Gewalt im Rollenspiel

Das mit der abschreckenden Gewalt ist immer ne schwierige Sache.

Ich kenne genau ein PC-Spiel in dem die Gewaltdarstellungen und vor allem die Kommentare aus dem Off dazu auf Dauer so heftig, humorlos, unironisch und schließlich eklig waren und gleichzeitig vom Spielgefühl so spannend und durch die Kombination so motivierend, den Kerl zu finden, der das ganze zu verantworten hatte, dass ich am Ende trotz - oder ich würde sogar sagen gerade wegen - des Punktebonussystems für möglichst grausames Morden, bewusst "schlecht" gespielt hatte, d.h. angreifende Gegner einfach "nur" getötet habe.

Zugleich stimme ich aber auch jedem zu, der sagt, dass eine solche Art der Gewaltdarstellung wesentlich besser dazu geeigent ist ein Kind nachhaltig zu verstören als Bugs-Bunny-Filmchen mit explodierenden Coyoten.

Letztendlich ist es also immer auch eine Frage des Zuschauers/Spielers.

Und insofern ist es gerade beim RPG schwierig über das rein inhaltliche hinaus die Gewalt zu interpretieren.

Mal ganz nüchtern betrachtet:
Ja, was bei dem durchschnittlichen Fantasy-RPG abläuft ist rein anhand der Sterbezahlen ziemlich heftig.
Ja, der Umgang mit Gewalt ist hier ziemlich locker bis glorifizierend.
Nein, Gewalt im RPG ist nicht nur anders als Gewalt in der realen Welt, sondern folgt mMn auch grundsätzlich anderen Motiven.

RPG ist ein Spiel... und dazu noch eine Geschichte.
Eine interessante Geschichte braucht Konflikte, ein Spiel Wettkampf-Elemente.
Und wenn es spannend sein soll, dann beides noch Risikoelemente.
Dein SC riskiert sein Leben und gewinnt die Freiheit des Reiches - und dabei besiegt er die Feinde.
 
Wenn man bedenkt wie "Brutal" und "Explizit" in ihrer Gewaltbeschreibung Grimms Märchen sind, ist ein hochgradig abstrakter Angriffs Wurf auf einen Bestenfalls durch eine Miniatur dargestellten Ork regelrecht harmlos. (Übrigens auch bei Gewalt im Tabeltop... man kippt die Figur um oder nimmt sie vom Tisch wie beim Schach... Auch wenn ich schon meine Diskusionen hatte das bei Warhammer niemand stirbt und die ja nur ausgeschaltet werden... ,,, was treibt denn dann mein "Schädelsammler???? Verteilt der Bud Spencer
Ohrfeigen ?)

(Eine Ausnahme mögen hier Titel wie WHFRPG sein, zumindest 1ed und nicht mehr ganz so schlimm aber immer noch saftig die 2.ed sind schon ... "Very British" was Kritische Treffer angeht. (3.ed kenn ich nicht gut genug um da was zu sagen) Aber selbst da bleibt der "Bloody"- Faktor sehr deutlich Ironisch überhöht. )
 
Das mit der abschreckenden Gewalt ist immer ne schwierige Sache.

Ich kenne genau ein PC-Spiel in dem die Gewaltdarstellungen und vor allem die Kommentare aus dem Off dazu auf Dauer so heftig, humorlos, unironisch und schließlich eklig waren und gleichzeitig vom Spielgefühl so spannend und durch die Kombination so motivierend, den Kerl zu finden, der das ganze zu verantworten hatte, dass ich am Ende trotz - oder ich würde sogar sagen gerade wegen - des Punktebonussystems für möglichst grausames Morden, bewusst "schlecht" gespielt hatte, d.h. angreifende Gegner einfach "nur" getötet habe.

Welches denn? Gern via PN falls der Titel, wie es klingt, indiziert ist. Wäre mir bisher neu...

@ Topic: eins chwieriges Thema. Was ichd azu beigetragen hätte wurde eigentlich schon geschrieben, aber ich lese interessiert mit.
 
Ok, eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nichts mehr hier im Thema zu schreiben, aber ich versuchs trotzdem mal, und mit vernüftigerem Ansatz.


