Aventurien Dreckiges Aventurien - ein etwas anderer Spielansatz

AW: Dreckiges Aventurien - ein etwas anderer Spielansatz

Das kenne ich... ich krieg außer meinem VAV auch nix mehr gebacken ;)
 
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Haben gestern wieder gespielt. Hier darum ein weiterer Text ;)

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Die längste Nacht

28. Peraine 1024

Der Kwassetzhof verdankt sein Überleben der abgeschiedenen Lage, in der er sich befindet. Versteckt in einem alten Hain schwarzer Buchen, gut eine Stunde abseits der nächsten Handelsstraße gibt es kaum etwas, das die Ruhe des Ortes stören würde, und selbst die Ranzfrösche im feuchten Buchengrund stimmen nur zu wenigen Stunden am Abend ihre Choräle an.
So abgeschieden ruht der Hof, dass selbst die Mordbrenner der Warzensau ihn übersehen haben, als sie voll Gier nach Hurerei, Raub und Mord gen Süden trieben, auf Festum zu, das nur 1 Tag eiligen Schrittes von hier liegt.
Einst mag der Bau ein befestigter Jagdhof gewesen sein, doch wer immer seine Steine aufeinanderschichten und säuberlich verputzen ließ, er muss es vor langer Zeit getan haben, haben doch die Fänge der Zeit ihre Spuren in die Hofmauern gegraben und die Jahresläufe dem einst schönen Gemäuer viel von seinem Glanz geraubt.
Umgeben ist der Hof von einer Wehrmauer, wie sie in der frühen Zeit wohl überall im Festenlande üblich war. Das Tor mit seinen zwei schwarzen schweren Flügeln ist alt und lang nimmer geöffnet worden, so sehr haben sich schon Pilz und Rost an Scharnnier und Sperrbalken ineinander gegraben. Nur eine kleine Tür ist allweil offen und wird nur zur Nacht geschlossen, und die schaut aus, als sei sie erst später ins Tor gefügt worden. Neben dem Tor steht ein Wehrturm, breit und dick und klobig, der wirft einenm dunklen Schatten über den Hof. Zur Linken steht eine Scheune, zur rechten ein niedriger Bau, der wohl einst für das Gesinde gedacht war. Doch der hat Löcher im Dach, und auf den Schindeln tanzen Halme, und totes Efeu wächst über die Schmalseite des Baus und von da übers Dach bis zum Hauptbau, ein wehrhaft schauender Herrensitz, der auch allweil schon bessre Tage gesehen hat.
Leben, indes, existiert weiter darinnen. Man erzählt sich, dass der Hof lange Zeit leer gestanden sei, ehe ein Nachfahre seiner Erbauer ihn beim Würfeln in einem Festumer Wirtshaus verlor. Man munkelt amüsiert, dass der Gewinner laut geflucht habe, als er des Jagdhofes angesichtig wurde, und beschloss also den Hof durch eine Bauersfamilie bestellen und zum Gutshof umbauen zu lassen.
So ging es manches Jahr, und viel Geld wanderte in den Hof, in die Urbarmachung der Felder, den Bau der Wege für den Karren des Bauern, doch wurde das Geld bald rar, und trotz mancher verstohlener Kirchspende ruhte Phexens Gunst nicht auf dem armen Teufel, der bald nichts mehr hatte denn die Kleider am Leibe und eben den Hof, dessen Felder zu feucht waren, dessen Weiden von Wölfen und Unheimlichem aus den Wäldern heimgesucht wurden und dessen Bauer dem Kwassetz erlegen war.
Es heißt, dass der Hof hernach, als der Bauer vom Land geworfen war und der Unglückliche sich am großen Deckenbalken im alten Kaminzimmer erhängte, erneut lange Zeit leer gestanden ward, ehe ein feiner Herr aus Festum, heimkehrend von der glücklichen Jagd, den Hof entdeckte und beschied, ihn erneut als Jagdhütte zu benutzen.
Dass er ihm nicht zu teuer würde, ließ er Gastzimmer und eine Schankstube einrichten, und so ist der Hof zu allen Jahren wann der Herr nicht in ihm wohnt ein gern gesuchtes Ziel für Händler und Wandersleute, die es sehr schätzen für wenig Geld Zuflucht zu finden und am feinen Herrenhaus-Kamin zu sitzen, sind auch Felle und Teppiche weggeräumt und dem Herren vorbehalten.
Der Hüter des Kwassetzhofs aber ist Sasjetz, ein in die Jahre gelangter Jäger, der mit seiner weidenschen Frau Anjada im Haupthaus den Schankraum betreibt, in der alten Scheune eine Räucherstube hat, im verfallenen Gesindebau ein wahres Krämerlager mit allerlei Korbwaren führt und dessen zottige Schafe auf dem sumpfigen Boden der wüsten Felder stehen, bewacht vom Sohne Raggar und Grimm, dem schwarzen Bornländer Rüden mit dem blinden Auge.

