Blut über Sex - was soll das?

AW: Blut über Sex. Was soll das?

mitochondrial shintoist schrieb:
Auf was anderes hatte ich auch nie Bock (unsinnige - und falsche - Anmerkungen, dass ich dann genausogut Buffy hätte spielen können, kann man sich hier ruhig sparen).

Ich find das weder unsinnig noch falsch ... Buffy folgt einem wesentlich cineastischeren Ansatz, als die WoD jemals auch nur an sich heran lassen wollte und kann dabei auch furchtbar dark sein (so wie es die WoD immer wieder von sich selbst behauptet). Bei Buffy haben Vampire Gefühle, wenn sie eine Seele haben werden sie sogar zu richtigen Jammerlappen, sie brauchen Blut können sich aber auch von normaler Nahrung ernähren (bzw. diese macht ihnen gar nichts aus), sie poppen, sie lieben, sie hassen und der einzige wirkliche Nachteil ist: Sonnenlicht.
Darauf war der Vergleich von mir ja gemünzt, weil Buffy Vampire eher dem hier geforderten Bild entsprechen, als WoD Vampire. Buffy Vampire sind ja nicht mal wirklich, so richtig untot ... ja, die körperliche Hülle muss gestorben sein, wird aber durch einen Dämon reanimiert ... IIRC haben Buffy Vampire sogar Herzschlag.

Ich will gar nicht darüber debattieren, dass du das hättest spielen sollen ... ich finde halt nur, dass man diese Vampir-Interpretation nicht völlig außen vor lassen sollte, nur weil Buffy drauf steht. Ich mein der ganze Kern von Vampire in der WoD basiert eben auf diesem Dualismus Menschlichkeit/ Monster, Blut über alles ... müßig darüber zu diskutieren, wie es anders sein könnte, wenn es bereits funktionierende andere Ideen gibt (ohne gleich auf das Niveau von Underworld abrutschen zu müssen). Ich mein, sogar Twilight (was hier als modernes Positiv-Beispiel genannt wurde) folgt in weiten Teilen dieser alten Rice-geprägten Tradition (nur, dass die Vamps im Sonnenlicht eben nicht sterben).

Denn wenn man Desinteresse an persönlichem Horror bekundet, oder auch nur irgendwie daran rütteln will, dauert es für gewöhnlich nicht lange, dass einem vorgeworfen wird, "Superheros with fangs" zu spielen und/oder sich an "dummen Filmen von dummen Menschen für dumme Menschen" zu orientieren.

Das Desinteresse am Personal Horror ist auch für WoD-Liebhaber durchaus nachvollziehbar (und ich zähle mich nicht mal wirklich dazu). Personal Horror ist ja auch erstmal nur ein Schlagwort, das von einigen unnötig aufgebauscht wird. Ein durchschnittlicher junger Kainit, der wohl genährt ist, der seinem geregeltem Unleben nachgeht wird mit dem Personal Horror ja auch kaum in Berührung kommen (außer er ist vielleicht cholerischer Brujah). Das Tier kommt ja erst dann zu tragen, wenn er Angst um seine Existenz hat (Rötschreck - gibts das bei Requiem noch?), wenn er immer amoralischer handelt oder wenn er halt hungrig ist (so richtig). Und selbst wenn ein Kainit dieses Tier mal näher kennen lernt, dann muss er immer noch nicht weinend in der Ecke sitzen, nen totalen Zusammenbruch kriegen oder sich sonstwie seltsam verhalten. Das sind nämlich alles Reaktionen von Spielern die scheinbar zuviele Vampir-Filme gesehen haben in denen diese Wesen bei jeder nur erdenklichen Möglichkeit fauchen (Licht geht an - CCHHHHHH) oder stets geschwollen reden (auch wenn sie eigentlich aus der finstersten Gosse kommen). Das Problem (Überinterpretation des Themas) liegt also beim Spieler und nicht beim Spiel. Das Spiel sagt nur ganz eindeutig: Egal was ihr macht ... Vampire sind verdammte Raubtiere und wenn sie sich nicht um ihren Blutnachschub kümmern, dann geht die Zivilisation aber verdammt schnell flöten.