Für mich ist Gewalt in der InGame-Ebene des Rollenspiels kein Inhalt, sondern eine Funktion, ein Mittel um etwas in der Spielwelt zu erreichen, oder abzuwenden.
Das merke und merkte ich auch in meinen Runden, dass wenn ich die NSCs als mehr als nur Sparringspartner und "bewegliche Plot-Hindernisse" aufbaue, und sie mit Leben und Seele darstelle, und den Spielern diese Informationen auch zugänglich mache, dann ändert sich auch der Einsatz von Gewalt.
Natürlich, gewisse Konventionen werden fast nie gebrochen ("Es ist immer richtig, gewisse Kreaturen mit dem Schwert zu richten, da diese keine Vergebung und Erlösung erfahren können, weil das Böse in ihrer Natur liegt."), diese gehören aber meiner Erfahrung nach zum Bereich der willentlichen Aufhebung des Unglaubens, zum Genre.

Klassische Fantasy ("EDO") hat starken Bezug zu Märchen und Fabeln, die Rollen sind zumeist klar verteilt, Gut und Böse sind direkt erkennbar, meist findet sich gar ein religiös-mystischer Bezug, welche erklärt, was wahr und gut ist, und was nicht. Die Bösen sind gemein und hässlich, die Guten sind edel, licht und schön. Stereotypes Setting, aber einfach und auf "ontologische Wahrheit" hin gestrickt, daher leicht zu verdauen, jedoch nach unserem heutigen, modernen Empfinden sehr heuchlerisch und letztlich unplausibel.


Sci-Fi hingegen hat, das haben die User hier im Thread direkt erkannt, meist keine solche Schwarz/Weiss-Trennung, keine klar erkennbaren Guten, keine klar erkennbaren Bösen.
Die Wahrheit ist nicht absolut, die Rollenverteilung der NSCs ist fliessend, das Setting wird meist aufgrund des latent massiven Technologiebezuges und der abgebildeten gesellschaftlichen Formen als plausibler, "realistischer" empfunden. Wenn Religion oder Mystik als Settingelement auftaucht, wird diese oft als Antagonist oder verschärfendes Element dargestellt, selten als vermittelnd oder bereichernd.



Gewalt ist meiner Ansicht nach kein Selbstzweck im RPG, sondern dient immer der Funktion der
Konfliktbewältigung und Spannungserzeugung um Reibungspunkte in einer Handlung zu generieren.

Man könnte Spannung auch ohne Gewalt&Kampf erzeugen, aber da Kampf, Tod und Gewalt sich mechanistisch leichter und schneller umsetzen lassen als andere Spannungselemente, ist es das am Häufigsten vorkommende Ereignis in Rollenspielen, wenn es um die Erzeugung von Handlungswiderstand geht.
 
Hat keiner was dazu zu sagen?
Zu dumm formuliert, zu verquast, nicht gut genug?
ich denke ich kenne diese Community lange genug um dir versichern zu können dass Du eher eine Rückmeldung bekommst wenn es: "Zu dumm formuliert, zu verquast, nicht gut genug" -währe.

Das mit dem SiFi hinkt ein wenig, spätestens wenn der erste Weltraumpirat höflich darum bittet das Du mal deinen Frachtraum aufmachst sind die Schwarz/Weiß grenzen recht deutlich gezogen. Besonders da "Klassiche SiFi eher positiv und optimistisch belegt ist -und/oder- eben auch sehr Pulplastig rüber kommt wo es fast immer auch eine klare Helden vs. Schurken Aufteilung gibt.

Diese Verschwimmung von Gut / Böse ist er eine Eigenart des Cyber- und "What erver"- Punk Genres.

Zum Rest gibts eigendlich nicht viel zu sagen.
 
Ich lese im Moment "Shared Fantasy" von Gary Alan Fine, eine Studie über Rollenspiel von 1983.

Ich finde es bemerkenswert was dort beschrieben wird und darum die Frage: Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ? Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?
 
