Cyberpunk 2020 Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Raben-AAS

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Willkommen im Thread von Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Wie im Thread "Die Zukunft von Cyberpunk" bereits gesagt und z.T. beschrieben, bin ich dabei, für meine Cyberpunk-Runde einen neuen Hintergrund/ein neues Setting für Cyberpunk 2020 zu entwickeln, dass ZWAR eine Weiterentwicklung ist, aber eben klar von der Marschrichtung V3 abweicht.

In diesem Thread werde ich einige Teaser zu dem (irgendwann) fertigenSetting-File posten und natürlich gerne Ideen austauschen, die in das nneue Setting einfließen können.

Außerdem verstehe ich das hier als eine Art "Reality Check" - wem also geballter Blödfug in meinen Gedanken auffällt, mag sich GERNE melden.

Have Fun!
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

(aus dem 2035-File)


RELOADED!

"Als Cyberpunk packst du die Technologie am Kragen und lässt dich mitzerren. Du hast Interface Plugs in den Handgelenken, Waffen in den Armen, Laser in den Augen, Biochip Programme im Hirn. Du wirst zu dem Auto, das du fährst, zur Waffe, die du feuerst … mit Cyborgfingern öffnest du Computerschlösser, mit verbesserten Sinnen siehst du in die Zukunft."

Diese Einleitung zum Cyberpunk 2.0.2.0. Rollenspiel gilt auch für 2035-Setting. Noch mehr aber gilt folgendes Statement, aus dem gleichen Buch:

"Cyberpunks sind Überlebende in einer taffen, dunklen Welt, die jeden Tag vor Entscheidungen um Leben und Tod stehen. Wie sie diese treffen, wird darüber entscheiden, ob sie als bösartige Tiere durch eine zerstörte Welt streifen oder einen Rest ihrer Menschlichkeit bewahren werden. Cyberpunk Charaktere sind die Helden in einer beschissenen Situation, die versuchen, die Dinge zum Besseren (oder wenigstens Aushaltbaren) zu wenden. Egal, ob sie dafür Verbrechen begehen, gegen die Autoritäten wettern oder zum Mittel der Revolution greifen: Der archetypische Cyberpunk Charakter ist ein „Rebel with a cause“ … Das ist die Essenz von Cyberpunk: Deinen Charakter spielen mit dem richtigen, verbitterten, zynisch-aber-idealistischen Style. Ob als Biker mit Lederhaut und Metallklauen oder Macher in Samt und Seide mit den besten Optik-Implantaten."

Also, wenn Cyberpunk 2.0.3.5. in all den Essentials so ist wie Cyberpunk 2.0.2.0., warum dann überhaupt dieses File? Aus drei Gründen:

(1) Weil die Welt sich weiter dreht.
Cyberpunk ist ein Genre aus den Achtzigern und frühen Neunzigern. Gleiches gilt auch für Cyberpunk 2.0.2.0. Nicht nur haben sich seitdem damalige Prognosen des technischen Fortschritts als völlig falsch erwiesen (wir warten auch 2006 noch auf Cyberware, haben dafür aber Handys, die billiger sind als 800 Euro und mehr können als die meisten viel größeren Chromebook-Tools), auch Geschichte, Wirtschaft, Mode, Music, Style haben sich – natürlich – ganz anders weiterentwickelt. Cyberpunk ist ein System, in dem die Edge des Neuesten eine tragende Rolle spielt. Also was liegt näher, als den Nostalgie-Part der ganzen Achtziger-Future zu trashen und das System zu revampen auf ein Cyberpunk, das die Zukunft vom heutigen Status Quo aus anpackt?

(2) Weil Cyberpunk stinkt.
Und bevor jemand auf die Barrikaden geht: Dieses Statement kommt von Mike Pondsmith himself. Und zwar im Intro zu Cybergeneration. Dort heißt es (sinngemäß): „Wir schufen eine großartige Welt in Cyberpunk 2020, eine Welt voller Film Noir Romantik, betrügerischen Bad Guys, stylischen Killern, und verbitterten, zynischen Helden. Und wir sahen auf unser Werk, und wir sahen, dass es scheißegeil war. Aber dann schlich sich eine Schlange in den Garten Eden. Eine Große. Der durchschnittliche Cyberpunk-Charakter pendelte sich im Schnitt wie folgt ein: Mitte Zwanzig bis Mitte Dreißig, Profi (Solo, Nomade, Netrunner, Techie, egal), bis zu den Zähnen bewaffnet mit High-Tech Cyberware, militärischen Waffen, Aerodynes und Körperpanzerung. Er hat die Taschen voller Kohle für seine schlechten Angewohnheiten und ein Netz voller Connections, das Spiderman vor Neid erblassen lassen würde. Seine Gegner sind omnipotente, gesichtslose Konzerne mit Privatarmeen, bösen Plots und einem Etat mehrerer Kleinstaaten Während Cyberpunk um die Welt ging, konzentrierte sich das Spiel immer mehr auf Wummen, Vehikel und überdimensionale multinationale Powerplays.“ Was Talsorian daher mit CyberGeneration wollte, war, zum einsamen Helden mit der Pistole in der Hand zurückzukehren, der sich mehr oder weniger ohnmächtig einer Welt entgegen sieht, die mit Volldampf zur Hölle fährt. Oder dort bereits angekommen ist. Und hätte man – meine Meinung – bei CyberGeneration auf diese Technomagischen Superpowers der Charaktere verzichtet, hätte man exakt das durch die neuen Elemente des Systems – die ISA und deren Handlanger – auch erreichen können. Hoffnungen, dass Cyberpunk v3 das ersehnte Hybrid aus den besten Elementen von Cyberpunk 2020 und CyberGeneration wäre, haben sich – für mich und einige andere – leider(!) nicht erfüllt. Stattdesen wurde das Schlechteste aus CyberGeneration – eben die kewlen Naniten-Powerz – genommen und auf Manga-Art übersteigert. Verdammt! Alles muss man selber machen!

(3) Weil Punx not dead ist.
Wenn Cyberpunk 2020 outdated, CyberGenerations zu fantastic ist und v3 erst Recht, man aber auch nicht Shadowrun spielen will, was bleibt da? Natürlich: Eines der Dutzend anderen Cyberpunk-Rollenspiele spielen. Gibt ja genug davon. Oder einfach mal Cyberpunk als Genre begraben und wieder mehr Fantasy zocken. Das ist aktuell eh viel mehr trendy. Beides ist für Cyberpunk-Enthusiasten keine Option. Erstens, weil Cyberpunk 2020 das Original ist und es zur Mentalität des Punks gehört, keine billigen (oder überteuerten) Mode-Spin-Offs zu kaufen. Geschweige denn zu spielen. Zweitens, weil kein Setting so dicht am Genre Cyberpunk, an Neuromancer und Hardware dran ist wie Cyberpunk 2020 (wie Pondsmith sagt: „Ich klaue nur von den Besten“). Drittens, weil kein System cooler, düsterer, zynischer und hoffnungsloser und dabei so beklemmend „real“ und „eng“ an der abgefackten real world ist wie CP2020. Und Viertens: Weil die Dunkle Zukunft der Achtziger keineswegs passé ist. Denn diese hat längst begonnen.

Was also will dieses Setting „Cyberpunk 2.0.3.5. Ganz einfach: Das Beste aus 2020 bewahren, den einsamen Helden mit der Knarre in der Hand zurück bringen, den Film Noire Touch wieder beleben und die besten und düstersten Ideen aus CyberGeneration mit aktuellsten Trends, Prognosen und Styles zu EINEM neuen Game bzw. EINEM neuen Setting zu verschmelzen.

Cyberpunk 2.0.3.5. ist kein eigenständiges Game. Um das Setting zu nutzen, braucht man die Cyberpunk 2.0.2.0. Grundregeln und am Besten auch einige Supplements. Auch das Grundregelwerk von CyberGeneration zu besitzen, ist gewiss kein Nachteil. Schon der Inspiration wegen.

Die Welt von 2035 ist eine dystopische, dunkle Zukunft. Die aber auf den ersten Blick (in der richtigen Gegend) gar nicht so fundamental anders scheint als unsere Welt. Alles scheint sehr sauber, sehr geordnet zu sein. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Jenseits der feinen Konzern Boulevards lockt die Outside. Das Reich derer, die das System vergessen hat. Vergessen will.

Willkommen an der neuen Edge.


Wie man dieses File benutzt

Bei den folgenden Beschreibungen wird dem ein oder anderen auffallen, dass es ziemlich wenige solide Facts betreffs des genauen „wann“ von Ereignissen gibt. Speziell vor 2030. Der Grund ist sehr einfach der, dass Kollisionen zwischen „falsch vorhergesagten“ Ereignissen des 2020er-Regelwerks und inzwischen real eingetroffenen Ereignissen weitestgehend vermieden werden sollen, ebenso wie Kollisionen in den Nach-2020ern, die durch die unterschiedlichen Geschichtsschreibungen von CberGeneration und den Cyberpunk-Büchern der „Stormfront“ Reihe sowie die gespielten Chroniken der Cyberpunk-SLs (der Nutzer dieses Settings) entstehen: Während CyberGeneration und Stormfront bei Talsorian an sich strikt getrennte Systeme sind (die in Teilen durch v3 wieder zusammengerührt werden), fanden bei Cyberpunk 2.0.3.5. definitiv die Ereignisse BEIDER Spielreihen statt. Aber eben so, dass es Sinn macht – also nicht unbedingt an der Stelle, die in der jeweiligen Quelle genannt ist.
Wo man als SL nun den Vierten Konzernkrieg platziert, das Auftauchen der Carbonseuche, das Entstehen der ISA oder – um weiter zurückzugehen – den „eigentlich schon 1997 geschehenen“ totalen Nuklearkrieg im Nahen Osten, das bleibt der jeweiligen SL überlassen. Fakt ist, 2035, dass sich „vor längerer Zeit“ (vor 2020) der Nahe Osten in einem Nuklearkrieg auflöste. Wann genau? Wenn interessiert das, zur Hölle?
An allgemeinen Markierungen kann man festhalten, dass sich Ereignisse im Bewusstsein der Charaktere entweder „vor 2020“ ereigneten (also in ferner Vergangenheit, die nur Historiker oder Opas interessiert) oder aber „zwischen 2020 und 2035“ (also in der Lebenszeit der Charaktere).
Der SL empfehlen wir, die Ereignisse vor 2020 betreffs ihres genauen Datums diffus zu lassen, aktuelle, wahre Ereignisse aktiv aufzunehmen und festzuschreiben und für alle Ereignisse ab 2020 eine eigene Zeitabfolge zu entwickeln, die sich nahtlos mit der bisher gespielten Cyberpunk 2020-Chronik des SLs verbinden lässt.
Wer bisher keine Cyberpunk 2020 Chronik spielte, findet im Anhang eine Beispiel-Timeline, wie die Ereignisse in meiner Runde passend zu meiner Chronik (und oft von offiziellen Quellen abweichend) einsortiert wurden.


Inspired by

Natürlich gelten auch für Cyberpunk 2.0.3.5. sämtliche der „klassischen“ Cyberpunk-Filme – von Blade Runner, Johnny Mnemonic und Mad Max über Nemesis, Robocop und Split Second bis hin zu Freejack, Max Headroom, Running Man und natürlich Total Recall – als Pflichtquelle für Inspiration.
Im Besonderen aber sind folgende Filme zu beachten für das spezielle Feeling des „Cyberpunk revamped“ der 2035er. Schließlich denkt heute eben niemand mehr an Zukunft, wenn er Achtziger Frisuren sieht.

Die Insel – in gepflegter Stadtatmosphäre sündteure Design-Karren hochklassiger Marken zerlegen. Das gehört zu 2035 dazu. Auch die Story an sich könnte gut in 2035 spielen. Die im Film gezeigte Technik steht jedenfalls 2035 voll zur Verfügung (vielleicht unter Abstrichen bei den in den Städten frei herumfliegenden Zügen).

