Rollenspieltheorie Fiktive Dialoge als Rollenspielbeispiele

BoyScout

Dhampir
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Rollenspiel in Schriftform zu beschreiben ist nicht einfach. Viele Rollenspiele benutzen, meist am Buchanfang, sehr lange, "gefakete" Dialoge, um das Spiel zu erklären

"Karl, Lenny, Tim und Lisa spielen RPG. Karl ist der SL.
Karl: ihr steht vor einer Dungeontür, was macht ihr?"
usw.

lest ihr sowas? Ich habe die immer übersprungen, weil ich die anstrengend finde (viel Text, wenig Information) aber zurzeit denke ich ernsthafter über die Vor- und Nachteile nach.
 
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Ich lese die Dinger nur schnell quer, falls regelrelevante Dinge drin stehen würden. Solange in diesen Texten "nur" das Konzept Rollenspiel erklärt wird, interessiert es mich wenig. Interessant und wirklich hilfreich finde ich diese Fake-Dialoge immer im Zusammenhang mit der Erklärung von bestimmten Regelmechanismen, aber das kommt meist erst später im Buch.


Ich bin mal neugierig: warum denkst du darüber nach?
 
Ich hab die ehrlich gesagt meist übersprungen... manche vielleicht überflogen, aber alles in allem find ich die auch eher nervig.
 
Das einzig ehrliche und realistische Spielbeispiel durch einen fiktiven Dialog ist in Munchkins Guide to Powergaming. Alle anderen kann man überspringen.
 
Den Munchkin's Guide kenne ich leider nicht. Den Krokodildialog habe ich allerdings auch gelesen, den fande ich damals ziemlich lustig (obwohl dabei für mich heute fast alles schief lief, was in einem RPG schief laufen kann). Wenn sie lustig sind, würde ich sie wohl wirklich lesen. Noch schlimmer finde ich Kurzgeschichten die lese ich nie (ich glaube, in Arcane Codex habe ich mal einen gelesen).

Ich überlege deswegen, weil ich ein RPG geschrieben habe, bei dem die normale SL/Spieler Verteilung und die Benutzung der Regeln etwas anders als klassisch funktioniert und ich dachte darüber nach, dass in einem ausführlichen Dialog darzustellen. Der große Nachteil von den Dingern ist leider, dass sie so viel Platz wegnehmen. Der zweite Nachteil ist, ist dass sie nicht gerade leicht zu schreiben sind. Kürzlich bin ich z.b. über diesen auf S.4 gestolpert und weiß nicht, was ich davon halten soll:
https://drive.google.com/file/d/0B9oHoMk8UuEfUjFPRjYzTUQzNTg/view

Das scheint mir irgendwie so eine verloren gegangene Kunst zu sein. Die können ja einen Mehrwert haben. Und RPGs werden einfach nicht mehr für Anfänger geschrieben, da sind die vielleicht sogar unverzichtbar.
 
Was sind Rollenspiele?


Wir begrüßen euch zum heutigen celebrity deathmatch. In der linken Ecke haben wir den Titelverteidiger "Monopoly, in der rechten Ecke den Herausforderer "Rollenspiel." Ring frei zum Duell!


Okay, machen wir's kurz. Jeder von uns Rollenspielern kennt die verdammte Frage, und wenn ich ehrlich sein soll, kenne auch ich keine befriedigende, kurze Antwort.

Also, nennen wir das Schreckgespenst beim Namen:
"Was sind eigentlich Rollenspiele?"

Okay, liebe Kirchendiener, Hausfrauen, Mütter, Quereinsteiger, Freundinnen und Freunde von Rollenspiele(r)n:

Rollenspiel ist eine Form von Gesellschaftsspiel. So ein bischen wie Monopoly, ehrlich. Man trifft sich, spielt, hängt ein wenig gemeinsam ab und läßt den lieben Gott einen guten Mann sein. So weit, so normal.

Entgegen der geläufigen Volksmeinung schlachtet man beim Rollenspiel keine Ziegen, es werden im Normalfall keine perversen Kostüme angezogen und Tiernamen gibt man sich auch nicht viel öfter, als es beim Monopoly vorkommt.

Was die Jungs und Mädels da am Tisch tun? Denkt mal zurück Leute ... weiter ... vieeel weiter ... jepp, halt, hier sind wir richtig: Eure Kindheit. Was war euer Lieblingsspiel? "So-tun-als-ob", genau. Ob nun Ritter, Cowboy oder Astronaut, dieses simple Kinderspiel ist die Grundlage des Rollenspiels.

