Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Weisst Du, es gab Zeiten, da hätte ich mich tierisch über einen solch unnützen Post aufgeregt. Da hätte ich es für sinnig erachtet, dich darauf hin zu weisen, dass ich diese Diskussion sicherlich aufmerksamer verfolgt habe als Du (was nicht mal zu treffend sein muss), dass meine intellektuelle Schwanzlänge deine mit Sicherheit schlägt (was ich jetzt auch nicht umbedingt behaupten möchte und auch garnicht für erstrebenswert halte) und dass daraus folgt, dass dein Kommentar einfach völlig überflüssig ist. Statt dessen überlese ich ihn einfach und wiege mich in meiner moralischen Überlegenheit.

:D
Ruhig Brauner! Hier liegt wohl ein Mißverständniß vor: Ich hab dir zu dem Post gratuliert, da es sehr lang gedauert hat bis mal jemand die einzige Wahrheit ausgesprochen hat. Voller Zuspruch meinerseits also. :respekt:

Das ich mich hier nicht an der Diskussion beteilige und nur lese, liegt erstens da dran das es zwar ein interessantes Thema ist, allerdings höchstwahrscheinlich zu nichts führt. Den Grund hast du bereits genannt.
Zweitens gibt's mir hier zu viele hocharrogante & aggressive Vollnerds, so daß ich mich da gerne raushalte so weit es geht. :)
Angesprochener nicht gemeint.

cheers
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

:D
Ruhig Brauner! Hier liegt wohl ein Mißverständniß vor: Ich hab dir zu dem Post gratuliert, da es sehr lang gedauert hat bis mal jemand die einzige Wahrheit ausgesprochen hat. Voller Zuspruch meinerseits also. :respekt:

Dann lag es an später Zeit und schlechten Erfahrungen in diesem Forum, Entschuldigung meinerseits.
 
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8. Es ist gut, einen Mord zu verhindern, gegebenenfalls auch durch tödliche Gewalt, falls ein anderes ausreichendes Mittel nicht zur Verfügung steht.

- denn es ist ja nicht verboten, beim Herstellen von Zusammenhängen auch zu denken und offensichtlich
absurde Varianten auszuschließen. Als Vertreter der Aufklärung hat Kant vielleicht fälschlicherweise voraus-
gesetzt, daß andere Leute sich ebenfalls ihres Verstandes bedienen würden.

"Denk nach!" ist sicherlich keine dumme Idee, aber dafür braucht man keinen kategorischen Imperativ. Wenn die Forderung nach diesem keine eindeutige Handlungsanweisung liefert, ist sie nichtssagend und überflüssig.

Wohl eher nicht. Wenn Du aber Blaubeertorte magst und deshalb erwartest, daß andere Leute Dir gelegentlich Blaubeertorte servieren, solltest Du im Gegenzug dazu bereit sein, diesen Leuten gelegentlich das zu servieren, was sie gerne mögen.

(...)

Oder: Der Kategorische Imperativ weist darauf hin, daß man bei jeder Einzelfallentscheidung überprüfen sollte, ob man diese Entscheidung auch so treffen würde, wenn man statt des Subjekts der Entscheidung das Objekt der Entscheidung wäre.

Doch wenn sie das, was sie gerne mögen, aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder wegen einer Diät nicht essen sollten, aber auf Höflichkeit niemals angebotenes Essen ablehnen, sollte man es ihnen wohl nicht anbieten. Es ist nicht möglich, alle Eventualitäten zu kennen.
Die Vorgehensweise, im Zweifelsfall einfach anzunehmen, alle anderen Menschen seien so wie man selbst, halte ich in ihrem Nutzen für äußerst fragwürdig. Da alle Menschen grundlegend verschieden sind, könnte man genauso gut irgendetwas annehmen - folgerichtig also auch das, was einem gerade am besten selbst in den Kram passt.
Ein hoher Abstraktionsgrad hilft aber auch nicht weiter:
Wenn ich der Polizist in o.g. Beispiel wäre, kann ich mir höchstwahrscheinlich denken, dass der Geiselnehmer bestimmt nicht damit einverstanden wäre, erschossen zu werden - dürfte ihn also nicht töten. Und ich dürfte ihn auch nicht mit anderne Mitteln von seinem Tun abhalten, weil er schließlich überzeugt davon ist, das Richtige zu tun.

Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, den Kategorischen Imperativ zu verstehen. Manche davon führen tatsächlich zu bizarren Ergebnissen, was aber nicht notwendigerweise an Kants Denkvermögen liegen muß.
Ich will Deine Interpretation keineswegs angreifen, aber sie ist nun einmal nicht die einzige mögliche.