Cypher – vielleicht der 2035 Film überhaupt. Die Welt wirkt bestürzend normal. Aber das ist nur Fassade. Dahinter bekriegen sich Unternehmen. Nicht mit Raketen und fliegenden Panzern, sondern mit Datenspionage, Persönlichkeitsveränderung und bedrückendem Missbrauch von Menschen. Speziell die Technik der Datentresore ist 2035 Realität. Die Konzerne haben aus den Begegnungen mit Netrunnern bitter gelernt: Geheime Daten gehören nicht ans Netz!

Gattaca – gar so übel wie im Film ist es zwar 2035 noch nicht. Genetische Scans spielen 2035 aber definitiv eine große Rolle – der gesamte ID Prozess läuft über DNA-Codes. Abgesehen davon, dass das Unternehmen Gattaca 2035 keine Polizeiermittlung befürchten müsste und öffentliches DNA-Scanning von Haaren der Liebhaber keineswegs Usus sind, ist der Film sehr nah an 2035.

Ghost in the Shell – Ja, hier sind wir im tiefsten 2035. Ghosthacking ist technisch möglich und wird de facto auch praktiziert. Die in den Filmen und der Serie gezeigten Techniken existieren in 2035 und befinden sich in 99% aller Fälle exklusiv in den Händen der Konzerne und deren Schergen. Sogar eine Abteilung der amerikanischen LEDiv, die fast ausschließlich mit Full Borgs (Gemini Klasse Full Body Conversions) besetzt ist, existiert. Wichtig vor allem: Der Style der Geschichten. Es geht nicht nur um bloße Action, sondern um Moral und die tiefsten Themen des Menschseins.

Demolition Man – ein Lehrbeispiel für die Zersplitterung der Welt in CorpZones und Outside (hier: mehr Unterside). Technisch voll mit 2035 kompatibel, zeigt der Film mit einigem Lächeln die Folge von perfekter staatlicher Kontrolle auf die Bevölkerung – und warum bestimmte Leute sich der perfekten, friedlichen Welt mit Händen und Füßen widersetzen.

The Sixth Day – technisch noch slightly out-of-reach für 2035, aber trotzdem ein sehr sehenswerter Film über einen ehrgeizigen Konzerner, der Gutes will und dabei Böses schafft.

Minority Report – ebenfalls technisch in den meisten Aspekten weit jenseits dessen, was der Punk 2035 antreffen wird, aber mit guten einzelnen Ideen, die zum 2035er Setting unbedingt dazu gehören (allen voran die sich verändernden Werbetafeln, die sich per beiläufigem Retina-Scan auf den Vorbeigehenden anpassen).

Matrix – hat natürlich absolut rein gar nichts mit 2035 zu tun, muss aber als vielleicht prägenster Teil aktueller SF-Kultur genannt werden. Einige Partikel des Films – das modische Styling der Charaktere, die Sonnenbrillen, der dekadente Club des Franzosen, das Prinzip der Agents (bei 2035: LEDiv-Agenten) – lassen sich nach 2035 übertragen. Der Rest ist way over the top.

Triple-X – spielt natürlich nicht in der Dunklen Zukunft, verdeutlicht aber den Style- und Paradigmenwechsel zwischen der Ära „James Bond“ und eben der heutigen Zeit. Triple-X, die Hauptfigur, ist vielleicht DER archetypische Cyberpunk der 2035er. Auch und gerade weil er nicht vollvercybert und mit vollautomatischem Riesengranatwerfer bewaffnet ist. Attitude stays everything!

Sin City – ist ebenfalls nicht Dark Future. Aber woher soll man heutzutage noch ein Gefühl kriegen, was „Film Noir“ ist (who the hell is Humphrey Boghart?). Sin City ist SEHR Film Noir. Und schafft mit „Old Town“ eine wunderbare Location, die sich – irgendwo im Outside Sector – auch perfekt in jedes 2035 Setting integrieren lässt. Wichtig ist nicht WAS passiert, sondern WIE: die Stories von Sin City sind Lehrmaterial darin, wie man Cyberpunk Geschichten Bedeutung verschafft, auch wenn es nicht um multinationale Riesenverschwörungen geht. Watch and learn.

Weitere empfohlene Filme: Hackers (für den Style), Sneakers (für den düsteren Realismus einer Gruppe Cyberpunks, die corporate gingen), Aeon Flux (für extrem abgefahrene Biotech), Patlabor (für die nächste logische Stufe nach den ACPAs).
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Fast Forward

Das also ist 2035. Fünfzehn Jahre nach 2020, dem Punkt in der Geschichte, den man als Höhepunkt – und Wendepunkt – der Cyberpunk Bewegung betrachten kann. Der Punkt, an dem es abwärts ging. Abwärts mit der Welt. Abwärts mit den Punks. Abwärts mit der alten Edge.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Die Welt war auch schon 2020 am Arsch. Und trotz allem damaligen Gejammere hätte trotzdem niemand bestritten, dass es der Welt insgesamt weit besser ging als, sagen wir mal, zu Zeiten des Großen Zusammenbruchs, der Atomschmelze im Nahen Osten oder den Jahren, als sich eine Welt, die dachte, vereinzelte Terroranschlägchen vereinzelter Terroristchen und ein paar Wirbelstürme mehr im Jahr seien ihre größten Probleme der bitteren Wahrheit stellen musste, die man am besten mit dem unsterblichen Songtitel „You ain’t seen nothing yet“ beschreiben könnte.

Von der Mitte der 2010er bis zu den wilden 20ern des 21. Jahrhunderts fand eine Kulturrevolution nie gekannten Ausmaßes statt. Getrieben von einer unbeschreiblichen Innovationsflut im technischen, kybernetischen und kommunikativen Sektor veränderte sich das Leben der Menschen, die Art zu denken, zu wirtschaften und zu empfinden weit schneller als der Mensch selbst. Der Technoshock brach aus. Trotz globalisierter Vorgabe einer gewissen Einheitskultur zerbrach die Menschheit in verschiedene Lager. Reich und arm entkoppelten sich endgültig. Der Mittelstand verschwand oder wurde durch rasch wachsende Konglomerate, riesige Firmennetze, Megakons, assimiliert. Der Generationenvertrag wurde aufgekündigt. Und die Einführung neuester Technologien schneller, als die Hits von letztem Jahr sich durchsetzen konnten, zerspaltete die Menschheit in Technofetischisten, Stino-User und mehr oder weniger extrem ausgeprägte NeoLudditen, die sich aus Romantik oder Geldknappheit bewusst gegen die neuesten Implantate, Tools und Toys wehrten.

Diese gewiss nicht goldene, sondern Blut-, Öl- und CHOOH2-verkrustete Ära war die Geburts- und Glanzzeit der Cyberpunk-Bewegung. Eine Zeit, in der Attitude alles war. Und zwar eine EIGENE Attitude, die sich durch Taten, nicht Labels unterschied. In der die Punks an der vordersten Edge neuester Technologien surften. Die sie gegen die Multis und Megas einsetzten, um gegen alle kongesteuerte Propaganda die Wahrheit über die „schöne neue Welt v2020“ herauszufinden. Und sie zu Ca$h oder Rep zu machen.
Um den Beginn des Vierten Konzernkriegs herum, so könnte man heute ohne Berufung auf irgendeine Art verlässlicher Quellen sagen, hatte sich die Kulturrevolution so weit gebremst, das wieder so etwas Ähnliches wie Normalität entstand. Nicht aus dem Blickwinkel der Anfang-2000er, natürlich, aber eben aus dem Blickwinkel von 2020: Man wusste, wer die Movers und Shakers waren, wer im Spiel der immer moralloser werdenden Weltwirtschaft die Hosen anhatten, wer die Guten und wer die Bösen – das heißt: wer die nur Raffgierigen und wer die absolut Verabscheuungswürdigen waren.
Einige sagen, dass es dort war, da die Cyberpunk Bewegung ihr Herz verlor. Indem sie corporate wurde.

All die technischen Gimmicks und Gizmos kosteten ein irres Geld. Die alternden Körper der Punks, die besser werdenden Abwehrstrategien der Cons, die zunehmende Militarisierung der Sicherheitskräfte und Cops, all dies erhöhte den Geldbedarf der Cyberpunk Szene gewaltig – ein Millionenbiz, an dem vor allem eine neue Klasse von Elite-Fixern absolut nicht schlecht verdiente. Kartelle entstanden, die den Schwarzmarkt dominierten. Preise diktierten. Und bald dafür sorgten, dass die Punks sich nach neuen Geldgebern umsahen. Oder direkt gegen Warez und Implants arbeiteten.

Klar war es noch die Edge. Aber nicht mehr die Street. Aus dem Kampf um die Wahrheit war „James Bond trifft den Millionen-Dollar-Mann“ geworden.

Von der Szene weitgehend unbemerkt, fand der große Buy-Out statt. Rocker gingen gegen ihre Überzeugung doch bei großen Labels unter Vertrag. Solos wurden „feste Freelancer“ bestimmter Kons. Netrunner gaben Kurse für Sicherheitsprofile – oder wurden gleich SysOp. Ganze Nomadenkonvois gründeten sich als Baufirma. Und wer keinen festen Sponsor hatte, sprang von miesem Black Op zu Black Op, wurde verheizt oder musste gegen gute Bezahlung seine inneren Überzeugungen ablegen.

Der Vierte Konzernkrieg beschleunigte das. Jeder Krieg ist eine Art Fast-Forward-Taste der Geschichte. Ganze Heerscharen von Punks – viele von diesen inzwischen jenseits der 30 (manche nah der 40) und darum an Sicherung ihrer Zukunft und Bling-Bling mehr interessiert als daran, gegen Windmühlen zu kämpfen – heuerten bei OTEC, CINO, später (vor allem) bei Militech und (einige wenige) bei Arasaka an und kämpften den härtesten und mit Sicherheit unmoralischsten Krieg, der je auf Erden getobt hat.

Vielleicht ist dies das Verstörendste daran: Ausgerechnet diejenigen, die sich die Bewahrung der menschlichen Werte einst voller Idealismus auf die speckigen Fahnen geschrieben hatten, waren es nun – viele Cyberimplantate, viele böse Erinnerungen, viel Abstumpfung gegen das Elend und mehrere Terabyte Konzernpropaganda später – die eines schönen Sommertags inmitten einer Mall für Angestelte aus dem Heck eines Vans kletterten und reihenweise Frauen und Kinder niedermähten. Zur Demoralisierung des Gegners. Dessen Angestellte nun mal sein wichtigste „Asset“ sind.

Mit Sicherheit ist es zu einfach, den Niedergang der Cyberpunk-Bewegung am Konzernkrieg und den Greueltaten einiger alleine festzumachen. Jeder hat da seine Lieblingstheorie. Die Abstumpfung durch Millionen Carbon-Tote weltweit. Die Entfremdung durch nie auf ihre Langzeitwirkung getestete Implantate. Die Erkenntnis, dass am Ende immer die Konzerne gewinnen. Die Schuldgefühle, weil man missbraucht wurde. Die subtile Erosion der Persönlichkeit durch verstecke psychotropische Programme, emotionsverändernde Musik, geheime Nahrungsmittelzusätze. Auch die Frage „was ist der Mensch?“ im Angesicht von AIs, beginnender Klon-Tech, Cyborgs und genetisch optimiertem Nachwuchs. Die Auswahl an Möglichkeiten scheint grenzlos. Vielleicht war es eine Verbindung aus allem.

Einigkeit herrscht in dem, was von der Szene übrig blieb, dass der Niedergang der Cyberpunk Kultur ebenso sehr hausgemacht wie von außen verursacht wurde. Zum Korrumpieren gehören immer noch zwei: Der Kon, der das verlockende Angebot macht – möglicherweise mit dem direkten Ziel, die Bewegung zu entzweien – und der Punk, der einschlägt und gegen mieses Kon-Geld einen miesen Kon-Job macht. Und sich selbst zur Arschfickhure der Bonzen. Was hat das mit Revolution zu tun? Eben. Nichts. It’s just business.