@MadPoet: Du hast meinen Post leider nicht verstanden, denn dein Weltraumpiratenbeispiel ist Blödsinn, ausser du hast den Punkt mit der Heuchelei nicht begriffen... Was ich fast befürchte. Zumindest ist der Rest deines Postings weder kohärent noch inhaltlich annähernd richtig, zumal du keine Beispiele nennst.

@Sperrfeuer:
Zu Ersterem: Nein, sowas hab ich nie thematisiert, angesprochen oder von SC-Seite aufgebracht gesehen.
Zum zweiten Punkt kann ich nur sagen, dass das nur Rollenspiele betrifft, die pseudorealistisch sein wollen. Im freien Feld ist mir Geschlechterungleichheit seltenst begegnet , eigentlich nur bei von "Catpissmen"-"Fatbeards" geleiteten DSA-Runden. Wobei diese zu 80% aus dünnen Ingenieur-/Naturwissenschaftlernerds bestehen, die so weiss sind, dass selbst Vanilla Ice neidisch wird.
 
Ich muss keine Beispiele bringen, da Du selbst nur in groben Genre Kategorien faselst ohne irgendwie korktet zu werden.
Warum soll ich da jetzt mit Beispielen kommen wenn Dein Text auch duch nichts bestätigt wird, außer durch ein paar Verallgemeinerungen?

Zumal du von deinem Beitrag so wenig überzeugt bist das Du nach Aufmerksamkeit betteln musst.
-gruß Mad.
 
Ich lese im Moment "Shared Fantasy" von Gary Alan Fine, eine Studie über Rollenspiel von 1983.

Ich finde es bemerkenswert was dort beschrieben wird und darum die Frage: Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ?
Von SC-Seite, nö... oder besser "jein".
Wir spielen Vampire, da geht es im Grunde genommen 90% der Zeit um symbolische sexuelle Nötigung bis hin zur Vergewaltigung. Selbst was das angeht hab ich aber bisher nur ziemlich zurückhaltende Spieler erlebt, die das in erster Linie über sanfte Gehirnwäsche regeln.

Aber so wie die Frage wohl wirklich gemeint war:
Nein.

Bei aller Trueness und Interesse auch an dem Innenleben bösartiger Gestalten, hätte ich daran wohl auch keinen Spaß.

Als SL hab ich 1. und 3. bereits in der laufenden Chronik beschrieben. Nicht detailliert - eben so detailliert wie es die SCs gesehen haben.


Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?
Eventuell ja.
Für mich gehört das für Menschen (also nicht unbedingt für die Fantasy-Rassen) irgendwie dazu. Und ich kenne kein RPG, bei dem die Gleichberechtigung wirklich konsequent ist.
Bei DSA heißt es zwar immer "Gleichberechtigung", dennoch wird betont, dass die Thorwaler ja noch gleichberechtigter sind und die Amazonen als Krieger ja sowas von mega-gleichwertig zu männlichen Soldaten sind...
Also scheinbar sind da manche dann doch gleicher als die anderen.

Ich mag es, wenn weibliche Kampf-SCs was besonderes sind.
 
@ Ioelet:
Naja, gut, Vampire ist ja nun auch kein klassisches Mittelalter-Fantasysystem, also ist es für meine Arbeit relativ uninteressant.
Wie weit geht denn Geschlechterungleichheit bei dir ? Nicht kämpfende Frauen bedeutet zwar keine vollkommene Gleichberechtigung , aber stark diskriminierend ist das ja nun eigentlich nicht.
 
Ich lese im Moment "Shared Fantasy" von Gary Alan Fine, eine Studie über Rollenspiel von 1983.

Ich finde es bemerkenswert was dort beschrieben wird und darum die Frage: Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ? Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?

Ich erinner mich da grob das (Auch hier im Forum) einmal unter der Betrachtung als Koriusität es mal darum ging das ein Artwork für ein frühes DSA Buch abgeändert werden musste weil darauf einige Fieslinge (irgendwas Ork oder Goblinartiges) sich grade an einer Gefesselten Jungen Dame vergehen wollten als im Hintergrund grade die Helden das Zimmer stürmen.

