Definiere, was genau diesen Archetypen ausmacht. Dann kann ich dir versuchen, eine Antwort zu geben.
(Und gib mir bei der Gelegenheit noch einen Grund, warum man das wollen würde. Und noch dazu, welcher Maskerade-Clan das abbildet.) ;)

Definieren würde ich sie so: Vampire, die so menschlich wie möglich bleiben wollen (Ich habe die Bücher NICHT gelesen und auch die Filme nur am Rande mitgekriegt).

Für das Spielen fallen mir zwei Gründe ein:
1. Es gibt Leute, die Twilight so richtig toll finden (ich gehöre NICHT dazu) und deswegen einen ähnlichen Vampir verkörpern wollen.
2. Man will dem Spielleiter so richtig auf den Sack gehen.
 
Das sind aber keine Vampirarchetypen, sondern bereits ganz spezifische Vampirdesigns. Aus denen du auch NICHT ausbrechen kannst. Bei Requiem bestimmt dein Clan nicht zwingend, dass du körperlich deformiert oder geisteskrank bist
Erm, doch? Genau das ist doch der Punkt bei Ventrue (geisteskrank), Nosferatu (abstoßend), Mekhet (entrückt) etc.
Das heißt ebenso wie ein Clan dort Zugriff auf Disziplinen hat (die eigentlich nochmal stark von der Sekte / Blutlinie beeinflusst werden) hat er seine Schwäche die eben den Archetypen charakterisiert.

Man kann JEDEN der 13 Maskerade-Clans ebenso wie jede Maskerade-Blutlinie bei Requiem mit einer Blutlinie abdecken, wenn man das will. Meist reichen die 5 Clans aber völlig aus, da sie alle grundlegenden Vampirarchetypen der Vampirliteratur und -Folklore erlauben.
Meiner Meinung nach reichen die 5 Archetypen nur dann aus wenn man die Folklore entsprechend abflacht bzw. vereinfacht...
Nun und wenn das Grundset da so wenig flexibel ist haut das m.E. nicht mehr mit der Vielfalt hin.
Da könnte man auch bei Maskerade hingehen und sagen "Hey, mach dir eine Blutlinie" oder "Hey, Caitiff".
 
Definieren würde ich sie so: Vampire, die so menschlich wie möglich bleiben wollen (Ich habe die Bücher NICHT gelesen und auch die Filme nur am Rande mitgekriegt).
So menschlich wie möglich bleiben wollen ist nicht abhängig vom Clan, sondern von einem bestimmten Spielwert: Menschlichkeit. ;)

Erm, doch? Genau das ist doch der Punkt bei Ventrue (geisteskrank), Nosferatu (abstoßend), Mekhet (entrückt) etc.
Das heißt ebenso wie ein Clan dort Zugriff auf Disziplinen hat (die eigentlich nochmal stark von der Sekte / Blutlinie beeinflusst werden) hat er seine Schwäche die eben den Archetypen charakterisiert.
Zuerst ein kleiner Klugschiss: Ventrue haben nicht als Schwäche, verrückt zu sein, sondern leicht von Macht korrumpiert zu werden, was sich dann in Paranoia, sie wieder zu verlieren umschlägt (erste Edition)/leichter die Verbindung zu ihrer früheren Menschlichkeit zu verlieren und leichter ihrer dunklen Seite anheim zu fallen (zweite Edition). Nosferatu haben es auch nicht als Schwäche, abstoßend zu sein (das ist MASKERADE-Nosferatu), sondern unheimlich. Mag ein subtiler Unterschied sein, aber er ist deutlich spürbar. Es ist was anderes, ob mir nur ein ekliges Pickelface gegenüber steht oder jemand, der mir Angst macht und ich kann nicht mal genau sagen, wieso.
Die Schwächen der Clane sind sehr allgemein gehalten und zwingen dich eben nicht fest in eine Nische. Die Requiem-Clane haben keine extremen, ihr gesamtes Dasein auf den Kopf stellenden Schwächen wie "Du bist paralysiert, wenn du was schönes siehst", "du hast kein Spiegelbild", "du bist hässlich wie die Nacht", "dir wachsen Kuheuter, wenn du in Raserei verfällst". Die Schwächen der Requiem-Clane sind eben nichts, was man ihnen sofort ansehen kann und was sie dann sofort unmissverständlich als Mitglied von Clan A ausweist. Dass Gangrel leichter in Raserei fallen merkt man eben erst über eine laaaange Zeit, wenn man sie nicht pausenlos stalkt. Dass man in der Gegenwart von Nosferatu ein ungutes Gefühl hat muss noch lange nicht bedeuten, dass man das sofort auf ihren Clan zurückführt. Dass Daeva sehr schnell obsessiv ihre Opfer stalken kriege ich als anderer Vampir auch nicht sofort mit und kann dann zweifellos sagen: "Das MUSS ein Daeva sein!". Bei Maskerade sind die meisten Schwächen (Nicht alle, das sollte fairerweise erwähnt werden) dagegen total eindeutig. "Der hat kein Spiegelbild? Lasombra!", "Der sieht scheisse aus? Nosferatu!", "dem wachsen Stierhörner, wenn er sich aufregt? Gangrel", "der ist gelähmt, wenn ich ihm einen echten Picasso präsentiere? Toreador!" - das ist stigmatisierend. Da weiß man sofort, woran man wen erkennt und darauf lässt sich hervorragend ein Stereotyp begründen, wie ja auch passiert ist.