Betrachtet man sich die heutige Medienlandschaft, so beherrscht der Steinbrockenkrieg von 2033 die Berichte als das zentrale Ereignis, welches das Leben der Menschheit fundamental änderte. Dabei ist auch dieser nur ein Fast Forward für strukturelle und kulturelle Veränderungen gewesen, die längst im vollen Gange waren – wie JEDE welterschütternde Veränderung zumindest im Rückblick schon Jahre zuvor abzusehen war. Sei es 9-11, sei es der Nuklearkrieg in Nahost, sei es jeder der Konzernkriege, oder sei es eben die Ausrufung der Autonomie der Orbit-, Mond- und Marskolonien durch die Highrider, die im Weltall Geborenen, und deren kurzer, aber heftiger Krieg gegen die Erdstaaten, die diese Unabhängigkeit anzuerkennen nicht bereit waren.

Zeit vergeht. Cyberpunks werden alt. Im All Geborene werden erwachsen und haben selbst Kinder, die nie einen Fuß auf die Erde gesetzt haben (und es aufgrund der Schwerkraft auch nicht überleben würden), Helden sterben an ihren Prinzipien oder geben diese auf und leben. Irgendwie.

Aus Firmen wurden Netzwerke. Aus Netzwerken wurden Keiretsus bzw. Multinationals. Aus Multis wurden Megakons. Und aktuell werden aus Megakons IGs, Interessengemeinschaften.

Die Konzernkriege, vor allem aber die beiderseitige de-facto-Auslöschung von Militech und Arasaka, hat prägenden Einfluss auch auf die anderen großen Unternehmen gehabt. Vor der Erkenntnis, welche Unsummen auf Spionage und Spionageabehr, auf Sicherheits-Wettrüsten und Bezahlung einer Heerschar in höchstem Maße unzuverlässiger Freelancer (Cyberpunks) aufgewendet und völlig unproduktiv vernichtet werden, nutzten die Megakons die historische Chance der Highrider-Revolution, die Erdstaaten zu entmachten (bzw. diese wie im Fall der Incorporated States of America vollständig zu übernehmen), die letzten Kartellgrenzen niederzureißen und sich innerhalb ihres jeweiligen Marktes mit den jeweiligen Hauptwettbewerbern zu Interessengemeinschaften (Interest Groups, IGs) zusammenzuschließen.

Firmenübergreifende Absprache von Preisen, Lieferbedingungen und technischen Formaten und Standards hat es zu allen Zeiten gegeben. Im Orbit, außerhalb des Blicks, der Kontrolle und des Zugriffs durch irgend eine Art gewählter Instanz, haben die Megas diese Methodik professionalisiert und institutionalisiert.

Und die Cyberpunk Szene über Nacht trocken gelegt.

Nicht nur sind die Jobs des einen gegen das andere Unternehmen sehr viel seltener geworden (obgleich es diese natürlich weiterhin gibt), die Unternehmen sehen – in diesem Anbietermarkt – auch weniger Grund, überhaupt Externe zu beauftragen. Oder diese ordentlich zu bezahlen. Oder überhaupt. Dies tun sie nur dann, wenn sie sich deren Loyalität absolut sicher sind (in den 20ern haben einfach zu viele Punks die während eines Jobs gewonnenen Infos auch an Dritte weiterverkauft. Dies rächt sich jetzt bitter).
Vor die Wahl gestellt, weiterhin als Freelancer unter hohem Risiko (inkl. Verrat durch den Auftraggeber) und unter der Prämisse von injizierten Giftkapseln, Nanosprengstoffampullen oder kodierten LoyalitätsChips bei eher sinkenden Gewinnspannen und ohne Garantie des nächsten Jobs zu arbeiten oder aber die Attitude an den Nagel zu hängen und „den Morgan zu machen“ – also sich fest anheuern zu lassen – entscheiden sich die meisten für Letzteres.

Einige wenige versuchen, sich als Firma für Konzernsicherheit zu etablieren. Und teilen das Schicksal von „Edgerunner Inc.“, die wenige Jahre nach ihrem Start von einem größeren Unternehmen der Branche geschluckt und „restrukturiert“ wurden.

Es gibt natürlich keinerlei verlässliche Daten dazu, wie sich die Edge Scene seit 2020 entwickelt hat. Aus dem Bauch gesprochen sind wohl rund zwei Drittel corporate gegangen, vom verbliebenden Drittel sind etwa drei Viertel durch Alter und fehlende Updates ihrer Warez „ausgemustert worden“ (also verarmt oder im Ruhestand) und das verbleibende Viertel teilt sich erneut auf in jene, die weitermachen wie bisher und sich irgendwie durchschummeln, und jene, die ihre Attitude zum Terrorismus weiterentwickelt haben und einer bedauernswerten Schicht weltfremder Spinner und Nihilisten zuzurechnen sind, die sich zuweilen reichlich übertrieben als „CyberGuerilla“ bezeichnet.
Was diese Terroristen, Guerilleros und Revoluzzer dabei übersehen: 2035 ist keine Zeit des Umbruchs. Es ist im Gegenteil eine Zeit der zunehmenden Stasis. Der wachsenden Hoffnungslosigkeit. Eine Zeit, in der die technische Edge nur noch den Konzernen und deren Dienern zur Verfügung steht. In der auf Seiten der Konzernpolizei Vollcyborg-Spezialeinheiten und Agenten mit zielsuchenden Kugeln stehen gegen Punks, die so outgunned sind, dass ein Hochrüsten in Waffen und Cyberware angesichts des damit einhergehenden, rasant steigenden Risikos der Aufmerksamkeit und in Anbetracht der Kosten einfach keinen Sinn mehr macht. Die Normalos, Wage Slaves und anderen Dressierten feiert die neue Zeit als eine Zeit des Friedens, der Entkriminalisierung, der Sicherheit. Diejenigen, die es besser wissen (und es trotzdem nicht verdrängen) beweinen, den Kampf um die Zukunft verloren zu haben.

2035 haben die Kons gewonnen. Auf voller Breite.
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Anmerkung (bitte nicht als Spaßbremse verstehen):
CP2020 wird vom Games In Verlag neu aufgelegt. Es sollen auch einige Änderungen kommen. Von gewaltigen technologischen Neuerungen hat man aber nicht gesprochen.
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Anmerkung (bitte nicht als Spaßbremse verstehen):
CP2020 wird vom Games In Verlag neu aufgelegt. Es sollen auch einige Änderungen kommen. Von gewaltigen technologischen Neuerungen hat man aber nicht gesprochen.

Spaßbremsenalarm ^^
Nene du, ich hatte schon eine Woche der hellen Vorfreude auf das "bald" erscheinende Buch, bis ich gehört hab, das es schon ein Quartal schon bei Games-In so da stand. Mittlerweile ist das auch ca. 2 Jahre her.

Und auf E-Mails antworten die nicht ;)

Um nicht ganz offtopic zu werden.

Nice Work. Nur bindest du nun auch die Plaque(hab leider Cybergen nicht) mit ein, also mit Mutants?
 
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Und auf E-Mails antworten die nicht ;)
Auf meine eMail haben sie geantwortet. :p

Aber es stimmt, dass es schon vor Urzeiten "bald" angekündigt ist.



(Heimliche Stimme aus dem offtopic Bereich: Check "Transhuman Space" & "Ex Machina" Psst... hat keiner gesehen...Psst.)
 
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Hm, hattest du eine Geldspende mit eingesandt? :D

Ne, aber wenn sie schon ein erneuertes Setting machen, so wie Raben-AAS hier vorstellt, wäre es ein Kaufgrund und ein Grund die Bücher ein ganzes Jahr, als Geburstagsgeschenke im Freundeskreis zu verteilen ^^
 
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Hm, hattest du eine Geldspende mit eingesandt? :D
Nein. Sie haben einfach geantwortet.


Ne, aber wenn sie schon ein erneuertes Setting machen, so wie Raben-AAS hier vorstellt, wäre es ein Kaufgrund und ein Grund die Bücher ein ganzes Jahr, als Geburstagsgeschenke im Freundeskreis zu verteilen ^^
Wenn ich ehrlich sein soll... ich glaube eigentlich nicht daran. Dem eMail Text entnahm ich, dass nicht allzuviel geändert werden soll. Am Besten ist, sich keine Hoffnung zu machen. Aber wer weiß? Vielleicht werden wir ja überrascht!
Ansonsten kann ich nur empfehlen über den CP2020 Tellerrand zu gucken, ohne CP2020 abzuschreiben. Dafür ist es nämlich ein viel zu gutes Spiel.
 
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(Heimliche Stimme aus dem offtopic Bereich: Check "Transhuman Space" & "Ex Machina" Psst... hat keiner gesehen...Psst.)

Dir ist aber schon klar, dass mit GoO auch die Bezugsmöglichkeiten für Ex Macina schwirig bis unmöglich werden. (O.K., im Moment noch nicht, aber ich warte jetzt nur noch auf die ausdünnung des Marktes in dem Bereich.... und eine gewisse Festivität.)
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Nice Work. Nur bindest du nun auch die Plaque(hab leider Cybergen nicht) mit ein, also mit Mutants?

Sie sind nicht der Fokus des Spiels. Die Karbonseuche hat es definitiv gegeben, und es gab massig Tote und auch Mutationen (wobei ich mich wenn dann eher auf "Überlebende" konzentriere, die sonst eher was Ghul-mäßiges haben (zersetzte Haut, teilw. blind, silberner Eiter etc.)).

Dem Spielleiter stelle ich frei, wie CyberGen-mäßig er sein möchte. Das Setting selbst "verbietet" überlegende Mutanten nicht (wie könnte es das auch), aber sie sind eindeutig eine Minorität, die im Bewusstsein der Öffentlichkeit (sehr im Gegensatz zu etwaigen Spezialabteilungen) keine Rolle spielen.

Die einzige DEFINITIVE große Abweichung von CyberGen ist: Morgan Blackhand ist tot, tot, tot. Und der Rest der ganzen Hero-Baggage auch (gestorben im Zuge der Ereignisse des zweiten STORMFRONT Buches, wie dort dargelegt).

Überlebt haben können von den "High & Mighties" nur Spider Murphy, Alt Cunningham und Shaitan (letzterer als Alpha Class). Ebenfalls wie in STORMFRONT dargelegt sowie eventually Santiago (you didn't actually "see" him die).
 
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Och nö, wie schade, also keine Feuerball aus dem Hintern feuernde Trolle wie in SR, hrhr ^^

Zu den Mutationen würde ich sogar die Tabellen und Texte von Deep Space nehmen, wo Klartext gesprochen wird; "Du und dein Krebs.".

Aber das Setting als solches gefällt mir sehr gut.

[Nebenbei, kennst du den Film "Rollerball" als Original? Kleiner Auszug:
Es existieren nur 7 Konzerne, die sich die Welt eingeteilt haben und zur Belustigung der Mengen "Rollerball" einführten. Einer der Spieler wurde aber zu beliebt und seine Worte hatten zu viel Wiederhall, weshalb man überlegte ihn sterben zu lassen.]
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Danke für das liebe Lob.

"Rollerball" habe ich zwar mal gesehen, aber da war ich glaub ich 14-15 und hatte noch nicht den "Cyberpunk-Blick" ;) Insofern ist mir damals der Film etwas an der Seele vorbeigegangen.

Nachdem ich gestern aber "V for Vendetta" gesehen habe, kommt zumindest der noch in die Filmografie mit rein (wegen gezielt geschürter Angst vor Krankheiten und Unruhen als Hebel der Regierung/Konzerne, die Rechte einzuschränken).

AAS
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Nachdem ich gestern aber "V for Vendetta" gesehen habe, kommt zumindest der noch in die Filmografie mit rein (wegen gezielt geschürter Angst vor Krankheiten und Unruhen als Hebel der Regierung/Konzerne, die Rechte einzuschränken).

Aus gegebenem Anlass sozusagen ;) [Alarmstufen von grün bis rot und Angst vor Antrax, Briefbomben und dem Mann mit dem Turban.]

Rollerball hat selbst heute noch eine Aussagekraft die man sieht, natürlich etwas kleiner, aber doch passend. Man stelle sich 4 riesige Energieversorger vor, die sich ein Land so aufteilen, das sie nicht direkt mit einander konkurrieren und sich unterm Tisch Preise zu schieben.