Sexuelle Gewalt die nicht ausführlich geschildert wird von einem NSC an einem andern NSC als Mittel einen besonders widerwärtigen Gegner aufzubauen, kommt schon des öfters vor. Zumindest solange die Spieler sich nicht mit eine explizite Schilderung anhören müssen. In soweit finde ich es vereinbar solange es kein Leitthema wird.
Besonders wenn SCs einer Ordnungsmacht wie der Polizei oder einer vergleichbaren Organisation angehören. Das ist nicht unbedingt das Thema des Klassischen Fantasy, von der Jungfrau in Nöten einmal abgesehen. Ansonsten kann man jedoch mit einer Gängigen Krimi Serie vergleichen wo der Täter eben hin und wider auch sehr ekelerregende Dinge tut. Vergleichbar in "Typischen" Fantasy Szenarien währe als Tabubruch zum Beispiel das werk eines Necromanten der Leichen schändet. (Im OWoD Quellenband: Blood Magic: Secrets of Thaumaturgy wird da ein Ritual beschrieben das Sexuellen Verkehr mit Leichen erfordert, geschildert in einer Form die eigentlich schon zu widerwärtig ist um sie im Spiel einzubauen)
Spieler sollten generell davon absehen so etwas zu spielen, und wenn doch, sofern es aus irgend einem Grund für die Spielrunde förderlich sein sollte, was doch eher selten der Fall ist dann mit der Auflage keinen Erzählerinchen Exhibitionismus zu betreiben. Unter Pubertierenden Spielern kann das durchaus vorkommen. Seine Mitspieler bewusst anzuwidern hat nichts mit besonders fördernswerten Rollenspiel zu tun.
In Mittelalterlichen und stark Pseudo-Mittelalterlichen Welt Settings sind Geschlechtlich bedingte Rollenbilder und Geschlechtliche Tabus schon Legitim. Ich sehe jetzt aber auch keinen Sinn dahinter diese Mit gewallt Durchzusetzen wenn eine Spielerin gerne Schwerter schwingen will.
Bis jetzt waren Spielerinnen sich jedoch eigentlich immer bewusst das sie mehr aus dem Szenario raus holen können wenn sie sich zumindest oberflächlich an das Rollenbild anpassen.
Der Überraschungseffekt sich im Geheimen nicht um Geselschaftliche Tabus zu kümmern ist oft größer wertvoller als der Kampf sich gegen die Welt durchzusetzen. Wobei es genug Vorlagen für Starke Frauen in der Literatur und Historie gibt um nahezu alles zu rechtfertigen

Eine eher Selbstironische Spiele wie Matschoweiber mit Dicken Kanonen oder BARBAREN! sind da natürlich die Ausnahme.

Wenn es um Gewalt gegen Widerlinge, Frauen und Kinderschänder geht, so ist es doch so das in einem Rollenspiel Szenario die Wahrscheinlichkeit diesen als Körperlich überlegener und Willenstarker Kampfexperte in Flagranti zu erwischen doch deutlich höher als in der Realität. Selbst Ermittler erwischen einen Sexualstraftäter so gut wie nie "Bei" der Tat.

Die Vorstellung so einen Widerling auf Fischer Tat und damit mit einem unwiderlegbaren Beweis seiner Schuld vor einem zu haben und ihm dann mit allen was man in sich Mobilisieren kann zur strecke zu bringen, steckt doch gelegentlich in fast jedem von uns. Ob jetzt jemand wirklich in einer Realen Situation Körperlich dazuwischen geht ist für diese Betrachtung noch nicht mal notwendig.
Den Bösewicht, in Form einer Fiktiven Gestalt wie einem Ork oder einer nur zu Realen gestallt wie zum Beispiel einem Realen Kriminellen, entgegen zu treten und ihn zu Besingen ist etwas wirklich Elementares in der Menschlichen Psychologie.
Es gehört zum Prozess der Verarbeitung von Dingen denen wir in der Realität hilflos gegenüber stehen.

Zum andern ist in vielen "Primitiven" Kulturen der Symbolisierte Kampf gegen das "Böse" ein fester Bestanteil der Initiations-Riten. Diese Riten sind in der Kultur aus der sie stammen ein bedeuteter Aspekt der Gesellschaft, in unserer aber in einer festen Form verloren gegangen.
 
