[Karneval der Rollenspiel-Blogs] Wie dreht man an der Spannungsschraube?

Ich sage mal, auf einer Con sind häufiger Amateurspieler, Semi-Profis und Profis zusammen als Anfänger. Sie kennen sich gut und wissen, was ihnen am Spiel gefällt, suchen sich ihre Runden entsprechend aus.

Aber ja, Con-Runden sind - für mich zumindest - meist langweilig, es sei denn man will sich gegenüber der Szene profilieren, wozu eine Con praktisch da ist. Das Spiel bzw. der Inhalt ist eigentlich egal. Ist mehr was für Geeks als für Nerds ^^
 
Grundsätzlicher und vollumfänglicher Widerspruch. - Es reicht schon aus auch nur eine einzige Con-Runde mit total Fremden gespielt zu haben, um aufzuzeigen, daß diese Vertrauensbasis-Voraussetzung zum Erzeugen von Spannung am Spieltisch KEINE Bedeutung hat.

Ich spiele oft mit wildfremden Leuten auf Cons und (heute noch viel mehr) in international zusammengewürfelten Hangout-Runden. Dabei kommt - außer in sehr seltenen Ausnahmefällen - natürlich Spannung auf, auch ohne die Mitspieler zu kennen, ja in reinen Audio-Only-Runden sogar ohne die Mitspieler auch nur zu SEHEN!

In diesen Runden will sich auch niemand "gegenüber der Szene profilieren".

Und was für eine Szene denn bitteschön? - Die "Szene" bei den von mir frequentierten lokalen bzw. regionalen Cons ist keine. Und "Profilierung" durch was denn bitteschön? Durch das Mitspielen oder Leiten von Spielrunden? - Komische Vorstellung, so etwas mit Cons = Spielertreffen in Verbindung zu bringen.

Profilieren kann man sich auf Youtube-Channels. Nicht auf Cons.
 
Ich glaube Dein Spielverhalten ist eher die Ausnahme als die Regel und die Art wie Du mit dieser Annahme umgehst, zeigt mir schon ein "Profil". Mag sein, daß das Profilieren für Dich selbstverständlich ist und Du deshalb das nicht so empfindest.

Wie genau bei Dir Spannung aufkommt, kann ich Dir natürlich nicht beantworten. Das hängt von vielen Faktoren ab und kann völlig unabhängig vom Spielen passieren. Interessant wäre zum Beispiel, ob Du bei anderen Treffen auch "angespannt" bist, das also weniger mit den Inhalten zutun hat, als damit mit wem Du spielst.

Aber das war rein rhetorisch, würde wohl zu weit gehen :oops:
 
... die Art wie Du mit dieser Annahme umgehst, zeigt mir schon ein "Profil". Mag sein, daß das Profilieren für Dich selbstverständlich ist und Du deshalb das nicht so empfindest.
Du greifst hier zu direktem persönlichem Angriff, nachdem ein Widerspruch in der Sachfrage erfolgt ist. Das disqualifiziert Dich damit in puncto Diskussionsfähigkeit vollständig.
 
@harekrishnaharerama
Kann mich Zornhau da nur anschließen. Wann warst du das letze Mal auf einer Con? Bei mir ist das zwar auch schon etwas her aber das was du beschreibst hab ich so nicht erlebt. Leute die sich profilieren wollen gibt es immer und überall, bei Rollenspielern nicht mehr als anderswo und auf Cons auch nicht.
 
Ich sage mal, auf einer Con sind häufiger Amateurspieler, Semi-Profis und Profis zusammen als Anfänger. Sie kennen sich gut und wissen, was ihnen am Spiel gefällt, suchen sich ihre Runden entsprechend aus.

Aber ja, Con-Runden sind - für mich zumindest - meist langweilig, es sei denn man will sich gegenüber der Szene profilieren, wozu eine Con praktisch da ist. Das Spiel bzw. der Inhalt ist eigentlich egal. Ist mehr was für Geeks als für Nerds ^^

Spannung ergibt sich für mich aus dem ungewissen. Daher ist eine Zufällige Conrunde geradezu Ideal um Spannung zu empfinden. Niemand weiß, wer die anderen Spieler undSpielleiter sind. Niemand weiß, wie die Anderen Reagieren werden.
Daher ist die Soziale Situation ansich schon Spannend. Das überträgt sich in den meisten Fällen auch auf die Handlungsebene.

Und Cons um zu Profilieren? DAS ist wirklich hahnebüchender Unsinn. Wer erinnert sich noch an die Namen der Personen, mit denen er das letzte Con-Abenteuer gespielt hat?

Zum Profilieren kann man Foren, Blogs, Facebook Gruppen etc. Nutzen.

Eine Con ist für andere Dinge da: Neue Systeme kennenlernen steht für mich ganz oben.
 
