Rollenspieltheorie Humanozentrische Rollenspiele?

Silvermane

Wahnsinniger
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Grüße.

Weil es mir neulich mal wieder säuerlichst aufgestoßen ist:

Warum zum Teufel saugt die Rasse "Mensch" eigentlich in fast allen Rollenspielen Golfbälle durch Gartenschläuche? Ganz besonders auffällig ist dieser Punkt in Fantasy-Rollenspielen. In denen kommt die Gattung Mensch ganz besonders schlecht weg. Aber auch der SF-Bereich hat einige Settings, bei denen sich mir in der Hinsicht schlicht die Galle hochkommt.

Die Gattung Mensch wird per Definition in jeder Hinsicht durch die anderen Spezies ausgestochen. Was soweit okay wäre, würden all diese anderen Spezies nicht um die gleichen Ressourcen konkurrieren. Logisch und konsequent betrachtet hätte sich in diesen Settings der Mensch nie durchsetzen können...
...interessanterweise allerdings ist die zahlreichste Spezies in 90% der Fälle dennoch der Mensch. WTF?

Menschen werden per se in den allermeisten Fällen als langweilig porträtiert, kulturell unterlegen, körperlich unterlegen, technologisch unterlegen. Ausnahmen sind selten, und selten mehr als Lippenbekenntnisse.

Wie wäre es, den Menschen mal als EXTREM herzunehmen, anstatt als Durchschnitt? oder ihn mal am oberen Ende der Attributsskala anzusiedeln, anstatt im unteren Mittelfeld?

Mal ein paar Anregungen:

Was wäre wenn,

...der Mensch die einzige intelligente Lebensform wäre, die sich von anderen Lebewesen ernährt? Was würden die anderen Spezies darüber denken was es bedeutet, ein Mensch zu sein?

...der Mensch als einzige Spezies schläft und träumt? Was würden die anderen Spezies in diesem Fall darüber denken was es bedeutet, ein Mensch zu sein?

...der Mensch die einzige Rasse ist, die altert und stirbt? Was würden die anderen Spezies dann darüber denken was es bedeutet, ein Mensch zu sein?

..der Mensch die einzige Spezies wäre, bei der auch die Männchen intelligent sind?

...der Mensch die einzige Spezies wäre, die mehrere Sprachen sprechen kann?

...der Mensch die einzige Spezies wäre, die Tiere zähmen kann?

...der Mensch als einzige Spezies auf 2 Beinen liefe und Hände hätte?

...der Mensch als einzige Spezies größer als 1,50 Meter wird?

...der Mensch als einzige Spezies Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überleben könnte? Oder über dem Gefrierpunkt?


Aber nein, er ist auf ewig ins Mittelfeld verdammt, wenn er nicht gerade als minderwertige Existenzgrundlage sein Dasein fristen muß (Ja, WOD, ich sehe DICH dabei an).

Ja, es gibt Ausnahmen. Aber es sind wenige, und ihr müßt sie hier nicht aufzählen. Es geht um das generelle Selbstbild des Menschen, und in der Hinsicht beutelt mich der Verdacht, das da etliche Minderwertigkeitskomplexe unterwegs sein müssen in dieser unserer Industrie.

-Silver, Mensch.
 
Silvermane schrieb:
Warum zum Teufel saugt die Rasse "Mensch" eigentlich in fast allen Rollenspielen Golfbälle durch Gartenschläuche?
Ähm, seit wann ist das eine negative Eigenschaft? Hab da bisher nur positive Erfahrungen mit gemacht... *räusper*


Hm, der Vorteil der Menschen lag in den meisten Systemen doch eigentlich in ihrer Vielseitigkeit und ihrer hohen Reproduktionsrate. Überleben in allen Klimata und haben auch sonst selten Probleme. Sind aber nicht regierend, aufgrund der eigenen Streitereien. Wenn Zwerge nicht in Bergen wohnen würden und Elfen sich nicht in die Wälder hocken würden, würde das sicher ganz anders aussehen.

In den meisten Settings ist der Mensch trotz seiner eigentlichen Schwächen (attributstechnisch) dominierend, da er nicht auf ein bestimmtes Gebiet (Wald, Berg, Höhlen etc. pp.) festgelegt ist und auch nicht vor Greueltaten zurückschreckt.

Warum die Attribute meist das Mittelmaß sind? Nun, woran will man die Attribute der anderen Rassen messen, wenn nicht an dem der Menschen, den einzigen "Attributen" die man als Mensch kennt?
 
Gegenfrage: Warum beschränken sich die Elfen auf ihre Wälder? Die Zwerge auf ihre Berge? Es gibt keinen Grund, ausser "Tradition" und "Sturheit".