Meiner Meinung nach reichen die 5 Archetypen nur dann aus wenn man die Folklore entsprechend abflacht bzw. vereinfacht...
Nun und wenn das Grundset da so wenig flexibel ist haut das m.E. nicht mehr mit der Vielfalt hin.
Da könnte man auch bei Maskerade hingehen und sagen "Hey, mach dir eine Blutlinie" oder "Hey, Caitiff".
Genau dafür wurden Blutlinien und in der zweiten Edition Banes eingeführt, damit man sich jede Art von Vampir bauen kann. Banes decken so ziemlich jede Folkloristische Version des Vampirs ab. Wer noch ganz exotische Dinge wie die Fettfresser oder Penangalan, Aswang etc haben will, für den gibt es noch den Ergänzungsband "Wicked Dead". Das ist eine bewusste Designentscheidung des Systems, die Spieler eben nicht mit Spoonfeeding zu verwöhnen, sondern eben einen Baukasten zur Verfügung zu stellen, um seine persönlichen Lieblingsvampirgeschichten zu spielen. Man kann Maskerade mit Requiem-Regeln ohne Probleme spielen. Man kann aber eben auch alles erdenkliche andere im Bereich Vampir-Story mit Requiem spielen, was bei Maskerade a) schwerer und b) nicht vorgesehen ist.
 
Zumal: Welches klassische Vampirbild fehlt denn überhaupt bei den 5 Archetypen/Clanen?
Vampire als dominierende Gebieter -> Ventrue (Dracula)
Vampire als charismatische Verführer -> Daeva (Carmilla)
Vampire als unheimliche Außenseiter -> Nosferatu (Orlok)
Vampire als wilde Gestaltwandler -> Gangrel (Lost Boys, Near Dark, Folklore)
Vampire als Wandler zwischen Dies- und Jenseits -> Mekhet (mythische und okkultistische Vampirvorstellungen)

Jeder einzelne dieser Archtypen kann auch mit jedem einzelnen oWoD Clan dargestellt werden. Die Clan Schwäche der Ventrue beispielsweise hindert einen nicht die Bohne, aus dem einen Gebieter, Verführer, Außenseiter, Gestaltwandler oder Scholaren zu machen. Tatsächlich kann ich die Schwäche benutzen, um als Grund zu dienen, wieso der individuelle Ventrue nun ein Verführer (trinkt nur von sexuell erregten Menschen) oder ein Außenseiter (trinkt nur von heimatlosen Pennern) ist.

Klar kann ich sowas auch bei der fetten nWoD Blutlinie oder der Bienenkönigin machen. Da ist die Schwäche aber tatsächlich Dreh- und Angelpunkt. Der Verführer ist da immer in erster Linie ein fetter Kannibale. Ein oWoD Clan ist da sehr viel freier in der Gestaltung des Archtypen.