All dies wisst ihr, da ihr schon einige Stunden in der Schankstube sitzt, euer Mahl verspeist und vom heißen Kwassitz gekostet habt und so dabei mit dem Sasjetz und auch der Anjada manch Wort gewechselt habt, die nur zu gerne Auskunft geben von jenem besonderen Ort, den ihr für das Nachtlager gewählt habt.
Auf Holzbänken sitzt ihr unter einem schwarzen Kronleuchter, der aber für euch keine Kerzen trägt. Einige fein gedrechselte Stühle sind in einer Ecke des Zimmers aufgestapelt und mit Stoff verdeckt, und eure Bänke und Tische sind von grober Art, tragen noch die Buchenrinde gar und zeigen die Zeichen der Witterung, Zeugnis des Umstandes dass sie wann der Herr kommt im Hof draußen unter freiem Himmel stehen.
Es schert euch wenig, denn im großen Kamin der Nordwand prasselt ein feines Feuer, über dem der Kwassetztopf hängt, und um den Kamin blicken euch die Trophäen mancher Jagd an, und auch wenn euch der Weg die Treppe hinauf in die Herrenzimmer verwehrt bleiben wird sind die kühleren Gasträume zu ebener Erde noch immer größer und angenehmer als manches verflohte Lager einer gewöhnlichen Gasthausstube.

Außer euch sitzen noch ein Krämer mit Namen Lasskjitz und dessen Helfer Gundar am Tisch, ein ehemalger Söldner aus Tobrien, ehe es in die Hände der Schwarzen fiel, sowie ein gelangweilt Köhler der für sich mit der Pfeife direkt am Kamin hockt und eben eine Boronsche Novizin auf Weihfahrt, die mit wehem Blick in die Flammen starrt und dem Regen lauscht, der müde und schwer sein Lied auf den Hausgiebel singt.
Unter der Decke fiepsen empört die Schwalben, aufgeschreckt durch den Raben der Boronschen, der auf dem schweren Deckenbalken eingenickt ist – „Just da, wo der arme Hofherr sich dereinst erhängte“ wie der Wirt Sasjetz nicht ohne Schaudern anfügt.

