Gedanken über die Szene

Wollt ihr wirklich wissen, was ich über "die Szene" denke?
Soll ich das dann möglichst hochgestochen formulieren, oder doch eher umgangssprachlich?
 
Ok, ich versuchs mal.

Das Milieu der Rollenspieler ist ein höchst heterogenes, die Akteure sind äusserst divers und in ihren Lebenswelten zumeist
uneinheitlich, was einerseits für eine große Meinungsvielfalt sorgt, aber andererseits auch vielfältige Interessenskonflikte erzeugt, ja erzeugen muss. Interessanterweise scheint es trotz verschiedenster Unterscheide der Biographien und Vorlieben eine gelebte gemeinsame Mitwelt der einzelnen Mitglieder der "Szene" zu geben, einen gewissen Grundkonsens, der meist jedoch schwer greifbar und ziemlich vage ist. Es wäre daher meiner Meinung nach angebracht, von "den Szenen" statt "der Szene" zu sprechen. Ich denke jedoch, dass sich eine gewisse Grundeinstellung bei jedem Rollenspieler (wie ich ihn beschreibend definieren würde) finden lässt, die Liebe zum Spiel in Gesellschaft mit anderen Rollenspielern. Rollenspieler sind, so finde ich, in einer gedachten Grundgesamtheit nicht ohne soziale Beziehungen zu ihren Mitspielern denkbar. Der (idealtypische) Rollenspieler stellt sich für mich als geselliger Spieler dar, der Gefallen an einer geteilten, fiktiven Diegese hat, egal mit welchen Mitteln diese im gemeinsamen Spiel erzeugt wird.
Anders gesprochen: Alle Wege, die nach "Rom" führen, sind als "richtig" zu bewerten, auch wenn einzelne Akteure das abstreiten mögen.


Wir mögen alle höchst unterschiedlich in unseren Lebenswelten und Biographien sein und trotzdem ist ein verbindendes Element stärker als die Konflikte, die uns letztlich zum Innovieren zwingen: Der Spaß am Spiel zusammen mit unseren Mitmenschen.

In dem Moment, in dem ich einem Rollenspieler begegne und man sich gegenseitig erkennt, gibt es bereits eine soziale Verbindung, ungeachtet ideologischer Barrieren und Gräben, egal ob aufs "reale" Leben oder auf die Szene bezogen.


Zumindest ist das das, was ich nach knapp 17 Jahren "Mitgliedschaft" in diesem Mileu für mich zu erkennen glaube.
 
Wo kommen eigentlich die ganzen Rechtschreib- und Grammatikfehler in letzter Zeit her?
Satzbau, Textgestaltung, tstststs ... ;)
In Deckung? Ich hab mich eigentlich auf einen Lachanfall gefreut.
Aber der Text is ... äh ... ganz gut. :)
 


Kriegt ihr euch jetzt mal wieder ein? Oder sind eure Accounts von Katja Saalfrank ge-hijacked worden, nachdem sie bei der Supernanny nicht mehr auftreten wollte?
 
Danke.

@Halloween_Jack:
Die Szene ist nicht zersplittert. Es sind mehrere, die aber eine gemeinsame Basis mit anderen teilen.
Wir sind Teil des Ganzen, auch über Grenzen hinweg. Uns verbindet der Spaß am gemeinsamen Spiel und der Tatsache, dass wir uns eine gemeinsam geschaffene fiktive Welt teilen. Man könnte das auch "shared fictional space" nennen, aber das wäre meines Erachtens zu kurz gegriffen, weil der Prozess nicht endet. Diegese bezeichnet (im literarischen Sinn, nach Gerard Genette) die "innerweltliche" Erzählebene eines Textes, egal ob der Text geschrieben (oder im Film gezeigt) oder gemeinsam in Diskussionen und Spielrunden erschlossen wird. Das, was wir "Setting" nennen.
Zu der "Lebenswelt"(soziologischer Begriff nach Schütz, Berger und Luckmann) bezeichnet quasi das Alltagsleben und die Wahrnehmung und die Sicht, die einem Mensch zu eigen ist. Ich sehe "Indie"-Spiele anders als Lush Woods sie zum Beispiel betrachtet, und das färbt unser beider Handeln. Trotzdem gibt es eine gewisse Überschneidung in den Welten, die (IIRC nach Schütz) "Mitwelten" genannt werden, und die von unserer Umwelt (restliche Gesellschaft) abgegrenzt werden können, obwohl sie ja letztlich auch ein Teil davon sind. Ein gutes Beispiel dafür, dass "Rollenspieler" letztlich eine gemeinsame Basis teilen zeigt sich doch schon an der Tatsache, dass wir einen gemeinsamen Lingo/Slang (Wörter wie "Heartbreaker", "crunchy" oder "Kampagne" sind ausserhalb unseres Zirkels ja meines Wissens nach unbekannt oder semantisch komplett anders belegt) teilen, der Insidern aufgrund der "sozialen Schließung" (meistens bleiben wir ja aufgrund gewisser Barrieren und Vorurteile und Erfahrungen mit "dem Rest der Menschheit" unter uns, oder?) unseres Milieus unzugänglich bleibt.