Wobei ich mich tatsächlich frage, wovon sich diese unterirdischen Zwergenstädte ernähren. Oder wo das Getreide für das Bier herkommt. Oder woher die Elfen all diese tollen Schwerter haben. Kannst du dir einen rußigen, angekokelten Elfen vorstellen, der halbtaub über seinem Amboß kniet und ein Schwert schmiedet? Oder einen Zwergen, der Gerste und Hopfen anpflanzt und erntet?

Komm mir jetzt nicht mit Magie.

Mein Hauptanklagepunkt ist: "WARUM IST DER MENSCH IMMER NUR DURCHSCHNITT?", nicht die unheilige Dreifaltigkeit von Elf, Mensch und Zwerg. Es ist die Frage, warum Rollenspieldesigner immer wieder die gleiche Scheisse hochwürgen, anstatt mal von den ausgetretenen Pfaden runter zu kommen.

Elfen sind schöner und langlebiger? Ich pfeif' auf die Elfen, die Tolkienvanillefantasy-Schiene ist schon seit Jahrzehnten AUSGETRETEN. Aber nein, egal wo ich hinkomme, egal was ich lese, stets ist der Mensch langweilig, attributemäßiges Mittelfeld und dafür schrecklich Zahlreich.

-Silver, gelangweilt.
 
Ganz einfach aus Gewohnheit. Und Massentauglichkeit. Nur die wenigsten Spieler wollen ein System in denen sie nicht ihre gewohnten Rollen spielen können. Und das ohne großen Aufwand. Natürlich würde man sich an so ein "ungewöhnliches" Rollenspielsetting gewöhnen aber die wenigsten geben einem Rollenspiel die Chance dazu, weil es immernoch Geld (oder auch "nur" Zeit) kostet.

Und Mittelmaß ist der Mensch eben weil alles an ihm gemessen wird. In irgend etwas müssen die anderen Rassen ja besser sein, sonst würde der 08/15-Rollenspieler die Rasse ja nicht nehmen. Nur in wenigen Systemen haben andere Rassen lediglich Vorteile gegenüber dem Menschen (vom etwaigen Rassismus abgesehen).

Wenn in einem System nun alle schlechter wären als der Mensch, wären die Rassen dann noch für Powergamer interessant? Glaube nicht.
 
Fantasyrassen (oder Aliens), die SC-tauglich sind, sind nichts weiter als Menschen, bei denen bestimmte Eigenschaften überzeichnet werden, um diese Charakteristika in einem was-wäre-wenn Spielchen im Extremen durchzuprobieren. Der Mensch ist dann zwangsläufig eben der Mittelwert, auf den sich diese Figuren beziehen (müssen), wodurch er durchschnittlich wirkt.
Wenn dann ein Fan "seine" Rasse für ein RPG beschreibt, besteht die Gefahr, dass von dem RPG nur noch PG übrig bleibt (man muss sich nur mal die DSA-Thorwaler angucken oder die Elfen oder die Hexen, um mal die drei schlimmsten Patzer zu benennen). Wobei gerade die Elfen ein Fall des Typus "Solo großartig, als Rasse keine Chance" sind - Elfen fehlt der Menschen eigene Antrieb, insgesamt haben sie resigniert.
 
Silvermane schrieb:
Kannst du dir einen rußigen, angekokelten Elfen vorstellen, der halbtaub über seinem Amboß kniet und ein Schwert schmiedet? Oder einen Zwergen, der Gerste und Hopfen anpflanzt und erntet?

Ja klar, warum nicht?

Warum gibts so wenige Elfen und Zwerge? Oder die anderen Rassen?

-Männliche Elfen sind schwul, was Vermehrung auf herkömmliche Art und Weise beinahe ausschließt. Außerdem sterben jeden Tag 153 Elfen weil sie vom Baum fallen. Kein Witz!

-Zwerge müssen erstmal herausfinden ob die tolle Zwergenbraut da vor ihnen überhaupt die Körperlichen Eigenschaften besitzt kleine (Ja, noch kleiner!) Zwerge zu gebären. Außerdem ist die Minenarbeit gefährlich...

-Zu den anderen Rassen: Schonmal in nen Ork verliebt?
 
So... der Gedanke hat sich gerade unter der Dusche ausgebreitet *g*



Folgendes Szenario:



Wir befinden uns in einer nahen Zukunft, das Problem ist: Der kalte Krieg wurde nicht aufgrund finanzieller Insolvenz der UDSSR abgeblasen sondern hat mit unerwarteter Härte zugeschlagen. 1/3 der Weltbevölkerung wurde ausgelöscht. Aufgrund neuartiger Waffentechnologie (Biologisch/Chemisch)- wenns hart auf hart kommt ist auf die Genfer Konvention geschissen- liegt die Infrastruktur nicht wie nach dem 2 Weltkrieg in Schutt und Asche- der Krieg wurde auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, materielle Schäden vermieden.