Ich muss keine Beispiele bringen, da Du selbst nur in groben Genre Kategorien faselst ohne irgendwie korktet zu werden.
Warum soll ich da jetzt mit Beispielen kommen wenn Dein Text auch duch nichts bestätigt wird, außer durch ein paar Verallgemeinerungen?

Zumal du von deinem Beitrag so wenig überzeugt bist das Du nach Aufmerksamkeit betteln musst.
-gruß Mad.
Kann ich dir morgen genug bringen, dass DU in Erklärungsnöte kommst, Keule!
Willst du das wirklich?
 
Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ?

Habe ich als Spielleiter alles schon verwendet um die Bösewichte entsprechend böse aussehen zu lassen (z.B. wenn die Helden ein Dorf erreichen das vorher von Orks überfallen wurde und das Resultat sehen). Von Spielerseite ist das bisher noch nicht vorgekommen.
 
Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ? Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?

Von SC Seite eher weniger, aber thematisiert werden Vergewaltigung, Kindsmord, Geschlechterungleichheit etc. durchaus. Die Abgründe der Realität sind mir zu mannigfaltig, um sie einfach links liegen zu lassen und "das Böse" auf einen lachenden lila Knochenkopp mit Kapuze zu reduzieren. Als SL empfinde ich es als Kompliment, wenn ein dargestellter NPC mehr Emotionalität hervorruft, als eine Tüte Chips, die man konsumieren möchte. Und nichts rührt den guten, alten Topf der Emotionen so, wie ein Antagonist, der sich Grausamkeiten bedient, die einem tatsächlich nahe gehen.

Wenn man jedoch weiß, bzw. vermutet, dass jemand ein Problem mit solchen Thematiken und dem möglichen Gefühlskarussell hat - es ist ja kein Geheimnis, dass wir RP spielen, um der Realität auf die eine oder andere Art zu entkommen, da muss sie uns ja nicht direkt hinterherrennen -, dann sollte man es in jedem Fall dabei belassen, gesichtslose Sturmtruppen umzuballern, ohne ihnen einen Hintergrund zu geben. Ist klar, weiß ich. Sollte halt erwähnt werden in diesem Zusammenhang
 
Ich lese im Moment "Shared Fantasy" von Gary Alan Fine, eine Studie über Rollenspiel von 1983.

Ich finde es bemerkenswert was dort beschrieben wird und darum die Frage: Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ? Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?

Was wird denn dort beschrieben? Ansonsten ja, ist alles schon einmal vorgekommen, aber nie so, dass es groß thematisiert oder detailreich dargestellt worden wäre.

Die meisten gängigen Fantasy-Welten haben schlicht keine relevante Geschlechterungleicheit.
 
Ich finde es bemerkenswert was dort beschrieben wird und darum die Frage: Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ? Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?

Kindsmord hat es bei mir mal gegeben. Wir hatten damals SLA Industries gespielt und die Spieler haben sich durch das Setting geschnetzelt. Da ja immer wieder impliziert wird, wie dark und pöse das Setting sei, wollte ich mal eine Gangart hochfahren und die SCs erhielten den Auftrag, einen Terroristen auf möglichst brutale Art und Weise umzubringen. Leider gab es da einen Fehler im System und statt eines Terroristen war es ein Kleinkind, was sie erledigen sollten. Die Behörde meinte "Sorry, ist halt so." und daraufhin haben sie das Kind schmerzfrei umgelegt und noch für die Kameras irgendeinen Mistkerl von der Straße geholt und den fertiggemacht.

Die Spieler hatten schon geschluckt und rückblickend muss ich sagen, war das nicht koscher von mir. Ich hätte die Runde einfach weiter fröhlich metzeln und SLA Industries als Hack & Slay-RPG spielen sollen.

Alles in allem ist vieles Settingabhängig.

Vergewaltigung hatte ich noch nicht erlebt und von SL-Seite würde ich sowas auch nur NSCs antun und bei SCs höchstens eine "versuchte" Vergewaltigung zulassen. Sexuelle Nötigung (blöde Sprüche, Grabschen,...) kommen bei mir dagegen in diversen Settings vor.

