Der Tod des Autors ist die Geburt des Lesers. Hatte damit auch im Studium zu tun. Doch bin ich wohl schon etwas zu sehr aus dem Thema raus um die Idee verteidigen zu können xD Glaub nur, dass zum Beispiel ein "Queer Reading" eines Textes sehr befreien für Schwule sein kann, die lange Zeit ja aus der Literatur quasi ganz rausgenommen worden, weil es nicht den gängigen Wertvorstellungen entsprach. Aber gut vielleicht ist das für einige zu philosophisch und man muss sich dann drüber lustig machen...Stephen King soll sich ja sehr gefreut haben als man in einem seiner Romane (ich glaub "Tommyknockers") ne Metapher für Alkoholismus gesehen hat. Bin mir nur nicht sicher ob das Literaturwissenschaftler waren die die Idee hatten.
Die Idee vom Tod des Autors ist für mich problematisch. Nicht nur, dass diese Idee (wie
@Samsonium bereits geschrieben hat) den Anschein von dem ver einer Gruppe Literaturwissenschaftler erweckt, die verzweifelt versuchen die Existenz des eigenen Arbeitsfeldes zu rechtfertigen. Es ist darüber hinaus das wissenschaftlich formulierte Äquivalent von >>Die Finger in die Ohren Stecken und Schreien "NANANANA Ich kann dich nicht hören!"<<
Meine Deutschlehrerin erzählte mir etwas aus Ihrem eigenen Studium.
Ihr Professor hatte Heinrich Böll zum Thema und selbiger saß auch als Gast im Hörsaal:
Literaturprofessor: Die Intention des Autors in dieser formulierung ist blablablablabla
Autor: Nein, meine Intention war etwas völlig anderes, nämlich....
Literaturprofessor: Das haben SIE nicht mehr zu entscheiden. Als Autor geben Sie mit der Veröffentlichung die Deutungshoheit über Ihren Text ab. Und wenn Ich als Literaturprofessor eine andere Intention in Ihren Texten erkennen kann als Sie vorgehabt haben, dann haben Sie die Intention nicht klar genug formuliert.
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Was Queer Reading angeht:
Ich denke SJW sind das schlimmste was dem Bereich der Kritik (an Filmen, Büchern, Serien, Spielen etc.) je passiert ist. Eine echte Plage des Postfaktischen Zeitalters.
Ich reiße mich zusammen und schreibe hier jetzt keinen Rant über SJW ruining Entertainment.
Zum Thema ich sehe nicht die Notwendigkeit von Fiktionalen Charaktären, die der Sexuellen Ausrichtung des Lesers(/Zuschauer/Spieler zur Vereinfachung der Lesbarkeit von hier ab nur "Leser") entsprechen zu müssen.
- Die Sexuelle Ausrichtung braucht überhaupt nicht Thema in der Geschichte zu sein, wenn es nicht etwas zur Storyentwicklung beiträgt.
- Als Leser kann man sich auch mit einem Charakter Identifizieren, der eine andere Sexuelle ausrichtung hat als man selbst.
- Als Biologischer Mann, der sich auch als solcher identifiziert habe ich keine Probleme damit, "My Little Pony" als eine meiner Lieblingsserien anzugeben. Die Hauptcharaktäre entsprechen auch nicht meinem Geschlecht oder Ausrichtung, nicht einmal meiner Spezies. Trotzdem ist die Story gut geschrieben und das Setting interessant und das ist was zählen sollte.
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Ich erkenne den Nutzen von Literaturwissenschaftlichen Werkzeugen an anderer Stelle jedoch an und nutze sie selber.
Es ist hilfreich zu wissen, warum eine Story Funktioniert und eine Andere nicht.
Story Struktur, Tropes, Charakterisierung, Exposition...
Solange die Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer Sache (in diesem Fall Literatur) zu einer Verbesserung der Sache führt hat es einen Sinn.
Faire und Konstruktive Literaturkritik führt in der Regel zu besseren Büchern Filmen Serien...
Das Interpretieren von Texten um des Interpretierens willen führt zu mehr Jobs für Literaturwissenschaftler.
Literaturwissenschaft kann noch Ihren Nutzen darin haben, den öffentlichen Diskurs um Literatur zu erleichtern.
Diskurs setzt vorraus, dass alle die selbe Sprache sprechen. Und eine Gute definition eines Wortes, wie "High Fantasy" hilft sicherlich weiter, damit alle unter High Fantas das gleiche verstehen.
Leider hat die Literaturwissenschaft bei diesem Beispiel versagt, da die Definition von dem tatsächlichen Sprachgebrauch abweicht.