniff seine Augen wieder etwas zusammen.

Das Lagerfeuer war schon viele Stunden erlöschen und die Schlafplätze -seiner sogenannten Freunde- waren leer. Sicher hatten sie sich bereits beim ersten Tageslicht davongemacht.

*Vertrau niemanden dessen Namen du nichteinmal im Suff aussprechen kannst..*

Er tastet mit der Rechten den Boden neben sich ab. Als er den Griff seines Schwertes berührte fühlte er sich schon etwas besser. *Na wenigstens haben sie mir diesmal nicht wieder das Schwert gestohlen*

Geräuschvoll erhob er sich und spuckte in die kalte Asche des Lagerfeuers. Gestern Abend hatte er hier noch gemeinsam mit einem Kurzbein Brüderschaft getrunken. Er schüttelte den Kopf.

*Wenn du das nächste mal einen Kurzbein bei einer Schlägerei den Hintern rettest, lass dir ein Bier ausgeben und ziehe dann weiter..*

Warum er mit den beiden Zwergen und diesem anderen Kerl des Nachts in den Wald gegangen war, wollte sich ihm nicht erschließen. Zuviel Starkbier lag zwischen jetzt und den gestrigen Unterhaltungen und Plänen.

Er reckte und streckte sich. Seine Knoche knackten dabei, als hätte er sich seit Wochen nicht anständig bewegt. *Wie ein alter Mann..*

Betroffen schaute er an sich herab und musterte die zerschundene und schmutzige Lederrüstung. Er wusste nicht wann er diese zum letzten Mal abgelegt hatte.

*Ein schöner Schwertkämpfer bist du.. Lässt deine Ausrüstung verrotten und läufst herum wie der letzte Waldmensch..*

In der Ferne konnte er das gluckernde Geräusch eines Baches hören. Vorsichtig, um nicht wieder das Brummen zurück in seinen Schädel zu holen, hob er den Kopf. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel.

Er wischte sich die dreckigen fettigen Haarsträhnen aus dem Gesicht und maschierte mit großen Schritten hinüber zum Wasser. *Ein ausgiebiges Bad wird mir gut tun..*
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Gennaio Winger

[font=verdana, arial, helvetica]Er folgte dem kleinen Bach eine ganze Weile. Wild und geraüschvoll gurgelte das Wasser an ihm vorbei. Es war beruhigend, dieses Geräusch. Immer wieder verharrte er kurz, sog die frische Waldluft ein und lauschte dem Gezwitscher der Vögel. Ein zufälliger Beobachter hätte diesen Menschen, der auffällig durch den Wald stampfte und das Wild verjagte, wohl für einen Bettler oder vieleicht einen Vogelfreyen gehalten.

Auf jeden Fall für jemaden der es nicht verstand sich unaufällig durch den Wald zu bewegen. Ein Trottel, der in jedes wilde Tier oder auch in jeden Hinterhalt, welchen man ihm stellte, hineinlief. Aber der Kämpfer war sich seines Auftretens wohl bewußt. Sein Körper war noch angeschlagen von der letzten Nacht. Der Alkohol ließ seinen Bewegungen die vertraute Geschmeidigkeit fehlen, aber sein Geist -oder besser sein Wille zu Überleben- war bereits wieder voll erwacht.

Warum sollte er sich durch das Gebüsch schlagen, wenn seine offenkundige Unwissenheit über das Schleichen im Wald einen evtl. Feind viel schneller unvorsichtig werden ließ? Schon oft hatte er -trampelnd wie ein Horde wilder Pferde- Meuchelmörder und Halsabschneider aus ihren Verstecken getrieben. Sein geschultes Auge und seine hervorragenden Ohren entging kaum etwas. Und wenn ein Feind sich entschloss diesen lärmenden dummen Menschen zu überraschen, hatte er meist schon geplant welches Körperteil sein Klinge als erstes durchstoßen sollte und wieviele Streiche er brauchen würde um den oder die Gegner niederzustrecken.

So ging er also laut und auffällig daher, in der Hoffnung seine Beutel wieder einmal mit fremden Talern füllen zu können. Seine persönliche Herausforderung des Glückes, bis einmal ein schneller und besserer Kämpfer sein Gold nehmen würde.

Aber Heute -so schien es- wollte kein Gauner sein Leben, kein wildes Tier sein Fell verlieren. Er maschierte dahin bis er den kleinen See fand, der von dem gurgelnden Bach gespeist wurde. Ohne lange zu überlegen entkleidete er sich und ließ seine Rüstung und Kleidung achtlos am Ufer liegen. Sein Schwert behielt er bei sich. Man konnte das Glück auch zu sehr beanspruchen...

Er ging einige Schritte, bis das Wasser ihm bis zur Hüfte reichte und rammte das Schwert in den schlammigen Boden neben sich. So blieb es vor neugierigen Blicken unter der Wasseroberfläche verborgen und er konnte es jederzeit erreichen. Bedächtig schaute er an sich herab. Dünn war er geworden in den letzen Wochen. Trotzdem konnte man erkennen das unter der schmierigen Schmutzschicht die ihn bedeckte der sehnige, kräftige Körper eines Kämpfers versteckt lag. Er fing an sich zu waschen und dort wo das Wasser den Schmutz hinwegwusch zeigte sich faltenlose helle Haut. Er kniete sich halb hin, hielt die Luft an und tauchte seinen Kopf ein in das wunderbar kalte Wasser. Als er wieder auftauchte war sein Haar klatschnass und er musste sich die langen Strähnen aus dem Gesicht schütteln um wieder etwas zu sehen.

Am liebsten hätte er gelacht. So sehr schien das Wasser seine Lebensgeister wieder zu erwecken. Er ging noch einige Schritte weiter hinein in den Teich und wollte sich gerade hinsetzen als er aus dem Augenwinkel etwas zwischen den Bäumen am Ufer blinken sah. Nervös wirbelte er herum, griff dabei suchend nach seinem Schwert. Als er den Griff ertastet hatte stellte er sich gebückt hin, das Schwert immernoch unter der Wasseroberfläche versteckt, und starrte ans Ufer...
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