Hoch von Salderholt kommt die Novizin, die arg zerhetzt ankommen ward und um ihren Begleiter bangt, den sie auf dem Weg hierher verloren hat. Sie’s seit Geburt in Lehre bei Gevatter Borrebrandt, dem dortigen Geweihten, ihr Begleiter wohl seit bald einem Jahr nun im Dienst als Waffenknecht beim Fürsten zu Salderholt, der euch aber wenig sagt.
Das Land Salderkeim ist ferne, wohl über den Bornstrom und hinauf in die bergigen Vorläufer der Drachensteine. Ein karges Land, beherrscht von einem alten Fürsten, dessen Sohnemann zumeist in Festum residiert – wie viele junge Adelskinder – und auf den Tag wartet, da Golgari endlich den Vater wegholt.
Die Drachensteiner gelten euch als mutiges, doch einfaches und von unglaublichem Starrsinn beseeltes Volk, was sie wohl auch sein müssen, wenn sie die Nachbarschaft der Drachen und scharfes Gestein dem leichteren Leben auf fruchtbaren Auen des Born vorziehen.
Der höchste Gott ist dem Drachensteiner die Leuin, und so nimmt es nicht Wunder dass selbst die Boronsche etwas Kriegerisches an sich hat, trägt sie doch einen schweren Schnitter und mag ihn kaum loslassen, selbst im Schlafe nicht.
Ihr habt wohl gehört, dass die Lande jenseits des Bornstroms in Fehde miteinander liegen, dabei sollten sie nun fester denn je zusammen stehen, wo der Seehandel durch die Piraten vor der Schwarzen Küste so schlimm bedroht wird und die alte Bornstraße in Weidensche eine neue Handelsroute verspricht.
Indes, die Häuser zu Salderkeim und Kirschhusen sind einander gram, und so wird die Bornstraße von Lumpengezücht und den versprengten Schurken der Warzensau heimgesucht, denn jene Straße bildet wohl die Grenze jener kleinen Reiche.
Im Sommer 1022 soll’s gar gewesen sein, dass es hat bei der Feste Hardenswacht ein Stechen gegeben, bis dass schließlich die Herrin Adelsmarschallin vom nahen Festum aus persönlich ausgeschickt hat, den Streit im Niedermärkischen drüben zu enden. Im Herbst des Jahrs war's dann, dass die Scharmützel endeten, aber seitdem und noch immer blicken sich die Burgherren bei Hardenswacht finster an, wie’s heißt.
Worauf die Kirschhusener es abgesehen haben? Da frag man nur die Boronsche, die sagt’s jedem im grimmen Tone: Auf den Handelsweg ins Weidensche, natürlich. Vor drei Jahren ist es schon wesen, da sind der Herr Graf zu Irberod und der weidensche Baron Sirlan persönlich mit Gefolge nauf nach Salderholt gegangen, um beim greisen Fürsten wegen der Reichslandstraße vorzusprechen.
So ist es nämlich, dass die neue Reichslandstraße von Weiden aus um die Wüstenei herumgeführt wird. Und damit jener Straße den Weg durch die Mark nach Festum führen kann, muss auch in der Grafschaft Irberod und den Grafschaften von Lüstrin bis Salderkeim selbst die Handelsstraße erneuert werden. Überdies auch der Bau der neuen Straße um die Wüstenei herum von Rahja 22 aus begonnen wurde, und natürlich aus bornischem Säckeln bezahlt wollt sein.
Aber noch immer werden die einzelnen Handelstrosse von Weiden durch die Wüstenei hindurch geleitet, von den Herren Bannstrahlern persönlich! damit der Handel ins Bornische nicht erstirbt. Und weil das so ist, kommt eben viel Gezücht ins Märkische, und in deren Zug wiederum Taugenichts und Tagelöhner, Helden und Söldner, die ihre Klinge an die Festumer Stoerrebrandter und die Tralloper Kohlenbrander verkaufen, um die Wagen zu schützen.

Nun scheint’s nach allem, was die vor ihrem Glauben schwatzhafte Boronsche sagt aber noch ärger zu kommen, denn es geht eine Intrige im Kirschhusner Hof, darinnen böse Schurken versuchen die Fehde zu nutzen, den Orden der Boronsritter – derer Golgarithen – wo haben in Larsach eine Ordensburg durch schlimme Lüge der Ketzerei anzuklagen.
Es hat sich nämlich ein Schurke mit Namen Meriban ins Kirschhusensche Hulga geschlichen und durch Giftmord die alte Gräfin zu Tode gebracht, dass deren verlotterte Tochter nun das Heft führt. Und an diesem Tod sollt Schild sein einer von den Rabenrittern, den sie selbst kennt und der ihr mitgeben ward, um sie auf ihrem Weihgang nach Festum zu schützen.