Tjoar die Opec macht es legitim, irgend wie eine große Verarsche :D
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

So hier mal ein "thumbs up" von mir :respekt:

klingt recht interessant was du da vorhast...

Gruß

Marduk
 
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Okay, ein Text noch zum Wochenende:

Downtown NC Blues, 2035

„Ground Zero“ heißt das Bauloch, wo die Arasaka-Zwillingstürme von Night City einst standen. Nicht sehr kreativ, aber auch nicht unzutreffend. Die Bilder des Einsturzes waren sich mit Ausnahme von deren Ursache – 2001 waren es noch von islamistischen Terroristen gesteuerte Flugzeuge, heute haben wir uns zu einem (angeblich) in der Tiefgarage gezündeten Nuklear-Sprengsatz von Cyberterroristen bzw. einem (angeblich tatsächlichen) Angriff einer IS Kommandoeinheit auf den Bunker unter den Türmen weiterentwickelt – wirklich sehr ähnlich. Staubwolke. Geschrei. Tote. Medienrummel. Ein Millionen-Song. Merchandise. Movies. TV-Dramen. Preise für Regisseure, Darsteller, Sponsoren. Das ganze Programm.

Im Allgemeinen stehe ich dem Loch zwiespältig gegenüber. Heute schräg. Ich hocke in meinem Americar Scooter, blicke kurz ins rote Licht des silbernen, zylinderförmigen EBB Credscanners, bezahle per Retina meine Nachos und schicke den Straßenverkäufer seines Weges. Irgendwo hinter mir hupt es. Davon geht der Stau auch nicht schneller weg. Kostet den Hupenden aber 5 eb, wenn er es noch mal macht. Automatisch. Die Warnung dürfte ihm grade eingeblendet werden. Als Scrolltext unter dem TV-Fenster, das bei ihm – wie bei mir, wie bei allen, die kein Preboot-Car fahren – den größten Teil der Windschutzscheibe füllt. Während der Autopilot immer mal wieder schrittchenweise weiterfährt. Mein Scrollbalken warnt mich, dass Nachos nicht gut für mich sind. Aber da ich ja wenig Zeit habe, könne schon ein BioLife PowerBar™ mit Stoffwechselbooster helfen, überflüssige Pfunde erst gar nicht entstehen zu lassen. Eine Nachricht der Temple IG für BioTechnica. Macht das Leben lebenswert.

Ich lese die Werbung schon gar nicht mehr. Im ersten Jahr seit dem Reboot, dem großen Neustart der Wirtschaft und des Lebens nach der EMP Blockade der Orbitalen gegen die aufständischen ISA und dem Ende es Steinbrocken-Krieges, machte es mir noch ziemlich zu schaffen. All die personalisierte, direkt an mich gerichtete Werbung auf den Straßen von Downtown. All die Cams, Scanner und Sniffer, die man bisher nur aus den vornehmen CorpZones der Suburbs kannte. Und die jetzt, wo Night City Central selbst zur CorpZone geworden ist, auch mich erfassen, analysieren und den umliegenden Werbetafeln und Mobiles die für mich passende Botschaft zufiltern.

Ja, durch Downtown zu fahren hat sich definitiv geändert. Ich meine, hey, DT war nie ne schlechte Gegend, aber spätestens Nachts wurde nur zu offenbar, dass die Kontrolle durch die NCPD definitiv ihre Grenzen hatte. Jetzt schmeißt die CorpSec den Laden hier – eine zusammengelegte Truppe früher nach Firmen getrennter Konzernsicherheitskräfte, die häufiger gegeneinander als gegen Outsider und Punks kämpften. Well, nicht mehr. Die Quasi-Befriedung des Wettbewerbs untereinander hat auf Seiten der Corps ungeheure Manpower und Equipment freigestellt, das nun gepoolt und zum Schutz der Kon-Interessen eingesetzt werden kann. Pech, wenn man da den falschen Sponsor hat.
Mein Sponsor ist MallMart Platinum. Nichts Besonderes. Nichts, womit man in bevorzugte Corp Bereiche vorgelassen würde, gewiss nichts, was einem eine gute Stellung, die richtigen Freunde, die wichtigen Connections beschafft. Aber die Platinkarte dieses offenen, das heißt für jeden gegen einfache Bezahlung zugänglichen Sponsors zeigt zumindest, dass ich regelmäßig mein Abo zahle und somit „geschäftswürdig“ bin. Und das ist das Zauberwort der Nach-2030er.

Surrend setzt sich mein Scooter in Bewegung, verlässt den Stau Richtung Windham Arkologie, beschleunigt auf sagenhafte 25 mph, um sich ebenso surrend in den nächsten Stau einzufädeln. Manche Dinge ändern sich im Center eben nie.

Die Straße, in der ich jetzt voran schleiche, sieht pfuschneu aus. Ist es auch. In den letzten zwei Jahren wurde in Hochgeschwindigkeit das fortgesetzt, was MegaCon (eigentlich MCG, die Mega Construction Group) – der zentrale Baumulti der Megakons (man beachte das Wortspiel, ha, ha) – schon seit seiner Gründerzeit vorantrieb: Den Totalabriss des alten Night City und die Schaffung der revampten „Metropole der Zukunft“ – alles up to date.

Früher kannte ich hier mal ne nette, kleine Kneipe. Heute kenne ich hier gar nichts mehr, und wüsste auch nicht, was ich zwischen Modeboutiquen, MallMarts und antiseptisch designten Corporate Housing Blöcken zu suchen hätte. Scheiße, selbst die DataTerms kannst du vergessen.

Früher, das weiß ich noch, bin ich und die Jungs alle paar Tage mal aus der Zone ins Center gefahren, weil hier die DataTerms funktionierten und diese mit ihrem offenen Netzzugang eine super Infoquelle waren (von der Möglichkeit, über das PrivateNote™ System versteckte Nachrichten an Kontaktpersonen zu hinterlassen, mal ganz zu schweigen).

Heute gehört DataTerm zum Multi Stations Network (msn), und das wiederum gehört zu 100% Net54. Also gibt es nur noch Net54 Ware. Auch wenn man es ihr nicht ansieht (und Menüs mit Auswahl von über 300 News- und Unterhaltungs-Channels alleine für Amerika geben einem verdammt noch mal nicht das Gefühl, dass man gerade mit massiver Corp-Gehirnwäsche zugeballert wird. Aber erzählt das mal den Fans von verdeckten pseudo-lieberalen Net54 Stationen wie Pyrate1, Smash!, L33t, FreeVoice oder RebelYell-66). PrivateNote™ gibt es weiterhin. Zur Freude der Schnüffler der Law Enforcement Division (LEDiv), der Domestic Security Agency (DSA) und dem weiterhin gerade im Knotenpunkt NC extrem einflussreichen Center for Disease Control (CDC). NetWatch is everywhere. Die Company scannt, filtert, vergleicht, erstellt NutzerTäterProfile (NTPs bzw. USPs (UserSuspectProfiles)) – und schiebt verdächtige Daten an den jeweiligen ISA-Client oder den interessierten Orbital weiter.

Eben passiere ich einen Truck des Bureau of Relocation (BuReLoc). Auf dem weißen Lack glänzt der Claim im Sonnenlicht: „Building a place for America’s Homeless”. Dass die meisten jener Obdachlosen es gar nicht wären, wenn sie nicht von MegaCon aus ihren nun abgerissenen Wohnungen geworfen worden wären, erwähnt der Claim natürlich nicht. Überhaupt ist das BuReLoc der magische Zauberstab der Ordnungskräfte: Ob es um reale, eingebildete oder offiziell gemeldete (= durch das CDC oder eine andere ISA-Behörde behauptete) Risikoherde der Carbonseuche geht, um Grundstücksspekulation, Urbane Erneuerung oder Abschiebung von Unerwünschten – immer steht das BuReLoc mit Truck (und Gewehr) bei Fuß, das Problem – oft unter Polizeischutz – zu lösen. Was dann mit den Obdachlosen, Illegalen Einwanderern, Unerwünschten und angeblich Carbonkranken passiert? Das will keiner wissen. Ich auch nicht.

Ein Konzerncop blickt zu mir rüber. Ich grüße ihn. Nur keinen Stress in Central NC. Ich knabbere meine Nachos und flippe weiter durch die Kanäle. Checke ab und an die sich selbsttätig öffnenden und schließenden Pop-Ups neben dem TV Window, die mich auf für mich interessante Angebote und Infos der Gebäude, Shops und Malls hinweisen, an denen ich vorbei rolle. Ich entdecke einen Reisebag, der mir gefällt. Schiebe meine MallMart Platinum Karte in den Chipslot des Armaturenbretts, bezahle und geschlichene 15 Meter später legt ihn ein Shop Courier in meinen Kofferraum. Wieder Geld ausgegeben für was, das ich nicht wirklich brauche. Aber die Farbe passt (nicht zufällig) zu meinen neuen Boots, die ich mir vor drei Ecken hab reinreichen lassen.

Ich schalte um auf Handsteuerung. Das Lenkrad schnurrt mir entgegen und rastet mit sounddesigntem „Whump“ ein (eine kleine Melodie spielt dazu). Das TV-Window schließt sich, das letzte Pop-Up warnt mich, dass ab jetzt mein Versicherungsrating wechselt. Die gleiche Nachricht, rot umflammt, erhalte ich noch mal 200 m später, als ich durch den Checkpoint Richtung Outside fahre. Raus aus der Corpzone. „Keine Versicherung für Unfälle, Diebstahl und Beschädigung jenseits dieser Grenze“. Ich weiß.

Der Verkehr stirbt schlagartig. Ich gleite an Baustellen vorbei, dazwischen einzelne Wohnblocks, die in verschiedenen Stadien des Abbruchs sind. Zehn Blocks später bin ich raus aus dem Randbereich und im Outside Sektor, der ehemaligen Zone, an deren frühere Härte und Freiheit wenig erinnert außer den Schrottbergen des ganzen Elektro-Trashs, der durch den satellitengesteuerten EMP-Puls funktionslos wurde. Was ein Geschäft für die Elektroindustrie. Landesweite Verschrottung durchsengter Apparate, TV-Sets, Kühlschränke, Computer, Konsolen, Cyberware. Alles, was während der Blockade grade eingeschaltet war. Angeblich bekamen orbitalfreundliche Konzerne ein Pre-Warning.

Langsam füllen die Straßen hier draußen sich wieder. Nur die Autos sind andere. Alte Schrottmühlen im Nomaden-Stil, robust, unverwüstlich, die Art Karre, denen ein EMP nur die Batterie und ein paar Sicherungen und Servos zerschießen konnte – nichts, was ein Techie nicht wieder hinbekommen würde.

Die Straßen gehören noch immer den Gangs. Die aber backen kleine Brötchen, um nicht die Aufmerksamkeit der Cops – ja, des guten alten NCPD – auf sich zu ziehen. Von der CorpSec aus dem Zentrum vertrieben, haben die Cops ältere, zum Teil sogar aufgegebene Reviere übernommen. Ausgestattet mit Waffen, Fahrzeugen und Überwachungstechnik der vorigen Generation – dem abgelegten Kram der CorpSecs, sozusagen – sind die Cops heute trotzdem besser ausgestattet als je zuvor. Sehr im Gegensatz zu ihren Gegnern, die (EMP sei „Dank“) heutzutage kaum noch vercybert sind. Und deren Bewaffnung sich in Grenzen hält. Vor allem in der Öffentlichkeit.