Ihr erinnert euch sicher auch noch an die alltäglichen Diskussionen damals, oder? "Du bist tot!" "Bin ich nicht!" "Bist du wohl!" "Denkste!". Nun, aus diesem Grund wird alles mehr oder weniger sachlich am Tisch geregelt, über Würfelwürfe. Da wir Rollenspieler nicht so ein schön buntes Spielbrett wie bei Monopoly haben, haben wir uns etwas anderes ausgedacht: Schnöde sechsseitige Würfel dürfen die Monopolisten haben, wir setzen dazu aber weitere Würfel ein. Ein zehnseitiger Würfel gehört da lange noch nicht zu den Kuriositäten.

Dann haben wird noch den Spielleiter ...also, der Mann ist NICHT der Sektenanführer. Ein Spielleiter ist eher so eine Kreuzung aus Schiedsrichter und Regisseur, und meist auch genauso beliebt wie es sich anhört. Er gibt die grobe Richtung vor, er managt die Statisten, er sorgt für die Einhaltung der Regeln. - Letztendlich erzählt er eine Geschichte und die Spieler spielen in der Geschichte mit. Natürlich nicht sie selber, sondern sie verkörpern einen fiktiven Charakter.
Weil auch Rollenspieler vergesslich sind haben wir einen Zettel vor uns liegen, der den Charakter in Zahlen und Daten ausdrückt. Diesen Charakter gilt es in den vom Spielleiter vorgegeben Situationen mit Leben zu füllen.

Ein Beispiel:
Spielleiter: Ihr drei schleicht durch den dunklen Gang und steht plötzlich vor einer schweren Verliestür. Offensichtlich ist sie verschlossen.
Spieler A (der Dieb): "Ich packe mein Einbruchswerkzeug aus und mache mich an der Tür zu schaffen."
Spieler B (der Magier): "Weg da, Langfinger, das dauert viel zu lange." Ich setze meinen Teleporterspruch ein und öffne die Tür von innen.
Spieler C (der Barbar): Ich hole mit meinem Kriegshammer aus...
Spieler A (der Dieb, genervt): "Leise!"
Spieler C (der Barbar) ...und zertrümmere die Tür. "broch"
Spieler B (der Magier, erzürnt): "Ich bin verflucht, ich MUSS verflucht sein, dass ich mit euch herumziehen muss."
Spielleiter: Die mächtige Tür erzittert unter den Schlägen des Barbaren. Nach wenigen kraftvollen Hieben gibt die Tür nach. Vom jenseitigen Ende des Ganges hört ihr den Klang mehrerer eisenbeschlagener Stiefel in eure Richtung eilen.

Hey, man muss sich artikulieren, hey, man muss sich wechselnden Gegebenheiten schnell anpassen können, hey, man muss sich in möglichst viele verschiedene Charaktere hineindenken können. Mit anderen Worten: man muss schon eine verdammt coole Sau sein, um Rollenspiele zu spielen. - Okay, das haben sie gesagt und wer sind denn wir, dass wir ihre Meinung anzweifeln würden. War doch so, oder ...?
Doch genau dort liegt der Hund begraben. Rollenspieler müssen ihrer Spielrunde vertrauen können. Sie geben sich dem Urteil der anderen preis, ob sie einen Charakter glaubhaft spielen können. Daher sind die Gruppen (und die ganze Szene) meist eingeschworene Gemeinschaften.
Auf den ersten Blick ein Vorteil, der aber seinen Tribut fordert. Von Außenstehenden werden die Rollenspieler schnell als verschworene Gemeinschaft verkannt, deren undurchsichtiges Hobby durchaus abkapselnd wirkt. Vorurteilsbehaftete Meinungen bekommen wir daher häufig zu hören. Nun, es ist halt ein steiniger Weg zur Gesellschaftsspiel-Elite...

Aber jetzt mal im Ernst, man könnte abschliessend folgende Meinung vertreten: Sind Rollenspiele besser als Monopoly? Nein. Sicher nicht. Als Gesellschaftsspiel sollten beide in erster Linie Spaß machen!

Allerdings ist Rollenspiel womöglich um ein Vielfaches cooler...
 
Bei der Schreibqualität und Lesefaulheit der meisten hier, würde ich davon abraten, sowas zu schreiben. Ich würds von euch definitiv nicht lesen.
 
Ich habe den Dialog damals aus dem DSA 3 gelesen, mehrmals. Als die Typen das krokodil abrichten wollten um die Rüstung tragen zu lassen, das war witzig.

Der aus der Grundbox (ich fummel beim Laufen doch nicht an meiner Axt rum) war auch ganz nett.

