AW: Frauen spielen. Was ist daran schlecht?
Saint schrieb:
Wenn ihr natürlich monoton alles herunter leiert, viel Spaß dabei - aber ich glaube einfach mal das nichtmal das Georgios das tut, geschweigedenn jemand wie du, der sich immer gerne als Erzähl- und Atmossphärespieler darstellt. Warum also dann beim Geschlecht einen anderen Standard ansetzen? Es endet bestenfalls in einem bruch des Suspension of Disbelief, schlimmstenfalls in einem peinlichen Ärgernis (Ich erinnere mich zu gut an einen 4 Zentner Kerl der eine junge Elfe gespielt hat in einer D&D Game Day Runde, für die ich mich heute noch fremdschäme).
Moment moment, weil ich als Kerl naturgemäß nicht 2 Oktaven höher und insgesamt weicher spreche kann ich rein stimmlich schon mal nicht ne vernünftige Frau abgeben? Hm, dann würden auch Schwarze (im Sinne von Afro-American) ausfallen, oder Russen (kann nämlich weder russisch noch auch nur einen ansatzweise vernünftig klingenden Akzent), oder Trolle (so tief komm ich nicht wirklich) oder Predator Verschnitte (klack-Laute und tiefes Grunzen liegt mir auch nicht) .... ich denke du verstehst was ich meine.
Darauf kommts doch aber auch überhaupt nicht an. Wenn man etwas partout nicht stimmlich darstellen kann, dann lässt mans ganz einfach. Gibt ja nichts schlimmeres als Menschen die meinen Akzente nachmachen zu müssen die sie nicht können. Ich mein mir reicht auch die Information, dass der NSC ein Russe ist (um mal beim Beispiel zu bleiben), eine schlechte Bully-Paraden Imitation des Akzents ist nicht notwendig, kann ich mir dann schon denken. Auch wenn Leute meinen Besoffene nachmachen zu müssen artet oftmals in Fremdschämen aus - die Info reicht vollkommen. Trotzdem geht die Atmosphäre nicht flöten (sondern kann durchaus erhalten bleiben) und trotzdem gibts durchaus Russen und betrunkene und auch betrunke Russen in unseren Spielen (gibt natürlich auch Spieler, die können sowohl das eine wie auch das andere darstellen, aber es fehlt jetzt auch nicht, wenns gerade keiner kann). Natürlich versuchen auch wir so die grobe Stimmung auszudrücken und nicht alles lieblos runterzuleiern - aber keiner von uns erhebt den Anspruch eine Laienschauspielerei abzulegen nur um wahrlich atmosphärisch zu sein.
Wie du dann von Stimme auf Mann mit Titten kommst ist mir nun allerdings gänzlich schleierhaft. Natürlich kann man als Mann eine Frau durchhalten. Man kann ja schließlich auch Troll, Katze, Lich, Vampir, Werwolf, Elf durchhalten wenn es sein muss. Deiner Logik zufolge könnte der dicke Lars ja nicht mal nen männlichen D&D Elf im Stile von Legolas durchhalten - der ist ja nicht ansatzweise so grazil, knabenhaft und gleichermaßen kraftvoll.
Saint ehrlich: Das spielt sich nur in deinem Kopf ab. Es ist alles Phantasie was wir tun und insofern im Grunde kein Problem.
Hat mal jemand darüber nachgedacht, dass die "Frauen von Männern gespielt - auf keinen Fall" - Front möglicherweise eine latente Form der Homophobie zum Ausdruck bringt? Da sitzt n Kerl, der spielt ne Frau. Frau ist begehrenswert. Kerl ist nicht begehrenswert. Darf das nicht tun! *tilt* Ich bin nämlich argumentativ immer noch nicht davon überzeugt worden, dass sich die Gegnerfront eben nicht hinter ihren Argumenten versteckt. So wirklich sinnig sindse nämlich nicht sonderlich ...
Oh, und wo wir gerade dabei sind - ja, ich nehme mir durchaus die Freiheit auch mal Spielern von der ein oder anderen Rolle abzuraten wo ich WEISS das dabei nur Murks herauskommt - ich habe Leute, die können das Gruppen Face einfach nicht spielen, ich habe Leute die wirken einfach niemals irgendwie bedrohlich und ich habe Leute die tun sich schwer mit allem was nicht lawful good ist - warum soll ich mich und meine Spieler quälen indem die irgendwelche Rollen verkörpern die sie gar nicht können und die den Rest aus der Atmossphäre reissen
Du entscheidest was jemand kann und was nicht? Wenn der Spaß hat und alle anderen Spaß haben und nur du nicht ... wer genau hat dann das Problem? Klar, wenn alle am Tisch den Kopf auf die Tischkante hauen, weils gerade peinlich wird, dann ist das etwas völlig anderes. Aber dann kann man ja immer noch darüber reden.
Wieso ist es für dich kein Problem zu antizipieren, dass jemand nen Nosferatu mimt, obwohl er höchstwahrscheinlich nicht auch nur ansatzweise so aussieht, aber sobald jemand mal nicht bedrohlich ist (als Person), aber jemand Bedrohlichen spielen will, sofort 'nein' zu sagen. Das ist doch hahnebüchen. Mit der Optik des Nosferatu geht doch Ingame genausoviel einher, wie mit dem Skill Intimidation (und auf den kommts an, nicht auf die Fähigkeiten des Spielers). Kreuzlogik, wer nicht abgrundtief hässlich ist, darf keinen Nossi spielen - ist einfach nicht atmospärisch glaubhaft.
Nenene ... sich mit etwas schwer zu tun heißt ja nicht, dass man sich der Herausforderung nicht trotzdem mal stellen möchte ... mal was anderes erleben. Und dann kommst du und verwehrst dieser Person das, weil das ja eh nichts werden kann. *kopfschüttel*
für mich ist Rollenspiel weder eine Übung in Genderstudies wo ich über die Mann/Frau unterschiede nachdenke
und nebenbei: Mit deinen bisherigen Aussagen machst du es doch genau dazu - eine Übung in Genderstudies mein ich. Denn wenn einer hingeht und das spielt was er meint eine Frau zu sein und du sagst ihm "Nein nö ne, so ist das aber falsch!" bist du derjenige, der hier mit festen Vorstellungen daher kommt und nicht derjenige, der einfach mal drauf los spielt.