Soweit die Grundsituation



*Science Fiction Mode enabled*



Einige Jahrzehnte später gehen bei diversen Weltraumüberwachungseinrichtungen die Lämpchen an, eine gigantische Flotte unidentifizierbarer Weltraumschiffe nähert sich. Auf der ganzen Welt liegen hunderte von Fingern auf hunderten roter Knöpfe, die Bevölkerung sammelt sich in Bunkern, Defcon 6 für den gesamten Planeten... wochenlang passiert nichts. Das Militär ist in Unruhe aber bereit zurückzuschlagen- man wartet lediglich darauf, dass „die anderen“ den ersten Schuss angeben, Dann eine Nachricht: “Wir ergeben uns.“ Es stellt sich heraus, dass es sich um eine friedliche Spezies handelt, deren Planet von einer feindlich gesinnten Spezies ausgelöscht wurde und die um politisches Asyl bittet. Das Asyl wird nach ewig währenden Debatten gewährt, allerdings werden die Fremden dabei ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, die Erde erfährt den technologischen Quantensprung. Man erhält die technischen Antworten auf Fragen wie „kalte Fusion“, Beseitigung radiaktiver Abfälle, Reinigung verseuchter Gebiete, Raumschifftechnologie etc. pp. Die Aliens bekommen Reservate zugeteilt, lernen Rassismus und Ghettoisierung kennen etc.pp. (na ja... stellts euch vor...)



Man nutzt die neugewonnene Technologie zur Aufrüstung um sich gegen die Invasoren zu schützen.



Der Knackpunkt: Es soll sich herausstellen, dass die Menschheit die agressivste aller Spezies darstellt und über die höchstentwickelte Waffentechnologie des Kosmos verfügt (bzw. die geringsten Skrupel diese auch einzusetzen) Einstiegspunkt wäre halt der Krieg gegen die Invasoren bzw. der Schritt darüber hinaus. Mehrere Powerlevel wären möglich (Vom Mann auf der Straße über Polizei, Raumschiffbesatzung, hochrangige Militärs etc. am ehesten sollte es sich aber um die Brückenoffiziere eines schwerbewaffneten Erkundungsschiffes drehen) Das Spiel soll sich weniger um Kampf gegen Aliens drehen als vielmehr um die Feststellung, dass sie in der Lage wären den Gesamten Kosmos zu überrennen. Man könnte desweiteren sehr Reizvoll mit unterschiedlichen Kulturen und Moralvorstellungen jonglieren und mit der Angst vor Fremden. Der zentrale Gedanke wäre: „Lerne ich diese Kultur kennen und verstehen, lasse ich ihnen ihre Art zu Leben (es mag ja auch einiges in unseren Augen schlecht oder Böse sein), nehme ich Einfluss? Wie nehme ich Einfluss darauf? Oder bomb ich es einfach weg?!“





Was meint ihr?



Malkav, Sich vor Silvermane duckt
 
Finde ich ne sehr geniale Idee.
War schon mal angedacht, aber ich finde die Idee das die Menschheit quasi DIE Raubtier- und Kriegerkultur ist sehr reizvoll.
 
Ich weiß zwar nicht, ob man ein komplettes Rollenspiel daraus machen könnte, aber es gäbe zumindest eine intressante Geschichte ab.
Muss man ja gar nicht, aber es würde für eine längere Kampagne durchaus reichen... Ich denke es ist ein "kleines Rollenspiel" welches halt sehr Meisterabhängig ist... nen großen Hintergrund würde ich dafür gar nicht machen...
 
Okay, ich tu das nicht gerne. Aber wen so ein Szenario reizt sollte vielleicht mal die 'Invasions'-Reihe von John Ringo lesen.
 
So, hier die Kampagnenvariante:


1.) Den Spielern grob den Hintergrund beschreiben und denen sagen "Hier, so siehts aus- da seid ihr, das ist euer Raumschiff, da sind die fiesen Möpps, eure Charaktere bitte. (Glaubt mir, das endet in der Besatzung von "Alien")

dann kann man ja wunderbar bereits erste Verwirrung stiften indem es so gar kein Problem sein dürfte die gegnerischen Raumschiffe zu fräggen und dann würd ich "Irgendwas" (TM) passieren lassen was die Spieler samt Schiff in einem unbekannten Quadranten verschlägt und dann eine fröhliche "Lost in Space" Storyline hinlegen mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Sie in diesem Fall mal potentiell "die Bösen" (TM) sind. Dann halt eben Kontakt mit unterschiedlichsten Kulturen (die auch gerne Mal völlig unmenschlich sein dürfen) aber immer mit der Waffenüberlegenheit auf Seiten der Charaktere (notfalls mit dem "Big Evil Red Button" mit dem auch mal ein kompletter Planet verheert werden kann (hatte die Orion nicht sowas?!)

