Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Inwiefern belohnen, mit anderen fiktiven Mitteln?
Wenn ich also im Gedanken einen Mord begehe, muss ich dann ins Gefängnis?
Also kann man schwer von einer Belohnung sprechen.

Wenn es eine Doppelmoral vorliegt sind sie bei den Spielern zu finden und nicht beim Rollenspiel oder willst du behaupten das Rollenspiel ist schuld an deinen Handlungen (selbst wenn diese fikitiv sind).
Als nächstes wird dann noch behauptet das Rollenspiele magisch seien.
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Von Doppelmoral spricht man ja, wenn zwei Handlungen, die uns moralisch gleichwertig erscheinen von jemand anderem unterschieldich moralisch gewertet werden.

Darauf zielte meine Frage mit Geiselnehmer und Geisel ab. Wenn die Tötung von Menschen moralisch schlecht bewertet wird, ist es dann nicht doppelmoralisch, wenn der Geiselnehmer die Geisel nicht töten darf, der Polizist den Geiselnehmer aber schon?

Ist das Schlagwort der Doppelmoral nicht noch willkürlicher als dass der Moral?
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Inwiefern belohnen, mit anderen fiktiven Mitteln?
Wenn ich also im Gedanken einen Mord begehe, muss ich dann ins Gefängnis?

Da kommt aber die Doppelmoral:
Es gibt Sachverhalte, die kommen uns "in der Fantasie", die wir aber in der Realität nie haben wollen würden. Nur weil jemand im Rollenspiel einen "Mord" begeht, wird niemand für einen potentiellen Realmörder gehalten (ausser von BILD & Co...).

Warum darf ich dann im RPG aber keinen Nazi (daher kam's ja) oder keinen Vergewaltiger spielen?

Ich darf ein "Verbrechen" spielerisch begehen, mit der Rechtfertigung, dass es ja nur Spiel ist und es ist o.k.. Ich darf aber ein anderes "Verbrechen" wiederum nicht begehen, obwohl es nur Spiel ist.

Das ist entweder tatsächlich Doppelmoral oder wir legen uns für das eine Verbrechen eine "Rechtfertigung" zurecht, für das andere aber nicht (was ja eigentlich auch schon wieder Doppelmoral ist...)
 
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Wenn die Tötung von Menschen moralisch schlecht bewertet wird, ist es dann nicht doppelmoralisch, wenn der Geiselnehmer die Geisel nicht töten darf, der Polizist den Geiselnehmer aber schon?

Das kommt wieder einmal auf die jeweiligen Moralvorstellungen an. Betrachtet man das Töten von Menschen
als unter allen denkbaren Umständen verwerflich, dann ist auch der "finale Rettungsschuß" verwerflich.

Gesteht man der Geisel ein bis zur Tötung des Angreifers reichendes Notwehrrecht zum Schutze ihres eige-
nen Lebens zu, dann wird der "finale Rettungsschuß" des in Nothilfe für die bedrohte Geisel handelnden Po-
lizisten nicht mehr verwerflich sein.

Die Frage ist also gar nicht so sehr, ob der Polizist den Geiselnehmer töten darf (normalerweise nicht), son-
dern ob er als Instrument des Notwehrrechts der Geisel in Nothilfe den Geiselnehmer töten muß (normaler-
weise schon - sonst wäre es eine Beteiligung an der Tötung der Geisel durch Unterlassen der Hilfe).
 
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Warum darf ich dann im RPG aber keinen Nazi (daher kam's ja) oder keinen Vergewaltiger spielen?

Wer sagt denn eigentlich, daß Du das nicht darfst ?

Solange Deine Mitspieler damit keine Probleme haben, sehe ich keinen vernünftigen Grund, weshalb Du es
nicht dürfen solltest. Die Grenze liegt wohl eher bei Art und Umfang der Beschreibungen der Handlungen
Deines Charakters - detaillierte Schilderungen von Folterungen, Vergewaltigungen und dergleichen gehören
nicht unbedingt in den Bereich "Wie fördere ich den Spaß am Spiel".
 
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Interessant dass die Frage keiner ernsthaft beantwortet...

Wie auch, bei der Fragestellung ... :D

"Relevanz = Bedeutsamkeit, ein Maß für die Wichtigkeit einer Sache oder Information in der Realität"

Daß es für die jeweilige Geisel oder den jeweiligen Geiselnehmer "relevant" wäre, wohl auch für andere vom
Tod des jeweiligen Menschen persönlich betroffene Personen, ist offensichtlich.