Die 5 nWoD sind kein innovatives Baukasten-System. Das sind Templates für Leute, die bei der oWoD überfordert gewesen sind, mehr in einem oWoD Ventrue, Gangrel oder Nosferatu zu sehen, als einen Politiker, einen Landstreicher und eine Kanalratte. Das ist halt Fahrrad fahren mit Stützrädern. Kann man natürlich machen und ist ganz sicher nichts schlechtes. Aber sich einzubilden, man könnte jetzt endlich die Tour de France mit strampeln, weil man dank der Stützen nicht mehr vom Rad fällt, und daraus zu schließen, dass dieses Rad ausgerechnet wegen dieser Stützen dann soviel besser ist, als ein altes Fahrrad ohne, ist doch etwas illusorisch. :p
 
Ich persönlich finde ja 5 Archetypen viel zu wenig,... mehrere Dutzend Archetypen hingegen, die sich noch miteinander kombinieren lassen... hmjam
Was V:tM angeht sind 13 imho schonmal besser als 5 ^^

Ach, meiner Meinung nach kann man die 13 Clans bei Masquerade durchaus auch weiter eindampfen. Giovanni und Tremere sind im Prinzip der selbe Archetyp, der "zaubernde Vampir". Lasombra und Ventrue kann man auch runterdampfen... Gangrel und Ravnos...
 
fakt ist: ich konnte mir in VTM bisher noch immer genau den Vampir bauen, den ich haben wollte, gern auch am Clansklischee vorbei und doch spielbar und stimmig. Die Malk-Psychiaterin, der Toreador-Schwertmeister, das Gaiafangirly vom Clan des Drachen, der Sabatti jagende Oldclan Tzimi, Alucard aus Hellsing...*hüstl*

Die Clansnachteile sind jetzt ja auch wirklich nur in den allerwenigsten Fällen etwas, dass 24/7 für außenstehende Betrachter zu Tage tritt... selbst nossis kaschieren den Nachteil per Maske, der Torrinachteil ist per gesellschaftlicher Konvention wohl absolut salonfähig und tritt außerdem nicht bei jedem Teil das sich kunst nennen will auf (ab davon dass man wenn gewünscht WK gegen werfen kan...) der Ventrue kann den Nachteil durch umfassende Herden erstmal abschwächen...

Ich mag die oWoD. Bin ganz glücklich damit. Es lebe der Mond! Es leben die Drachen! :D
 
Bauen kann man in jedem Fall alles mit der cWoD, aber ob es immer stimmig ist - ist wohl von der Runde abhängig. Was ich in der nWoD schön finde sind die Konvente - bzw auch die Verschwörungsvarianten selbiger. Es gibt viele nette Ideen. Der große Vorzug ist vll die Reduzierung des Metaplotts, wobei das imho auch eher ein weglassen von Namen und Gesichtern ist.
Ich mag beides, sowohl inhaltlich als auch regeltechnisch. Die eine oder andere Geschichte hätte ich zwar vll lieber anders. Aber solang ich sowas nicht sonstwo präsentieren muss, fühl ich mich in kleiner Runde durchaus auch mal zu nem Crossover berufen. Und dann haben wir den Sabbat eben nur noch als reduzierten weiteren Konvent und alles ist gut ^^

Zu dem hiervor:
Na klar sind diverse Archetypen sehr ähnlich. Die Clans stehen ja auch teilweise auch nur deswegen in Konkurenz. Die Lasombra und die Ventrue sind vom Grundtypus (Machtpolitiker) ziemlich nah bei einander, und auch nur weil es unterschiedliche Clans sind lässt sich hier schon Konkurenz aufbauen. Klar lässt sich alles auch mit einem Gangrel als Konkurenten aufziehen - aber der ist eben eine Einzelperson und vertritt nicht gleich die Fehde zweier Clans

Es sind am Ende Nuancen die es eben ausmachen. Ja, der Ventrue ist als Clan vll der Archetyp des Machtpolitikers - der Lasombra bringt den Schrecken dazu - der Toreador seinerseits bringt noch ein wenig Eleganz/Romantik/Kitsch/whatever dazu und erweitert den Archetyp in eine andere Richtung. Obwohl der Toreador als Kunstliebhaber vll da schon weiter geht. Eigentlich eh eher schwer einen Clan so absolut festzunageln.
 
Mein simples Argument für die oWoD, ohne die nWoD wirklich zu kennen. Ich mag das Setting, ich mag es als Sabbatvampir Cama-Schwächlinge zu jagen, als Camarillavampir aus den Schatten heraus die Welt der Sterblichen zu beherrschen und gegen die Wahnsinnigen des Sabbats vorzugehen.
 
Ist auch nichts gegen zu jagen. Aber mit ein paar Namensänderungen ist da auch nichts wirklich dabei, was mit Requiem nicht auch ginge. Da braucht man dann zwar vll 2 Konvente um eine Fraktion darzustellen, aber das Spielgefühl kann soweit aufkommen.
Natürlich gibt es immernoch Unterschiede - ist halt nicht das selbe Produkt.
 