Was Ungleichbehandlung von Geschlechtern angeht, so erlebe ich das als SL und finde das auch interessant. Es kommt nicht sonderlich häufig vor, sondern nur bei RPGs, die auch tatsächlich diese Thematik behandeln (wie HEX und All For One). Es macht mir Spass zu sehen, wie insbesondere Spielerinnen auf vollkommen überholte und sexistische Situationen reagieren, vor allem in Systemen, in denen die Charaktere ein höheres Powerlevel haben als der Durchschnitts-NSC.
 
Ich lese im Moment "Shared Fantasy" von Gary Alan Fine, eine Studie über Rollenspiel von 1983.

Ich finde es bemerkenswert was dort beschrieben wird und darum die Frage: Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ? Gehört Geschlechterungleichheit eventuell in ein mittelalterliches Setting oder ist das ein unantastbares Tabu ?

Sexuelle Nötigung ist eigentlich ziemlich gang und gäbe und solange das unter den Spielern auch abgesprochen ist, wenn es um zwei SCs geht, sehe ich da kein Problem drin. In den meisten Fällen passiert das mit einem Augenzwinkern - sobald aber ein Spieler "Nein" sagt, sollte das akzeptiert werden.
Da man als Spieler oft den großen Zampano markieren kann, ist meist auch ... ich nenn es mal vorsichtig "sexuell offeneres Verhalten als in der Realität" vorhanden. Wenn ich mir so anschau, was einige meiner Mitspieler in Spielwelten durch die Gegend poppen - natürlich immer unter dem mantel des Schweigens - und da sind entsprechende Anzüglichkeiten halt schon im Vorfeld da.
Schwieriger finde ich da in manchen Settings eher potentielle "weiße Vergewaltigung", meist von weiblichen SCs, durch NSCs - Sprich irgendwelche Kräfte (Zauber, Übernatürliches, Blablubb) sind am Wirken und der Charakter kann sich nicht entziehen und soll dann auch noch "Spass" dabei haben, während der Spieler dahinter das große Ko**en bekommt - weil "die Welt halt so ist".

Vergewaltigung und Kindsmord kamen bisher nur von SL-Seite. Manchmal wurde es wirklich emotional ergreifend dargestellt - aber der Großteil dieser Darstellungen war für mich als Spieler eher in Richtung "also das hätt jetzt echt net sein müssen" bis "war ja klar..." - besonders, wenn man auf einmal einen sehr ausschweifenden SL findet, der einem Details von Gerätschaften verraten will, von denen kein Spieler je wissen wollte, dass sie existieren könnten.

Geschlechterungleichheit is immer so ne Sache.
Natürlich darf der SC jeden möglichen Geschlechts sein, ohne große Einbußen in seinen Möglichkeiten hinnehmen zu müssen. Manchmal gibt es zwar Einschränkungen, so dass beispielsweise Amazonen meist eben nicht männlich sein können, aber die sind wirklich vergleichbar gering.
Lustigerweise kommen die größten Einschränkungen, gerade von weiblichen Charakteren und pseudorealen Gesellschaftsnormen, wirklich von der Spielrunde und nicht vom Setting an sich. Ich meine - jeder kann sich vorstellen, wie der Held die Jungfrau aus Nöten rettet und diese ihn dann bis ins Bett anhimmelt, wohin er sie völlig legitim mitnehmen kann. Aber wenn man vom Jungmann in Nöten redet, der von der Heldin gerettet wird, dann müssen die meisten echt schmunzeln; entweder der muss dann Angst vor ihr haben, oder sie will den Waschlappen gar net... aber ein ähnlich blauäugiges Szenario wie beim Helden wird kategorisch ausgeschlossen bzw. von Mitspielern ins Lächerliche gezogen, weil es unserer Gesellschaftsnorm nicht entspricht.

Nachtrag: Ich gehe von den meisten Fantasysettings aus, die ich gespielt hab - es gibt bestimmt auch Settings, die Ungleichheit stark betonen, aber die sind mir aber bisher noch net unter die Würfel gekommen.
 