Das Superheroes with fangs Argument setzt an einer anderen Stelle an. Oftmals (und eben auch in diesem Thread) wird nach einem Vampirkonzept gesucht bei dem die Vampire so ungefähr alle Vorteile des Vampirlebens haben, aber entweder gar keine oder nur leicht abgeschwächte Nachteile haben. Das Tier im Vampir ist von vornherein schon mal doof, weil man da ja die Kontrolle verliert und weils einfach weinerlich ist (bessere Gegenargumente hab ich bisher nicht vernehmen können). Dass Vampire keine Gefühle haben sollen ist auch doof, mit Gefühlen ists viel besser (wobei kaum einer verstanden zu haben scheint, dass das ein enorm langer Prozess ist in dem die 'scheinbaren' Gefühle des Vampirs immer mehr in den Hintergrund treten - das sind aber Dekaden und nicht Wochenenden). Außerdem ist es doof, dass sie Untot zu sein haben, dass sie also nicht als Mensch durchgehen sollen und ferner stören so Dinge wie "können keine Kinder kriegen", "verbrennen im Sonnenlicht" und "brauchen Blut mehr als alles andere".

Lass das doch mal alles weg und bau das Konzept des Vampirs genau so auf: Kann im Sonnenlicht spazieren, kann essen, kann kacken, kann vögeln, braucht Blut nur so um am Leben zu bleiben - Hungergefühl lässt sich am besten auch noch mit nem Burger unterdrücken, kann Kinder zeugen/ kriegen ... was bleibt denn dann vom Vampir? Warum soll man das Vampir nennen? Warum tuts dann nicht auch ein Magier? Wo bleibt das Raubtier? Wo bleibt der Wolf im Schafspelz?

Oder sind Raubtier und Wolf im Schafspelz auch bereits weinerlich?
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

@ Myrmidon
ja, der Biss stand damals symbolisch für Sex, weil man noch nicht so offen drüber schreiben wollte. Ist angekommen.
Und heute sind wir weniger verklemmt und können von Ficken reden, wenn wir Ficken meinen. Und in der Tat knistert bei mir gar nix, wenn ich von blutsaufenden Vampiren höre. Schon gar nicht, bei dem Regelwust, der bei Vampire da dran hängt. Demnach spielt man da sexbesessene dunkle Spinner, die regelmäßig andere Leute und bei Bedarf auch Tiere sexuell nötigen müssen, um zu überleben. Und wenn sie untereinander trinken, werden sie leicht kirre.
Mag jetzt an mir liegen, aber irgendwie klingt deine Blut gleich Sex Darstellung ziemlich ... abtörnend. Geradezu zum Abgewöhnen.
Aber ums sexuelle Knistern in meinem Kopf beim Spiel ging es mir auch gar nicht. Um das zu wissen, müsste man freilich auch den Thread lesen.

@ AG
Unsinnig ist der Buffyvergleich deswegen, weil er - in völlig sinnfreier Weise - unterstellt, dass ich bei etwas cineastischerer Spielweise dann gleich auch auf Clans, Blutlinien, Disziplinen, Unverträglichkeit von Sonnenlich, Rötschreck ... also einen großteil des Vampire-Settings verzichten möchte.
Jetzt mal Hand aufs Herz: Was ist einfacher?
- Vampire etwas cineastischer zu spielen und einen Faktor (nicht Nachteil und schon gar nicht alle Nachteile) abzuändern?
oder
- das Vampire-Setting ins Buffy-Verse zu übertragen, alles was man von Buffy nicht brauchen kann zu streichen (so ziemlich alles, inklusive der Jägerin selbst), die Regeln mit den Buffyregeln zu emulieren und dann damit cineastisch zu spielen?
Ich hab meine Antwort auf diese Frage gefunden. Und die lautet: Der Buffy-Einwand soll mir ganz offenkundig nur das Leben schwer machen und mich vom Spielen abhalten. Doch dieser dämonische Plan geht nicht auf, ätsch. ;)

PS: Selbst bei Buffy (!) haben Vampire mehr Nachteile, als du ihnen zugestehst. Und gleichzeitig, im Vergleich zu WoD-Vampiren, deutlich weniger Vorteile.