In der Literaturwissenschaft ist das sogenannte "Paradox of Suspense" wohl bekannt. Wenn nämlich ein Zustand der Unsicherheit unabdinglich ist für das Gefühl von Suspense, warum empfinden Menschen dann Suspense bei einem Film, den sie bereits kennen? Dieses empirisch gut abgesicherte Phänomen - Spannung trotz Abwesenheit von Unsicherheit - ist nicht nur verblüffend, sondern kann uns auch für Rollenspiele Mehrwert bieten. Nämlich so ungefähr in dieser beispielhaften Richtung: Wie kann man Spannung empfinden, wenn doch die implizite Übereinkunft dahingehend herrscht, dass die SC eigentlich nicht sterben können bzw. das Überleben dadurch sichergestellt wird, dass der SL an den Würfeln dreht?

Ja, natürlich KANN man Spannung an einem Film empfinden, den man bereits kennt. Aber es besteht doch überhaupt kein Zweifel daran, dass diese Spannung geringer ist, als die, die man beim ersten sehen des Filmes empfunden hat. Dies scheint in der Literaturwissenschaft übersehen worden zu sein. So kann man wohl kaum von einem "Paradox of Suspense" sprechen sondern hat eher "The fallacy of suspense".
 
Also auf Cons geht es her wie auf einem Bahnhof. Wie soll dort Spannung oder überhaupt irgendeine stabile Atmosphäre aufkommen?
Gerade da geht es doch um die Leute, die man (wieder-)erkennt und trifft und nicht um die unbekannten. In einem Forum ist es viel wahrscheinlicher, daß ich wie andere Mitglieder behandelt werde, als auf einer Con, wo ja praktisch die Mehrklassengesellschaft regiert - zumindest eine klare Trennung zwischen Orga und Besucher stattfindet.

Also ich weiß nicht, auf was für Cons Ihr geht. Ich konnte jedenfalls noch nie solch eine Stimmung aufbauen, wie in einer privaten Runde.
Kann mich noch daran erinnern, wie bei der letzten Con die ich nach langem Hadern aufgesucht hatte. Die Runden waren zumindest räumlich getrennt, aber jede (halbe) Stunde stolperte jemand mit Essensangeboten rein :whistle:

Die drei Stunden, die eine Sitzung meist dauert, geht einem im Endeffekt sowas von am Allerwertesten vorbei . . . wie soll man in der kurzen Zeit eine Beziehung aufbauen ???

Auf der anderen Seite kann ich verstehen, daß man durch den Spannungsabbau in so einer Runde ein positives Feedback erhält - aber das hat nichts mit dem Inhalt des Spieles zu tun. Man sitzt zusammen und lernt sich oberflächlich kennen - eher so eine Art indirektes Speeddating
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich weiß nicht, auf was für Cons Ihr geht. Ich konnte jedenfalls noch nie solch eine Stimmung aufbauen, wie in einer privaten Runde.
Da ist was wahres dran. In einer Con-Runde kann man nicht so sehr auf eine eingespielte Dynamik bauen, oder so ungehemmt mit Kumpeln schnacken, wie in einer regelmäßigen Runde daheim.

Dafür kann man neue Systeme ausprobieren, die den Kumpels daheim nicht so schmecken, man kann neue Arten von Rollenspieltechniken erleben etc.

Ist halt was ganz anderes - aber deswegen nichts schlechteres.
 
Trotz Gegenwind bin ich ja immer noch bei Veränderung resultiert in Spannung.
Das beinhaltet auch, dass Standards unspannender sind als Neues.

Insofern sollte man sich als SL (oder auch als Spieler) überlegen, was man verändern kann, was man abwandeln kann, was man Neues einführen kann.

Dafür muss man einfach mal die Augen offen halten und die Gedanken kreisen lassen, dann kommt da schon was.

Für DSA hatte ich da in letzter Zeit zB solche "Merkwürdigkeiten":

  • Wachgänse statt Wachen.
  • Nächtlicher Überfall. "Wer sich rührt wird erschossen!" Erste Bolzen fliegen. Werden die erschlagenen "Räuber" danach in Augenschein genommen, entpuppen sie sich als Büttel mit Steckbrief einer Räuberbande in der Tasche.
  • Mitten in der Wildnis findet sich ein sorgfältig angelegtes Kräutergärtchen.
  • Die Helden haben Hunger. Endlich Wild in Sicht. Ein Kojote oder Wolf? Es wird ein Hund niedergesteckt, wenig später kommt ein kleiner Junge vorbei, der seinen Hund sucht.
  • Ein Holzfällerdorf wird gerade von Goblinhorden angegriffen, als die Helden ankommen. Was werden sie tun? Vermutlich den Menschen beistehen. Nach dem Kampf finden sich überall angekettete Goblinkslaven im Ort...
  • Helden auf Weg am Waldrand. In der Ferne ist eine Gruppe Kinder zu sehen, die ein Rind führen. Plötzlich brechen weiter vorne zwei Oger aus dem Wald, blicken sich kurz um und rennen auf die Kinder zu...
  • Oder anders: Helden sichten Oger. Zum Abend treffen sie auf der Straße 3 Kinder, die in Gegenrichtung unterwegs sind...
  • Überfall im Wald. Die Räuber haben sich tatsächlich Verschläge mit Schießscharten in den Bäumen angelegt. Auch für kampfstarke Helden eine Herausforderung.
 