Was ich damit sagen wollte: Menschen sind Menschen. Ob sie jetzt 200kg wiegen, Kutte tragen und 2m groß sind oder 1,50m groß sind und gestochene Hautbilder und einen Ring im Septum tragen ist dabei höchstens Kosmetik.

@Archangel Gabriel: Ich finds nett, dass sie mir ein positives Feedback geben. Warum fühlst du dich berufen, den Part zu übernehmen den ich einnehme wenn ich 'n schlechten Tag hatte und etwas lesen muss, was mir nicht reinläuft? Oder möchtest du noch einen Beitrag schreiben, von dem du annimmst, dass er nicht genauso gewürdigt werden würde? Chill! Wir stehen hier in keinem Wettbewerb... oder doch?
 
Vielleicht wollte er darauf hinweisen, dass bestimmte Aspekte schon mehrfach erwähnt wurden (wie "es gibt mehrere Szenen") und ihm das sauer aufstößt, wenn User sowas überlesen bis dann ein Post kommt, der es auch dem letzten klar werden lässt. Ich finde sowas zumindest immer sehr anstrengend in Diskussionen.
Aber vielleicht wird da auch nur der Ton der Musik positiv bewertet (worauf sich zumindest mein "leik" bezog).
 
Nein, wir stehen in keinem Wettbewerb. Ich krieg nur zwischendurch kaltes Schaudern, wenn plötzlich so ein "freundlicher, gar positiv und ermutigender Umgangston" im Forum herrscht. Und das wollte ich zum Ausdruck bringen ... und das was BoyScout sagt ... ziemlich genau sogar. Hatte gerade sonst nichts zu tun. Ich wundere mich halt, dass hier mittlerweile Fleißkärtchen für besonders nettes Posten verteilt werden (wobei gleichzeitig dann auch wieder unterschwellige Provokationen mit verlautbart werden) - und da haben sich andere weit mehr den Arsch aufgerissen und haben kräftig Klatsche gekriegt. Ich könnt noch mehr, aber ich arbeite ja an mir. In diesem Sinne: Frohes Schaffen :) Um etwas produktiver daher zu kommen:

Ein gutes Beispiel dafür, dass "Rollenspieler" letztlich eine gemeinsame Basis teilen zeigt sich doch schon an der Tatsache, dass wir einen gemeinsamen Lingo/Slang (Wörter wie "Heartbreaker", "crunchy" oder "Kampagne" sind ausserhalb unseres Zirkels ja meines Wissens nach unbekannt oder semantisch komplett anders belegt) teilen, der Insidern aufgrund der "sozialen Schließung" (meistens bleiben wir ja aufgrund gewisser Barrieren und Vorurteile und Erfahrungen mit "dem Rest der Menschheit" unter uns, oder?) unseres Milieus unzugänglich bleibt.