Ein paar Hoodies stehen auf der Straße und machen vor meiner Karre dicht. Einer kommt an mein Fenster, der Kopf unter einer Kevlar-Kapuze, eine Sonnenbrille mit irgendwelchen Upgrades, Piercing an den Augenbrauen, stemmt die Hände in die Hüften, so dass sich seine Jacke teilt und ich die 9 mm in seinem Gürtel sehen kann. Bestimmt packen 1-2 seiner Jungs auch was Heftigeres. Egal. Ich will mich eh nicht zoffen. Stattdessen greife ich langsam in die Mittelkonsole, hole ein Bündel Scheine raus – Outside ist eh der einzige Ort, wo man Bargeld noch nimmt – ziehe nen Zwanni und geb ihn ihm. Er überlegt, ob er auf Stress machen und mehr fordern soll, checkt meine NeoJacks – Trodes, die ich mir nach dem ReBoot neu zulegen musste – und dazu mein zerfurchtes Gesicht und weiß, dass er es mit nem Old School Punk zu tun hat. „Taff Bones“, harte Knochen, wie man die paar von uns nennt, die noch im Outside abhängen und trotzdem nicht verhungert aussehen. Er grinst, nimmt das Geld, klopft mit der flachen Hand aufs Dach, sprayt sein Tag auf meine Haube (es wird sich durch in ihm enthaltene Naniten binnen 10 Stunden wieder auflösen) und schiebt ab.

Mit dem Tag auf der Haube bin ich safe vor weiteren Straßenabzockern dieser Gang und theoretisch dessen Tribes. Hängt davon ab, ob das System des Geldtransfers im Tribe funzt oder nicht. Wenn es funzt, geben die Gangs mit viel „Kundschaft“, also die mit Turf nahe der Corpzones und mit Durchgangsstraßen einen Anteil ihrer Beute an alliierte Gangs in ärmeren Gegenden ab. Dafür unterstützen die Gangs im „Hinterland“ ihre Genossen an der Front mit Manpower und Hardware, wenn es einen Turfkrieg mit einem benachbarten Tribe gibt oder die Cops mal wieder eine Razzia machen. Meist funzt die Mikroökonomie. Manchmal aber auch nicht. Hängt davon ab, wie alt der Tribe ist und wer ihn managed.

Im Falle der East-23rds, die zum Spook Tribe gehören, ist es ein Fixer namens The Esquire, der als verlässlich gilt. Zumindest was die Kontrolle seiner Jungs angeht. Allemal 20 wert. Gut angelegtes Cash.

Tatsächlich durchquere ich drei weitere Hoods der Spooks, ohne angemacht zu werden. Ich parke vorm R/Evolution, nicke dem Gangsta an der Ecke zu, ein Halbasiate, vielleicht von Hawaii, mit Flash-Tattoos an den Armen und einem Shirt aus Fleischer-Kette, höllisch schwer, dazu sündteure schneeweiße Kitaro Scaves (der lateste Turnschuh-Trend), und ich trete durch die bewusst verschmierte Glastür ins Halbdunkel des in der Hood schwer angesagten Clubs.

Wände und Decke sind mit Trash gestaltet. Gothic meets Giger. Die Kundschaft: schwer LoTek. Keine offene Cyberware. Ist gut gegen die Paranoia. Cyberware bedeutet CorpWare seit dem ´Boot. Speziell was größere Implantate oder ´Borgs angeht.
Eine in die Fußmatte eingearbeitete Waage gibt grünes Licht. Mein Gewicht ist normal. Menschlich. Auf einer kleinen Tanzfläche zur rechten zappeln ein paar Hedz – Musikjunkies, die sich ihre Lieblingsmucke direkt in Gehörimplantat oder Hirn spielen lassen. Und deren Bewegungen demzufolge nichts mit dem sanft wummernden Urban Groove zu tun haben, den die anderen Chiller im Club hören.

Ich treffe Mike – eigentlich MyKey – an der Theke. Sein Kopf ist rasiert – ist grade wieder mal in – sein Kinnbart sauber auf 3 cm gestutzt, der restliche Bart in ein kompliziertes Tribal rasiert (vielleicht ist es auch ein Implantat, ich weiß es nicht und es ist mir auch Wurst, ich will Business machen, nicht ihn poppen). Mikes Augen sind cybermäßig versilbert, aber das sind nur Haftschalen. Anti-Scans. Modell IDProtect, entwickelt eigentlich für Celebrities, die mal ungetraced shoppen gehen wollen. Die Augen lässt sich heute kaum noch einer rausnehmen. Ist auch irgendwie krank, wenn man so im Nachhinein drüber nachdenkt. Über einem Spandex-mäßig engen Top mit Cybercrime-Logo trägt er eine offene weiße Flakweste (Alessandro Danté, NY) mit Dutzenden aufgenähten Taschen, dazu schwarze Ra! Baggies mit rotem Hassflasher an der Seite und Nike™ Combat Sneaker mit düster violett leuchtender Sohle. Er hat nen Knopf im Ohr, Kirushi, ein sleekes schwarz-verschromtes Teil mit hastig pulsierender LED, und am Arm trägt er das dazu gehörige Slaveband, ein Handy-Armbanduhr-Computer-Notepad-Multi-Dingsbums, ohne das kaum jemand rumläuft heutzutage. Außer NeoLudditen und Technikskeptikern, natürlich. Ich gehöre zu Zweiteren. Schon der Straßenname „Sklavenband“ macht mich misstrauisch. Dass die Dinger so billig sind, trägt nicht zu meiner Beruhigung bei. Wer weiß, welche Nanotechnik inoffiziell in so nem Ding steckt. Oder welche SpyWare Goodies sich irgendwann nach dem Kauf unfreiwillig aus den Tausenden nützlicher Must-Have Daten runterladen.

MyKey sieht mich und stöpselt sich aus. Schön, dass es Leute gibt, die einen kennen. Wortlos reiche ich ihm eine verbeulte mehrschichtige Metalldose, wortlos legt er Slaveband und Earpiece hinein. Man kann heute nicht vorsichtig genug sein. Jetzt können wir reden. Ich weiß, dass Mike mich für einen Spinner hält. Sein Vortrag darüber, dass irgendwelche Nanosender ja ebenso gut in meinen oder seinen Klamotten sein könnten, der Typ neben uns an der Theke ein Spitzel sein oder ein Satellit mit Ultrascannern mich auf Schritt und Tritt tracen könnte haben mir ne Woche lang Paranoiaschübe und Alpträume eingebracht. Jetzt habe ich GoEasy™ Tranqpillen von Temple, ich ignoriere, dass er absolut Recht hat, ignoriere ebenfalls, dass ich mir gerade von nem Mega gefertigte, vermutlich süchtig machende Persönlichkeitsveränderer reingedübelt hab, und konzentriere meine Paranoia auf sein Slaveband. Das ist zwar weltfremd, aber so komm ich klar. Ich hab keine Lust zu cracken und irgendwann wild um mich zu ballern, weil ich befürchte mich bei nem Typen, der mich komisch ansieht, mit Hirn-Naniten anzustecken. Brauch ich nicht. ECHT nicht.

„Wie geht’s?“, fragt Mike. „Cryo“, sag ich und bestell mir erstmal nen Frozen Florida und nen Snippet, mein Start in den Abend. „Macht der Job?“ fragt Mike. Ich zucke die Schultern. Fühle mich noch immer schmutzig dabei, nen geregelten Paycheck zu haben, auch wenn’s von ner straßentauglichen Corp wie Stormcrows ist. Gut, dass es meinen Kollegen, selbst dem Typen, der mich angestellt hat, ähnlich geht. Die Stormcrows waren noch bis 2033 ein Nomadenrudel. Keine Ahnung von welcher Nation. Die ´Mad Nations sind eh Geschichte. Dann haben sie nen großen Baujob an Land gezogen, die EBM Enklave in Pacifica, dann wurde wegen irgend einem Scheiß nachverhandelt, Versicherungsänderungen beim Auftraggeber, da mussten sie ne Firma werden oder hätten den Job an MegaCon verloren. Jetzt sind sie ne Corp, und MegaCon steht alle Nase lang auf der Matte mit Beteiligungs- und Übernahme-Angeboten. Nicht um Männer und Material geht es in Wahrheit, nur um den EBM Job. Inzwischen ist die Stimmung am Kippen. Zu viele Unfälle, zu viele Lieferschwierigkeiten, Verzögerungen im Bauplan, dementsprechende Verzugszahlungen an den Bauherren, steigende Verpflichtungen, plötzlich unkooperative Banken, das ganze Zermürbungsprogramm. Ich und ein paar andere Ex-Punks arbeiten in der Sicherheit der Stormcrow Inc. In der Abwehr von Sabotage, Anschlägen und Extraktionen. Ein Fulltime Job. Der selten ein Happy End hat.
Das Gute ist: Man hat die Cops auf seiner Seite. Oder ich hab zumindest EINEN Cop auf meiner Seite. Wir haben uns über meine diversen Besuche auf dem Revier kennen gelernt, bei denen ich Anzeige gegen unbekannt im Auftrag der Crows erstattete. Er kann mir nicht helfen, bis ich was Solides in der Hand habe – und selbst dann wird das Verfahren vermutlich eingestellt – aber er fühlt wenigstens mit. Hat früher im Center gearbeitet. Regt sich auf über die CorpSecs, das Zweiklassen-Recht der ISA, die Orbitals, überhaupt alles. Wenn er nicht ne Familie hätte, würde er Guerilla gehen. Sagt er. Glaubt er vielleicht sogar. Und wer weiß, möglicher Weise stimmt’s.

Ich puste den Nebel von meinem Florida und nehme einen tiefen Zug. Downe den Snippet, genieße das cryo-kalte Feuer und lasse nachfüllen.

„Wie weit bist du mit der Okano-Sache?“ presse ich hervor, die Phantomhitze noch immer in der Kehle. Mike zuckt die Schultern: „So weit wie letztes Mal. Was erwartest du auch? Du willst nem schlafenden Tiger ins Arschloch gucken, ohne ihn zu wecken. Entweder ich gehe kleine Schritte und schleiche Kilometer weit um die Wahrheit herum – was bedeutet, ich scanne die Daten aus der Zeit, wo Okano bei Arasaka in Ungnade gefallen war, nach dem Klon-Desaster mit Norcross, als er bei DMS Night City als mieser kleiner Manager am sprichwörtlichen Fensterplatz saß, oder ich gehe an die Quellen ran, die enger am Puls sind. Und da sind die Chancen gut, auf ne Mine zu latschen.“
Ich weiß, dass er Recht hat. Aber ich weigere mich einmal mehr, die Niederlage gegen „die da oben“ zu schlucken. Erst Recht deshalb nicht, weil Okano SO weit oben – Orbital-oben meine ich – gar nicht ist. Nur eben verdammt nah dran. Wenn ihn keiner stoppt.
Scheiße, Arasaka sah schon mal am Ende aus. Saburo tot bei der Zerstörung der Zentrale, Kei und sein rebellischer Bruder, wie immer der nochmal hieß, tot beim Einsturz der Night City Türme, das Familienvermögen durch den sinnlosen Konzernkrieg gegen Militech irreparabel geschädigt, große Teile der Man- und Hardware vernichtet. Wenn die Arasaka Bank nicht wäre und das alte Netzwerk aus Kontakten in Fernost, wäre der Konzern beerdigt. So wie die von Militech, die jetzt unter dem Namen „American Militech“ alleine durch Waffenproduktionen für die IS Truppen weiterwurschteln.
Arasakas Geschichte würde sich nur fortsetzen, wenn ein männlicher Arasaka-Erbe auftauchen würde. Und den hatten gleich eine ganze Reihe Haie wie Okano vor, der letzten Erbin Saburo Arasakas in den sehr realen Schoß zu legen. Der Vorsitz eines Seiji Okano als Chef von Arasaka wäre vorübergehend. Nur, bis der Sohn die Geschäfte übernehmen kann. Aber in 20 Jahren kann viel passieren. Speziell dann, wenn man sich Okanos Geschichte und dessen exzellente Kontakte zur Klonbranche ansieht. Asuwahari plus Okano, Norcross plus Arasaka, dieser Rechnung zeichnet ein zu düsteres Szenario: Das eines geklonten, absolut loyalen Massen-Soldaten zur perfekten Kontrolle der Erde im Auftrag der Orbitalen und der IGs.