Nun ist der Boronsritter zurück geritten, seine Brüder im Glauben zu warnen, und die Boronsche samt ihren Gefährten, was waren eben der Waffenknecht, aber auch noch ein Jäger und ein Kräuterkundler der Gegend hier, der sich im guten Mute dem Vorhaben anschloss, seindt bestrebt, nach Festum zu gehen um vor der Adelsmarschallin zu sprechen, und das wohl auch wegen Hamkeln, wo ebenso das Böse umgeht.

Das nämlich haben sie erfahren: Dass der wüste Haufen, der im Urielssturm schon über Hamkeln und Nivesel herfiel, wieder in der Gegend ist, und mit ihm der Nagrakojer selbst, der schwarze Hauptmann der Warzensau Uriel von Notmark.

Den aber kennt die Hiesigen hier wohl gut, und drum hat’s den Wirt Saskjetz und auch den Händler und den Köhler geschaudert: Das Land hier am Ostufer des Born ist zwar verschont geblieben vom Schlachtenzug der Notmärker, doch liegt es heute vielerorts dennoch in Trümmern.

“Ja, gute Leut“ sagt eben der alte Sasjetz zu euch, die ihr ja auch nicht aus diesen Orten seid: „Was hier gwütet hat war nach dem Notmärker Kriegszug. Müsst wissen, es gab einen unter Uriels Vasallen, dessen Herz war so schwarz, dass gar die Warzensau selbst Angst hat ghabt von ihm. Aus dem fernsten Osten Seweriens kam der. Gleich zu Beginn. Und hat dem feisten Uriel seine Klinge angeboten. Aus einem Land so karg und schwarz wie die Hölle, und mit einer Pforte dahin mittendrin.”

Der Alte beugt sich verschwörerisch hinab, blickt sich nochmals um, dass ja die Dunkelheit draußen vorm Fenster ihn net hört.

“Grimjev heisst der Schwarze Mann, der unterm Dämonernbanner ritt und der Schlacht vor Vallusa entkam. Der Hamkeln mit seinen Schlagetots belagerte. Und fast die Burg einnahm. Grimjev von Nagrakoje, Graf des letzten Menschenorts vor der Klamm, in der der Nagrach entspringt”.

“De schwarze Graf und seine Mannen sind net lange blieben, ehe die Ilmensteiner kamen. Aber wie haben sie hier gewütet. Der alte Herr auf Burg Valkenstein hat sich von der obersten Zinne in den Tod gestürzt, als er gsehen hat, was man Hamkeln angetan hat. Und auch die Ilmensteiner, trotzdem ums Doppelte überlegen in der Zahl, habens nur geschafft, den Schwarzen zu vertreiben, zu versprengen seine Leut in die Wälder zum Norden vun hier, wo er wie man sagt noch immer lauert.”

(leiser, vorgelehnt) “Einige Leutz hier wollen gar wissen, der Graf von Nagrakoje sei tot gewesen. Und dennoch reitet er um.”

Sasjetz setzt sich wieder auf, klopft sich auf die Schenkel und sagt – viel lauter, als es nötig wäre – “WOHL, so war das.”

Eine kurze Stille herrscht, ehe der Köhler anhebt zu sprechen. Das Gesicht zum Feuer gewandt, ohne euch anzublicken, sagt er:

„Ihr wollt die Geschicht vom Nagrakojer hörn, den man auch den Blutgraf heisst. Ich werd’s euch erzählen.
Euch Fremden sei’s gsagt, dass wir es hier im Festenlande mit der Leuin halten vor allem, wie’s schon die Herren vom Theater in Arivor taten. Ein Land von Burgen und Festen sind wir, von Knappen und Kämpen, und wo man den sewerischen Bauren wie einen Hasen weglaufen sieht, da holt der Festenländer Vaters Klinge hervor und gibt dem Feind was auf die Nase. So war’s alleweil und wird allzeit so sein.
Das ist hier net das arme Sewerien, oder die karge Mark, s’ist das Festenland, das Herz vom Bornereich, und wo immer man in den Liedern einen Heldenkämpen besingt, da kommt er aus dem großen Festenlande.
Als der Ruf zu den Waffen durchs Land erscholl, da haben viele im Festenlande Schild und Schwert geschnürt. Ja, zu Hamkeln hat der Baron, der alte meine ich, Praijev von Hamkeln, nicht der verzärtelte Leuenteich, der wo jetzt auf Valkenstein hockt, die Bauren und Handwerksleut mit der Gerte zurück in die Stadt treiben müssen, dass die nit alle mitgehen!