Würde mich schon reizen wie das endet...
 
Hallo!

Ich fand den Roman 'A Call to Arms' von Alan Dean Foster sehr schön.

Außerirdische, die sich in einem Jahrhundertalangen Konflikt miteinander befinden, suchen fortlaufend nach Resourcen. Eine der Seiten findet dabei die 'Erde'.

Die Erdlinge sind zwar technisch gesehen rückständig, aber haben in der Waffentechnik die Nase ganz vorne mit dabei. Außerdem sind sie die einzige Rasse im Universum, die keine Probleme damit hat, andere intelligente Wesen zu töten.

Es ist eine Romanreihe, die mit 'A False Mirror' und 'The Spoils of War' fortgesetzt wird, ich bin erst mit dem ersten Band durch...
 
Silvermane schrieb:
...der Mensch die einzige Rasse ist, die altert und stirbt? Was würden die anderen Spezies dann darüber denken was es bedeutet, ein Mensch zu sein?

Dark Ages: Fae bietet da eine interessante Außenansicht. Aber da ist der Mensch auf individueller Ebene natürlich trotzdem unterlegen.


Psittacora könnte in dem Zusammenhang auch interessant sein.
 
Malkav schrieb:
Einige Jahrzehnte später gehen bei diversen Weltraumüberwachungseinrichtungen die Lämpchen an, eine gigantische Flotte unidentifizierbarer Weltraumschiffe nähert sich.
...
Es stellt sich heraus, dass es sich um eine friedliche Spezies handelt, deren Planet von einer feindlich gesinnten Spezies ausgelöscht wurde und die um politisches Asyl bittet. Das Asyl wird nach ewig währenden Debatten gewährt, allerdings werden die Fremden dabei ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, ...
Die Aliens bekommen Reservate zugeteilt, lernen Rassismus und Ghettoisierung kennen etc.pp.
Du hast nicht zufällig in letzter Zeit mal wieder Alien Nation (den Spielfilm mit James Caan als rassistischer Cop und Mandy Patinkin als Alien, oder die Fernsehserie dazu) gesehen?

Alien Nation - Der Spielfilm (bei IMDB: http://german.imdb.com/title/tt0094631/)
Alien Nation - Die TV-Serie nach "Ideen" des Spielfilms (bei IMDB: http://german.imdb.com/title/tt0096783/)

....

Zu dem "Minderwertigkeitskomplex" von Menschen gegenüber Aliens in Sci-Fi-Settings: Nicht alle Autoren machen aus Nicht-Menschen gleich Über-Menschen. Es stimmt schon, daß Aliens oftmals bestimmte Aspekte des Menschseins übersteigert darbieten. Dazu gehört auch eine übersteigert-rigide Gesellschaftsordnung und Denkweise. In vielen Sci-Fi-Settings sind die Menschen die anpaßbarsten. Sie imitieren oft ihre fremdartigen Gegenüber (meist sogar unbewußt) und bauen so Kontakte auf oder erlangen den Respekt der Aliens. Das ist besonders gut herausgearbeitet von Caroline Janice Cherryh in ihren Allianz-Union-Geschichten (Downbelow Station, 40000 in Gehenna, The Dying Sun Trilogie, usw.). Gerade Downbelow Station (dt. Pells Stern) befindet sich über einer Welt, deren Aliens noch keine technologielastige Entwicklungsstufe erklommen haben. Und somit werden sie gleich "gerne genommen" um Handlangerarbeiten zu verrichten - was sie nicht so recht verstehen, was ihnen ihren kulturellen Bezug kaputtmacht und was die meisten sehr unglücklich macht (aber nicht alle, denn manche sehen das erste Mal in ihrem Leben die Sterne "zum Greifen nahe". Wer weiß, was aus diesen einmal werden wird?) - Übrigens: der Autorin gelingt es m.E. als einer von wenigen weiblichen Autoren überzeugende Männer-Charaktere darzustellen. Vielleicht kann sie deshalb auch so gut Aliens darstellen? :D
 
Warte mal... da gabs ne Serie zu, kann das sein?! Ich erinnere mich düster daran, dass irgendwann mal der männliche Alien schwanger war. Die waren alle glatzköpfig mit Punkten oder nicht?!
 
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