Das seh ich anders. Denn auch dieser Lingo/ Slang ist längst nicht so universal, wie du es darstellst. Belege findest du bereits hier bei A! in all den zahlreichen Threads, die sich mit "Was ist mit XXX gemeint?" "Wie steht ihr zu ABC?" und so weiter und so fort. Gerade so offene Begriffe wie "Heartbreaker" oder die ewig dargestellte Mary Sue. Alle meinen zu wissen was ne Mary Sue ist, aber irgendwie - am konkreten Beispiel bemessen - scheiden sich dann doch wieder die Geister. De facto wird also eine gemeinsame Basis antizipiert, die sich dann bei genauerer Betrachtung abermals in ihr Wohlgefallen auflöst und neu verhandelt werden muss/ kann/ darf/ soll.
Selbst so derart einleuchtende Konzepte wie Magie - das ja auch den Moogles bekannt ist - kriegen Rollenspieler nicht unter einen Hut. Zwei/ drei Adjektive und dann gehts los. Magie sei fantastisch vs. Magie sei normiert, Magie sei jene Kraft, die die Welt durchströmt vs. Magie entspringe aus einem Selbst, Magie sei das Geschenk der Götter vs. Magie sei der Teil jenes göttlichen Funkens, den alle in sich tragen.
Davon ab, dass die Begriffe nicht die gemeinsame Basis darstellen können. Mir fallen einige Personen ein, die zocken Rolle, weil sie Bock drauf haben. Die haben NIE ein Regelbuch gelesen, die können sich bestenfalls die wichtigsten Grundregeln merken und mit Fachjargon brauchst du sie gar nicht erst belangen. Da kommt als Antwort direkt:

"Das war "hochgestochen". Jetzt nochmal "umgangssprachlich". Bitte.:D" (by weiser Mann!)

Folglich müsste ja nun schon mindestens zwei Basen an Rollenspielern geben, eine die den Jargon versteht und eine die es nicht tut. Dann gibts Leute, die haben damit gar nichts zu tun, haben aber entweder genügend Grips, sich Dinge selbst zusammenzureimen oder eben genügend Kontakt zu RPGlern, um auch was sagen zu können (Meine beiden Ex-Freundinnen hätte grundlegend mitreden können ... wofür sie mich gehasst haben :D) - es wären folglich Exkludierte, die auf Grund ihrer bisherigen Sozialevolution Teile der Kommunikation deuten und somit die unendliche Anzahl der möglichen Anknüpfungspunkte eingrenzen können, ohne sie mit "Häh?", "Was?" oder einem beliebigen anderen Thema einfach abzuwürgen. Jargon/ Lingo/ Slang kann eine gemeinsame Basis sein, muss es aber nicht, genausowenig wie Optik oder soziale Herkunft oder IQ oder Musikgeschmack oder oder oder. Dies wiederum weicht abermals einen oder mehrere Szenebegriffe auf. Ich glaub DIE gemeinsame Basis, DAS entscheidende Merkmal ist "Die Leute wollen ein Rollenspiel spielen!" ... das wars dann.
 
Ha, mein Sarkasmusdetektor funktioniert noch ;D

Ist ja nichts gegen Kuschelton einzuwenden. Im Prinzip ja sogar erstrebenswert. Aber manchmal habe ich das Gefühl,. viele Leute verstehen überhaupt nicht, was geschrieben wird (wo wir wieder bei den anstrengenden Diskussionen wären). Aber Kuschelton, den erkennt jeder und darauf kann man reagieren, ohne was "Falsches" zu sagen. Durch solche Like-Wellen von Wiederholtem kann man sich da schnell verraten.

Schön wäre es, wenn man im Thread dann nun auch dieses vage Gemeinsame festmachen könnte.
 
@Lingo / Slang (um mal das Argument "es gibt keine andere gemeinsame Basis, als das Rollenspiel!" zu unterstützen)

Ich kann die meisten Begriffe und ihre Verwendung nicht leiden. Natürlich verstehe ich den Sinn einer Zusammenfassung eines komplexen Themenbezugs zu einem Wort, vor allem innerhalb einer Diskussion, aber bei mir schwingt gefühlt da deutlich mehr Elitarismus als praktisches Denken mit dabei. Wer bei mir am Tisch mit Worten wie "crunch", "fluff", "Railroading" o. ä. um sich wirft und sich unglaublich kluK dabei vorkommt, bekommt was hinter die Löffel und muss Buße in Form von "Pizza bezahlen" tun. Mindestens. Jawohl.
 
Naja, ist halt kürzer und präziser als "keiner Regelmechanik unterliegend, sondern einfach ausschmückendes Beiwerk" oder "eine Spielweise, die darauf abzielt eine festgeschriebene Handlungsabfolge zu bespielen"...
 
zweifelsfrei.

Natürlich verstehe ich den Sinn einer Zusammenfassung eines komplexen Themenbezugs zu einem Wort, vor allem innerhalb einer Diskussion, aber bei mir schwingt gefühlt da deutlich mehr Elitarismus als praktisches Denken mit dabei.