Aber viele waren gegangen zu kämpfen, und die Ufer der Tobimora, die Steine der Trollpforte und die Vallusischen Weiden sind getränkt vom Blute vieler braver Festenländer Kämpen, die für Leuin und Reich – für euch alle verdammt – ihr Leben lassen haben.

Wir, die wir hierbleiben warn, fühlten uns sicher. Die Kämpfe tobten entlang der Küste, alle hatten dacht, dass Festum das Ziel der Plünderer und Mordbrenner sei – fei, den Pfeffersäcken hätts mancher ja noch gönnt, bei der Leuin – aber dann zog das Heer weiter gen Vallusa, und des ist dem Festenland so fern, dass wir schon dachten, es ginge an uns vorbei.

Aber nein.

Einen Heerführer gab’s in den Reihen der sewerschen Sau, der war noch verschlagner und böser als der Notmärker selbst. Graf Grimjev von Nagrakoje. De Blutgraf. De Schädelbronnjar. De Schwarze Jäger. Er hat die Zeichen im Wind über Vallusa früh erkennt, und trotzdem er böse ist wie die Nacht, hat er sein Leben net für den... (leise) Bethanier riskieren mögen.

Aus der wogenden Schlacht ist er ab, aber net gen Süden wie die anderen Schlagetots, sondern zurück ins Bornsche.

Vielleicht hat er denkt, mei, wo so viele tot gangen sind aus dem Borneland, und grad des Festenlands, da müsst man sich ein feines Reich bauen können. Vielleicht hat er auch soll’n eine schwarze Feste schaffen an der Bornstraß, um den Zug der Ilmensteiner und anderen Bronnjaren abzuschlagen. Vielleicht hat er auch was wollen aus Valkenstein, er und sein Schwarzhexer Meriban, den wo er aus Nagrakoje mitbracht hat.

Ja, mir kennen den Namen, den die Frau Boron uns nnannt hat in ihrer Erzählung vun der Wallfahrt. Und dass der sull sein zu Hulga, ist eine grausame Nachricht, denn es macht wahr die ärgsten Ängste, wo man haben kann.

Wie ihr verstehen werdst.

Meriban. Ein Tulamid sei er sagen einge, ein Diener der Dämonenfeste an der Nachtsee oder ein Al’Anfaner gar sagen andre. Was ich glaub, ist des der von Maraskan kommt, wo der Bethanier naufkrochen ist und seinen Zug begonnen hat. Das Inselreich der Ungläubigen ist doch eh ein Quell des Bösen gewesen, immer schon, mit dem ganzen Hexerzeug was da rumkriecht, bei der Leuin un Herrn Praios. Aber lasst mich weitererzählen, zu jenem Schurken komme ich noch.

Jedenfalls kam sein Heerzug einer kalten Nacht die Bornstraß rauf. Wie lebende Schatten kamen sie, das Madamal war hinter Wolken verkrochen, und ein elend kalter Regen fiel, grad so wie heut, und der Wind sang ein Totenlied in den Wäldern.

Die Anrufe der Wache blieben unerhört. Schweigend wie Boron kamen sie näher. Kein Glitzern von Waffen, kein Klimpern von Rüstteilen, denn alles war schwarz verkrustet vom Blut an ihrem Eisen. Nur ihr blakender Odem war zu sehen in der kalten Luft, als ob ein Nebel mit ihnen wandeln würde, oder die Feuer der Niederhöllen aus ihnen kommen wollten.

