AW: [Film] What is Roleplaying
Immerhin zeigen sie - ohne Kitsch oder Blödelei (!) - was die Leute am Spieltisch so machen
Die Leute am Spieltisch machen doch STÄNDIG kitschiges Zeug, stellen platteste Klischee-Knallchargen-Charaktere dar, und blödeln herum, was das Zeug hält.
Offengestanden: So langatmig und betont "ernst" sind ja bei mir im Job selbst die Besprechungen in Krisen-Projekten nicht.
Ideal wäre es gewesen, wenn man noch eine kurze Kampfhandlung oder besser noch, einen Ausschnitt dazu gezeigt hätte.
Yeah! - Und zwar aus einem Rollenspiel, bei dem man es - wie in der Mehrzahl aller Rollenspiele - so richtig KRACHEN lassen kann, bei dem die Special-Effects-Soße aus Nitro, Glyzerin, und BLUT nur so aus jedem Würfelwurf trieft und ein "Make my day!" das andere jagt. Einen typischen Kampf eben, bei dem über den abgehackten Arm geblödelt wird, bei dem der Schurke ganz platt und klischeehaft "Ich komme wieder" sagt, bei dem die Charaktere von jeglichen physikalischen Notwendigkeiten beim Waffenherstellen unbeleckte Unfug-Schwerter in der Gegend herumschwingen, weil es cool ist und weil die mehr Kills pro Spielstunde aufgrund regeltechnischer Vorteile garantieren.
Bei so etwas hätte die WachturM-Fraktion wieder ihre Anstaltspackung Riechsalz hervorholen müssen.
Offengestanden: Was bei "The Gamers" so dargestellt wird, hat m.E. mehr mit Rollenspiel, wie es tatsächlich gespielt wird, zu tun, als die betont betuliche Runde vom LodlanD-HäkelkränzcheN. - Ein NSC setzt an zu einer wohlformulierten und mittels Coach aus der Laientheatergruppe einstudierten Rede und ein Spieler sagt "Ich leg ihn um." - Das habe ich in unserer Weihnachtsrunde letztes Jahr GENAUSO gemacht, weil mit mehr nach Action und weniger nach Gelaber war (nur war's kein Pfeil, sondern ein Axthieb - aber tot ist tot).
Ich halte nicht viel davon Rollenspiele so "ganz anders", so "politisch korrekt", so "pädagogisch wertvoll" (*böser Blick zu Midgard*), so betont "harmlos" darzustellen. - Dann ist nämlich der (potentielle) Schock viel größer, wenn die Eltern mal erleben, daß dieses Spiel, was sich selbst als Dr. Nettis Abenteuer im Hab-mich-lieb-Bärchi-Land präsentiert, zu einem guten Teil wie ein morastiges Waten in kniehoch im Dungeon schwimmenden Eingeweiden der getöteten Gegner gespielt wird.
Wer sich Monopoly kauft bzw. wer es seinen Kindern schenkt, weil es ja ganz "harmlos" ist, da hier nur Spielgeld getauscht wird, der würde sich doch auch schockiert zeigen, wenn statt Hotels ganz selbstverständlich Bordells gebaut werden, wenn die Ereigniskarten einen in den "Dungeon" zur etwas härteren Gangart schicken und wenn man als Figur einen Freier spielt, der durch die Straßen eines Rotlichtbezirks geht (wer alle vier Table-Dance-Lokale erworben hat, der kann die Preise bestimmen, wer alle vier Straßen des Straßenstrichs beherrscht, der kann dort mehr herausholen, wer seine Edelnutten in der Schloßallee plaziert hat, dessen Pferdchen bringen das gute Geld mit Schubkarren in den Stall).
Warum nicht OFFEN und EHRLICH Rollenspiele mit den Themen, den Genres, den Spielweisen darstellen, die man "da draußen" tatsächlich antrifft?
Eine verlogen-verharmlosende Darstellung kann meiner Meinung nach nur MEHR SCHADEN als nutzen, da hier gleich um die Ecke die Lüge liegt! - Man verscherzt sich seine Glaubwürdigkeit, wenn man so tut als wären Rollenspiele gewaltfreie Denk-Club-Runden, in welchen ständig Probleme wie Krebsheilung, Kalte Fusion oder das tragbare Schwarze Loch gelöst würden.