Und ich bin sehr sicher, daß Kant nicht das ausdrücken wollte, was Du verstanden hast. :D

Das ist ja das Problem: Kants Forderungen sind keine umsetzbaren Handlungsanweisungen, weil es ihnen schlichtweg an Genauigkeit mangelt.
Das ist natürlich kein Zufall. Sie lassen sich nicht genauer formulieren ohne offenkundig dysfunktional zu werden. Nur in einer schwammigen Formulierung lassen sie sich in jeder Situation so interpretieren, dass sie Sinn zu ergeben scheinen. Dafür braucht es aber bereits moralisches Gespür, denn mit böswilliger Absicht kann ich die Forderungen ohne geringste Denkanstrengung auch stets so auslegen, dass sie micht nicht in meiner Amoralität einschränken - was die Forderungen umso unsinniger macht, da sie ja Moral erzeugen sollen.
 
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Das ist ja das Problem: Kants Forderungen sind keine umsetzbaren Handlungsanweisungen, weil es ihnen schlichtweg an Genauigkeit mangelt.

Das war nach meinem Verständnis aber auch nicht seine Absicht, er dachte wohl eher an ein Instrument zur
Überprüfung von Handlungen und besonders von Normen.

Am Beispiel der Geiselnahme: Wäre der Polizist oder der Geiselnehmer in der Situation der Geisel, würde er
dann von einem Polizisten erwarten, daß er den Geiselnehmer erschießt, um die Geisel zu retten ?

Und so weiter ...

Mein Problem mit dem Kategorischen Imperativ wäre eher, daß er bei näherer Betrachtung recht banal wirkt.
Kant hat einen gewaltigen philosophischen Apparat geschaffen und in Bewegung gesetzt, um aus der ge-
samten abendländischen Moralphilosophie eine Essenz herauszudestillieren, die als Prinzip der Gegenseitig-
keit etc. eigentlich eine nahezu allgemein anerkannte Selbstverständlichkeit des "Common Sense" ist.

Das sieht für mich fast so aus, als würde jemand die Kernfusion technisch verwirklichen, um ein Glas Wasser
zu bekommen.

Andererseits, wenn man sich ansieht, welche metaphysischen Unsäglichkeiten zu Kants Zeit verbreitet waren,
kann man auch wieder nachvollziehen, wieso er unbedingt die Rationalität einer Selbstverständlichkeit beweisen
wollte ... :D
 
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Ist es relevant, ob eine Geisel oder ein Geiselnehmer stirbt?
 
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Ist es relevant, ob eine Geisel oder ein Geiselnehmer stirbt?

Ich bin für die empirische Überprüfung solcher Fragen, und Du wirst Dich doch sicher als Testperson zur
Verfügung stellen. Dafür übernehme ich auch freiwillig die Rolle der Geisel, den Scharfschützen bekom-
men wir von der Polizei gestellt, falls unser Rollenspiel realistisch genug ausfällt. :D
 
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Allerdings war er Arzt

Wenn ich mich recht entsinne ist ihm seine Approbation auf Grund einer kritischen Haltung gegenüber damals geltendem sozialistischem Wissenschaftsdogma verweigert worden.
Aber wollen wir jetzt noch weiter über seine Vita philosophieren oder uns lieber seinem Werk zuwenden?

Dort findet man nämlich folgende Passage, die mich erst zu meiner Frage veranlasst hat:

Die Reise Eins A oder Trurls Elektrobarde schrieb:
Komm, laß uns tanzen in den Banach-Raum,
Wo Punktepaare wohlgeordnet sind,
Und Riemannsche Blätter rascheln im Wind,
Gefaltet, geheftet, schön wie im Traum.

Ich pfeife auf Bernoullis Fixpunktsatz,
Was soll'n mir Hilbert, Euler oder Venn
Mit ihren Indizes von eins bis n,
wenn du mich liebst, mein rationaler Schatz!

Fixpunkte träumen von Kontraktionen,
Vektor schmeichelt der schönen Matrize,
Spalten bringt er in siedende Hitze,
Heiß und ergodisch glühen die Zonen.

Mordells Vermutung ist kein leerer Wahn,
Denn deine Kurven sind mein höchstes Ziel,
Ich zahlte süßer Punkte endlich viel,
Und meine Graphen kreuzten ihre Bahn.

Du bist mein maximales Ideal,
Der Zustand meiner Liebe ist stabil,
Doch deine Kovarianten sind labil
Und unbestimmt wie Eulers Integral.

In deinen Augen glänzt der Eigenwert,
In jedem Seufzer schwingt ein Tensor mit,
Du weißt nicht, wie mein Operator litt,
Hast du ihm doch Funktionen stets verwehrt.

Den Ring aus Polynomen gab ich dir,
Dazu die Markov-Kette mit dem Stein,
All deine Tensorfelder waren mein,
Nur dein Quotientenkörper fehlte mir.

Lösch mich nicht, denn was wird von mir bleiben?
Parabeln, deren Brennpunkt niemand weiß,
Abszissen, zwei Mantissen und ein Kreis,
Laserstrahl wird mich zu Staub zerreiben.

