AW: Cthulhu ohne Frank Heller
@Leronoth:
Ja: it´s a feature... Du hast mich schon richtig verstanden... Es geht um den Mythos, der unklar bleibt und dem Charakter ein unverständliches Rätsel aufgibt, was es auch auszuspielen gilt. Das ist ja grad der Reiz: ich spiele einen "Normalo", der vor das Undenkbare gestellt wird.
Und Ja: Natürlich muss ein Spieler und speziell der Spielleiter sich in den 20ern wohlfühlen und sich interessieren und Hintergrund haben. Denn nur dann weiß er um so mehr, wie eben untrocken die 20er waren und wie spannend und wie sehr die Leute zwischen 2 Weltkriegen sich neu zu finden suchten und auch ungeahnte Freiheiten sich nehmen konnten.
Und Nein: "faustisch" meine ich im klassischen Sinne, nicht im Lächerlichen. Wenn Dein Charakter beginnt, Verrücktes zu tun um vielleicht Dinge zu erreichen von Wesenheiten und Sphären, die vermeintlich größer sind, um es so zu konkretisieren.
Und Nein, mit faustisch meine ich nicht unbedingt nur "faustisch-deutsch", was ja auch verstanden werden könnte.
Und Ja: In obigen Texten wurde dem System indirekt unterstellt, aufgrund seiner veralteten SW-Optik seien die Bücher und die Handouts eben nicht so schön, wie sie sein müssten, um ein attraktives Rollenspiel zu sein.
@Jack und alle Interessierten an einer Rollenspieler-Lebensgeschichte:
Ich muss mich entschuldigen, wenn ich mit meiner flapsigen, durch einen Smiley angedeuteten augenzwinkernden Art versucht habe, ein wenig Deinen nicht wirklich immer wertfreien Äußerungen etwas nicht zu Ernstes entgegenzusetzen.
Vielleicht zum Hintergrund, dann wird mein Spruch vielleicht deutlich ebenso wie meine Cthulhu-Verbundenheit... und nochmal > ich will kein DSA vs. Cthulhu. Mir ist bewußt, dass das erste D&D nun einmal auch Fantasy war. Aber zu meiner rollenspielerischen Lebensgeschichte:
Es war einmal... Ich habe 3 mal ernsthaft in meinem Leben mich in DSA Runden zu begeben versucht. Einmal - nicht lachen, deswegen darf ich das auch so oben benennen - in oder vor meiner Pubertät muß es gewesen sein. DSA war grad erschienen, vielleicht 1-2 Jahre alt. Und was draus wurde war kurz interessant, aber schlief schnell ein; so fesselnd war es nicht. Beim 2. Mal kam ich in eine Runde, es war in meiner Zivi-Zeit. Diese Runde spielte ernst. Das hieß: Du bist neu, lerne die Götter und Geweihten, beschäftige Dich mit den politischen Wirren um - wie hieß er ? - Borbarod ? ... und ich fand die Charaktere weiterhin recht plakativ und auch bemerkte ich, dass ich die W20-Geschichte irgendwie seltsam fand. Nun ja, nach ein paar Abenden war es das. Beim 3. Mal, wohl so um 2001-2002 wird es wohl gewesen sein: ein letzter Versuch. Und da kam der Knaller; ich fasse mal die Handlung zusammen unter Auslassen der frauenfeindlichen Anspielungen des Meisters:
lauft den Weg lang... Wölfe... Metzel... lauft weiter... Monster... Metzel... weitergehen... ein Gasthof... Prügelei... weiter den Weg (Die Karte: ein Weg !)... Bären... Metzel... ein Jahrmarkt... übt Bogenschießen... auf den Weg zurück... ihr habt Hunger... schießt Euch ein Reh... super... Weg... oh, ein schwarzer Turm... Gähn... und wieder wie beim ersten Mal: Charaktere nach Schublade...
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass mit dem neuen DSA 4 alles besser und auch die Charakterererschaffung spannender sein soll... aber nach 3 mißlungenen Versuchen hatte ich den Kappes auf... und spielte erst einmal nichts mehr... mal ein verstohlener Blick in die Warhammer-Szene... nichts für mich... Shadowrun... schöne Romane, aber die Regeln zu rechenlastig... Opus Anima... Superspannender Hintergrund, aber keiner will es spielen... so dümpelte ich dahin, meine DSA-Sachen staubten ein...
Bis vor ca. 4 Jahren... ein Rollenspielladen machte unverhofft in meiner Gegend auf und ist inzwischen wieder geschlossen... und der bot Testrunden an... und ich traf auf einen der Meister aus der DSA-Runde 2er Teil, die ich seinerzeit kennengelernt hatte. Inzwischen war er angegraut, aber ein Haudegen und Meister alter Schule, der auf Charakterspiel hin aus war und uns ungeahnte Freiheiten lies. Und der machte eine Runde Cthulhu. Ich war hin und weg. Gleicher Meister, anderes Spiel... und ich war wieder dem Rollenspiel verfallen... die Gruppe spielt noch heute und noch heute verfällt man noch ungewollt in "fantasyspeech"... aber wir spielen eben Cthulhu... was auch meiner Vorliebe für Lovecraftsche Geschichten entgegenkam, eben subtilerer Horror statt splatter. Ich finde halt Schweigen der Lämmer spannender als Freddys Nightmare, wenn ich mal das so plakativ sagen darf ohne eine Filmkritik aufmachen zu wollen.