Das Superheroes with fangs Argument setzt an einer anderen Stelle an. Oftmals (und eben auch in diesem Thread) wird nach einem Vampirkonzept gesucht bei dem die Vampire so ungefähr alle Vorteile des Vampirlebens haben, aber entweder gar keine oder nur leicht abgeschwächte Nachteile haben.
Und ebenso oft (besonders in diesem Thread) wird es auch nur so gelesen, weil man ja schon vorher weis, welcher Fraktion der andere Poster angehört und was diese Typen eh alle wollen ...
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Unsinnig ist der Buffyvergleich deswegen, weil er - in völlig sinnfreier Weise - unterstellt, dass ich bei etwas cineastischerer Spielweise dann gleich auch auf Clans, Blutlinien, Disziplinen, Unverträglichkeit von Sonnenlich, Rötschreck ... also einen großteil des Vampire-Settings verzichten möchte.

Buffy war vor allem erst mal ein Beispiel und nicht in Stein gemeißelt. ;)
Rötschreck gibts im übrigen nur mit Tier ... außer man interessiert sich nicht für inhärente Logik.

Aber jetzt mal im ernst: Warum macht man das dann nicht einfach, anstatt hier so eine ellenlange prinzipiell nutzlose Diskussion zu eröffnen. Dass hier Glaubensbekenntnisse geliefert werden sollte doch im Grunde klar sein. Wenn man also Vampire will, die Sex haben und das besser als Blut ist, dann meine Güte ... dann macht man das halt einfach. Es gibt genügend Vampir-Konzepte die da besser passen und dahin, genau dahin sollen diese ganzen Beispiele führen.
Dann heißt es: Ich will aber keine Konzepte, ich will WoD mit (aus meinen Augen) Supermhumans-with-Fangs (muss man jetzt nicht näher drauf eingehen - ist halt ne kurze, meinetwegen polemische Aussage)

Ja, bitte ... dann macht das doch. Was also ist der Sinn dieses Threads? Zu eroieren wer noch meint, dass Sex (gelebter geschlechtlicher Sex) unbedingt Teil der WoD-Vampire sein müssen? Oder einfach mal nur drüber geredet haben? ... So über 8 maximal-eingestellte Seiten?

Und ebenso oft (besonders in diesem Thread) wird es auch nur so gelesen, weil man ja schon vorher weis, welcher Fraktion der andere Poster angehört und was diese Typen eh alle wollen ...

Ach komm mir jetzt nicht so ... Männeken! :p
Ich muss mir ja auch in einer Tour geben ich sei weinerlich und prüde, weil ich die WoD Vampire schon bei Maskerade in Ordnung fand.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Was also ist der Sinn dieses Threads?

Um mal drüber geredet zu haben.
Gibt hier bei B! deutlich sinnfreihere Threads.
Und einige der Gegenmeinungen haben ja durchaus bei mir produktive Denkprozesse angestoßen. Nicht viele, aber immerhin. ;)

PS: Kasperade ist also weinerlich und prüde? Ist es das, was man sich auf der Straße, zwischen den coolen Reqiem-Kids so erzählt? ;)
(rein rethorisches Fülllmaterial, bitte nicht drauf eingehen).
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Demnach spielt man da sexbesessene dunkle Spinner, die regelmäßig andere Leute und bei Bedarf auch Tiere sexuell nötigen müssen, um zu überleben. Und wenn sie untereinander trinken, werden sie leicht kirre.
Äh, ja. Bei Vampire geht es nicht nur um Sex und Gewalt (was für die abendländische Literatur die Norm wäre - lediglich Kinder und Amerikaner blenden den Sexaspekt meist gänzlich aus), sondern tatsächlich um Sex und Gewalt. Wenn Du Dich jetzt fragst, was der Unterschied zwischen "Sex und Gewalt" und "Sex und Gewalt" ist, sind Dir vermutlich die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von "und" nicht vertraut.
Bei Vampire haben wir ein "und", das beides verlangt, wir haben hier also immer die Mischung von sex und Gewalt - entweder als ganz gewöhnliche Vergewaltigungsphantasie oder als BDSM-Metapher (wobei das schon fast nicht mehr metaphorisch ist).

Terminieren Sie sich bitte selbst, einen schönen Tag noch.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Das die Nahrungsaufnahme von Vampiren durchaus etwas von einer "Vergewaltigung" hat kann man nicht von der Hand weißen, zumindest da wohl die meisten Vampire nicht den "Luxus" besitzen auf rein charmante Art und Weise genug Futter zu beschaffen.