Ansonsten ist "relevant" als Begriff so weit offen und die Frage so hypothetisch, daß man dazu entweder ei-
nen Roman schreiben oder die Frage unbeantwortet lassen müßte. :)
 
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Wer sagt denn eigentlich, daß Du das nicht darfst ?

Gesellschaftliche Sanktionierung durch die Mitspieler.

Solange Deine Mitspieler damit keine Probleme haben, sehe ich keinen vernünftigen Grund, weshalb Du es nicht dürfen solltest. Die Grenze liegt wohl eher bei Art und Umfang der Beschreibungen der Handlungen
Deines Charakters - detaillierte Schilderungen von Folterungen, Vergewaltigungen und dergleichen gehören
nicht unbedingt in den Bereich "Wie fördere ich den Spaß am Spiel".

Der Knackpunkt ist doch, dass die wenigsten Rollenspieler ein Problem mit Mord haben, aber viele mit Folter und Vergewaltigung - und das obwohl gerade in der RPG-Szene soviele Leute mit S/M-Affinität rumrennen, dass einige Gefallen an detailierten Beschreibungen von Folter und Vergewaltigung finden sollten - aber dennoch schon bei der Andeutung unangenehm berührt reagieren. (Meiner Meinung nach manchmal gerade weil sie Gefallen finden (könnten)).

Warum?
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Gesteht man der Geisel ein bis zur Tötung des Angreifers reichendes Notwehrrecht zum Schutze ihres eige-
nen Lebens zu, dann wird der "finale Rettungsschuß" des in Nothilfe für die bedrohte Geisel handelnden Po-
lizisten nicht mehr verwerflich sein.

Die Frage ist also gar nicht so sehr, ob der Polizist den Geiselnehmer töten darf (normalerweise nicht), son-
dern ob er als Instrument des Notwehrrechts der Geisel in Nothilfe den Geiselnehmer töten muß (normaler-
weise schon - sonst wäre es eine Beteiligung an der Tötung der Geisel durch Unterlassen der Hilfe).

Hat dann auch jemand das Recht oder die Pflicht auf Nothilfe zugunsten des Geiselnehmers? Darf der Geiselnehmer in Notwehr den Polizisten erschiessen?

Und Modifikation der Relevanzfrage:

Warum ist es moralisch relevant, ob der Geiselnehmer oder die Geisel getötet wird?
 
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Hat dann auch jemand das Recht oder die Pflicht auf Nothilfe zugunsten des Geiselnehmers? Darf der Geiselnehmer in Notwehr den Polizisten erschiessen?

Die übliche Antwort wäre: Nein, denn der Geiselnehmer kann ja sein eigenes Leben auch retten, ohne jeman-
den zu töten, etwa indem er schlicht und einfach die Geisel gehen läßt.

Warum ist es moralisch relevant, ob der Geiselnehmer oder die Geisel getötet wird?

Weil der Geiselnehmer gegen die üblichen Moralvorstellungen verstoßen hat, die Geisel dagegen nicht. Es wird als
moralisch verwerflich betrachtet, Geiseln zu nehmen, und nicht, eine Geisel zu sein.

Eine Antwort auf die "Folter / Vergewaltigungs-Frage" müßte von den Leuten kommen, die sich davon persönlich
berührt fühlen.
Ich kann nur für mich schreiben, daß die Vorstellung von Angst, Panik, Schmerz etc. bei mir nicht zu "Spaß" führt,
weder im realen Leben noch im Rollenspiel.
 
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Ich kann nur für mich schreiben, daß die Vorstellung von Angst, Panik, Schmerz etc. bei mir nicht zu "Spaß" führt,
weder im realen Leben noch im Rollenspiel.

Es kann Teil eines Spieles sein gerade das auszuprobieren. Ich erinnere mich an einer 'Kult' Runde wo einer der Spieler einen Serien Kinder Mörder spielte, eine Spielerin ein kannibalistisches Werwesen und die anderen Spieler ähnliche Charaktere mimten. Angst, Panik und Schmerz waren ein fester Bestandteil des Spieles. Die Erfahrung war für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend.
Andrerseits hatte ich frühe AD&D Runden wo keine Gegner getötet wurden, auch das war ein Experiment was gut gelang. Das Ausloten der Möglichkeiten befreit den Geist.
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Gesellschaftliche Sanktionierung durch die Mitspieler.
Na und? Willst du deinen Mitspielern dann den Nazi/die Vergewaltigung aufdrücken?
Du suchst dir halt entweder andere Mitspieler oder verzichtest.