Dass ich überhaupt auf Okano aufmerksam wurde, war eher Zufall. Sein Name war mir durch die Berichte – mehr den Straßentalk, als es so was noch gab – im Zuge des Klonskandals noch irgendwie bekannt. Auf ihn aufmerksam wurde ich jetzt aber durch meine Arbeit für die Stormcrows (ja, gut, die Stormcrw Corporation), zu der u.a. das Durchleuchten von MegaCon und deren Vernetzung mit der Stadtverwaltung, dem Konzernrat und dem kleinen, aber speziell nach dem Ende der Arasaka-Türme ungewöhnlich einflussreichen „Night Club“, korrekter: der Night City Business IG.
Dem „Club“ nämlich gehört neben Kurosawa Kenzo, dem MegaCon Vorsitzenden, auch Okano an. Gelistet zunächst für DMS, dann – überraschend und sans commentaire – wieder für Arasaka, der Firma, die er noch unter Saburo feindlich zu übernehmen versuchte und die ihn – schon damals seltsamer Weise – nicht umbrachte, sondern zu DMS „versetzte“.


... Fortsetzung folgt ...
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Hallo Raben-AAS,

also ich halte deine Überlegungen zur Zeit nach 2020 für sehr stimmig.
Aber ich frage mich was für Figuren man spielt und wie die Abenteuer dann aussehen.
Ich sehe da drei Hauptströmungen.
Die Charaktere spielen Firmenpunks um eben an die coole Ausrüstung zu kommen. Das würde aber dazu führen das viele schöne Ansätze deines Settings ignoriert würden und man wieder Cyberpunk meet Mission Impossible & 007 spielen würde.
Die Charaktere spielen ausgebrannte Cyberpunks die sich plötzlich eine ganze Ebene tiefer in der Machthierachie wiederfinden und sich entsprechend umgestellt haben.
Die Charaktere spielen tatsächlich Gurillakämpfer oder Terroristen was aus meiner Sicht eine Ebene die ich bei Cyberpunk für wichtig halte vermissen läßt. Denn hier würden moralische Entscheidungen angesicht des Gegners wohl keine große Rolle mehr spielen.

Interessieren würde mich wie es mit dem organisiertem Verbrechen auf deinem Hintergrund aussieht. Wurden Yakuza, Triaden und die Mafia nur zu Handlangern der Konzerne?
Haben sie ein Gegenkartell gegründet und agieren jetzt wie ein besonders skrupelloser, selbst für Cyberpunkverhältnisse, Konzern?

Außer dem Weltraum sehe ich noch zwei mögliche Rückzugsmöglichkeiten für besonders privilegierte.
Da wären zunächst ein Mal Biosphären Diese wären ja eine logische Weiterentwicklung von bewachten Wohngegenden und Firmenarcologie. Man schafft sozusagen ein Minitraumland.
Auch Unterwasserprojekte sehe ich noch als Fluchtraum in einer streng überwachten und geregelten Gesellschaft. Es könnte sich ja vielleicht ursprünglich nur um besonders harte Massengefängnisse mit Zwangsarbeitern handeln, Sidney war ja ursprünglich auch eine Sträflingssiedlung. Ihr arbeitet nicht? Wir pumpen keine Luft nach unten. Mit der Zeit wurden dann Manganknollen, Methanhydrat und vereinzelnd noch anzutreffende Delikatessen wie Austern oder Tiefseefisch zu einem kleinen aber lukrativen Wirtschaftszweig. Weil kaum Gefahr besteht das sich soziale Abweichungen in die restliche Gesellschaft weiterverbreiten und man auf Experten angewiesen ist drückt man schon Mal ein Auge zu.
Auch neuere vollkommen autarke Ansiedlungen wären möglich.

Zudem würde ich aus deine Texte gerne zusammenkopieren um sie nichtkommerziel in meiner Cyberpunkrunde zu nutzen, sehr langfristig angedacht.

Gruß Jochen
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

Die Charaktere spielen Firmenpunks um eben an die coole Ausrüstung zu kommen. Das würde aber dazu führen das viele schöne Ansätze deines Settings ignoriert würden und man wieder Cyberpunk meet Mission Impossible & 007 spielen würde.
Die Charaktere spielen ausgebrannte Cyberpunks die sich plötzlich eine ganze Ebene tiefer in der Machthierachie wiederfinden und sich entsprechend umgestellt haben.
Die Charaktere spielen tatsächlich Gurillakämpfer oder Terroristen was aus meiner Sicht eine Ebene die ich bei Cyberpunk für wichtig halte vermissen läßt. Denn hier würden moralische Entscheidungen angesicht des Gegners wohl keine große Rolle mehr spielen.

Im Grundsatz hast du recht: Das sind die drei "Hauptströmungen".

Bei Strömung 1 würde ich als SL die Gruppe vor harte moralische Entscheidungen stellen. Ich scheiße sie mit HiTech, Luxus und guten Warez zu, aber sie müssen sich ihren Paycheck durch Verkauf ihrer Seele verdienen. Funzt natürlich nur, wenn du Spieler hast, die sich für Moral und Werte interessieren.

Strömung 2 wäre für mich das "Hauptszenario".

Und warum Strömung 3 keine ethischen Fragen aufwerfen soll, ist mir nicht ganz klar. Jeder Terrorist ist eines anderen Freiheitskämpfer, jeder Terrorist muss ethische Fragen abwägen, denn die Ethik und Moral sind ja in aller Regel jene Werte, wegen denen er zum Terroristen wurde. Verwechsle also nicht die aktuelle Anti-Terror-Propaganda, dass alle Terroristen Fanatiker sind, die ohne Rücksicht auf Verluste und das Leben Unschuldiger durch die Gegend bomben, mit der Wahrheit(tm). Gewiss treffen die Anti-Terror-Vorwürfe auf viele Terroristen zu (z.B. NSCs, mit denen die Guerilla-Punks zu tun bekommen könnten ("Lasst uns die New Harbor Mall mit Nervengas fluten") - ultimativ ginge es in diesem Szenario aber um den Tanz auf der Klinge zwischen "ineffektivem Protest" einerseits und "unmoralischem Terror" andererseits (mit anderen Worten: Es gibt feine UNterschiede zwischen Terroristen).

Interessieren würde mich wie es mit dem organisiertem Verbrechen auf deinem Hintergrund aussieht. Wurden Yakuza, Triaden und die Mafia nur zu Handlangern der Konzerne?
Haben sie ein Gegenkartell gegründet und agieren jetzt wie ein besonders skrupelloser, selbst für Cyberpunkverhältnisse, Konzern?

Das möchte ich nicht einheitlich beantworten (schon deshalb, weil meine Spieler hier ggf. mitlesen).

Generell muss man erinnern, dass die klassischen großen Gruppen des Organisierten Verbrechens schon immer als "Interessengemeinschaft" einzelner Clane und Familien organisiert waren. Ebenfalls muss man bedenken, dass die Orbitalen gerade zum Zeitpunkt ihrer "Revolution" (Hust) das echte Manko hatten, wenig Streitkräfte auf Groundside zu haben, die z.B. gezielt Anschläge auf ausgewählte Einzelziele durchführen (z.B. Politiker). Hier könnten das Organisierte Verbrechen ausgeholfen haben und dafür Sonderkonzessionen der Orbitalen erhalten haben, bestimmte, abgesteckte Gebiete "autonom" zu verwalten (quasi das alte organisierte Verbrechen der Erde als "Bodenverwalter" bestimmter Gebiete).

Umgekehrt wäre es auch denkbar, dass bestimmte, sehr traditionell orientierte Verbrechenskreise - z.B. die italienische Mafia - sich in Opposition zur Machtergreifung der Orbitalen und der Megakonnzerne bringt, und zwar völlig aus dem romantischen Gefühl von (per Definition "erdgebundenen") Nationalstolz. Die Folge wäre natürlich die medienwirksame Inszenierung von heroischen Polizei- bzw. Friedensdrachen-Einsätzen gegen "das organisierte Verbrechen" ("was die Staatsorgane der Erdnationen nie geschafft haben, schaffen jetzt die Sonderkommandos der neuen Bodenverwaltung!"). Die Mafia müsste sich reorganisieren, könnte somit auch einer der Helfer der Cyberguerilla werden.

Drittens habe ich in meiner Chronik damit gespielt, dass unter dem Eindruck massiver Polizei- bzw. Konsec-Einsätze gegen die Ganggebiete der NC Kampfzone die Gangs sich stärker zusammengeschlossen haben. Somit entstünde lokal in der Megastadt Night City ein neuer "Player" auf Verbrechensseite.

Nicht zuletzt: Es wäre auch denkbar, dass die Megakonzerne und die Highrider im Falle,m dass die erdgebundenen Verbrechensorganisationen als unkooperativ erweisen, SELBST ein neues "Syndicate" schaffen (konzernloyale Polizei beseitigt medienwirksam Mafia und Yakuza, im Schatten füllt das konzerngesponsorte Syndicate das Machtvakuum).

Auch Unterwasserprojekte sehe ich noch als Fluchtraum in einer streng überwachten und geregelten Gesellschaft.

Richtig. Und nicht zu vergessen: In einer Welt, in der stationäre Ziele durch Ortillery (Orbitallaser) gezielt weggeschossen werden können, sind altgediente Tiefsee-Installationen und "vewrgessene" Untersee-Bauten aus dem Vierten Konzernkrieg auch das optimale Versteck für die Cyberguerilla (wenn sie genug Unterseeboote hat).

AAS
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

cyberpunk ist tot
Night City, 2035. Der Steinbrockenkrieg ist zwei Jahre her. Zwei Jahre, seitdem die Erdregierungen zur Einsicht gezwungen wurden, den Orbit verloren zu haben. Und mit ihm: Die Kontrolle über ihr eigenes Land.
Die Erde ist abhängig vom Orbit. Unzählige Satelliten halten das weltweite Kommunikationsnetz aufrecht. Sonnenkollektoren und Mikrowellen-Beamer liefern fast die Hälfte der globalen Energieversorgung. Erhaben schwebende Sensorenplattformen erfassen Klimawandel, warnen vor Wetterkatastrophen und Erdbeben, beobachten das Leben auf der Erde. Und richten bei Bedarf eine der zahlreichen Waffenplattformen zielgerichtet auf jede Bedrohung der Autonomie der Orbitalen. Lange, bevor irgend ein Raumshuttle oder eine Rakete den Flug zum Orbit auch nur halb absolviert hat.
In der neuen Ära der Dominanz des Himmels über die Erde haben die Megakonzerne neue Wege gefunden, den rechtsfreien Wirtschaftsraum im Orbit zu ihren Gunsten zu gestalten. Zusammengeschlossen zu Interessengemeinschaften, diktieren die Megakons Politik, Recht und Gesetz auf Erden. Und im Besonderen in den Incorporated States of America, wo Präsident Windham eben das Ende der Dekaden der Straßengewalt feiern lässt.
Wo einst verfallene Sprawls die großen Städte verunzierten, erheben sich nun Baukräne. Altes wird niedergerrissen und durch neue, konzerneigene Viertel – moderne Mischungen aus Mall und Mietkaserne – ersetzt. Sensoren registrieren und lokalisieren automatisch Schussgeräusche. Konzernbürger tragen Armbänder, um Verdächtiges melden zu können – und erhalten Belohnungen, wenn Ihr Hinweis solide ist. Das Leben verläuft geordnet. Überwacht. Sorgenfrei vor dem Terror der Gewalt, der die Innenstädte Amerikas noch vor wenigen Jahren heimsuchte. Und die Bürger atmen auf.
Natürlich ist der Preis für die Sicherheit hoch. Deine Wohnung gehört dem Konzern. Die Miete wird automatisch vom Gehalt abgezogen. Und die Konzernsicherheit hat freien Zutritt zu jedem Raum der Konzernstadt. Dein Telefon- und Mailverkehr wird überwacht. Jede Bewegung im Globalen Elektronischen Netz (GEN) registriert und gespeichert. Aber da du ja nicht kriminell bist, hast du auch nichts zu verbergen. Sensoren im Urinal messen deine Körperwerte. Vermerken Drogenkonsum. Rufen Arzt oder Arbeitgeber. Zu deineer Sicherheit. Auf dem Weg zur Arbeit wird deine DNA dreimal geecheckt. Beiläufig. Durch Tastendruck. Und deine Kinder – wenn denn dein Antrag auf Nachwuchs bewilligt wurde und du die benötigten Freistellungstage zusammensparen konntest – leben mehr im Konzernhort als zu Hause.
Ja, der Preis ist hoch. Aber er wird bezahlt. Denn früher war alles Schlimmer. Durch kybernetische Implantate hirn- und nervenkranke Gewalttäter machten die Straßen unsicher. Terroristen überfielen Konzernenklaven, ermordeten Angestellte, entführten deren Familien. Und die korrupten Politiker waren machtlos und unwillens, der ausufernden Gewalt Einhalt zu gebieten.
Heute lebt nur noch eine MInderheit außerhalb der Konzernzone. Und auch diese wird im Laufe kommender Jahre verschwinden. Außerhalb der Städte wurden die Weiten des Landes mit ihren verfallenen Geisterstädten und den nomadisierenden Banden an Motorrockern ausgelöscht. Nutzflächen angelegt. Umzäunt. Bewacht. Und von den AgriCorps in Boden zur Nährung der Hungernden verwandelt. Die Waffengesetze wurden verschärft. Cyborgs zum Screening gezwungen, in Konzerndienst übernommen, einer Therapie oder dem Rückbau zugeführt. Medienpiraten wurden reintegriert. Schock-Rocker aus den Playlists der Stationen gebannt. Und Heimatlose erhalten in den Umschulungszentren des Bureau of Relocation (BuReLoc) eine neue Chance für Ihre Zukunft.