Ist schwierig zu belegen, weil sich auch die Verwendung englischer Begriffe zum Teil aus der Praxis ergibt, vorwiegend englische Regelwerke zu benutzen. Trotzdem gewinnt das für mich eher den Anstrich eines elitaristischen Denkens, vor allem wenn es zeitgleich mit der Entwicklung pseudo-wissenschaftlicher Theorien im Bezug zum Rollenspiel geschieht. Ich habe aber auch schon ein Problem mit rollenspielerischen Manifesten, die gerna mal in theoretisch verklausulierter "Fachsprache" in Diskussionen reingeworfen werden.

Mit dieser Art von "slang" habe ich aber auch außerhalb davon Probleme. Bei Videospielen (vor allem online) geht mir das noch mehr auf den Zeiger. Und da ist der praktische Nutzen natürlich auch gegeben, weil sich "tank den mal" vermeintlich auch schneller schreibt / sagt, als "zieh seine Aufmerksamkeit auf dich!". Was da teilweise vor allem aber in Foren abgeht (vor allem bei technischen Diskussionen um Schadenswerte oder "build"-Optimierungen) ist so "fach"-bezogen verklausuliert, dass teilweise sogar von aktiven Mitspielern nichts mehr verstanden wird.

Deswegen würde ich auch nicht sagen, dass Videospieler ein gemeinsamer Slang homogenisiert. Es gibt genug Spieler wie ich, die sehr bewusst auf die ganzen Abkürzungen und denglischen Sprachunfälle verzichten und trotzdem leidenschaftliche Zocker sind. Das ist einfach kein gemeinsames Kriterium der großen Masse zur Gruppe gehöriger Menschen, viel mehr ein Identifikationskritierium einer eben sehr elitären und meist auch isolierten Gruppe innerhalb der Masse, wenn du mich fragst.
 
Hängt euch bitte nicht zu sehr an den Begriffen auf, das war nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass Überschneidungen zwischen den Einzelnen vorhanden sind, egal woran ihr die jetzt genau festmacht!
 
Jace Beleren schrieb:
Hängt euch bitte nicht zu sehr an den Begriffen auf, das war nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass Überschneidungen zwischen den Einzelnen vorhanden sind, egal woran ihr die jetzt genau festmacht!

Es geht nicht ums aufhängen. Es geht darum, dass du gesagt hast, Rollenspieler teilten eine gemeinsame Basis via Slang/ Lingo. Du hast die Möglichkeit weiterer gemeinsamer Basen offengelassen - aber bei dieser stimme zumindest ich dir nicht zu. Welche anderen Beispiele würdest du vorbringen wollen, außer "Sie spielen halt Rollenspiel"?
 
Davon ab, dass die Begriffe nicht die gemeinsame Basis darstellen können. Mir fallen einige Personen ein, die zocken Rolle, weil sie Bock drauf haben. Die haben NIE ein Regelbuch gelesen, die können sich bestenfalls die wichtigsten Grundregeln merken und mit Fachjargon brauchst du sie gar nicht erst belangen. Da kommt als Antwort direkt:

"Das war "hochgestochen". Jetzt nochmal "umgangssprachlich". Bitte.:D" (by weiser Mann!)

Folglich müsste ja nun schon mindestens zwei Basen an Rollenspielern geben, eine die den Jargon versteht und eine die es nicht tut. Dann gibts Leute, die haben damit gar nichts zu tun, haben aber entweder genügend Grips, sich Dinge selbst zusammenzureimen oder eben genügend Kontakt zu RPGlern, um auch was sagen zu können (Meine beiden Ex-Freundinnen hätte grundlegend mitreden können ... wofür sie mich gehasst haben :D)

Nicht jeder, der sich mal ein Fussballspiel ansieht, ist Teil der Fussballfan-Szene.
Nicht jeder, der auf ein Manowar-Konzert geht, ist Teil der Metal-Szene.
Nicht jeder, der gelegentlich DSA zockt, ist Teil der Rollenspiel-Szene.

Das ändert aber nichts daran, dass es diese Szenen gibt. Und natürlich ist da oft keine klare Abgrenzung möglich. Ich kenne einige Ehepartner von Rollenspielern, die selbst überhaupt nicht spielen, aber trotzdem ganz klar Mitglieder der Szene sind.
 
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