Von anderen Vampiren trinken fällt ja für mich im Requiem unter die Kategorie für "Dummies" oder "shit ich hab keine andere Wahl". Was aber nicht dagegen spricht ersteres Konzept zu spielen, aber die Blutsucht ist für mich schon eine wesentliche Hemmschwelle
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Bei Vampire haben wir ein "und", das beides verlangt, wir haben hier also immer die Mischung von sex und Gewalt - entweder als ganz gewöhnliche Vergewaltigungsphantasie oder als BDSM-Metapher (wobei das schon fast nicht mehr metaphorisch ist)

Bisher ganz übersehen - hatte mich schon gewundert, warum dieser Thread auf einmal tot ist.
Jetzt verstehe ich es.
Dieser Beitrag bringt es auf den Punkt.

Amen.


(Und ja, an der BDSM-Sache ist eigentlich garnichts metaphorisches, aber wenn man Sexualität ausschließlich über Geschlechtsverkehr definiert, dann ist das natürlich nicht in Vampire enthalten. Die Frage ist dann allerdings: Wer ist hier prüde?)
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Ich frage weniger nach einem streichen oder nicht streichen des Sex, sondern nach "Dem persönlichen Horror". Es heißt ja immer in dem Rollenspiel geht es um den persönlichen Horror. Doch stellt sich mir die Frage wo ich persönlichen Horror erleben soll wenn ich ja nur noch ein gefühlskaltes Monster sein soll? Wenn ich keine Emotionen mehr habe außer dem Drang zu trinken, zu töten und zu überleben und natürlich meinem Zorn. Und dazu nur noch die Erinnerungen an meine Vergangenheit und die Erinnerungen an Gefühle. Wo ist da der Horror? Dann bin ich ein seelenloses Monster und gut ist.
Gerade das hat mich ja immer an dem Vampir-Konzept der WoD1 und auch WoD2 gestört. Ich soll ein untotes Wesen sein welches sich an sein altes Leben klammert, aber zugleich kalt und emotionslos ist?
Das passt nicht zusammen finde ich, wenn ich kalt und emotionslos bin, dann klammere ich mich nicht mehr an meine Gefühle oder mein altes Leben. Dann werde ich ein Monster wie die Vampire in Buffy.

Für mich haben Vampire noch immer die gleichen Gefühle wie zu Lebzeiten, auch in der gleichen Intensität. Aber Ihr Zorn, Ihr Hunger ihr instinkthaftes Verhalten sind darüber hinaus noch stärker geworden! Vor allem das ekstatische Gefühl beim Trinken zusätzlich zu dem beim Sex ist noch Mal der Horror, schließlich kann ich da jemanden töten.
Doch wenn dem nicht so ist, dann habe ich keinen Horror mehr. Angst als der Instinkt nicht sterben zu wollen ist für mich kein Horror! Angst vor sich selbst weil man einen geliebten Menschen verlieren, oder gar selbst töten könnte, dass ist für mich persönlicher Horror.
Auch die Veränderung festzustellen, dass die Menschen für einen selbst plötzlich nur noch Nahrung sind ist für mich persönlicher Horror. Aber auch dazu gehören Gefühle. Ergo, keine menschlichen Gefühle, kein persönlicher Horror. Man kann kein grauen erleben, nicht die fürchterliche Düsternis der neuen WoD, wenn es nicht auch das menschliche, schöne und gute gibt was dem als Gegensatz gegenüber steht.

Finde ich zumindest.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Dazu ein Zitat von mir selbst:
Jeder Vampir kann soviel oder wenig Sex haben, wie es der Spieler will. Sexualität ist mehr als nur Triebbefriedigung und auch Vampire bilden sich ein Emotionen zu haben (ob diese echt sind ist doch wurscht - was sind denn bitte echte Emotionen? Provokant: Wir steigern uns doch alle nur in irgendein Zeug rein. Reißt euch mal ordentlich zusammen und ihr merkt, dass die Frage zwischen echt und nicht-echt bei Emotionen nur davon abhängt, wie gut man sich selbst etwas vormachen kann. Es ist nachgewiesen, das Lachen glücklich macht. Also: Wenn du traurig bist, lach! Dann wirst du glücklich. Und was ist jetzt echt?).

