Der Neue

Lethrael

Schreiberling
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9. März 2004
Beiträge
1.858
Guten tag, hiermit gebe ich meine Kurzgeschichte Frei.
Meinungen sind Willkommen.
Lethrael

Der Neue.
Er weinte, warum weinte er?
„Weil er mich gehauen hat. Weil die alle gemein zu mir waren.“
Es war neu hier. Er war mitten im Schuljahr in diese Klasse gewechselt und hatte Anpassungsschwierigkeiten.
So einfach klang das und doch machte es ihm den Tag zur Hölle.
Er saß alleine an einem Tisch und starrte in die Klasse, die über ihn, seine Kleidung, sein Brille, ja sogar über seine Tasche tuschelten.
Er sprach doch die gleiche Sprache wie sie und doch wollten sie nichts mit ihm zu tun haben.
Sie traten ihn von hinten in die Hacken, wenn er draußen auf dem Schulhof ging und lachten, wenn er hinfiel.
Sie, die größten, nahmen ihm sein Taschengeld und seine Karten weg.
Sie prügelten sich mit ihm, wenn ein Lehrer nicht gerade hinsah.
Sie versteckten seine Hausaufgaben und waren überrascht, weil er sie am nächsten Tag zweimal gemacht hatte.
Sie kippten Wasser in seine Anorakkapuze und beschmierten seine Tonne mit Dreck.
Aber dies alles waren ja nur Anpassungsschwierigkeiten.
Doch auch nach zwei Monaten wurde es nicht besser, eher schlechter, sie lachten, die ganze Klasse, wenn er etwas falsch gesagt hatte, was selten genug vorkam, sich in letzter Zeit aber häufte.
Doch was gestern geschah schlug dem fass den Boden aus und ließ die Lehrer aufhorchen, sie nahmen seine Tonne weg und schütteten den Inhalt in die Regentonne.
Danach ließen sie ihn darin danach tauchen und drückten ihn immer wieder unter Wasser.
Jetzt sahen auch die Lehrer, dass es nicht nur Anpassungsschwierigkeiten waren, es war Mobbing.
Doch nichts was sie taten machte es für ihn leichter.
Sie wollten, dass sie ihn besser kennen lernten, aber es klappte nicht.
Er war einfach jemand fremdes, er kannte die Ausdrücke nicht, die die anderen Kinder in seinem alter benutzten.
Er wusste nicht was wirklich cool war, er war einfach uncool.
Doch das kann kaum seine Schuld sein.
Dachten zumindest die Lehrer, aber die Schüler sahen das anders.
Das Krankenzimmer wurde für ihn zum zweiten Pausenraum.
Schließlich fehlte er im unterricht für zwei Wochen und sie mussten das Ordnungsamt einschalten.
Seine Eltern wussten von nichts, er ging jeden Morgen hinaus, aber er kam nicht zur Schule.
Zweimal brachten die Ordnungsamtler ihn zur Schule.
Dann kam er wieder und saß völlig teilnahmslos im Unterricht.
Inzwischen kam endlich ein neuer Schüler in die Klasse und diese hatte ein neues Ziel für ihren Spott.
Doch er konnte dies nicht zulassen und half ihm.
Immer häufiger wehrte er sich und doch half es nicht.
Schließlich wusste er sich nicht zu helfen und stellte sich auf das Haus seiner Eltern und sprang.
Sein Selbstmord stand in allen Zeitungen der Gegend unter dem Titel:
Schüler treiben Mitschüler in den Selbstmord.
Doch selbst dies verschreckte die hartgesottesten in der Klasse nicht und sie übten weiter Druck auf den anderen Neuen aus.
Bis seine Eltern die Konsequenzen zogen und umzogen.
Doch dies war nur das Nachbeben zu dem Unglück.
Guter Junge, träume süß. Inschrift auf dem Grabstein.
 
traurig...

und was du mit der tonne meinst, versteh ich nicht... was für eine tonne? hä?

dass du nach jedem satz einen absatz machst, lässt den text unzusammenhängend wirken - ist das absicht?


lg,
tarha
 
Ja war absicht.
Tonne umgangssprachlich für Schulrucksack, zumindest da wo ich herkomme.
Lethrael
 
Mir gefällt deine Geschichte, sie ist realitätsnah und zeigt wie traurig die Realität doch ist bzw. sein kann... Vielleicht solltest du dich mal an längeren Geschichten versuchen, wenn du das nicht schon getan hast ich denke die wären auch gut.
 
Längere Geschichten hab ich auch schon geschrieben, finde aber, die gehören hier nicht hin.
Lethrael
 
Hm, ich finde du schreibst gut und würde mich persönlich freuen mehr davon lesen zu dürfen, es muss ja nicht im Rahmen dieses Forums sein, aber das ist ja auch dir überlassen ob du deine Geschichten lieber für dich behältst oder eben nicht...

Mögen die Gedankenflüsse deines Verstandes mit der Glut deines Herzens verschmelzen und durch deine Hand weiterhin auf Papier gebracht werden, zum Ergötzen der Seelen des Diesseits.

Es verneigt sich Sutech (Gott der Nacht :D) um weiterhin seiner Wege durch die Wüsten dieser Realität zu gehen, getrieben von den Gedanken, den Fata Morgana und dem Durste nach Erkenntnis, in dem Hoffen, dass er bald gestillt werde...

Oh mann, jetzt hats mich echt die poetische Ader übernommen...:D
 
Ich finde es auch wunderschön geschrieben.
Wenn es mehr Menschen geben würde, die nicht nach oberflächlichen Äußerlichkeiten ausschauen und bewerten würden, wäre ich viel zufriedener.
Deine Geschichte ist ein toller Beitrag dazu :)
 
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