Wir hatten gezählte 7 mal Explosionen von W4 oder W6 mit Ergebnissen > 20 innerhalb von nichtmal 4 Stunden Spielzeit. Ergo, sch... auf die Statistik.
Waren das alles Würfe, bei denen gleichzeitig jemand mit größerem Würfel keinen Erfolg hatte?
Denn: Wenn es nur Würfe gegen Zielwert 4 waren, bei denen man sowieso nach der ersten Steigerung, also bei Erreichen von 8 oder mehr, mitzuzählen aufhört, dann ist es EGAL, ob das Endergebnis über 10, über 20 oder über 40 liegt.
Oder waren das alles Schadenswürfe? Oder Vergleichende Würfe?
Bei wievielen Mitspielern sind sieben Würfe mit über 20 im Endergebnis aufgekommen?
Anders ausgedrückt: Wenn bei - hier mal angenommen - VIER Spielern über VIER Stunden Spielzeit pro Spieler alle ZWEI Stunden jeweils EIN Wurf so explodiert ist, daß er Ergebnisse über 20 zeigt, dann ist das doch wirklich nichts Bemerkenswertes und schon gar kein Problem.
Bei SW wird ja nicht gerade selten gewürfelt. Und wenn somit pro Spieler und Stunde im Schnitt "ein halbes Mal" ein Würfel explodiert und dabei ein deutlich hohes Ergebnis zeigt, dann sehe ich nicht, was das Problem daran sein soll. - Denn bei den allermeisten Würfen in SW ist ab Erreichen des Zielwertes +4 für die Steigerung eh nicht mehr interessant, wie hoch genau nun ein Wurfergebnis ausfiel. - Die einzigen Fälle, in denen wirklich immer das komplette Wurfergebnis von Belang ist, sind vergleichende Würfe und Schadenswürfe.
Schadenswürfe brauchen das Explodieren aufgrund der Zahlenwerte der Robustheit (plus Panzerung) vieler Gegner. Würde man das grundsätzlich anders lösen, dann müßte man das gesamte Schadenssystem komplett umschreiben - mit allen weiteren Abhängigkeiten wie Manövern, Heilungsregeln, Talenten, Mächten usw.
Bei allen anderen Fällen, also bei Eigenschaftswürfen, ist das Explodieren aufgrund der knappen Spanne von SW-Spielwerten einfach NOTWENDIG, um auch den wenig Geübten oder wenig Begabten noch eine CHANCE einzuräumen.
Wenn man in einem System mit Spielwerten von 3 bis 18 für die Attribute das Unterwürfeln des Attributswertes mit 3W6 geregelt hat, dann hat ein Charakter mit Attributswert 3, also dem niedrigst möglichen, immer noch eine gewisse Chance auf 3W6 drei 1er zu würfeln.
Wäre hier das System so umgesetzt, daß man mit einem W20 PLUS Attributswert gegen einen Zielwert größer 20 Würfeln müßte, dann hätte jemand mit Attributswert 3 KEINE CHANCE einen Zielwert von 22 oder mehr zu erreichen.
Savage Worlds hat als Basis das Erreichen oder Übertreffen von Zielwerten. Um auch jemand mit einem Attributswert von W4, was ja der NIEDRIGST MÖGLICHE Attributswert überhaupt ist, noch eine CHANCE einzuräumen eine Attributsprobe zu bestehen, MUSS dieser Wurf explodieren können! Allein schon, weil Modifikatoren sonst zu unsinnigen und unplausiblen "Unschaffbarkeiten" führen würden.
Das Explodieren ist daher auch bei vergleichenden Würfen, dem Widerstand mit Attributswürfen gegen andere Attributs- oder Fertigkeitswürfe, grundsätzlich notwendig.
Das Explodieren ist tatsächlich von Grund auf in das System eingebaut und eine der KERN-Eigenschaften, ohne die SW eben nicht laufen kann. (Ebenso wie Bennies oder der Wild Die.)
Es ist ja auch nicht so, daß das Explodieren der Würfel was Neues wäre. Im Gegenteil! - SW setzt auf Deadlands Classic und The Great Railwars als Regelvorgänger auf. Bei diesen war das Explodieren ja schon viele, viele Jahre vor der SW 1st Ed. bekannt, verbreitet und auch von Grund auf in das System eingebaut. Und auch bei Deadlands Classic kann es sein, daß mal ein Charakter mit einem Pool von 2W4 gegen einen Charakter mit Pool von 5W12 das höhere Endergebnis hat. Selten zwar, aber möglich - und GEWOLLT - ist es.
Ein hoch explodierender Eigenschaftswurf ist doch nichts anderes als bei einem W20-System die "natürliche 20" als "Immersieg", "Kritischer Erfolg", usw. - Und bei SW hängt die Wahrscheinlichkeit für solch einen kritischen Erfolg - anders als bei diesen W20-Systemen - direkt an der Fähigkeit des Charakters, an der Würfelgröße, statt über alle Charaktere und alle deren Erfahrungsstufen identisch bei 1 in 20 zu liegen. (Etwas, das mich z.b. insbesondere in Midgard immer schon gestört hatte.)
Daß Dir hier zu einem ANDEREN System geraten wird, liegt ja nicht daran, daß Euch nur "ein kleines Detail" nicht gefällt oder daß ihr mit nur einer "kleinen kosmetischen Änderung" dieses Detail für Euer Spiel aus dem Weg schaffen könnt. - So etwas wäre eher bei "minderkritischen" Regeln wie z.B. dem Bonus-Schaden bei guten Treffern von +1W6 der Fall, wo es ja mit der alten 1st Ed. Regel von +2 pro Steigerung des Trefferwurfes eine taugliche und bewährte Alternative gibt.
Aber das Explodieren der Würfel ist in SW nun einmal so IM KERN verankert, daß es tatsächlich eine gute Empfehlung ist, sich mal nach anderen Regelsystemen umzuschauen, wenn Eurer Gruppe diese KERN-Eigenschaft an SW solche Bauchschmerzen bereitet.
Schaut mal das alte Cortex-System an. Das hat von W2 bis W12 auch alle Spielwerte in Würfeln ausgedrückt, kennt aber die "Freak Rolls" nicht, weil es ein Attribut-plus-Fertigkeit-gegen-Zielwert-System ist, bei dem nichts explodiert. Das könnte eher Euren Erwartungen entsprechen. - Cortex gibt es ja auch als separate Publikation als für sich stehendes generisches Regelsystem.
Oder werft einen Blick auf das D6-System, woher ja SW seinen Wild Die hat. Das kennt die "Freak Rolls" auch nicht (in diesem Maße - siehe Wild Die).
Oder Ihr lebt halt damit, daß in SW das Explodieren so grundlegender Systembestandteil ist, und spielt halt TROTZDEM weiterhin SW.