Die Wache rief Alarm, und einer rannte nauf zum Baron, ihm Bescheid zu sagen und das Beinhorn zu stoßen, dass die Leute von Hulga die Not in Hamkeln hören könnten und mit dem Kriegsboot, das dort vertäut ist, ans Ufer kämen, die Stadt auf der anderen Bornseite zu schützen oder zu retten.

Als der Bote beim Baron ward, da war er bleich, denn er sah schon hinab in der Stadt das Morden. Geflügelte Schreckgestalten waren zu sehen, halb morgeile Aare, halb brünstige Huren, die stießen auf das Torhaus nab, unterdessen die ersten Sturmleitern hochkamen.

Das Beinhorn stieß man, immer wieder. Was immer in Hamkeln eine Waffe halten konnte, und sei’s ein Stumpen oder ein Stück Brennholz, es war auf den Beinen. Die Fischer bei die Boote, um die Kinder aufzunehmen, und andere beim Fliehen in den Valkenstein. Die Waffenleute nach vorne, um Zeit zu kaufen, zu retten was zu retten ist, und ihre Zeche zu zahlen in Blut.

Über den Schrei der Tapferen hinweg hallte das Bersten des Stadttors. Die Kämpen schlugen nach oben und unten, von links nach rechts. Stahl auf Stahl. Eisen in Fleisch. Der Kampf tobte Stunden. Immer wieder fanden Hamkelner Kämpen zusammen. Die Starken vor die Schwachen. Eilig gebaute Wehren. Die Spieße fertig – doch am Ende waren die Schlagetots den Städtern über.

Dann kam er.

Er war groß, größer als die anderen, und ritt auf einem Schwarzen Ross. Sein Rüstzeug war so fein wie das eines Edelmannes, aber schwarz und verworren gezeichnet, als sei der Lederer des Wahnsinns gewesen, der diese Muster gewoben hat. Vom Gesicht nichts zu sehen, nur der gehörnte Helm, einer unheiligen Fratze gleich, und das Brennen der Augen dahinter.

Mühelos schlug er zusammen, was noch von der Wehr übrig war. Einem nahm er die Schwerthand. Ganz beiläufigh. Machte ihn vom Recken zum Krüppel. Und verschloss ihm lachend der Leuin Hallen auf immer.

Hamkeln war am Brennen. Im Licht der Feuer sah man die steinernen Ornamente des Valkenstein. Die Wasserspeier und Feuerfratzen, die gehörnten Gesichter mit den verborgenen Mordlöchern. Brennend Öl spien sie hinab auf die Feinde, und all lebend Volk war im Born oder im Valkenstein.

Und dann sah man den Hexer. Wie er seine Arme emporhob, ganz langsam, und die Fratzen der Burg ansang. Ein Ton wie Honig und faulendes Fleisch. Er buhlte die Gestalten, die steinernen Wächter des Valkenstein an.

Und da war einer, der ihm antwortete.

Zuerst dacht man, der Kampfkoller wär über einem, aber dann sahen die Leut deutlich, wie sich der große Wasserspeier am Haupttor zu regen begann. Schrecklich krachte es, als sein Flügel aus der Wand platzte, fürchterlich war das Knirschen, als er erst eine, dann die andere Pranke befreite, sich freiriss mit einer Macht, dass es den Valkenstein spaltete! 40 Schritt lang ist der Riss, könnt ihn euch selbst besehen!

Und wie er frei ist, da stürzt er hinab auf den Vorbau, wo die Verteidiger stehen, und es beginnt ein schauerliches Gemetzel, wie es schlimmer an der Tobimora auch nicht gewesen sein kann. Schwerter brechen. Speere splittern. Und seine Klauen reißen die Leiber entzwei.

Und über dem Born sieht man die Lichter von Hulga, die Fackeln der Leut, die am Ufer stehen, das lustig flatternde Wappen der Stadt. Aber es kommt keine Hilfe, kein Boot. Keine Rettung.

