AW: Maskerade vs. Requiem
Das spiegelt nicht unbedingt meine Meinung wieder…
Tja, wie fing der Streit um die schönste Ballkönigin unter den Regelwerken an? Vermutlich ist die Antwort auf diese Frage irrelevant — wo man sich doch so schön gegenseitig flamen kann — doch ich wage mal einen Versuch:
Ganz unabhängig vom B!-Forum erinnere ich mich daran, dass
Vampire: Requiem zuallererst als Nachfolger nach dem apokalyptischen Gehenna gehandelt wurde oder wenigstens so eine Art Relaunch darstellen sollte. Eine ziemliche Überraschung für die Fanbasis von
Vampire: the Masquerade war dann die Enthüllung, dass der gesamte Plot eingestampft wurde, um mit einem ganz neuen Hintergrund aufzuwarten. Gleichzeitig wurde das sperrige Spielsystem entschlackt und die Vampirclans auf die literarischen Genrevertreter reduziert.
Eigentlich eine gar nicht so schlechte Idee!
Trotzdem ist die Angelegenheit höchst unbefriedigend für Liebhaber der
Maskerade von Anfang an gelaufen. Die Essenz um den coolen Plot vom Kainsmythos und den Dschihad der Vorsintflutlichen war chirurgisch entfernt worden und plötzlich sollte die Bestimmung der Generation keine Sache von guter Abstammung mehr sein. Eine lebendige Welt mit interessanten Nicht-Spielercharakteren landete einfach so im Mülleimer und auch wenn die alten Quellenbücher bisweilen unausgereift waren, hatten sie unbestreitbar ihren eigenen Charme. Die Enttäuschung dieser bittere Erfahrung kenne ich selbst aus erster Hand und damals wie heute, vermisse ich einfach den komplexen Hintergrund der
Maskerade.
Das bedeutet aber jetzt selbstverständlich nicht, dass ich auch die guten Seiten von
Requiem ignorieren möchte. Pünktlich mit der Veröffentlichung der deutschen Version von
Vampire: Requiem und der neuen
World of Darkness hatte ich mir nämlich jeweils ein Exemplar gesichert. Das schöne Cover und stimmungsvolle Innenillustrationen überzeugten mich sofort davon, dass die Geburt der neue
WoD mit Herz und Verstand initialisiert wurde. Eine erwachsene, stimmungsvolle Basis wurde geschaffen, die bemüht war, die besten Aspekte des Vorgängers zu übernehmen und dabei eine eigene neue Identität zu kreieren. Das gerade Neulinge der
WoD, sowie eine kleine Schar Maskerade-Veteranen von diesem innovativen Hintergrund bezaubert wurden, kann ich durchaus nachvollziehen.
Und warum bleibe ich dann immer noch bei der
Maskerade zum Teufel? Es liegt glaube ich daran, dass ich zu sehr den alten Plot mag:
Das Buch Nod halte ich stilistisch um Längen besser als die
Riten des Drachen; ich bevorzuge es die Vampire als »Kainiten« zu bezeichnen und möchte mich nicht nur auf »Kinder der Nacht« reduzieren, auch wenn ich den Titel »Fürst« passender empfinde als »Prinz«; außerdem liebe ich den fiktiven geschichtlichen Hintergrund mit den Kainskindern als unsichtbare Manipulatoren und schätze ein paar andere liebgewonnene Kleinigkeiten, die mit
Requiem leider verloren gegangen sind.
An unsere Freunde der Requiem-Fraktion möchte ich mein Schlusswort richten: Wenn ich mich recht entsinne, dann steht im Vorwort von
Vampire: Requiem sogar, dass
Vampire: the Maquerade als Inspirationsquelle diente — die schäbige Bezeichnung »Kasperade« hat es eigentlich nicht verdient. Seit doch dankbar dafür, dass
Requiem so wunderbar geworden ist und lasst die
Maskerade doch bitte in Würde altern!