Trotz Gegenwind bin ich ja immer noch bei Veränderung resultiert in Spannung.
Das beinhaltet auch, dass Standards unspannender sind als Neues.
Wie erklärt sich dann aber die deutlich höhere Beliebtheit von "Standard-EDO-Fantasy" als Genre gegenüber allen anderen Genres?

Wie erklärt sich das starke "Haften" an ein und demselben Rollenspiel, Setting, Regelsystem, das man schon lange kennt, statt immer wieder was Spannendes, was Neues, statt immer wieder NEUE Rollenspiele auszuprobieren?

Wenn Standards unspannender sind als Neues. Und wenn aber Standards BELIEBTER und somit auch GEWOLLTER sind als Neues, dann heißt das:

Die Rollenspieler wollen mehrheitlich UNSPANNENDE Rollenspiele - unspannende Settings (immer Aventurien, immer Forgotten Realms), unspannende Regeln (immer DSA, immer Pathfinder/3E, immer Fate). - Keine Experimente. Nur die gewohnte Hausmannskost.

Oder vielleicht stimmt die oben behauptete Beziehung, daß Veränderung in Spannung resultiert, so nicht?
 
Oder vielleicht stimmt die oben behauptete Beziehung, daß Veränderung in Spannung resultiert, so nicht?
Doch, die stimmt. :)

Veränderung zu wollen und Veränderung geliefert zu bekommen ist ja auch ein Unterschied.

Außerdem kann die von dir erwähnte Veränderung in Konkurrenz zu anderen Punkten stehen:

Charakterentwicklung ist ein zentrales Thema bei Rollenspielen - und natürlich hat das langfristige Spiel auch mit dem Empfinden der Quasi-Realität zu tun.
Insofern macht es durchaus Sinn lange an ein und demselben Rollenspiel zu spielen.

Oft das Spielsystem zu wechseln ist natürlich wegen neuer Settingerfahrungen (von mir aus auch: Regelerfahrungen) spannend. Aber man büßt halt einen Teil der rollenspielimmanenten Vorteile ein.


(Nicht zu vergessen ist natürlich, dass wenn man z.B. DSA spielt, man überall Gleichgesinnte findet, man beim Bespielen der offiziellen Zeitlinie sogar einen gleichgerichteten Erlebnisstand hat und sich darüber austauschen kann.)
 
Das unterstreicht aber die von mir im Eingangsbeitrag zum Karneval aufgeführte Ansicht, daß es eben Spieler gibt des es UNSPANNEND mögen.
Die WOLLEN KEINE Spannung - sie wollen halt das, was sie gewohnt sind, bloß nichts anderes. Und genau das macht ihnen Spaß.
 
Es gibt Bier-&-Bretzel-Runden, klar. Da geht es wiederum um den sozialen Aspekt des Spiels. Man kann Spannung(en) abbauen - also lockert die Spannungsschraube. Rangordnungen innerhalb der Runde spielen da eine größere Rolle und gerechte Verteilung von Punkten, Gegenständen etc.
 
Es gibt Bier-&-Bretzel-Runden, klar.
Also alle Bier&Brezel-Runden, die ich so mitgespielt habe, hatten ein gehöriges Maß an Spannung zu bieten.

Hingegen gibt es auch so etwas wie "Ambiente-Runden", in denen die Spieler einfach genießen wollen, in einer anderen Welt ein anderes Ich zu verkörpern (Untermenge davon ist das klassische Tavernenspiel - mit das Unspannendste, was man im Rollenspiel so finden kann). - Solche Runden würde ich nicht als Bier&Brezel-Runden bezeichnen, sind sie doch sogar das krasse Gegenteil - nicht laut, nicht lach-intensiv und nicht spannend.
 
@Zornhau
Ich fürchte du schließt da von dir auf andere. Nur weil Standard Systeme beliebt sind heißt das doch nicht, dass die Spieler keine Spannung wollen. Die kommt doch nicht nur aus dem Setting sondern meiner Ansicht nach hauptsächlich aus der Story. Auch in altbekannten Settings lassen sich spannende Geschichten erzählen. Fehlende Kenntnisse über ein Setting können zwar auch zu Spannung führen, ebensogut aber auch zu Unsicherheit.
 
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