HJ schrieb:
Mein Punkt ist, dass die Regeln nicht das Maß sind, nach dem man ein Rollenspiel beurteilen kann. Es sei denn natürlich, man beurteilt die Schönheit der Natur auch danach, wie englisch ein Rasen geschnitten ist. Oder definiert das Gefühl der Freiheit bei einem Fallschirmspung danach, aus welchem Material der Fallschirm gefertigt wurde. Dann kann man das selbstverständlich schon machen. Man quatscht halt nur grob am Thema vorbei.
Au contraire.
Die Regeln sind das einzige Maß, an dem man sinnvollerweise die Qualität eines Rollenspiels bewerten kann. Der Hintergrund ist in der Regel (und bei Maskerade trifft das ja noch mehr zu als bei den meisten anderen Spielen) eine mehr oder weniger kreativ zusammengeschusterte Sammlung von Klischees.
Das kann jeder, das ist auch keine besondere kreative Leistung.
Bei Maskerade so wenig wie bei Requiem.
Von DSA gar nicht zu reden.
Es gibt natürlich Systeme, die über den kreativen und so nicht selbst produzierbaren Hintergrund überzeugen, aber Vampire gehört in keiner der beiden Auflagen dazu.
Requiem ist in dem Punkt nur wesentlich ehrlicher. Und hat eben bessere Regeln.
Oder um dein Nullargument zu benutzen:
"Schöner Hintergrund" ist ein Pseudo-Grund, der nur dann Relevanz besitzt, wenn man darauf wert legt.
Bubblegum schrieb:
Aus dem Kontext gerissen,(...)
Ja.
Mein Post bezog sich auf die vorhergehende Diskussion, nicht auf unsere.
Was auch nachvollziehbar ist, da du zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht an der Diskussion teilgenommen hattest.
Um dich da etwas einzuführen (du wirst ja keine 397 Seiten lesen wollen, obwohl das hier sehr unterhaltsam wäre): Eines der ersten und immer wiederkehrenden Argumente ist das Geld-Argument. Das habe nicht ich eingebracht. Das habe ich nur aufgegriffen. Und du hast es von mir aufgegriffen und bist in Ermangelung einer auch nur oberflächlichen Kenntnis des bisherigen Diskussionsverlaufs auf den Fehlschluss gekommen, ich hätte das eingespeist. Habe ich nicht.
Weil ich es wie gesagt ganz schön doof finde, da Rollenspieler normalerweise nicht mit der Wimper zucken, sich auch noch das doofste und überteuertste neue Spiel oder überflüssigste und ebenfalls überteuertste Merchandise-Produkt (Ankh-Würfel!) zu kaufen.
Und da erscheint es mir zumindest fragwürdig, den paar Kröten hinterherzuweinen, für die man hier nach heutigen Maßstäben noch recht solide (und gemessen an der damaligen Konkurrenz sogar ziemlich gute) Regeln bekommt und noch dazu eine Anleitung, wie man sein Vampire-Spiel in interessante Richtungen erweitern kann.
Du widersprichst deiner eigenen Argumentation, sobald man darin "Maskerade" durch "Requiem" ersetzt.
Na das spricht ja zumindest dafür, dass meine Argumentationslogik tight ist.
Und den Rest müsstest du nochmal ausführen. Entweder liest du da was in meine Posts rein, das ich da nicht reingeschrieben habe, oder du fantasierst. Oder ich verstehe einfach nicht, was du mir sagen willst.
Was sind diese "gleichen Attribute" und was ist das "subjektive[...] Präferenzgebaren[...]", das von mir "bei Requiem als Bonus und bei Maskerade als Hindernis angerchnet werden."?Und habe ich wirklich teleologisch ("vor allem wenn man sich dann darauf versteift, was vermeintlich "die Intention" hinter dem Ganzen wäre") argumentiert?
Ich kann mich nicht erinnern. Aber auch das wirst du sicher so famos belegen können wie deine letzte Analyse meiner Argumentation.
ich schrieb:
Nee... Das ist ein gewichtiger inhaltlicher Unterschied. Geradezu eine Vorzeichenumkehr.
Nicht im Geringsten. Das Geschriebene ist immer noch tot.
Ach auf DER Ebene bist du unterwegs!
Na da kann ich dir natürlich nicht widersprechen. Auf der Ebene ist Requiem tatsächlich das selbe wie Maskerade, wie DSA, wie die Bibel, das Grundgesetz und wie ne Fernsehzeitung: Toter Text, der selbstverständlich keine ernsthafte normative Kraft entfaltet, weil ja jeder Mensch frei ist.
Blablabla.
Aber wenn wir den Text ernst nehmen, reden wir hier schon von einer gegensätzlichen Aufforderung des Textes an den Leser: Das weitestgehend unhinterfragte Absolvieren von vorgegebenen Stationen und Beachten vorgegebener Wahrheiten (Kanon, Metaplot) auf der einen Seite, und das Schaffen der eigenen Stationen und Wahrheiten mit einigen Optionen zur Erleichterung bei gleichzeitiger affirmativer Anregung zum Ignorieren dieser Optionen auf der anderen Seite.
Bei Requiem muss man sich eben nicht nur nicht erst durch eine Willensanstrengung vom Kanon befreien, sondern man bekommt auch gleich Werkzeuge dafür in die Hand und wird auch nicht an anderer Stelle (auf Cons oder in Folgepublikationen beispielsweise) dafür bestraft.
Ist schon ein Unterschied.
Und den hätte sicher auch Camus gesehen.