Es sind am Ende Nuancen die es eben ausmachen. Ja, der Ventrue ist als Clan vll der Archetyp des Machtpolitikers - der Lasombra bringt den Schrecken dazu - der Toreador seinerseits bringt noch ein wenig Eleganz/Romantik/Kitsch/whatever dazu und erweitert den Archetyp in eine andere Richtung. Obwohl der Toreador als Kunstliebhaber vll da schon weiter geht. Eigentlich eh eher schwer einen Clan so absolut festzunageln.

Ich frage mich warum alle so sehr auf den Archetypen aka. Clansklischees rumreiten, da sie ohnehin nicht wirklich limitierend sind. Ich bevorzuge z.B. Charakterkonzepte die einige Aspekte beinhalten, die einen Gegenpol zum Clansklischee darstellen. Tremere-Romanauthor, Nosferatu-Kunstsammler, Gangrel-Landadeliger, Ventrue-Streetworker. Manche Clans beinhalten sogar in den Clansbüchern ihre eigene Gegenpole, wie den Setiten-Pastor oder den Inellektuellen-Brujah.

Ich finde Requiem und Maskerade reizvoll. In Requiem hat man mehr Freiheit, da man weniger festgelegt wird und es eine größere Menge an Blutlinien innerhalb der Welt gibt. Man kann sogar seine eigene Gründen, wenn man Spaß dran hat und mächtig genug ist. Maskerade hat stärkere Klischees, aber mit diesen zu Spielen macht auch Spaß, selbst (und besonders) wenn man sich gezielt gegen sie entscheidet.

Der einzige, wirkliche Kritikpunkt an Requiem ist für mich, dass es zu angestrengt versucht hat an die Maskerade anzuknüpfen.
 
Ich habe einmal in einem Abenteuer einen Gangrel-Unternehmensberater gespielt, der mit über 70 zum Vampir wurde.
 
Jack schrieb:
Dass die Hälfte der nWoD Clans (und ein Viertel der Blutlinien; das Viertel, deren Namen man sich merken kann :D) ausgelutschte oWoD Aufgüsse sind, ist euch klar, ne? Ihr wisst schon....der passionierte Künster, der Gourmet-Businessman, der wütende Schläger, das edle Tier, der gruselige Penner....
Ach komm. Everything is a remix, du Künstler.
Die Maskerade-Clans sind nur ausgelutschte Aufgüsse von Anne Rice Charakteren.

Es ist psychologisch durchaus erklärbar, warum man etwas jahrelang macht und sich einredet, das wäre sinnvoll, obwohl es das für andere Leute ganz objektiv nicht ist. :D
Klar. In der Regel liegt daran, dass andere Leute ganz objektiv keine Ahnung haben. :)

Supergerm schrieb:
Und mit welchem Clan kann ich die Twilight-Vampire als Archetypen umsetzen?
Nosferatu. Ganz klar. Wegen der Clansschwäche.
 
Wenn man aus zwei der Covenants Fraktionen macht die gar überregional agieren muss man zuerst mal die Arbeit leisten das alles aufzubrechen und zu beschreiben.
Daneben hat es dann den Nachteil das man es dann nur für sich hat. Das heißt man hat erstmal keine gemeinsame Basis zum drüber reden.
Weshalb mir der Ansatz lieber ist das ich bei Maskerade etwas reduziere oder verändere als bei Requiem etwas aufzubauen.
 
was mich an der ganzen Sache gestört hat, ist einfach die Tatsache, dass ich zweimal für mich fast das gleiche Spiel/Setting bekommen habe. Zudem habe ich keine Lust wieder neu einzusteigen und am besten nochmals alle Bücher zu erstehen.

Gefällt mir ein Setting, spiele ich persönlich nicht ein sehr ähnliches nochmals, sondern bleibe bei dem Alten.