Ich sehe einen Vampir, wie einen depressiven Menschen. Irgendwo in ihm befindet sich stets eine gewisse Gefühlsleere, so das sogar Trauer und vor allem Selbstmitleid eine erwünschte Ablenkung ist. Diese kommt u.a. dadurch zu Stande, dass der Vampir feststellt wie vergänglich doch alles ist und wie unbedeutend alles, was er früher für bedeutend hielt - und das eben auch Gefühle nur etwas vorrübergehendes sind.
Wahre Liebe bspw. ist neben der "Gothic-Horror/Gothic-Punk"-Begründung "die welt ist sooooo gemein" meiner Meinung nach auch deshalb in der WOD so selten, weil man im Laufe der Jahrhunderte einfach viel mehr Zeit hat sich mit dem Partner zu zerstreiten, als in einem lächerlichen Menschenleben, wo man den anderen schlimmstenfalls 60-70 Jahre ertragen muss. So eine Vampirliebe hält halt nur dann "bis das der Tod sie scheidet", wenn sie wirklich außergewöhnlich/übernatürlich ist.

Aber:
Ähnlich wie ein Depressiver sind auch Vampire zu positiven Gefühlen fähig, ja vielmehr gibt es sogar viele, die ihr Leben noch viel mehr zelebrieren um doch wieder einen Sinn zu finden. Sie veranstalten atemberaubende Feste, stürzen sich in selbstmörderische Action oder perfektionieren die Kunst Jungfrauen zu verführen um mit deren Leidenschaft ihr eigenes Herz zu wärmen (oooooooh...:autor:).
Doch wenn der Vampir dann an dem alten verfallenen Haus vorbeigeht, das demnächst einem modernen Supermarkt weichen soll, in dem er vor 80 Jahren gemeinsam mit seiner Frau deren drei gemeinsamen Kinder großziehen wollte, von denen der jüngste Sohn vorletztes Jahr im Alter von 84 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist (zumindest stand das in der Sterbeanzeige), dann sitzt dieses Monster, das allein dieses Jahr 3 Menschen versehentlich getötet hat dort einsam auf der Bank und fragt sich, was eigentlich aus ihm geworden ist, wenn er nach all dem was er damals für seine Frau empfunden hat, in seiner Trauer immer auch ein großes Stück "Nur ein Mensch" mitschwingt.
Er ist kalt geworden - ein seelenloses Monster.

Oder kurz:
Dieses "Vampire sind emotionslos und kalt" sehe ich nicht als psychologische Aussage über Vampire, sondern als "Oh, mein Gott - ich bin so gefühlslos und kalt geworden.", also eine emotionale Abstumpfung aufgrund der Tatsache, dass der Vampir sich von sich selbst entfremdet.

Darin steckt eine große Tragik, der sich ein Vampir, je nachdem ob man Anne Rice oder Superheroes with Fangs (als 2 Extreme) spielt, mehr oder weniger häufig und intensiv bewusst sein kann.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Warum muss immer der Vampir diesen Horror empfinden?

Der Spieler kann das doch genau so gut, wenn er mal reflektiert und auf einmal denkt: "What the fuck spiel ich da eigentlich gerade?!"
 
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Warum muss immer der Vampir diesen Horror empfinden?

Muss er nicht. Musste er nie.

Das ist eine infame Behauptung von Leuten, die den persönlichen Horror nicht verstanden haben und mit der Emo-Keule drauf rumdreschen wollen.

Alternativ ist es auch der Glaube von Leuten, die den persönlichen Horror ebenfalls nicht verstanden haben und die Emo-Nummer tatsächlich so durchziehen.


Ich kann jetzt aus dem Hut nicht sagen, wen von beiden ich seltsamer finde. Aber es nimmt sich auch nicht viel.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Na weil es doch ein Horror Rollenspiel TM ist...

Und weil WW es so konzipiert hat. Die Welt ist ja so pöse und ich bin ja so pöse, aber ich darf ja nicht pöse sein... weil? Keine Ahnung... bin zwar Gefühllos, außer Angst, Zorn und Durst, aber dennoch will ich nicht pöse sein...

(bitte verzeiht meinen Sarkasmus, ich kann da einfach nicht anders.)

Warum man bei der WoD2 die Welt ja noch schlimmer machen muss als unsere es ist, nur damit man Horror hat, dass verstehe ich nicht ganz. Unsere Welt ist hinter dem Gartenzaun nicht gerade die dollste, da braucht es keinen weiteren Horror. Aber gut, Mal btT, warum Blut über Sex? Nun, weil Sex ja bei den meisten gleich Gefühle assoziiert welche die WoD Vampire in dem Sinn ja nicht mehr haben sollen.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Warum muss immer der Vampir diesen Horror empfinden?

