AW: Charaktere ,Gesetz, und Gute Sitten
@Kowalski
Ich weiss nicht so recht, worauf du hinauswillst... ich schrieb ziemlich deutlich "Wenn es sich (...) nicht um Genreuneinigkeit (...) oder Spielerfrust handelt..." Ich hab beides ein paar Mal erlebt, aber noch öfter, dass ein SL Mist gebaut hat. Bevor man also unerwartete Handlungen mit einem "Ach, du bist bloß sauer, weil du nicht kriegst, was du willst" (selbst das wäre oft berechtigt... wer wäre nicht sauer, wenn man sich einen schönen Spieltag erhofft und der SL dann wie das Letzte spielt?) abtut, sollte man sich fragen, ob man nicht vielleicht selbst Schuld ist.
Klar, der Satz "Mein Char ist eben so" ist nicht immer sinnvoll, denn schließlich hätte sich der Spieler seinen Char ja anders stricken können... aber wenn der SL Aktionen vom Stapel lässt mit denen der Spieler niemals gerechnet hätte oder gar absichtlich permanent in die Schwachstellen feuert, um den Char unter Druck zu setzen, oder/und sämtliche Fähigkeiten des Chars wirkungslos verpuffen lässt, dann braucht er sich nicht wundern, wenn eine Verzweiflungstat erfolgt.
Unerwartete Situationen brauchen originelle Ansätze.
Da du ausschließlich mit Beispielen und Common Sense argumentierst, verzichte ich an dieser Stelle auf weitere argumentative Darlegungen und gehe über zu Gegenbeispielen:
- Stell dir vor, du spielst nen Dieb und stehst dem Endgegner, einem fiesen Chaosritter, gegenüber, der gerade dabei ist, die Familie deines Chars abzumetzeln. Du versuchst, dich anzuschleichen, das funktioniert nicht. Du versuchst, ihn zu überzeugen, aufzuhören, das funktioniert nicht. Du versucht, ihn aus der Distanz heraus abzuschießen, das funktioniert nicht. Also gehst du mit dem Messer auf ihn los, obwohl du verdammt beschissene Werte im Nahkampf hast. Verzweiflungstat? Klar. Unlogisch? Keinesfalls.
Zustimmung. Passt. Man hätte auch um Hilfe schreien können, zu den Göttern beten. Bluffen.
George bist Du es altes Haus... Wenn auch dies nichts genützt hätte ist diese Aktion vertretbar. Vielleicht will der Ritter einen Deal? Wie auch immer, wenn der SL nur eine begrenzte Zahl an korrekten Lösungen zuläßt wird es schwierig. Doofer SL.
Das ist aber wie Du selbst sagst nicht Amok laufen oder inkonsequent sondern durchaus in-Character. Gesetze brichst Du hier nicht.
- Stell dir vor, du brauchst dringend Informationen über die Weltzerstörungspläne des fiesen Schurken. Keiner, der was wissen könnte, verrät dir was. Also beginnst du, den Leuten die Arme zu brechen. Immernoch keine Infos. Du bringst schleppst also alle potentiellen Informanten auf einen Haufen und bringst nacheinander Jeden um, der dir nichts sagen will oder kann. Verzweiflungstat? Ja. Unlogisch? Nein.
Ja und Ja. Mindestens blöde, einfallslos.
Vielleicht wissen die potentiellen Informanten ja wirklich nichts. Und was hat dann die Aktion genutzt? Gar nüscht.
Wer sich vor eine Wand stellt und die nicht vorhandene Geheimtür sucht, der kann sich da schwarzsuchen. Klar.
An der Stelle ist der/die Spieler von der Prämisse ausgegangen das die Informanten etwas wissen müssen.
Aber diese falsche Annahme berechtigt nicht zu unpassendem Verhalten. Viel intelligenter ist es die oben genannte Situation zu faken. Man tut so als brächte man sie um, man tut es dann aber doch nicht. Auch eine unfeine Foltermethode, aber nicht halb so schlimm wie es dann doch zu tun.
Serien wie "24" dienen ja eh nur zur (Un-)Rechtfertigung...
Und Angst läßt die Leute eher Reden als Schmerz.
- Du bist im Keller des Erzschurken und wirst langsam zu Tode gefoltert. Kein Zeichen von deinen Mitstreitern weit und breit. Also beisst du auf die Giftkapsel in deinem künstlichen Zahn, um dein Leiden zu beenden. Verzweiflungstat? Jup. Unlogisch? Kein bisschen.
Ja und Ja. Dämlich/fanatisch. (Okay er hatte ja die Kapsel)
Ähnliche Situation: Waldläufer wird vom Schurken gefoltert um das Versteck seiner Mitstreiter zu finden. Waldläufer beisst sich auf die Zunge um nichts verraten zu können. Darauf hin wird er totgeschlagen.
Da die Gruppe eh unterwegs war, war es heldenhaft und dumm zugleich. Mieser SL, schieß In-Character-Logik.
- Als Angehöriger eines SEKs hast du einen Trupp Terroristen in der Wüste aufgespürt. Sie haben dich entdeckt, deine Ausrüstung weggenommen und in den Lieferwagen mit der Bombe eingesperrt. Den Lieferwagen werden sie in ein Kaufhaus fahren und sprengen. Du könntest dich befreien und aus dem Wagen springen, aber dann wärst du mitten in dieser beschissenen Wüste und hättest keine Möglichkeit, jemanden zu kontaktieren. Du wärst mitten im Nichts und wüsstest nicht, wie du überleben solltest, und die Menschen im Kaufhaus wären tot. Da fällt dein Blick auf den Zünder. Du hast keine Ahnung, wie man das Ding entschärft, aber was solls? Hauptsache, die Bombe schafft es nicht in die Stadt...
Ja. Das passt.
Es gibt gute Gründe, unmenschlich hohe Risiken einzugehen, anderen Menschen Leid zuzufügen oder sich umzubringen. Verzweiflungstaten sind immer dann die bestmögliche Handlungsweise, wenn es keine logische Alternative gibt. Also brauchen sich SLs, die auf logische Alternativen pfeifen, nicht wundern, wenn die SCs scheinbar durchdrehen. Wie mans dreht und wendet, es bleibt dabei: Psychoterror hat immer Konsequenzen (auch unabsichtlicher).
Die Unterscheidung zwischen sinnvoller und sinnloser Brutalität und sinnvollen und sinnlosen Heldentaten ist nicht so einfach. Es ist auch ziemlich blöde wenn der SL nur die eine Lösungsmöglichkeit zulässt auf die weder die Spieler ( noch die SCs, noch irgendwelche NSCs ) kommen. Das dann Frust aufkommt kann ich verstehen. Nur löst man den Grund dafür nicht durch blödsinnige Aktionen auf.
Wenn es ein generelles Problem zwischen SL und Spieler-Auffassung ist, muss man eh anders ran.
Den kaputten PC (Computer) zu erschiessen macht ihn nicht wieder ganz.