AW: Konvertierungen weg von Savage Worlds
Ich habe "Necessary Evil" mit dem Marvel-Super-Heroes-System (TSR/Schmidt Spiele) gespielt, weil die geniale Prämisse von den Regeln in Necessary Evil" kaum abgedeckt werden
Die Regeln in NE sind SETTINGSPEZIFISCHE Regeln, die NUR dieses eine Setting mit dem Savage Worlds Grundregelwerk bespielbar machen sollen. - Und das gelingt, nach meiner Erfahrung als Spieler in unserer Necessary Evil Runde, ziemlich gut. Jedoch spielen wir sonst KEINE Superhelden-Rollenspiele, so daß da keine Vergleichsmöglichkeit vorliegt. Insbesondere liest bei uns in der Runde eh kaum jemand die gängigen Supi-Comics, so daß NE durchaus eine neue Erfahrung und ein, verglichen mit dem "normalen" Kompetenzniveau der SCs in Savage Worlds, ERHEBLICHER Anstieg im Austeilen- und Einstecken-Können ist.
(keine echte Superstärke;
Kann ich nur aus dem Vergleich mit dem SW-Grundregelwerk sagen: Und OB in NE ECHTE Superstärke möglich ist!
Vielleicht nicht im Vergleich zu den Marvel (tm) Helden, aber in Relation zum bei SW sonst so Üblichen sind die NE-Charaktere WIRKLICH SUPER!
Helden sollen keine wirklichen Schurken, sondern blutige Anfänger spielen).
Zunächst zu den "blutigen Anfängern":
Die gesamte Kampagne geht davon aus, daß die SCs den Säuberungsaktionen, die alle AUFFÄLLIGEN Superhelden und auch die auffälligen (= mächtigen) Superschurken vernichtet haben, entgangen sind. Weil sie unauffälliger waren, weil ihre Kräfte nicht so offensichtlich waren, weil sie den V'Sori als "keine unmittelbare Bedrohung" erschienen, ...
Das wird ja im Kampagnen-Hintergrund den Spielern klar erläutert.
Somit geht es bei der Kampagne u.a. auch darum das Beste aus seiner Super-Begabung herauszuholen, solange zu überleben, bis die eigenen Kräfte sich wirklich mächtig herausgebildet haben, etc. - Ein typisches "Aufstiegs-Szenario", wie es sehr viele Rollenspiele kennen, eben.
Superhelden der klassischen Machart sind ja stets von Anfang an "fertig". D.h. sie starten extrem kompetent und es gibt hinsichtlich ihrer Super-Powers nur selten noch Entwicklung. (So zumindest mein Eindruck als mäßiger Comic-Leser und von diversen Zeichentrickserien wie u.a. Justice League.)
Die NE-Supers haben noch einiges zu lernen und zu verbessern. Sie wachsen mit jedem XP, den sie sich erspielen.
Wem diese Aufstiegs- und Entwicklungs-Geschichte vom Super-Unterling zur "globalen Bedrohung" für die V'Sori grundsätzlich nicht paßt, für den ist NE ohnehin nichts.
Die settingspezifischen Regeln im NE-Spielerteil bilden jedenfalls das, was man dort im NE-Setting spielen soll, und wie sich die SCs weiterentwickeln sollen, vollständig ab.
Wenn man die SCs nicht auf Novice Rank starten lassen möchte, so spricht ja auch nichts dagegen, sondern explizit DAFÜR, daß man sie eben auf Seasoned oder Veteran Rank starten läßt. Das verlagert das Kompetenz-Niveau der SCs für die ersten Plot Points zwar nach oben, aber entweder der Spielleiter regelt nach, oder er läßt es bleiben und die Plot Points sind von den SCs lockerer zu schaffen (wir hatten ein paar beinahe Abgänge bei den ersten Plotpoints, weil unsere Gruppe nur einen richtigen Schadensausteiler hatte - der Rest sind eher die manipulativen bzw. agilen Supers; für Novice Rank Charaktere ist der Anfang der Kampagne SEHR HART, finde ich - für MICH eine echte, spannende Herausforderung).
Zu den "Helden sollen keine wirklichen Schurken, sondern blutige Anfänger spielen":
Was ist für DICH ein "WIRKLICHER SCHURKE"?
Dieser Punkt wird ja bei der Charaktererschaffung explizit angesprochen: damit die SPIELER gemeinsam miteinander Spaß haben können, sollte bei der Charaktererschaffung darauf geachtet werden, daß man eben KEINE komplett kooperationsuntauglichen, sozial gestörten Serienkiller erschafft, sondern Charaktere, die ein Leser eines Comics trotz ihres Drangs zur Macht, ihrer harten Verfolgung ihrer Ziele immer noch MÖGEN KANN!
Klar ist das "weichgespült". - Necessary Evil ist nicht Sin City mit Blutorgien und ausschließlich voller Arschlöcher als Hauptcharaktere, deren Ableben jedes einzelnen man als Leser eher bälder als später erwartet, weil es eben alles brutale Arschlöcher sind.
NE ist "jugendfrei" und muß nicht erst zensiert werden.
Man spielt bunte Comic-Schurken, keine menschenverachtenden Blutvergießer-Islamisten.