Als ein uns die Frage aufkam, was machen wir jetzt, haben wir eine Konvertierungsmöglichkeit gesucht, die gab es am Anfang nicht
 
Jeder einzelne dieser Archtypen kann auch mit jedem einzelnen oWoD Clan dargestellt werden. Die Clan Schwäche der Ventrue beispielsweise hindert einen nicht die Bohne, aus dem einen Gebieter, Verführer, Außenseiter, Gestaltwandler oder Scholaren zu machen. Tatsächlich kann ich die Schwäche benutzen, um als Grund zu dienen, wieso der individuelle Ventrue nun ein Verführer (trinkt nur von sexuell erregten Menschen) oder ein Außenseiter (trinkt nur von heimatlosen Pennern) ist.
Ach nee, sage er bloß. :rolleyes:
Aber gut, ich steige auf den Spaß ein: Natürlich kann man jeden dieser Archetypen auch mit Maskerade-Charakteren spielen, genauso wie ich auch einen Verführer-Nosferatu oder einen unheimlichen Daeva bei Requiem spielen kann. Der Unterschied ist: Bei Requiem bestimmt der Clan nur grob, in welchem Archetyp mein Vampir besonders gut sein wird. Ohne dass ich dabei aber irgendwelche Schwächen mit auf den Weg kriege, bei denen ich nicht der Meinung bin, dass die in mein Vampirbild passen. Mein Clan bestimmt nicht, in welcher "Sekte" ich mich bewegen kann, ohne gleich als Verräterschwein zu gelten, mein Clan bestimmt nicht, in welchen Strukturen ich indoktriniert wurde (selbst wenn ich "voll den krassen Rebellen-Ventrue spiele, Alta!" bleibt bei Maskerade der Fakt, dass "Clan Ventrue" eine ganz klar vorgegebene Clansstruktur besitzt. Und das gilt für alle Clans.) Bei Maskerade ist Clan eben mehr als nur ein Archetyp, den ich als Grundlage für meinen Vampir-Charakter nehme - da kommt mit jedem Clan eine Menge mehr an Auflagen dazu, die ich zwar umgehen kann, anders als bei Requiem aber dafür auch massiv Brüche mit dem Status quo des Settings in Kauf nehmen muss, wenn ich mir den falschen Clan für mein Konzept auswähle. Wenn ich bei Requiem einen Ventrue-Straßenpenner spiele, dann ist das kein "Verrat am Clan" oder "total ungewöhnlich und die Ausnahme von der Regel", ebenso wie es nicht total am Clanskonzept vorbei ist, wenn ich einen bildhübschen Nosferatu oder eine entstellte Daeva spiele. Weil das Dinge sind, die mit Schwäche und Jagdinstrumenten/Disziplinen meines Vampirs nichts zu tun haben. Und sorry, aber so spezifisch und extrem, wie die meisten Maskerade-Schwächen sind, sind die kein bißchen weniger Dreh-und Angelpunkt im Alltag meines Charakters als es eine Blutlinienschwäche wäre.

Klar kann ich sowas auch bei der fetten nWoD Blutlinie oder der Bienenkönigin machen. Da ist die Schwäche aber tatsächlich Dreh- und Angelpunkt. Der Verführer ist da immer in erster Linie ein fetter Kannibale. Ein oWoD Clan ist da sehr viel freier in der Gestaltung des Archtypen.
Ich glaube, du missverstehst, was ich überhaupt mit Archetyp und Stereotyp meine.
Ein Archetyp ist ein Urbild; im Falle von Vampiren gibt es nur eine Handvoll Urbilder: Odemraubende Geister, Blutsaugende Wiedergänger, so etwas. Den "Blutsaugenden Wiedergänger", den man für Requiem (und Maskerade) als primären Vampirtypus nimmt, lässt sich in der Literaturgeschichte in weitere "Urbilder" dieses Typus einteilen, eben in den Verführer, Gebieter, Gestaltwandler, Spuk und Jenseitige Präsenz. Natürlich kann man jeden der Maskeradeclans in einem dieser Archetypen einordnen, und zwar als eine stereotype Familie innerhalb dieses Archetypen, so wie eine Blutlinie bei Requiem eine stereotype Familie innerhalb eines der Archetypen/Clans ist. Ein oWoD-Clan ist da nicht freier oder unfreier in der Gestaltung als eine Requiem Blutlinie. Und natürlich kann ich durch ein entsprechendes Charakterkonzept trotz Clan A auch gleichzeitig Archetyp B abbilden. Das erlaubt es mir bei Maskerade aber NICHT, aus dem Stereotypen vollständig auszubrechen, denn... alle Ventrue sind wählerisch, alle Lasombra haben kein Spiegelbild, alle Tzimisce schlafen im Dreck und alle Nosferatu sehen scheisse aus. Das ist ein Fakt in dieser Spielwelt, den man nicht leugnen kann und den man den Vampiren ansehen kann. Wenn ich paralysiert vor einem Rembrandt stehen bleibe und nur noch vor mich hinsäusele "Das ist wundervoll, Mann!", dann ist die sofortige Assoziation des anderen Vampirs "Ah, Toreador..." - egal, ob ich als Straßenpenner, galanter Geschäftsmann oder in einer Magierrobe aufgetaucht bin. Egal, wie "untypisch" dein Charakter für seinen Clan sein mag, anhand seiner Schwäche kann ich sofort zweifelsfrei seinen Clan zuordnen. Weil ALLE Mitglieder des Clans das haben. Das geht auch bei Requiem-Blutlinien.
Ein Requiem-Clan hat zwar eine Schwäche, doch keine davon ist etwas, was andere Clane grundsätzlich nicht haben könnten und was damit eine zweifelsfreie Zuordnung zu einer sozialen Gruppe (Clan) möglich macht. Die Schwächen sind hier nur Neigungen, die bei allen Vampiren auftreten können, nur beim jeweiligen Clan besonders oft. Daran, dass ein Vampir jede Nacht den Lover wechselt, kann ich nicht unzweifelhaft bestimmen, dass es ein Daeva ist und deswegen aus dem und dem Millieu stammt, mit dem und dem verwandt sein muss und mir deshalb dies und das schuldet und Mitglied in dem und dem Verein ist.