Die Welt ist befreit von der Terrorbewegung des Cyberpunk.
 
AW: Cyberpunk RELOADED 2.0.3.5.

leben und sterben in 2035

2035 ist eine Zeit des abklingenden Chaos. Nach einer Ära des Wandels und der damit einhergehenden Angst, ist das Bedürfnis nach Ruhe, Ordnung und Führung zum wichtigsten Aspekt öffentlichen Denkens und Handelns geworden. Nachdem die demokratische Ordnung sich als unfähig erwiesen hat, die Bevölkerung vor Technoschock, Carbonseuche, Konzernkrieg, Cyber-Irren und Gang-Gewalt zu schützen, hat die Bevölkerung die Umkehr des amerikanischen Rechtssystems und der Weltordnung weitgehend willens über sich ergehen lassen. Der Wandel der letzten Jahre hat dabei einige Phänomene und neue Klassen hervorgebracht, die hier kurz erläutert werden sollen.

Die Highrider
Jene Fraktion, die formell den Steinbrockenkrieg eröffnete, sind die so genannten Highrider. Bei ihnen handelt es sich um die erwachsen gewordenen Kinder jener Arbeiter, die – meist zu Hungerlöhnen und unter katastrophalen Bedingungen – im sklavischen Dienst für Erdregierungen und -konzerne jene Orbital- und Offworld-Kolonien schufen, von denen die Weltwirtschaft heute zu großen Teilen abhängig ist. Gewiss wäre es den Highridern unmöglich gewesen, die Unabhängigkeit des Orbits und der Kolonien zu erstreiten, hätten sie dabei nicht Hilfe von Groundside gehabt. Und zwar von den Megakons, die in der Schaffung eines von jeder Erdregierung freien „über-globalen“ Handelsraumes enorm zu profitieren hofften.

Olympus IG
Kern der Highrider-Revolte waren jene Unternehmen, deren Hauptwirtschaftszweck die Errrichtung und der Betrieb orbitaler Installationen ist. Und die demzufolge natürlich auch hauptsächlich Highrider beschäftigen. Aus den Absprachen der Highrider-Konzerner solcher Unternehmen wie Orbital Air, aber auch staatlicher Akteure wie der European Space Agency (ESA) entstand der erste konzernübergreifende Interessen-Verband im neuen, orbitalen Wirtschaftsraum: Die Celestial IG. Hatte diese im Steinbrockenkrieg noch sowohl zivile als auch militärische Aufgaben zur Befreiung des Orbits zu bewwerkstelligen, hat sie sich inzwischen zur Olympus IG umfirmiert und damit die PR-mäßig sprochwörtliche weiße Weste angezogen. Heute ist Avalon der zentrale orbitale Dienstleister, der den anderen Orbitalen IGs das ungehinderte Wirtschaften ermöglicht.

Die Orbitalen
2035 sind gut die Hälfte der Industrien und Wirtschaftsbereiche in IGs organisiert. Das ist an sich nichts besonders Neues, hat aber mit der Highrider-Revolution und der Schaffung der Avalon IG eine nneue Qualität bekommen: Während früher Megakons desselben Wirtschaftssektors meist die schärfsten Konkurrenten waren und lediglich Repräsentanten in einer gemeinsamen Lobby unterhielten, haben die Megakons heute ihre Interessen wahrhaft miteinander verbunden und damit letztlich den Prozess der Zentralisierung und Ballung von Macht fortgesetzt: Ebenso, wie in den 1990ern aus einzelnen Großunternehmen anonyme Konglomerate und schließlich Megakonzerne wurden, haben sich nun mehrere Megakonzerne zu IGs als neuer wirtschaftlicher „Supermacht“ zusammengeschlossen. Vereint zu einer einzigen Stimme, die de facto ihren jeweiligen Wirtschaftsbereich vollständig dominiert, haben die Megakons (bzw. deren IGs) einen Hebel entwickelt, weltweit jede Regierung nach Belieben zum Einlenken zu bewegen oder sie hinwegzufegen.
Die Orbitalen IGs
Name Wichtigste Branche(n) Namhafte Mitglieder (Auswahl)
Olympus IG Raumfahrt, Offworld Services Orbital Air, ESA, Terra Nova, Global Electric, Utopian
Avalon IG Pharma, Chemie, Genetik Biotechnica, Norcross,
World Trade IG Banken, Versicherungen EBB,
Dawn-Keseko IG Energiewirtschaft
NutriLife IG Nahrungsmittel, AgriCorps Good Earth Foods (Petrochem),
Daedalus IG Hardware, Software, Implantate
Otaku IG Web Services, Medien Global Net Services, WNS, Net54,
Babylon IG Baubranche, Großprojekte Mega Construction Group
Janars IG Sicherheit, Datenerfassung CRSC Central Registry Service Corp, Netwatch, Infocomp

Militech und Arasaka
Zwei Megakons kommt bei der Entstehung der IGs eine besondere Bedeutung zu: Militech und Arasaka. Diese Giganten des Sicherheitsmarktes demonstrierten wie es deutlicher nicht möglich wäre im Vierten Konzernkrieg, warum moderne Megakonzerne sich einen Konzernkrieg nicht länger leisten können. Unter dem Diktat des wirtschaftlichen Nutzens für alle Beteiligten konnte es zur Bildung größerer Interressenverbände überhaupt keine Alternative geben. Die dummdreiste Art, durch wechselseitige Vernichtung von Firmeneigentum – inklusive Angestellten – letztlich egoistische Ziele der CEOs zu verfolgen, war mit Saburo Arasakas Tod und Lundees Reaktivierung zum General der ISA Streitkräfte ein Relikt der Vergangenheit geworden. Angesichts des Schadens, den diese beiden Senioren der Weltwirtschaft und dem Ansehen der großen Konzerne zugefügt hatten, musste die Art des aggressiven Wirtschaftens wie zu den Black Ops Zeiten der 2010er-2025er abgeschafft werden. Der finanzielle Ruin beider Unternehmensriesen ist ebenso wie die Krater auf den Standorten der Arasaka Türme ein lebendiges Mahnmal geworden.

Die neue Weltordnung
Trotz aller globalen Dominanz der Orbitalen: Es gibt weiterhin Nationen, Politiker, staatliche Behörden auf Erden. Und zwar vor allem deshalb, weil die Übernahme der kompletten finanziellen Verantwortung für sämtliche Aspekte einer Nation ein Verlustgeschäft, ein Fass ohne Boden ist (wie die Staatsverschuldung eindrucksvoll beweist). DIe Megakonzerne bevorzugen es, sich die Rosinen aus dem Kuchen zu picken, beste Lagen für sich und die eigenen Enklaven und CorpZonen zu reklamieren und die Sorge um jene, die dabei auf der Strecke bleiben, den Behörden und der Politik zu überlassen. Ehe nicht jeder Arbeitslose, Asoziale und Obdachlose einen freien Virtual Vicky oder Nu!Life Zugang hat, bieten Nationalitäten und Nationen auch ein wertvolles Identifizierungsmerkmal. Etwas, was die Massen ruhig – oder zumindest beschäftigt hält. Die Spezies des Politikers ist damit ganz zufrieden. Zwar kann sich keiner jener Staatslenker noch der behaglichen Illusion hingeben, „der mächtigste Mann der Erde“ (oder seiner Nation) zu sein – aber ein gutes, durch IG-Geld gefülltes Konto und ein späterer Pensionstransfer in ein Orbitalhabitat inklusive Anspruch auf einen jungen Klon als Zweitkörper lassen darüber hinwegsehen.

Die Vergesellschafteten Staaten von Amerika
Trotzdem die ISA gemeinsam mit Europa zu den Kräften gehörten, die der Revolte der Highrider Paroli bieten wollten (und daher am Härtesten durch Steinbrockenbeschuss, Flutwellen und EMP-Impulse der Mikrowellen-Energiesender betroffen wurden) hat Amerika insgesamt von der Unabhängigkeit des Orbits profitiert. Grund hierfür ist, dass Präsident Windham schon zuvor eine extrem unternehmsfreundliche Verwaltung geschaffen hatte, die nach dem Sieg der Großkonzerne ausgesprochen flüssig zum Tagesgeschäft übergehen konnte. Europa, dem gegenüber, hatte in den vergangenen 10-20 Jahren getragen von der Erstarkung der Europäischen Idee vermehrt auf politische Beschränkung der Megakon-„Heuschrecken“ gesetzt. Und auch heute ist der Unwillen der Bevölkerung, sich dem Diktat des Orbits zu beugen, etwa in Frankreich, Italien und Großbritannien wesentlich stärker als im bereits reichlich „gleichgeschalteten“ Amerika. Auch wenn die ISA de facto Befehlsempfänger der Orbitalen sind wie jede andere Nation auch, hat Präsident Windham somit doch eine positive Entwicklung für Amerika vorführen können. „Wir sind wieder wer!“ ist das beherrschende Gefühl der amerikanischen Patrioten, die allemal lieber von amerikanischen Firmen im Orbit abhängig sind als von europäischen Politikern.

Die Zentralregistratur (Central Registry)
Eine der erten Maßnahmen der Himmlischen nach Übernahme der Macht auf Erden war die Schaffung einer zentralen Datei zur Erfassung aller Erdenbürger. Während der offizielle Grund der Einführung jener Zentralregistratur in der effizienteren Bekämpfung moderner Kriminalität und der Zerschlagung des organisierten Verbrechens lag, liegt das Hauptinteresse der Unternehmen allerdings in der Zusammenführung der verschiedensten Datenbanken mit dem Ziel, den „gläsernen Konsumenten“ zu schaffen. Der dahinterstehende Gedanke ist einfach: Ist ein Mensch komplett erfasst hinsichtlich seiner Kapazitäten, Neigungen, seinem finanziellen Hintergrund, seiner Berufsgeschichte, seiner Hobbies, seiner bevorzugten Orte (Online wie Offline) und seiner Routinen, können Unternehmen
1. diesem zielgerichtet jene Werbung zukommen lassen, die ihn auch ansprechen wird
2. gezielt jene Arbeitnehmer ansprechen, deren Fähigkeiten optimal die Bedürfnisse des Unternehmens abdecken
3. perfekte Verlässlichkeit betreffs Kreditfragen erteilen
4. neue Möglichkeiten zum sozialen Konditionieren schaffen (vergleichbar mit dem Prinzip, Personen positiv, neutral oder negativ zu bewerten und Methoden in Aussicht zu stellen, mehr positive Votes zu generieren und damit Vorteile zu erringen)
5. tatsächlich Verbrecher und Konzernfeindliche (Cyberpunks) schneller zu identifizieren, sie mit früheren Straftaten in Verbindung zu bringen und effektiver „erledigen“ zu können.
Die Zentralregistratur ist präzise dies: Ein gigantischer Datenspeicher, von mehreren AIs gemanaged, der Personendaten (DNA-Samples, Fingerabdrücke, Retina-Prints) und Nutzerprofile (Shopping-Geschichte, Verzeichnis aller je besuchten Webseiten, verwendete Suchbegriffe in Browsern, Kreditgeschichte, abgegebene Stimmen bei Wahlen, ausgefilterte Blog- und Fotenbeiträge, private Fotos) poolt und in einzelnen Files (sog. „Schatten“ oder auch „Morror Man“) vereint. Das Hauptproblem der CR ist dabei ihre Offenheit und die für ihre Arbeit notwendige Zugänglichkeit für abertausende Inputquellen weltweit – von denen nicht alle optimal gemanaged und gesichert sind. Aus diesem Grunde werden Veränderungen an Files getagged (ähnlich wie bei wikipedia) und jeder Veränderung ein „Flag“ zugewiesen (sprich: Es wird die Verlässlichkeit der Quelle markiert oder im Idealfall der verändernde Mitarbeiter direkt verlinkt). Außerdem werden Nonstop Backups gezogen (ein kompletter Registry-Durchlauf braucht aktuell etwa 13 Tage) und in einem Datentresor verwahrt. Kommen neue Backups dazu, werden diese von der AI des Tresors abgeglichen und verdächtige Abweichungen den Operatoren gemeldet. Das macht die Arbeit von Schuhmachern nicht gänzlich unmöglich, aber erheblich schwerer (und teurer) als früher.