Gibts bei euch sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Kindsmord ? Habt ihr sowas schonmal von SC-Seite erlebt ?

Auch von meiner Seite ein ja. Gibts alles und wurde alles thematisiert. Das liegt unter anderem an der Präferenz der Spiele, die "wir" damals gespielt haben. Shadowrun (mit dem Fokus auf den "dunklen Sprawl"), Hunter: the Reckoning, Witchcraft, Call of Cthulhu, aber auch Spiele wie Mutants & Masterminds eher in einem dunklen Setting. Das heißt die Präferenz lag immer eher im Bereich Horror, Suspense, Armut und Randgestalten. Folglich waren die Hintergründe und Inhalte der Sessions eher in den Abgründen angesetzt. Seien es nun von den Spielern geführte Missbrauchsopfer (für Martyrs bei Hunter oder Disciples of Flesh bei Witchcraft geradezu ideal), finstere Untergangskulte mit dem Fokus auf BDSM und Snuffsex oder dem Blut der Erstgeborenen (TM) ... da war irgendwie alles dabei.
Es gab zwei Situationen an die ich mich erinnern kann, bei denen zwei Spieler (räumlich, zeitlich und spielergruppenintern) unabhängig von einander Grenzen sprengen wollten. Das war einmal der Hedonisten Magier aus Mage, der eine verkohlte Leiche vögeln wollte und der Streetsam Ork aus Shadowrun, der seinem Opfer nicht nur die Trophäe abnehmen (Ohr), sondern eben auch sexuell demütigen wollte. In beiden Fällen hat die Spielerschaft samt SL ein großes Veto eingelegt. Wie gesagt: Unterschiedliche Spieler und Gruppen. Will heißen: Es gab auch bei uns Spieler, die "mehr" wollten, aber ganz klar von den anderen zurechtgewiesen wurden. Was dann aber auch kein großes Problem war.

Kindsmord seitens von SCs gibt es immer nur im Falle von "Schuld". Sind es normale spielende Kinder, dann nicht. Dann wirds höchstens als Druckmittel angedeutet, aber niemals durchgezogen (erinner ich mich zumindest nicht dran). Das wäre dann so der klassische "Verrat mir die Kombination von dem Safe oder ich schlitz deinem Bastard den Hals auf! *Klinge an Hals führ*". Wehe jedoch, die Kinder selbst haben irgendwie Dreck am Stecken. Ich denke dabei jetzt an Kinder, wie sie bei City of God oder bei Hostel dargestellt worden sind - also amoralische Kinder, die selbst schon "gebrandschatzt" haben. Dann gibts auch vor denen keinen Halt. Wobei ich sagen muss, dass im Laufe der Jahre reflektierter mit diesem Thema umgegangen wird und wurde. Von simplem Kanonenfutter ("Die Bastarde habens nicht anders verdient!") bis hin zu eher moralisch geprägten Fragestellungen ("Wie konnte es nur soweit kommen? Was habe ich nur getan?") ... ich bitte an dieser Stelle diese Aussagen eher als Richtungen wahrzunehmen. Die eigentlichen Auseinandersetzungen mit den Situationen waren in der Tat länger und intensiver.

Fazit:
Diese Form menschlicher und unmenschlicher Abgründe (Missbrauch, Nötigung, Infantizid) werden und wurden als Plothook, als Tat seitens der NSCs und als SC Hintergrund verwendet. Eine Ausübung durch die SCs findet nicht statt ... in den seltenen Fällen wo es einer (= Spieler) versucht gibts von den anderen was auf die Finger. ....Ebenfalls kann festgehalten werden, dass derartige Inhalte vom Selbstzweck und der Effekthascherei (wenn ich mal ehrlich bin...) zur inhaltlichen und emotionalen Auseinandersetzung mit den Inhalten avanciert ist.

Wobei ich sagen muss: So langsam hat sichs bei mir auch mal ausgedüstert ... ich glaube wenn ich nochmal Shadowrun spielen würde, dann wäre das alles wesentlich Actionorientierter. Nicht etwa, weil ich die Themen moralisch unvertretbar finde ... aber irgendwie isses immer dasselbe.
 
Zurück
Oben Unten