Ich hört, wie die schwarze Rotte wohl Wochen später von den Ilmensteinern zerschlagen wurde und in die Wälder floh. Und hört seitdem manches, was das närrische Volk sich so denkt, dass der Schädelbronnjar auf der Ruinenfeste Leuenteich haust oder gar im Stillen Korsigwacht erobert hätte, dass sein Hexenmeister ins Märkische gangen sei und dass der Wasserspeier nachts in Hamkeln umgeht.

Ich hab des für spinnerte Geschichtches gehalten. Doch was die Boronje da sagt, des macht einen gar grausig Sinn.“
 
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Ah ja - und es gibt endlich das (bei uns) lang ersehnte Charakrerblatt inklusive Mini-Regelwer.

Ja, ich weiß, dass dieses von der letzten Version von BLUT&EISEN abweicht, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, eine aktuelle Version unserer Hausregeln zu schreiben.

AAS
 

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Skyrock schrieb:
Ich bin neulich über einen Link zu Dreckiges Aventurien gestolpert, und es sieht mir nach einer interessanten Grundidee aus.

Was zeichnet es aus?

Es ist mittelalterlicher. Keine Arbalonen und Balestrinas, keine Degen und Musketiere. Der Höhepunkt des Fernkampfes ist die Armbrust, und die Seitenwaffe der Wahl ist das gute alte gerade Breitschwert. Wenn so reich ist, versteht sich, denn wahrcheinlich wird man sich eher mit Keule, Dolch oder Sense vorlieb nehmen müssen.

Es ist weitaus weniger fantastisch als das konventionelle Spiel. Höchstens ein besonderer Charakter in der Gruppe, wie etwa Geweihte, Magiebegabte oder Exoten(Thorwaler in der Wüste Khom, Novadis in Thorwal). Selbst gewöhnliche nichtmenschliche Gegner wie Goblins sind selten, von hochmagischem Geviech wie Einhörnern ganz zu schweigen.

Magie und Wunder wirken subtiler. Eine Hexe wirft keinen Feuerball, sie sorgt dafür dass dem Feind im rechten Moment ein Dachziegel auf den Kopf fällt. Ein Magier wirft nicht schnell einen leuchtenden GARDIANUM dahin, er zeichnet stattdessen einen Kreis der unsichtbar die Magie abhalten soll. Ein Boroni wirkt keine Wahrträume in denen ihm sein dunkler Herr selbst mit Pauken und Trompeten erscheint - er deutet den Flug eines Raben, der ihn in die richtige Richtung lenken mag oder auch nicht.

Es ist weitaus ortsgebundener als das normale Spiel. Kein Abenteuer heute in Al'Anfa und morgen in Yetiland, stattdessen Gebundenheit an den Heimatort und die umliegenden Käffer. Niemand weiß was außerhalb liegt, und man erzählt sich die seltsamsten und wildesten Geschichten über die Dinge außerhalb, wie die menschenfressenden Mohas, die dämonenbeschwörenden Orkschwarzmagier oder die Frauen des 3 Tagesreisen entfernten Kaffes, die alles Hexen oder noch schlimmeres Gelichter sein sollen.

So weit zum Hintergrund. Die Regelvorschläge zu DSA3 konnte ich noch nicht recht überdenken, sehen aber auf den ersten Blick zumindest bei Schildkampf, Talentproben und Kampf mit zwei Waffen nach interessanten Ideen aus. Aber das ist auch nicht relevant, mir geht es um die Präsentation des Hintergrundes.

Wie gefällt euch die Idee? Könntet ihr euch vorstellen so etwas auszuprobieren? Oder habt ihr es gar schon versucht? Wenn ja, wie lief es?

Wenn du was dunkles und böses haben willst spiel WOD1.0 Darkage, Vampire oder Mage das is genau auf so etwas ausgelegt
Das ist genau auf so etwas ausgelegt
 
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Verarscht du mich gerade? Mal in meine Signatur geguckt? ;)

Nee, du, Vampire spiel ich nun wirklich intensiv (wobei die WoD2 um einiges düsterer ist, aber das nur am Rand), und Dark Ages hab ich auch mal gespielt - aber wie ich versucht hab zu erklären: DSA ist bei mir durchaus ein "Special". Es ist halt mein erstes System gewesen, und ich finde das Setting der Welt (abgesehen davon, dass sie zu klein ist und mich 3/4 von Aventurien nicht interessiert) genial (Bornland rulez!).

