Nee mir ging es eigentlich um dieses völlige Verneinen der moralischen Dimension von Medienerzeugnissen.
Achso. Dann habe ich mich wohl nicht klar genug ausgedrückt, mea culpa.
Ich wollte nicht verneinen, dass es eine moralische Dimension gibt. Ich wollte verdeutlichen, dass man die nicht bei jedem Kuhmist suchen, ans Tageslicht zerren und sich unverhältnismäßig daran reiben muss. Und dass sowas vor allem dann albern ist, wenn es besseres zu kritisieren gibt. Als konkretes Beispiel war hier das RDR Achievement mein Auslöser. In diesem Spiel wird ziemlich offen und deutlich mit Gewalt umgegangen. Das Spiel, die Geschichte, das Setting...alles basiert darauf. Mir wollte und will nach wie vor nicht einleuchten, wieso man ausgerechnet jetzt das
eine popelige Achievement und die dazugehörige Mission aus dem ganzen moralischen Dilemma dieses Spiels herausziehen, als daneben bewerten und dadurch auf einen Podest stellen will, wenn gerade
diese Sache eine Persiflage auf sinnlose Gewalt und das "Damsel in Distress"-Klischee darstellt und die moralische Dimension damit auf die Schippe nimmt. (Zumal die von mir erwähnte Bison-Ausrottungs-Achievement-Geschichte einen viel interessanteren Aspekt liefert, über Ethik und Endgültigkeit zu diskutieren. Ebenso wie die Tatsache, dass ein bloßes Überziehen eines Tuchs vor den Mund einem im Spiel effektiv immun gegen die im Spiel implementierte Konsequenz eines unmoralischen Verhaltens macht. Habe ich genau aus dem Grund auch beides angesprochen.) Es handelt sich bei dem Schienen-Achievement in meinen Augen bereits um Satire. Was du in dem Moment für mich getan hast, war nichts anderes, als hättest du einen Bericht der Titanic für bare Münze genommen und dich darüber echauffiert. Und darauf habe ich dich ebenfalls aufmerksam machen wollen.
Es gibt eine moralische Dimension, ja. Es ist aber nicht Abstumpfung, die mich unter anderem dazu treibt, darauf hinzuweisen, dass es sich letztlich um Erste Welt Luxusprobleme handelt. Es ist meine ganz persönliche Selbsterkenntnis, dass man sich in solchen Luxusproblemen auch ziemlich aufreiben kann, wenn man sich nicht IMMER WIEDER vor Augen führt, wo die Grenze zwischen Realität und Fiktion liegen. Ich weiß, dass wir uns dahingehend SEHR ähnlich sind, Rocky, deswegen habe ich es nicht als Flame und Trollerei gemeint, sondern wirklich in erster Linie als gut gemeinten Hinweis. Wenn man sich nämlich nicht immer die Grenzen vor Augen führt, dann fängt man irgendwann an, Disneyfilme und den Holocaust miteinander zu verknüpfen, um über drei Ecken in irgendeinem Forum deutlich zu machen, dass das nicht dasselbe ist. Was ja GANZ OFFENSICHTLICH schon mal deswegen NICHT dasselbe sein kann, weil das eine faktisch Fiktion und das andere faktisch Realität ist. Da spart man sich 'ne Menge Rumgesülze, wenn man stattdessen mal zwei reale Beispiele miteinander vergleicht, um einen Standpunkt klar zu machen, nicht zwei Beispiele, die per Definition schon in vollkommen anderen Dimensionen existieren. So kommt man in Diskussionen dann auch irgendwann mal voran und parkt nicht irgendwo abseits, sich wundernd, warum man nie ans Ziel kommt.