AW: Anarchismus im Rollenspiel?
Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag, Sylandryl.
Einen schönen Kulturschock für die klassisch feudalistische SC-Gruppe mit Paladin & Co. kann es dann werden, wenn der König in der fremden Kultur, in der sie sich gerade aufhalten, auf einmal abgewählt wird. Oder sie bekommen beim first contact in einem kleinem Stamm eine Wahl zum Häuptling mit, gleich so als Einstieg, und lernen dann das Staatssystem so nach und nach kennen...
Naja, kommt darauf an welches Land und welche Periode man für "feudalistisch" als Grundannahme wählt.
Gerade in feudalistischen Gesellschaften war die Wahl eines Königs durchaus gang und gäbe.
Und das sind ja die Gesellschaften die in Rollenspielen durchaus einen gewissen Vorbildcharakter haben. Zumindest wenn man Adel und Ritter mit hineinbezieht.
Da wäre, leider, eine Königswahl und ein anschließender Bürgerkrieg ( naja, Raufen der Adeligen untereinander mit dem Leiden der ländlichen Bevölkerung als Kollateralschaden... ) durchaus ein Abenteuer wert.
Eine feudale Gesellschaft kommt auch durchaus ohne Erbadel aus, das wurde erst von den Königen eingeführt als sie sich eine größere Treue Ihrer adeligen Unterstützer versprachen.
Also Adel nach Befähigung und tatsächlichen eigenen Verdiensten. Wäre sicherlich ein anarchistisches(?) Element.
Absolute Monarchen in ebensolchen Monarchien gab es erst de fakto ab so 149x ( hier sind die Spanier mal Vorbild ), dem Namen nach aber erst später. Das ging auch, in der Regel, mit der Entmachtung des Landadels, mit der Bindung der einflußreichen Adeligen an den Hof (z.B. bei Louis XIV) und mit der Einführung eines bürokratischen Staatsapparats einher.
Absolute Monarchien sind aber weniger der Quell von Rollenspielhintergründen.
Zurück zum Feudalismus.
In einigen Ländern gab es quasi erbliche Monarchien, aber das war mehr dem Beziehungsgeschlecht der Treue schwörenden Lehnsträger geschuldet als einer tatsächlichen Erblichkeit des Königs-Titels.
Was man sicher untersuchen könnte:
welches Bild machen sich die Spieler von dem Staatswesen aus dem sie stammen (angenommen die Kampagne hat starken Bezug zu diesem Land).
- Gibt es einen König?
- Wie wurde der Herrscher bestimmt?
- Durch Erbfolge?
- Durch Wahl?
- Durch göttliche Zeichen?
- Durch ein Wunder?
- Als Sieger eines Wettstreits?
- Gibt es Adel?
- Sind die Titel erblich?
- Gibt es überhaupt Titel?
- Ist Adel nur auf eine Rasse beschränkt?
- Ist Adel nur an einen Glauben beschränkt?
- Wie ist das Rechtssystem?
- Sind alle vor dem Gesetz gleich?
- Wer Richtet?
- Kann ein Urteil angefochten werden?
- Wie sehen typische Strafen aus?
- Gibt es Gefängnisse für gewöhnliche Verbrecher?
- Sind die Gesetze festgeschrieben?
- Wie sehen typische Strafen aus?
- Wie werden Streitigkeiten beigelegt?
- Darf man Recht kaufen?
- Wer gehört zu Staatsvolk?
- Sind bestimmte Rassen oder Glauben ausgeschlossen?
- Gibt es Unfreie?
- Gibt es lokale Strukturen im Staat? (Länder, Herzogtümer, Grafschaften, Städte, Gerichtsbezirke, Steuerbezirke, etc.)
- Wie finanziert sich der Staat?
- Gibt es Steuern?
- Gibt es Spenden?
- Beutezüge?
- Rechteverkauf?
- Titelverkauf?
- Privilegienverkauf?
- Wie wird hauptsächlich gewirtschaftet?
- Gibt es Geld?
- Ist Münzprägung ein Privileg?
- Sind Währungen lokal?
- Was sind die Exportschlager?
- Was wird importiert?
Ich kann mir vorstellen das zwischen den meisten Spielern und den Spielleitern durchaus von Unterschiedlichen Annahmen ausgegangen wird.
Für einen Dungeoncrawl interessiert das nicht, aber sobald man diese Örtlichkeiten verläßt wird das schon bedeutend.