AW: Genrebezeichnungen bei Rollenspielen
Das Problem teilen sich darstellend und entdeckerisch meiner Meinung nach miteinander.
Da bin ich mir nicht so sicher. Ich sehe den Unterschied vor allem darin, wie aktiv die Spieler die Story/Fiktion/Setting/etc. verändern.
Darstellend ist für mich ein eher spieler-zentriertes Spielkonzept, in dem durch Interaktion der Charaktere Dinge in der Spielwelt erfunden, verändert und weitergesponnen werden. Während
entdeckerisch eher auf ein stabiles, festes Setting aufbaut, deren Fortentwicklung die Spieler Stück für Stück mitverfolgen.
Wenn das Spiel davon lebt, dass ein Spieler eigenständig entscheidet, wie es mit dem Setting und der Spielsituation aussieht... würde ich es eher dem "darstellenden" zuordnen. (Wobei ich mittlerweile mit dem Begriff nicht mehr so zufrieden bin. Aber als Platzhalter sollte er erstmal reichen.)
Entdeckendes geht davon aus, dass die Spieler vor allem Dinge erforschen, offenlegen und sich einen Reim darauf machen, die jemand anders (entweder die offiziellen Settingbücher/Abenteuer oder der SL selbst) für sie vorbereitet haben. Dabei kann es sich sowohl um eine Welt als auch um einen Plot oder ähnliches handeln. Investigativ könnte als Variante dieses Spielkonzepts funktionieren (z.B. bei Cthulhu).
Bei ersterem muss der Spieler etwas durch Dialoge, Beschreibungen und ähnliches quasi als Teil der Spielwelt erschaffen; bei letzterem existiert die Spielwelt bereits und der Spieler "aktiviert" sie nur dadurch, dass sein Charakter in diesem Teil der Spielwelt ankommt (vgl. Sandbox-Videospiele wie GTA).
Generell gilt es auch zu fragen: Bewertet man ein nacktes Buch, oder bewertet man die in einer etablierten Spielergemeinde (wie es sie bei unserem Beispiel DSA ja unzweifelhafterweise gibt) vorherrschende Art des Umgangs/der Interpretation (mit)?
Ganz klar das Buch selbst. Um das Auto-Beispiel noch mal aufzugreifen: ein Rennauto bleibt ein Rennauto, auch wenn keiner der Besitzer es für etwas anderes benutzt als zum in der Garage bewundern.
Wobei gerade Traveller sehr dehnbar ist was die Spielstruktur angeht.
Dehnbarkeit sagt nichts aus. Wer sich genug Mühe macht kann jedes Rollenspiel dehnen. Es ist unerheblich wie sehr man dehnen muss, um ein Spiel auf die eine oder andere Art zu spielen. Für eine Genrezuordnung ist nur wichtig, wie das Spiel läuft, wenn man es ungedehnt also unverändert spielt.