Die 5 nWoD sind kein innovatives Baukasten-System. Das sind Templates für Leute, die bei der oWoD überfordert gewesen sind, mehr in einem oWoD Ventrue, Gangrel oder Nosferatu zu sehen, als einen Politiker, einen Landstreicher und eine Kanalratte. Das ist halt Fahrrad fahren mit Stützrädern. Kann man natürlich machen und ist ganz sicher nichts schlechtes. Aber sich einzubilden, man könnte jetzt endlich die Tour de France mit strampeln, weil man dank der Stützen nicht mehr vom Rad fällt, und daraus zu schließen, dass dieses Rad ausgerechnet wegen dieser Stützen dann soviel besser ist, als ein altes Fahrrad ohne, ist doch etwas illusorisch. :p
Der Versuch, das Gegenüber als unfähig zum "korrekten Spiel" darzustellen, ist benfalls ein "Fahrradfahren mit (lockeren) Stützrädern". ;)
Mein Punkt war einfach: Clans in Requiem kann man nicht mit Clans in Maskerade vergleichen, weil sie eine Ebene darüber angesiedelt sind, nämlich als Urbilder des Vampirs in der Literaturtradition.
"Kainskinder" als gesamte Rasse von Vampiren wären auf der Stufe eines Requiemclans. Wenn man etwas direkt vergleichen will, muss man Maskerade-Clans mit Requiem-Blutlinien vergleichen, denn das sind auf spezifische Konzepte zugeschnittene Stereotypen mit eindeutigen, äußerlich wahrnehmbaren Wiedererkennungsmerkmalen.
Was das mit "Überforderung, die oWoD zu kapieren" zu tun hat, wenn ich mir die Stereotypen für meine Chronik selbst zusammenbauen muss, mir selbst Gedanken über Geschichte und Beziehungen zueinander machen muss, mir selbst eine passende Blutlinien-Schwäche überlegen muss, während ich bei der oWoD absolut gar nichts selbst überlegen muss, sondern alles per Spoonfeeding in den Rachen geschoben bekomme, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Ob es dir nun gefällt oder nicht: Requiem ist ein Baukasten-System, mit dem sich praktisch jedes Vampirsetting realisieren lässt, auch völlig Problemlos Maskerade, wenn man das unbedingt wollte. Natürlich gibt es ein "Default-Setting", das in der ersten Edition an die erste Edition von Maskerade angelehnt ist und in der zweiten Edition ganz eigene Wege beschreitet. Maskerade ist dagegen ein spezifisches Setting mit einer vorgegebenen Geschichte, mit der man eben nicht jede Art von Vampirgeschichte erzählen kann, sondern nur solche, die mit dem Jyhad und den verknüpften Handlungssträngen in Zusammenhang stehen. Wenn ich was anderes will, muss ich bei Maskerade massiv modden und muss meine abweichenden Ideen gegenüber Kanonsklaven erst mal rechtfertigen.
Bloß weil du offenbar nicht in der Lage bist, einen Baukasten zu benutzen, heißt das noch lange nicht, dass es kein guter Baukasten ist. ;)
 
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