Erstarren meine positiven Glieder,
Näht man mein topologisch Leichenhemd,
Vergiß mich nicht, werd mir nicht teilerfremd
Und sing am Grab mir lineare Lieder!

Also: Wie war das mit der Liebe? ;)

mfG
jjf
 
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Tja, wie ist es mit der Poesie ... man kann es sinnvoll finden, oder auch nicht. :)
 
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Wäre das friedvolle Aussterben der Menschheit denn "Böse" ?
Da ich nicht wollen kann das die Menschheit ausstirbt (<- so bin ich halt ), sollte ich wohl auch die Emanzipation der Frau verhindern?
Im kategorischen Imperativ steht ja nichts von gut und böse, Ich überprüfe nur wie ich Handeln sollte.

Da Kant mit Sicherheit niemals so eine Schlussfolgerung gewollt hat ist der K.I. einfach ungeeignet als Instrument das eine aufklärerische Moral produzieren soll. Er funktioniert einfach nicht, da war Joshi sogar um längen besser mit dem "Was du nicht willst das man dir tut das füg auch keinem anderen zu."
Das funktioniert bei depressiven Todessehnsüchtigen oder Masochisten natürlich wieder nicht so gut.


Ich bin einfach davon überzeugt das Moral immer zu weit von einer "guten" Ethik entfernt bleiben wird.

@rust:
Du meinst Kant ging davon aus das Leute mit Vernunft an seinen K.I. heran gehen? Das ist eigentlich ein immer wieder gemachter Fehler...Moral wird eigentlich sehr oft Buchstaben getreu interpretiert....je älter die Moral umso Buchstaben getreuer....
Es sind ja nicht alle Philosophen, sondern wir sind einfache Bürger, Beamte, Politiker, Diktatoren...
 
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@rust:
Du meinst Kant ging davon aus das Leute mit Vernunft an seinen K.I. heran gehen?

Der Grundgedanke von Kant war dieser:

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das
Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Un-
mündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des
Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen."


Kant wäre wohl ernstlich nicht auf den Gedanken verfallen, daß irgendwer sich seines Verstandes ausgerechnet
mit Kants Leitung bedienen und damit wieder in die selbstverschuldete Unmündigkeit zurückfallen würde.

Soweit ich Kant verstehe (und eigentlich sollte ich das einigermaßen), wollte er tatsächlich die Leute zum un-
abhängigen Denken bewegen, und das gilt auch für seinen Kategorischen Imperativ.

Die Vorstellung, daß jemand sein Instrument zur Überprüfung von Normen als eine Norm mißverstehen könnte,
der man gedankenlos folgen könnte, hätte ihn recht sicher "umgehauen".

Tja, auch Philosophiegeschichte hat so ihre ironischen Züge ... :D
 
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IMHO liegt die Doppelmoral nicht auf Seiten des Rollenspiels. Ein Spiel ist immer eine Simulation von der Wirklichkeit und als solche beschreibt dieses Möglichkeiten. Es lassen sich so für uns und unsere Gesellschaft fragwürdige Dinge durchführen, ohne Angst auf mögliche gesellschaftliche Sanktionen. In einer reglementierten Gesellschaft, die sich weit von dem ursprünglichen Jäger und Sammler entfernt hat, kann dies eine psychische Hygienehandlung sein.
 
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IMHO liegt die Doppelmoral nicht auf Seiten des Rollenspiels. Ein Spiel ist immer eine Simulation von der Wirklichkeit und als solche beschreibt dieses Möglichkeiten. Es lassen sich so für uns und unsere Gesellschaft fragwürdige Dinge durchführen, ohne Angst auf mögliche gesellschaftliche Sanktionen. In einer reglementierten Gesellschaft, die sich weit von dem ursprünglichen Jäger und Sammler entfernt hat, kann dies eine psychische Hygienehandlung sein.

Auch sehr schöner Post.
Nicht umsonst werden RPGs immer öfter bei psychischen Erkrankungen in der Therapie eingesetzt.
 
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Irgendwie erinnert mich an die griechische Geschichte vom ersten Mord, wo nicht der Täter schuld war, sondern das Messer verurteilt wurde.
Warum muss eine Fiktion oder Gegenstand überhaupt eine Moral oder gar eine Doppelmoral, es sind doch die Spieler und der Spielleiter die diesen System oder Setting spielen.
Und aus fiktiven Handlungen etwas verabscheuungswürdiges zu finden, ist irgendwie auch lächerlich.
 
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Einspruch!
Fiktive Handlungen können, je nachdem was der Spieler dabei ausstrahlt, sehr verabscheuungswürdig sein. Und es ist definitiv so, dass die meisten Rollenspiele Gewalt belohnen (durch feine regeltechnische Abwicklung oder gelegentlich sogar unmittelbar Erfahrungspunkte). Also liegt die Doppelmoral durchaus auch im Spiel selbst begründet.
 
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