Für MICH ist das völlig in Ordnung, da ICH mir nicht wirklich im Spiel (oder sonst wo) explizit Gedanken darüber machen möchte, wie ich Menschen quälen oder umbringen möchte, weil ich es kann... , weil es mir wer gesagt hat... , weil ich das geil finde... , weil - was auch immer ....
Mein Superschurke strebt nach der Weltherrschaft, ist ein unzuverlässiger (Zwangs-)Alliierter, und ist ein unangenehmer Zeitgenosse, der Szenen hat, bei denen die "Leser" (meine Mitspieler) seine Fiesheit genießen können. - Ich fände es für mich nicht erstrebenswert, wenn ich in einem bunten Comic-Setting Unknown-Armies-artige Widerwärtigkeiten brächte (und die Charaktere in Unknown Armies haben ja noch nicht einmal die Vorgabe, daß sie die "Bösen" spielen sollen - sie sind es nur einfach oder werden es verdammt schnell).
Wenn Necessary Evil für Dich zu harmlose SCs vorsieht, dann ist eben NE nichts für Dich. - Und genau das kommt ja bei Deinem Beitrag auch sehr gut heraus: Dich hat nur die Grundidee "Superschurken müssen in einer notgedrungenen Zusammenarbeit einen größeren, gemeinsamen Gegner loswerden, bevor sie sich wieder an ihre eigenen Ziele machen können" interessiert. - Und das kann (und konnte!) man mit jedem anderen Superhelden-Rollenspiel auch schon spielen.
Tatsächlich ist dann bis auf Star City nicht viel von der ursprünglichen Necessary-Evil-Kampagne übrig geblieben.
Das ist zu erwarten, wenn man nur die Grundidee übernehmen mag, aber z.B. mit der Aufstiegs-Geschichte oder mit der sehr auf Auftrags-Struktur ablaufenden Kampagne nichts anfangen möchte.
Anders ausgedrückt: Wenn Du nur den Klappentext bzw. die Grundidee, wie sie z.B. in einer Rezension geschildert wurde, übernimmst, dann ist es nicht eine Conversion im eigentlichen Sinne, sondern eben nur ein Marvel Superheroes Setting "nach einer
IDEE aus Necessary Evil" (wie man im Film immer so sagt).
Wirklich übertragen habe ich kaum was, weil die NSCs ohnehin leicht durch spannendere zu ersetzen waren (bzw. man gleich die Stats der Marvel-Vorbilder benutzen konnte).
Eben. - Du hat KEINE Conversion von NE auf Marvel Superheroes gemacht, sondern Du hast Marvel Superheroes "inspiriert" von der Grundgeschichte in NE gespielt.
Wenn man die NSCs nicht übernimmt, das Aufstiegs-Szenario nicht umsetzt, und vom Hintergrund eigentlich nur die Star City Stadtkarte übernimmt, dann ist das in meinen Augen eine VERWERTUNG, aber KEINE CONVERSION.
So etwas mache ich auch STÄNDIG: ich nehme z.B. jede Menge d20-Material (insbesondere d20-Modern und Lizenz-Settings) und baue das in meine eigenen Savage Worlds Kampagnen ein. Dabei picke ich mir nur die paar Rosinen heraus, die ich für meine Kampagne passend finde, und ich lasse den gesamten Rest liegen. Eine Komplett-Conversion der Quellen, aus denen ich mich selektiv bedient habe, hatte ich nie im Sinne und führe ich auch nie durch.
Zur Frage nach Konvertierungen mit Savage Worlds mal nicht als Ziel- sondern als Ausgangs-System: Das Verwenden/Ausschlachten von Ideen aus Savage Settings (oder aus den diversen Savage Tales!) wird sicherlich gemacht. Weit öfter, so mein Eindruck, als eine ECHTE Conversion angefertigt wird, da eine echte Conversion ja das Grundsätzliche eines Settings unangetastet läßt.
Ein Savage Worlds Produkt für "Scenario Hooks", d.h. nur als Inspirationsquelle für eigene Entwürfe zu nehmen, das ist jedoch KEINE Conversion im Sinne dieses Themas.
Wenn man diese "Verwertung" anderer Produkte noch in die Betrachtung einbeziehen würde, dann wäre der eh schon verschwindend geringe Anteil an Conversions in die "verkehrte" Richtung noch geringer, weil VIEL MEHR anderes Material von Savages für ihre Savage Worlds Kampagnen ge-"savaged" wird. Es wird von D20-Produkten allein aufgrund der großen Verbreitung überall "herausgeschnippelt". Alle nehmen GURPS Quellenbände. - Die Savages nehmen Material z.T. ganz BEWUSST "zum Ausschlachten" her. Ich selbst kaufe in den letzten Jahren MEHR d20-Produkte als zu Zeiten, wo ich noch selbst d20 gespielt habe! Eben weil d20 eine Art "Austauschformat" für Quantitäten zu einem Setting für mich geworden ist. Eine d20-Conversion schreibe ich einfach direkt beim Lesen nebendran runter. - Dieser überaus hohe Verwertungsgrad von Fremdprodukten stellt einen kräftigen und stetigen "Inhaltsstrom" von fremder Seite nach Savage Worlds dar. Die Gegenrichtung ist dem gegenüber nicht einmal ein Tröpfeln. Die verschwindet im direkten Vergleich einfach.