AW: Genrebezeichnungen bei Rollenspielen
Selbstverständlich beanspruchen die Macher gerne für sich, ein eigenes Genre zu begründen, um sich von der Masse abzuheben. Die Tasache , das man zwei oder drei Genres vermischt, oder das ganze nun in grün statt in pink anmalt, erschafft kein neues Genre.
Warum musste ich nur gerade an den verkorksten Primel...äh, PrimerPunk von Degenesis denken?
Systemeigene Genrebezeichnungen sind Quark; ein Autor kann nur in den allerseltensten Fällen wirklich objektiv sein Produkt einordnen; meistens kommt dann dabei nichtssagender Quark wie "Dieselpunk" oder eben der oben bereits erwähnte "Primelpunk".
Die meisten wirklich interessanten/ungewöhnlichen Settings lassen sich nicht fest in eine Schublade einordnen; meistens sind es Mischungen, die zu allem überfluss auch noch von Spielleiter zu Spielleiter und von Kampagne zu Kampagne unterschiedlich aussehen. Cthulhutech mit Engelpiloten gegen glibberige MigoMecha und anderes schröckliches nicht-euklidisches Gezücht ist in erster Linie mal Militär-SF in der Tradition von Starship Troopers, BattleTech, Gundam & Co, mit einem minimalen Horroranteil wenn man dann doch mal Sentai-mässig den grossen Alten in den Hintern tritt.
Aus dem gleichen Regelsystem kann ich aber auch 'ne lecker Horrorstory mit kleineren SF-Versatzstücken basteln.
Will ich ein RPG beschreiben, so orientiere ich mich meistens an Filmgenres und nenne, sofern notwendig, auch gerne mehrere Genres, wenn es zur Veranschaulichung dient. "Eine Mischung aus Horror- und SciFi-RPG" ist eben doch um einiges aussagekräftiger als "Shoggothpunk" oder wasimmer dem Autor gerade durch den Kopf ging, als er den Coverblurbtext verbrochen hat.
Und selbst wenn das Genre "Fantasy" so unterschiedliche Dinge wie kiffende, bartlose Barfusszwerge beim Feiern und depressive pigmentgestörte Exkönige beim Weltuntergang umfasst, so weiss man doch zumindest ungefähr, was auf einen zukommt; als grobe Richtungsangabe ist es immer noch Gold wert.
-Silver