Der Spieler kann das doch genau so gut, wenn er mal reflektiert und auf einmal denkt: "What the fuck spiel ich da eigentlich gerade?!"

Sehr guter Einwand.
Ich hoffe du siehst das ebenfalls ergänzend und nicht ausschließend zu meinem letzten Post.

Einziges Problem dabei:
Wenn ich mir einen Vampir ausdenke, der eiskalt und böse handelt und diesen so spiele, werde ich mir wohl kaum nach 2 Monaten denken "What the fuck spiel ich da eigentlich gerade?!". Was ich nämlich spiel ist der selbe Charakter, wie ich ihn mir damals überlegt hatte.
Dieser "what the fuck"-Effekt tritt nämlich nur dann auf, wenn sich der Charakter im Rollenspiel dementsprechend gewandelt hat.

Also, wenn ich deinen Gedanken in Eigeninterpretation fortsetzen darf, sagst du:
Der persönliche Horror in der WOD ist die Erkenntnis des Spielers, dass sein Charakter sich Schritt für Schritt zum Monster entwickelt.
Wie der Charakter das im Spiel selbst sieht, ist individuell verschieden.

Dem würde ich dann zustimmen - auch, wenn ich es persönlich bevorzuge, dass sich auch die Charaktere dieser Entwicklung hin und wieder bewusst werden. Da aber ein Charakter, der sich selbst als Monster sieht, wohl noch nicht vollkommen zum Monster geworden sein kann liegt dieser Unterschied wohl in erster Linie direkt in den Charakteren.

Also komme ich zu 2 Arten des persönlichen Horrors:
1. s. oben
2. Der Charakter ist sich der Gefahr bewusst, dass er abstumpft und verroht und hat Angst vor dem Bösen, das in ihm selbst lauert: Seinem Hunger, seiner Wut, seinem Hass... etc. auch bekannt als "Das Tier"

Alternativ ist es auch der Glaube von Leuten, die den persönlichen Horror ebenfalls nicht verstanden haben und die Emo-Nummer tatsächlich so durchziehen.
Man kann auch hin und wieder kritisch-melancholisch selbstreflexiv sein ohne gleich in die totale Emo-Richtung abzusacken. Ein bisschen Gothic-Melancholie ist (natürlich vom Charakter abhängig) für einen Vampir durchaus passend. Das "Gothic" in "Gothic-Punk/Gothic-Horror" als Thema von Vampire steht nicht (nur) für den gotischen Baustil.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Also, wenn ich deinen Gedanken in Eigeninterpretation fortsetzen darf, sagst du:
Der persönliche Horror in der WOD ist die Erkenntnis des Spielers, dass sein Charakter sich Schritt für Schritt zum Monster entwickelt.
Wie der Charakter das im Spiel selbst sieht, ist individuell verschieden.

Genau so war das gedacht.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Also, wenn ich deinen Gedanken in Eigeninterpretation fortsetzen darf, sagst du:
Der persönliche Horror in der WOD ist die Erkenntnis des Spielers, dass sein Charakter sich Schritt für Schritt zum Monster entwickelt.
Wie der Charakter das im Spiel selbst sieht, ist individuell verschieden.

Gebt dem Mann Karma, er hat gerade in zwei Sätzen Vampire erklärt.
 
AW: Blut über Sex. Was soll das?

Vllt ist das der Grund, warum ich mit dem persönlichen Horror nix anfangen kann.
Verkommene Subjekte kann ich in jedem Setting spielen und tue das zT auch (PP&P sei hier mal lobend erwähnt)). Und als Spieler sehe ich mich praktisch als immun gegen Horror an. lediglich die Realität schafft da dann noch den ein oder anderen Schockeffekt. Das, was viele so als horrormäßig darstellen, regt bei mir rein gar nichts. Bestenfalls (wenn sie sich zu sehr bemühen) Ekel oder Fremdschämen. Zumindest sehe ich an Vampire nichts, was diesen vermeindlichen Horror per se besser stützen sollte, als in anderen Settings.
Eher im Gegenteil: Die ganze Defaulteinstellung der Vampire macht es doch eigendlich wesentlich leichter, es als "weiteren Widerling, der nicht weiter in der Masse von Widerlingen auffällt", abzutun.

Für mich fasst es sich dann nämlich so zusammen:
Vampir 1: "Oh mein Gott, ich bin ein Monster!"
Vampir 2 (gelangweilt): "Aha ... Und was gibts sonst neues?"
 
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