Ich räume ein, dass ich ein wenig subjektiv bin, nach meinen Erfahrungen, aber ich bitte um Verständnis dafür, dass Cthulhu nun einmal eine andere Spielergruppe vielleicht eher anspricht, als die Leute, die eben Elfen brauchen. Und das ganze mit einem simplen Prozentsystem... keine farbigen Würfel und zusammenrechnen. Würfeln, fertig, und Du kannst Dich darauf konzentrieren, Deinen Char zu beleben. Finde ich super...
Wie gesagt an alle: ich sage NICHT, dass es DAS richtige Rollenspiel ist... und habe es auch nicht so gesagt... es ist das FÜR MICH richtige Rollenspiel, eben weil ich diese Fantasy-Erfahrungen gemacht habe. Und grad deswegen - um mal einfach auf das Thema zurück zu kommen - finde ich wichtig, was Frank Heller für das deutsche Cthulhu getan und geleistet hat und finde eben, dass man das nicht so abtun kann mit einer etwas pauschalisierenden Kritik, wie sie hier geäußert wurde. Das finde ich nicht fair. Ich weiß nicht, was bei DSA damals los war; ich weiß auch nicht, wer da was redaktionell verbockt hat. Ist ja auch nicht mein Haus- und Hofsystem aus oben genannten Gründen. Ich kann nur sagen: Ich bin froh, wenn Cthulhu D wieder zu Deutschland und Europa zurückkehrt in den Quellenbänden, freue mich aber auch auf Gaslight und auch die Kreuzzüge. Ich finde es schlimm, dass die Cthuloide Welten eingestellt wird. Besser ein paar Quellenbände weniger, dafür regelmäßig die CW.
Und Ja: Ich freue mich, dass ich in allen Epochen immer wieder den Mythosbezug hinbekomme und auch - ja, man glaubt es kaum - nicht den einzigen Char in meiner Gruppe besitze, der schon die 2. Kampagne beginnt und mehrere OneShots. Denn die verbinden wir und die Charaktere entwickeln sich weiter, wenn sie nicht sterben. Aber das ist eine andere und auch lange Geschichte.
Ich hoffe, jetzt wird meine - vielleicht auch zu sarkastische im Tonfall - Argumentation deutlicher und ebenso klar, dass ich eigentlich nicht unter die Gürtellinie argumentiere, wenn ich versuche, mich Jacks "blumig-spritzigem Tonfall" in der Bewertung von Cthulhu D anzupassen und da über die Stränge geschlagen bin.
(Zitat Jack:"Deutsches Cthulhu erzeugt keine Atmosphäre, hat es noch nie, und wird es vermutlich auch nie. Es schwafelt, schwafelt, schwafelt, und speit einen in den öffentlichen Publikationen von oben bis unten mit diesen ekelhaften und unnötigen Sütterlin-Handouts zu, die dann auch noch in schwarzweiss sind..." und "Cthulhu ohne Frank Heller. Yeah! Ein Wunsch wird wahr! Ab jetzt kanns für Cthulhu bergauf gehn!" und "...ist ja das, was Cthulhu in D so endsbeschissen macht". Das stammt doch aus Deiner Feder, Jack, oder ?)
Ich behaupte im Übrigen auch nicht, dass Pulp schlecht ist. Ich sage nur, dass Non-Pulp auch gut sein kann. Und das wird man doch wohl noch vertreten können. Ich arbeite selbst grad "Wenn Engel fallen..." (Hexer) für meine Truppe aus... gilt als Cthulhu Pulp hierzulande.
Wie gesagt, bitte keinen Streit vom Zaun brechen, denn es geht ja um Spiele und nicht um Leben und Tod. Ich kenne auch die anderen Cthulhu-Systeme nicht, denn ich bin Hobbyspieler und habe gar nicht die Zeit, alles zu testen. Ich bin froh, dass ich in Cthulhu zurück zum Rollenspiel gefunden habe, denn ich konnte damit eine schöne Freizeitgestaltung reaktivieren. Und die tut mir gut. Aus... nicht mehr, nicht weniger... und ich weiß deswegen die Leistung der vielen Leute hinter den Systemen, erst einmal zu schätzen und mache mir Gedanken, was daraus wird und trete nicht nach...
In diesem Sinne stehen jetzt die Sterne für mich richtig, um ins Bett zu gehen,
Fragmentis
P.S.: Belehrt einen Unwissenden und Hobbyspieler: Was ist ein Grognard ?!?