Vielleicht sollten wir mal amüsantere Dialogbeispiele entwerfen.

Folgendes ist mir spontan eingefallen:

Zum Spielen haben sich Hans (SL), Peter (Krieger aus Havena), Jürgen (Magier aus Olport), Alex (elfische Wildnisläuferin), Michael (thorwalscher Pirat) und Karl (Kopfgeldjäger/Zuckerbäcker) getroffen.

Die Helden haben in einer Taverne in Khunchom einen Aushang gefunden, wonach Personen für einen Auftrag gesucht werden. Das Treffen soll in einem Badehaus stattfinden.

Michael: Klingt nicht schlecht.
Peter: Dann sollten wir uns gleich auf den Weg machen
Jürgen: Vielleicht sollten wir uns vorher noch zurechtmachen, z. B. enthaaren lassen. In "Land der ersten Sonne" steht, daß Tulamiden Personen mit Körperbehaarung als barbarisch betrachten.
Michael: Wieviel würde das kosten?
Hans: Mach mal eine normale Schätzen-Probe.
Michael: Hmm... 8, 12 und 13. Geschafft.
Hans: Ein Silberstück.
Michael: Das ist viel zu teuer!
Alex: Dann gehe ich alleine hin, bei mir ist das mit den Haaren kein Problem.
Karl: In DSA haben Elfen Schamhaare. Das kannst du in "Aus Licht und Traum" auf Seite 36 nachlesen. Und eine richtige Elfe würde sich nie enthaaren lassen, da sie Körpermodifikationen ablehnen.
Alex: Aber bei D&D haben sie nur Haupthaar und Augenbrauen.
Karl: Wir spielen hier aber DSA.
Alex: Dann bin ich eben eine Ausnahme und enthaare mich andauernd.
Karl: Dann wirst du mit der Zeit aber badoc.
Hans: So sehr müssen wir nicht ins Detail gehen. Außerdem sind in der neuen Edition Elfen unten nicht mehr behaart.
Karl: Das ist bislang nur die Betaversion, vielleicht ändern sie das ja wieder.
Alex: Jedenfalls ist MEINE Muschi glatt.
Peter: Schön für dich. Und die deines Charakters? Höhöhö.

Nach dieser Diskussion suchen sie den Auftraggeber auf, werden sich einig, brechen auftragsgemäß in den Turm des Schwarzmagiers ein und besiegen ihn.

Nun durchsuchen die Helden das Gebäude.

Hans: Ihr seid jetzt in der Bibliothek. An den Wänden sind Regale mit Büchern. In der Ecke steht außerdem noch eine Truhe.
Peter: Ich mache mal die Truhe auf.
Jürgen: Vorsicht, da könnte eine Falle dran sein.
Hans: Zu spät. Du öffnest die Truhe. Allerdings ist sie mit einer Bolzenfalle gesichert. Du kriegst 1W6+2, also, moment mal... Wo habe ich jetzt nur die Würfel hingelegt, ah da sind sie ja. 6 Schaden.
Peter: Naja, ist nicht so schlimm, ich durchwühle die Truhe jetzt mal.
Jürgen: Ich schaue mir derweil die Buchrücken an.
Hans: Also, es sind sowohl Zauberbücher als auch Werke über nichtmagische Themen drin, z. B. etwas über Kriegskunst.
Peter: Das Buch nehme ich mir gleich!
Hans: Du durchwühlst gerade die Truhe! An magischen Büchern sind neben Standardwerken wie einige neue Bände der Encyclopaedia Magica auch berüchtigte Werke darunter, von denen Du in während Deiner Zeit in Olport schon gehört hast, etwa die Wege ohne Namen oder das Buch der Leiber.
Karl: He, Du hast gesagt, daß wir zu Beginn der Retozeit spielen. Das Buch der Leiber erscheint erst 1013 BF, also nach Kaiser Hals Verschwinden und die Encyclopedia Magica kann dann allenfalls die Auflage von 864 BF sein, sie ist also auch schon über 100 Jahre alt.
Hans: Dann ist es eben ein anderes Werk, das auch Buch der Leiber heißt und die Encyclopaedia Magica ist zwar schon alt, aber noch in gutem Zustand.
Karl: Jürgen, außerdem mußt Du dann Deinen Charakter umbauen, wenn er Magier aus Olport ist und du ihn nach den normalen Regeln erschaffen hast. Die Runenzauberei ist nämlich noch gar nicht wiederentdeckt worden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fand die Spielablaufschilderung im Prince Valiant RPG absolut VORBILDLICH.

