AW: Marketingstrategien für RPGs
Ich denke, ein Problem ist vorwiegend das Setting. Zwischen einem Standard-Fantasy-Rollenspiel und einem guten Fantasy-Film oder einem Buch (was ja die Medien sind, die Leute antreiben könnten, selbst mitmischen zu wollen) liegen Welt, besonders dann, wenn man sich an die D&D-Philosophie hält (immer besser werden + collen Stuff sammeln). Ich meine, welcher Fantasy-Held ist von einem Stirnreif der Intelligenz abhängig, um das Monster auszutricksen? Oder von seinen Stiefeln, um gut genug schleichen zu können?
Cooler Charakter und viel Zeug zum Sammeln/ endlose Aufstiegsmöglichkeiten widersprechen sich diametral. Ein Einsteiger will sich nicht erst sechs Monate mit Riesenratten und Kobolden herumschlagen, ehe er mal einen Drachen sehen kann!
Aaaaaber: Es ist klar, dass in MMOROGs die Verbesserung des eigenen Charakters ein wichtiger Anreiz ist. Diese Spiele sind aber nicht wirklich geeignet, um Rollenspieler zu rekrutieren - wer macht sich denn die Mühe und setzt sich an einen Spieltisch mit seinen Freunden (oder spielleitert sogar), wenn er nur am lvlen interessiert ist? Das kann er im Netz solo, unabhängig und mit Top-Grafik haben.
Medien, die man mit einer Geschichte verbindet, sind für mich der Schlüssel zum Rollenspiel. Wenn man als Neuling die Chance hat, eine spannende Story mitzuerleben, lässt man sich eher mitreißen. Denn der menschliche Nachahmungsdrang ist allgegenwärtig. Also müsste man Synergieeffekte zwischen RPGs und populären Medien forcieren - während gleichzeitig natürlich spannende, leitbare und für Anfänger-SL gut aufgemacht VORGESCHRIEBENE Abenteuer verfügbar sein müssen.
Wenn ich HdR gesehen habe und Bock auf Fantasy habe, will ich mir keine Landschaftsbeschreibung durchlesen und mir Gedanken machen, was für ein Konflikt dort stattfinden könnte - ich will eine spannende Story spielen. Punkt.
Ein Aufhänger wäre - ganz weit weg von klassischer Fantasy - z.B. CSI. Ein gut gemachtes CSI-Rollenspiel mit gut gemachten Stories könnte Elemente eines Detektivspiels mit Rollenspielelementen verbinden.
Was ist noch wichtig? Das Feeling der Welt darf nicht nur vom SL abhängen. Unerfahrene SLs sind leider nicht so versiert, dass sie eine Konversation mit einem NSC einfach so runterspulen oder gar mal einen Dialog vorsprechen können. Das Feeling hängt aber essentiell von den Qualitäten des SL ab. Wie kann man dieses Problem vermeiden?
Beispielsweise durch Event-Charakter, indem man "professionelle" SLs einsetzt, die Anfängerrunden leiten. Wenn das durch ein Unternehmen vermarktet werden könnte (mit vermarktet meine ich nicht, dass es etwas kosten müsste) könnte die größte Hemmschwelle für Rollenspiel überwunden werden:
Es ist nämlich nicht toll, sich mit vier Leuten um einen Tisch zu setzen und sich seltsame Würfel anzuschauen. Erst eine spannende Geschichte ist toll, wenn sie gut rübergebracht wird.
Gruß,
Hjorvar