AW: Erfahrungen mit dem "Geschlechtswechsel"
So schwer es fällt, aber löst Euch doch mal für einen Moment von den Titten *seufz* und denkt mal an die Ärsche. - Genauer gesagt: an MÄNNERärsche. Knackige, harte, durchtrainierte Männerärsche.
Nachdem ja nicht nur männliche Spieler bzw. Spielleiter weibliche Charaktere darstellen, sondern auch weibliche Rollenspieler ab und an mal männliche Charaktere darstellen, würde es mich mal interessieren, wie denn Eure Erfahrungen damit so sind.
Schaffen es Frauen überzeugende, oder zumindest nicht zu auffällig wenig überzeugende Männer-SC/NSCs darzustellen?
Welche Klischees/Stereotypen habt Ihr da schon bemerkt? - Die typischen MZB-Klischees wie der "haarige Vergewaltiger", oder die schwuchteligen japs-anime-fangetriebenen achso feminien Männer ohne Haare auf der Brust oder am Sack, oder die sensiblen Hausmänner mit sozialer Ader und Tierliebe, oder den vegetarischen Werwolf mit Beziehungsängsten ?
Können Rollenspielerinnen Eurer Meinung/Erfahrung nach wirklich die 100% pure Testosterone Bad Motherfucker Bad Asses darstellen, die seit Anfang der Siebziger so typisch für männliche Rollenspiel-"Helden" sind?
Was ist mit dem dominanten Krieger, dem herrischen Adeligen, dem knallharten "Die Hard" Ex-Cop, dem Schwerschwinger und Frauenverbraucher aus dem kalten Norden, dem well-dressed Doppelnull-Agenten, der Frauen von Freund- oder Feind-Seite gebraucht, wie ein Pubertierender seine Kleenex, was ist mit dem harten Underdog, der regelmäßig in der Puff geht, um Dampf abzulassen, was mit dem Piraten, der nach einem halben Jahr auf See seine Heuer in einer halben Woche in Fusel und Flittchen investiert, ... ?
Klar daß bei der völlig unvollständigen obigen Liste nur Klischees eine Rolle spielen (sic), aber können solche Klischees von Spielerinnen wirklich überzeugend dargeboten werden?
Oder bleibt es den Spielerinnen vorbehalten die Schwulen, die Androgynen, die Geschlechtslosen, die sexuell Gehemmten - halt den äußersten Rand des Mann-Seins darzustellen?
Meine Erfahrung mit Autorinnen von Sci-Fi oder Fantasy-Literatur: die weitaus meisten Autorinnen können KEINE Männer so darstellen, daß ich sie als Leser ohne Krampf als Mann anerkenne. Allen voran scheitert die gute alte MZB daran. Aber ihre ganze Clique ist auch nicht besser. Daher kommen bei solche Autorinnen andauernd Power-Lesben vor, weil sie da nicht in die eigene Erkenntnis der Unfähigkeit Männer darzustellen laufen.
Diesbezüglich haben männliche Autoren weniger Probleme. In noch so harten, männergeprägten Geschichten kommen immer wieder Frauen vor, die man als Mann sofort als eine gut dargestellte Frau erkennen kann. Das mag daran liegen, daß man als Mann die visuellen Vorzüge und die Wirkung auf den männlichen Protagonisten nur klar genug vermittelt bekommen muß, um das eigene Wahrnehmungsniveau zu erreichen. Wenn die Auflösung gleich gut oder besser als die eigene Wahrnehmungsfähigkeit für Details ist, dann fällt einem kein Unterschied mehr auf. Dann ist es überzeugend. - In diesem Sinne ist sowohl die harte Frau (wie im 5. Element, bei Tomb Raider, bei Alien) überzeugend (eine Art Überraschungs-Ei: was Leckers, war Spannendes, und was zum Spielen), als auch die scharfe, aber intrigante Blondine (wie in Mike Hammer, Phil Marlowe etc. Filmen), und natürlich die "Hülfää, zu Hiiiieelfää!" rufende professionelle Damsel-in-Distress (wie im klassischen und einzig guten King Kong, oder in Princess Bride oder sonstwo, wo sich Frauen vorzugsweise retten lassen).
Ich behaupte NICHT, daß männliche Autoren in der Lage sind im objektiven Sinne korrekte Frauencharaktere zu schreiben, oder Frauencharaktere, die aus Frauensicht überzeugend und nachvollziehbar wären, sondern nur, daß es ihnen leichter fällt aus MÄNNERSICHT überzeugend wirkende Frauengestalten zu erfinden und zu beschreiben.
Wenn man im Rollenspiel in reiner Männerrunde sitzt, dann reicht es für den SL aus, wenn er den Jungs am Tisch Frauen präsentieren kann, zu denen diese SOFORT eine möglichst intensive Beziehung aufbauen können. Wenn das über Tits&Ass leicht und effektiv geschehen kann, dann bitte schön. - Wenn Männer Film und Fernsehen schauen und dort auch in den klassischen Stereotypen immer mehr silikonaufgeblasene Frauen in nochso beliebigen Rollen sehen (Lara Croft, Starship Troopers, Red Sonya, ...), dann ist das eben der NORMALfall, wie man ihn so kennt und auch erwarten kann.
Natürlichere Frauengestalten in den für die typischen Genres des Rollenspiels (Fantasy, Sci-Fi, Horror) relevanten Medienprodukten kommen in den letzten Jahrzehnten kaum vor (und vorher zu Zeiten des Atomic-Bras wohl auch kaum - neulich kam Prinz Eisenherz mal wieder: Was hat man den Mädels damals wohl alles in den BH gestopft, daß die Brust so riesig und so spitz(!) wirkte?).
Also: Wie zufrieden seid ihr Männer und Herren der Schöpfung mit den Versuchen der holden Weiblichkeit den Charakter Eurer selbst im Rollenspiel darzustellen?