Vor allem gefiel mir, wie dort gleich dargestellt wurde, daß die Spieler etwas vollkommen anderes machen, als der SL gedacht und erwartet hatte, und daß der SL die Spieler eben gerade nicht abwürgt und ihre Entscheidungen entwertet, sondern daß er dann eben auf die Schnelle improvisierend mit dem Handlungsstrom schwimmt. Das war wirklich ein nicht nur gutes Beispiel, sondern eine sehr praktische Vermittlung der in diesem Rollenspiel vermittelten "Spielmoral" für Spieler, Spielleiter, und deren Umgang miteinander. - Wundervoll gelungen!

Daher meine Ansicht zu solchen Spielablaufdarstellungen: Kommt darauf an.

Sind sie gut gemacht und vermitteln sie tatsächlich echte Erkenntnisse auch für Leute, die das Hobby an sich schon kennen, dann lese ich sie gerne und auch gerne mal wieder.
Sind sie langweilig und nichts wesentliches vermittelnd, dann fange ich zwar schon an sie zu lesen, aber dann überfliege ich den Rest nur noch oder überblättere bei langen Texten diese Passage einfach.

Wenn man als Entwickler überlegt, wo man seine Aufwände reinstecken soll, dann würde ich auch zu dem Rat tendieren, daß die Aufwände für solche Spielablaufdarstellungen eher verzichtbar sind, man sich so etwas sparen kann, außer man hat eine RICHTIG GUTE Idee, wie man aus dieser Art Text etwas Nützliches für die Leser herausholen kann (siehe Prince Valiant RPG).
 
Also ich habe die mitgelesen, weil ich Bücher normalerweise komplett lese. Nützlich fand ich sie persönlich eher nicht, aber es ist wahrscheinlich nicht schlecht Beispiele zu bringen. Aber wie schon richtig gesagt, sind die manchmal ein wenig lang. Also würde ich sagen, dass man eher kurze Beispiele (gerne auch Dialoge) nimmt, die das erklären, und nicht ausufert.
 
Ich denke mal das die meisten Rollenspielveteranen solche Texte übersrpingen sofern sie nicht wirklich gut geschrieben (sprich unterhaltsam) sind.

Aber die eigentliche Zielgruppe solcher Texte sind ja eben nicht die Veteranen sondern die Frischlinge. Klar, die meisten werden den Einstieg in das Hobby über eine bestehende Runde finden... da braucht man solche Beispiele dann auch nicht. Aber einige wenige* werden halt auch mal auf gut Glück eines dieser seltsamen "Rollenspiele" kaufen ohne zu wissen was sie da erwarten wird. Dann ist solch ein Beispiel nahezu unverichtbar !

* Ich selbst bin übrigens einer von denen. Ich habe mir damals die DSA Grundbox (1. Edition, es wurde noch mit 1 (in Worten "Ein") W20 gewürfelt) gekauft. Ich habe dann meine Mutter genötigt die Spielleiterin zu machen. Erst ein paar Jahre später hatte ich das Glück das ich über eine Rollenspielgruppe gestolpert bin.
 
Das, hab ich auch noch nie gehört. Meine kann sich auch nach 20 Jahren noch nichts darunter vorstellen :LOL:
 
Ich habe damals die Spielbeispiele in Midgard immer gerne gelesen. Es war halt kein durchgehender Dialog, sondern immer wieder kleine Regelschnipsel erklärt als Beispiele, machmal aus Charakterblickwinkel, manchmal aus Spielerblickwinkel.
Fand ich damals recht gut, und besser als ein Seitenlanger Fake-Dialog.
 
OT:
mal auf gut Glück eines dieser seltsamen "Rollenspiele" kaufen ohne zu wissen was sie da erwarten wird.

Eine Box sieht noch nach Spiel aus, die kauft man mal versehentlich. Ein Buch zum spielen??? Nääääh, das packt man nicht mal so eben ein, da sind die Fake-Dialoge nicht mehr so wichtig. Aber die Diskussion Box<->Buch hatten wir ja bereits an anderer Stelle...
 
Off Topic: Nein, meine Mutter ist keine Rollenspielerin. Aber immerhin ist sie einer der wenigen älteren Menschen die sich etwas unter meinem Hobby vorstellen können :)

Je nach dem was auf dem Klappentext steht kann ich mir durchaus vorstellen das jemand sich auch mal ein Rollenspielbuch kauft ohne etwas vom Thema zu wissen. Spielebücher haben sich ja auch mal eine Zeit lang verkauft (Einsamer Wolf etc.).
 
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