Insofern bin ich also gewiss Dark Ages inspiriert, aber ein "Fantasy-Setting" darf's durchaus gerne sein ;)

Davon ab hab ich auch keinen Bedarf an "was Neuem": Meine Spielrunde und ich sind mit "DSA BLUT & EISEN" absolut happy! (Da wir uns das System selbst zurechtgebastelt haben, wäre es auch seltsam, wäre es anders...)
 
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Ah nein das war als Ratschlag gemeint, aber ich bin da nur so drüber geflogen und nichmal bis zur Signatur gekommen :), Ich dacht mir da könnt ich mal just mit meinem Wissen glänzen.
 
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Hallo, ihr Dreckigen da draußen.

Es gibt ein kleines Update - tatsächlich ist es sogar ein ziemlich großes - nämlich in Gestalt einer neuen "Edition" (hust) von "Ein Dreckig Leben" (EDL), zuletzt bekannt als "Dreckiges Aventurien".

Das File ist schon bei den Blutschwertern hochgeladen, befindet sich aber im Fegefeuer der redaktionellen Prüfung - wie lange, weiß ich nicht. Hier hochladen kann ich es leider nicht, da es dafür zu groß ist (rd. 1 MB als pdf, rd. 800 kbyte als doc/rtf)

Aber zum Schmulen mal ein paar Auszüge ...


AAS
 

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Wie schauts denn aus? Gibt's mal was neues? Ich finde diesen "dreckigen" Ansatz faszinierend und hätte daher ganz gern das File - und jetzt ware ich schon mehr als zwei Wochen :/
Würde mich über jede Neuigkeit freuen!
 
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Leider keine News. Das File wird bei mir unverändert als "nicht genehmigt" angezeigt. Und das schon seit 8. Februar!

Da musst du bitte mal die Mods nerven :)
 
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Jammer - ich bin wirklich gespannt darauf was neu ist.

Bereite für den kommenden Con eine TRoS-Runde in einem Blut&Eisen-artigen Frühmittelaltersetting vor, und das alte B&E-Zeug wirkt schon mal sehr inspirierend für Örtlichkeiten und NSCs :)
 
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Cool, endlich :) Für meine Zwecke fand ich nicht viel neues (die Änderungen waren wohl v.a. im Regelsystem, und für das ziehe ich TRoS ran das vieles schon ähnlich macht), aber ich habe beim Lesen des Fluffs wieder ein paar kleinere Ideen für den One-Shot bekommen.
 
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Lustig dass du dich gerade jetzt meldest... Samstag lief der Con-Oneshot, und das richtig schön düster, dreckig und blutig. Drei tote SCs, ein ganzer Sack an toten NSCs und ein Deal mit einem Dämonen der einen der SCs in den Tod geschickt hat.
 
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Drei tote SCs ... huh, da haben sich wohl einige nicht um "alternative Lösungsideen ohne Kampf" bemüht, was? :)
 
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Als ob das immer praktikabel möglich wäre oder speziell in DSA immer zugelassen würde.
 
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Lösung ohne Kampf? Wie schwul soll das denn sein? Wir wollten Gedärme und Blut spritzen sehen - wer seinen Charakter verliert macht sich halt einen neuen :D Da das Szenario außerdem auf PvP ausgelegt war gingen zwei der Tode auf die Kappe von SCs.

[edit]@Schwerttänzer: Das System war TRoS und nicht DSA. Blut&Eisen hat nur als Inspiration für das Set-Up gedient.[/edit]
 
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Von Gonler had thought himself to be out of reach--but there is no such thing as being out of reach of Norman-Irish vengeance. The heavy ax hissed as it clove the air and dashed out Baron Conrad's brains
 
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