Warum ist es moralisch relevant, ob der Geiselnehmer oder die Geisel getötet wird?
Der Geiselnehmer hat sich bewusst für die Gefahrensituation entschieden, die Geisel nicht.
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Na und? Willst du deinen Mitspielern dann den Nazi/die Vergewaltigung aufdrücken?
Du suchst dir halt entweder andere Mitspieler oder verzichtest.

Wir sind aber bei einem anderen Thema, nähmlich warum müsste ich den Spielern diese Themen aufdrücken (wenn ich wollte), während sie bei anderen ganz freiwillig und ohne Bedenken mitziehen?

Der Geiselnehmer hat sich bewusst für die Gefahrensituation entschieden, die Geisel nicht.

Das ist eine gefährliche Argumentation...
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Danke. Darauf wollte ich hinaus.

Wenn Dich alternative Moralvorstellungen zum Thema "Geiselnahme" interessieren, könnte der Yemen für
Dich interessant sein. Dort wird zumindest in den meisten Stammeskulturen die Geiselnahme als legitimes
Mittel zur Erzwingung von Verhandlungen betrachtet, und die Geiseln werden in aller Regel bis zu ihrer Be-
freiung durch den Beginn der Verhandlungen wie geachtete Ehrengäste behandelt.

Freiwilliger Geiselaustausch als Sicherheitsmaßnahme für Friedensverträge war bis ins Mittelalter hinein auch
in unserem Kulturkreis nicht eben selten, und bei einem Bruch des Vertrages wurden die Geiseln rechtmäßig
und ohne moralische Bedenken hingerichtet.

Moral ist immer kulturspezifisch ... :D
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Wenn Dich alternative Moralvorstellungen zum Thema "Geiselnahme" interessieren, könnte der Yemen für
Dich interessant sein. Dort wird zumindest in den meisten Stammeskulturen die Geiselnahme als legitimes
Mittel zur Erzwingung von Verhandlungen betrachtet, und die Geiseln werden in aller Regel bis zu ihrer Be-
freiung durch den Beginn der Verhandlungen wie geachtete Ehrengäste behandelt.

Freiwilliger Geiselaustausch als Sicherheitsmaßnahme für Friedensverträge war bis ins Mittelalter hinein auch
in unserem Kulturkreis nicht eben selten, und bei einem Bruch des Vertrages wurden die Geiseln rechtmäßig
und ohne moralische Bedenken hingerichtet.

Moral ist immer kulturspezifisch ... :D

Ich weiss. ;) Ich weiss auch, das in manchen Kulturen Sklaven ein gutes Leben hatten, dass in manchen Zeiten und (nach unseren Masstäben hochentwickelten) Kulturen Mord eine Banalität war, dass in manchen Zeiten und Kulturen dass was wir heute Unterdrückung von Frauen nennen ein notwendiger Schutzmechanismus für Frauen war und dass in manchen Zeiten und Kulturen Sex zwischen Erwachsenen und Kindern als wichtiger Bestandteil der Entwicklung des Kindes betrachtet wurde.

Aber erzähl das mal den Antirelativisten... :D
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Aber erzähl das mal den Antirelativisten...

Ich fürchte fast, wenn Du damit nicht "anecken" und dennoch in halbwegs guter Gesellschaft bleiben willst,
wirst Du Dich mit Ethnologen umgeben müssen - bei den allermeisten von ihnen gehört ein gewisser Relati-
vismus zum Berufsbild ... :D
 
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Hab mal deinen Tippfehler ausgebessert.

Findest Du es wirklich asgserechnet erwachsen, den Werten zu folgen, die Dir als Kind beigebracht wurden, anstatt mal drüber nachzudenken, warum sich bestimmte Werte entwicklet haben und irgendwann mal zu lernen, dass Moral einem höheren Zweck als Bewahrung der Tradition dienen sollte?
 
AW: Die seltsame Doppelmoral des Rollenspiels

Nein. Deshalb habe ich so einen Schwachsinn auch nicht behauptet. Wenn du nur Antworten auf Argumente findest, die du dir einbildest und die niemand eingebracht hat, dann erübrigt sich ja was ich hier schreibe.

In diesem Sinne: Nitwit, Blubber, Oddment, Tweak!
 
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