IdentiCards und Sponsoren
Jeder Mensch hat ein, oft sogar mehrere Files in der Registratur, wobei nicht alle Files bereits miteinander verknüpft sind. Loggt sich jemand etwa unter dem Usernamen „tweety“ ein, wird zwar ein File zur ID tweety erstellt und dessen Verhalten als Nutzer-, Konsumenten- und ggf. Täterprofil erfasst, erst aber wenn jemad diesen tweety als „Richard Harris“ identifiziert, werden beide Datensätze zu einem File vereint. Der klassische Cyberpunk, der versucht, jeder behördlichen Registrierung zu entgehen, hat somit in jedem Fall ebenfalls Einträge in der Registratur (und sei es als anhand forensischer Spuren an einem Tatort „gesuchter Täter NC-1544675-F“) – wichtig ist aber, die Verknüpfung der einzelne Datensätze zum Punk – und hier besonders: seinem DNA Profil als am Schwersten zu fälschendes Persönlichkeitsmerkmal – zu vermeiden.
Zum Leidwesen jedes Punks hat die Nichtexistenz eines geschlossenen und überzeugenden Schattens mit vollständigem Lebenslauf, normalen Gewohnheiten und kreditwürdigem Verhalten einen großen Nachteil: Nämlich, von den Annehmlichkeiten des modernen Lebens ausgeschlossen zu sein. Jedem Schatten (Profil) wird eine ID-Level zugewiesen, die Auskunft über dessen sozialen Stand und Vertrauenswürdigkeit „auf einen Blick“ gibt. Für präzise diese Glaubwürdigkeit ist die Wahl des Sponsors entscheidend.
Der klassische Arbeitnehmer muss sich keine Sorgen machen, einen Sponsor aufzutreiben: Das Unternehmen, für das er tätig ist, ist meist automatisch auch sein Sponsor. Von der Größe des Sponsors und dessen Bewertung seines Mitarbeiters hängt dann meist ab, welche Rechte und welcher Kreditrahmen mit der IdentiCard (und der ID selbst) verknüpft sind.
Hat jemand das Unglück, keinen Sponsor zu haben – was nicht nur auf Illegale, sondern auch etwa auf Künstler und kleinere Selbständige zutrifft – hat derjenige die Wahl, ein großes, angesehenes Unternehmen dafür zu bezahlen, dass es sich als Sponsor zur Verfügung stellt. Der Sponsor bürgt somit für die Verlässlichkeit des Users und bekommt dafür Geld, durch das er auch etwaige Regressforderungen Dritter bestreitet (eine Art Versicherungssystem) – der Gesponsorte umgekehrt dokumentiert über die regelmäßige Zahlung seines Sponsoring-Beitrages und natürlich dadurch, die Anforderungen des Sponsors erfüllt zu haben, dass er kreditwürdig und verlässlich ist. Eine Win-Win-Situation für Sponsor und Gesponsorten.

Ausgewählte IdentiCards
IdentiCards unterscheiden sich nach Stufe (Level) und danach, welche Personenmerkmale direkt auf der Karte gespeichert sind (und demzufolge bei Erteilung der Karte in jedem Fall Eingang in die Registry finden).
S Signature Unterschrift
F Fingerprint Fingerabdruck
H Handprint Handabdruck
R Retinaprint Retina-Abdruck
V Voiceprint Stimmabdruck
G Geneprint DNA-Profil
Außerdem gehört zum Profil einer Karte, wie teuer diese ggf. im Monat ist, sowie die Schwierigkeit, eine solche zu fälschen, und ggf. die Abweichung der Stufe (level) aufgrund des relativen Ansehens des Sposors (Eine Budgetarian-Karte [lev1] mit Rating +1 hätte die gleiche Glaubwürdigkeit/Ansehen wie eine Entrepeneur Karte [lev2] mit Rating 0].
Das Format der im Folgenden geschilderten Karten ist demzufolge:
[Name] – [Personenmerkmale] – [mtl. Kosten] – [Fälschungs-Schwierigkeit/Reputationsbonus]
Es ist absolut möglich, mehrere IdentiCards zu besitzen, und tatsächlich haben die meisten Normalbürger 2-3 verschiedene IdentiCards, um an die jew. an die Karte geknüpften Vorteile zu kommen (z.B. Rabatte beim Erwerb von Leistungen des Sponsors, Zugang zu Sponsoren-eigenen Fitnessclubs oder Freizeiteinrichtungen etc.)

[lev0] Zeroes
Personen ohne IdentiCard und ohne irgend eine Art von Akte/SIN in der Central Registry werden als Zero bezeichnet. Zeros sind nicht geschäftswürdig und damit von sämtlichen Bequemlichkeiten des modernen Lebens ausgeschlossen, es sei denn, sie beschaffen sich diese über einen Fixer mit ID oder mit Zugang zu einer Quelle mit ID. Zeros ist auch der Zugang zur Konzernzone verboten. Wer in der Konzernzone ohne ID angetroffen wird, von dem wird eine Genprobe genommen, die mit der CR abgeglichen wird. Findet sich dort kein Eintrag, wird ein solcher angelegt. Da mit diesem Eintrag keine Kredit- oder Berufsgeschichte verknüpft ist, wird der Zero automatisch zum Criminal erklärt und der Polizei betreffende Rückmeldung gemacht.

[lev1] Criminals
Wer in der Welt von 2035 sein Leben bestreitet, ohne eine reguläre ID gleich welcher Art zu haben, muss ein Verbrecher sein, einfach weil er per Definition keine legale Möglichkeit hat, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach dieser Philosophie werden alle bei der Central Registry angefragten DNA-Profile, zu denen es noch keinenn Eintrag gibt, als Criminal eingetragen. Ihr etwaiger Besitz wird als Diebesgut betrachtet und ein betreffendes Verfahren eingeleitet. Auch werden verurteilte Verbrecher natürlich zum Criminal erklärt. Wer Criminal ist, erhält über die Polizei eine schwarze ID Karte, die er immer mit sich zu führen und Ordnungskräften vorzuzeigen hat. Über eine rechtskräftige Verurteilung wird stets auch der Sponsor informiert, was in aller Regel dazu führt, dass andere ID Karten invalide werden.
Black ID – G – 0 eb – [25/0]

[lev2] Budgetarians
Die einfachste (und am wenigsten angesehene) Form von IdentiCards sind so genannte Basic oder Budget IDs. Jeder kann eine solche Karte erwerben, solange er sie (regelmäßig) bezahlen kann. Durch Erwerb dieses ID Abonemments dokumentiert der Besitzer seine grundsätzliche Kreditwürdigkeit (immerhin kann er regelmäßig bezahlen, wie auch immer). Budget IDs werden von zahllosen Unternehmen angeboten. Es gibt ID Karten von Bücherclubs, Tankstellen, gemeinnützigen Organisationen, Parteien, Supermärkten, Kliniken. Jedes Unternehmen, das ID Karten herausgibt, ist bei der Central Registry eingetragen und gewährt dieser freien Zugriff auf alle Daten. Häufig sind mit der ID Konsumentenprofile (Liste der Einkäufe und Transaktions-Orte) und einzelne Kennzeichen (mindestens Unterschrift, meist Fingerabdruck, selten Retinaprint) fest verknüpft.
0 MegaMart Basic – S – 20 eb – [20/-1]
1 TechShack Customer Card – S
2 CHOOH4U Travellers ID – S,F
3 Entertainment Club – S, F
4 DataTerm Subscription ID – S
5 Diners Gold Card – S, R
6 MegaCon Resident ID – S, F, R - [Miete] – [30/0] Mit den Wohnprojekten der MegaCon Group verfügt Night City über eine lokale „CorpZone“ der besonderen Art, denn diese wird nicht (nur) von Angestellten des Baumultis bevölkert. Stattdessen gilt jeder Bewohner eines MegaCon Appartments als „Teil des Unternehmens“, erhält eine interne Sicherheitsklassifizierung und eine IdentiCard. Anders als andere Budgetkarten ist die MegaCon Resident ID nicht frei erwerbbarr, sondern immer an die Einmietung in einem MegaCon Objekt gebunden.
7 AA Platinum (AA = ArcadeArcade) – F – 100 eb – [18/-1] 50 eb der monatlichen Kosten dieser Karte werden in ArcadeArcade Tokens gutgeschrieben und können in jeder ArcadeArcade „vergespielt“ werden.
8 WNS Business Club ID – R, G
9 Windham Supporters ID – G – 300 eb – [15/+1] Die monatlichen Kosten der WSID kommen direkt dem Wahlkampffond von ISA Präsident Windham zugute. Obglleich die meisten Punks sich lieber entleiben lassen würde, ehe sie diese Karte nutzen, hat sie ihre Vorteile, da Vertreter der Staatsorgane mit einem registrierten Wahlunterstützer des Präsidenten i. A. sanfter umgehen und das Wahlkampfkomitee des Präsidenten, das auch die IDs verwaltet, weniger gut gesichert arbeitet.

[lev3] Entrepeneurs
0-2 NCBR ID Night City Business Registry
3 All American Business Club
4-7 ISA Tax Payers Card
8 ISA Health Card
9-0 GEN ID Global Entrepeneurs Network

[lev4] Employees
0 Workers Union Card
1 Blue Collar ID
2 [Sponsor] BlueCard
3 Basic Blue
4 WNS Basic Employee ID
5 Harbor Mall Residents ID
6 Night City Business Associations ID
7 Infocomp Grey Card
8 NC Medical Staff ID
9 West Coast Union Card

[lev5] Managers

[lev6] Executives

[lev7] GLA (Ground Level Administrators)

[lev8] Up Links


[lev9] Orbitals

Orbitals – im Weltall wohnende und/oder arbeitende Personen (außer den untersten Arbeitern und den Quasi-Sklaven der Mond- und Marsminen) – besitzen und benötigen keine ID Karten. Jeder ID Scan gleich welchen Merkmals, vor allem aber jeder DNA Scan identifiziert die Person sofort als orbitalen Bürger. Ämtern und Dienststellen auf Groundside werden grundsätzlich keine weiteren Informationen über den Orbitalbürger oder dessen Arbeitgeber angezeigt. Es erscheint einfach ein goldenes Logo, und weitere Fragen haben sich erledigt.
0-9 Orbital ID – all – NA – [40/0]

[lev10] God

Die zehnte Sicherheitsstufe ist nur eine Legende. Eine spekulativ existente, „SuperUser“ Karte für den oder die Chef-Administratoren der Registry oder Vorsitzende der Olympus IG. Sollte diese Stufe existieren, ist es vollkommen ausgeschlossen, dass diese gefälscht werden kann.



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