Serie American Gods

Ich habe jetzt 4 Folgen durch und wage mal eine Interpretation der Produktion:

Für mich ist das ganze eine ästhetische Choreographie aus Bild und Musik, die mit unseren Glauben ansprechenden Symbolen und Geschehnissen angefüllt wird. Es erinnert mich ein wenig an Magnolia oder andere, mehrere Handlungsstränge verwebende Geschichten, die eine kleine Schnittmenge haben, wie zum Beispiel den Ort oder die Zeit, an dem oder in der sich die Personen treffen.

Meine Mutmaßung - ohne das Buch gelesen zu haben, was ich auf jeden Fall nochmal tun werde, alleine um zu schauen, inwieweit sich die Werke ähneln - es geht um eine Art Armageddon, Ragnarök, Wechsel des Pantheons der gegenwärtigen Götter gegen die kommende Generation. Dadurch dass die Handlung extrem gedehnt wurde, ja häufig Zeitlupen und Videokunst zum Einsatz kommen, überschaut man die Handlung nicht mehr, wird jedoch immer wieder die Dringlichkeit eines Glaubens und den Zauber der Natur gebannt. Es ist so ein wenig wie ein überlanges Musikvideo.

Da ich gerne zuhöre, lieber noch als zuzusehen, ist es für mich aus zweierlei Gründen anstrengend:
Einmal muss man dem Bild folgen, weil die Handlung eigentlich langweilig und kurz erklärt ist. Die Figuren schmücken das Stück zudem extensiv aus, sodass sich nur ein Genuss einstellt, wenn man dem Bild(-schirm) konzentriert folgt.
Zudem ist die Abmischung des Tons ähnlich wie bei Kinofilmen. Die Dialoge sind gegenüber der Musik (Geräusche gibt es bislang nicht viel) leiser. Teilweise sind die Sätze unerwartet, verwirrend und wirken dadurch genuschelt und undeutlich, was ebenfalls ziemlich viel Konzentration abverlangt.​

Als Fazit würde ich sagen, ein Werk dass nicht belehrt, sondern eher den Zuschauer versucht, indem es ihn herausfordert, etwas in den Geschehnissen zu erkennen, was es gar nicht gibt - einen für unser Leben wichtigen Zusammenhang.
Es ist etwa so wie bei einer Internetrecherche, in der man nur irgendwelche Fetzen aneinander reiht und sich einen Reim auf irgendwas macht. Das geht, aber die Gefahr ist groß, sich in seinen eigenen Illusionen zu verfangen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bin aktuell bei Folge 5, und sehr angetan.
Sowohl Grundidee, als auch Stil taugen mir sehr. Bildgewaltig, grotesk, mit viel Symbolismus aufgeladen. Stellenweise auch durchaus brachial. Angenehmer Soundtrack.
Läuft!

Und ja, man sollte halt schon aufmerksam gucken.
Es ist keine "nebenbei was anderes machen" Soap, bei der man eh nix verpasst.
Find ich aber wenig überraschend, und auch nicht zu viel verlangt. ;)
Da sollte man ggf. seine eigenen Sehgewohnheiten notfalls mal auf den Prüfstand stellen.
 
Eventuell sollte damit begonnen werden nicht alles künstlich zu dehnen. Das Buch fand ich wirklich beeindruckend, gerade weil es ab und an zum Denken anregt. Die Folgen hatten teilweise allerdings schon Kaugummi-Effekte. Bei weitem noch nicht so schlimm wie bei Tbe walking Dead, wo es unglaublich übertrieben wird, aber schon hart an der Grenze.
 
Naja, wird einigen erst jetzt aufgefallen sein das Gillian (Media) und Kirstin (Easter) ausgestiegen sind.
Gerade letzteres ist, Angesichts des Cliffhanger, auch schwierig einzuarbeiten.
 
Oder Moviejones benötigt Klicks und "die Show vernichtet sich" verkauft sich besser, als "die Showrunner sind nicht mehr dabei und man macht weiter".
Denn nach einer Folge bereits die Serie für tot zu erklären, ist ein bisschen übertrieben.

Die Serie sieht immer noch extrem gut aus und die Darsteller sind immer noch gut. Die Erklärung warum Easter fehlt ist etwas sehr dürre, aber kann man machen. Die Veränderung bei Media finde ich hingegen bisher gut gelöst.

Shadow ist immer noch eine sehr uninteressante Figur, aber das war er schon im Buch, nur dass man da seine Gedanken kennt. Das scheint den Machern bewusst zu sein, weshalb sie eine Traumsequenz in eine Erinnerungssequenz änderten um zu zeigen, was Shadow ticken lässt.

Die Erzählung ist im Moment etwas gradliniger als in der vorherigen Staffel und nicht ganz so drogentripartig (obwohl es noch genug Merkwürdigkeiten gibt) und ich denke das jetzt tatsächlich mal Story erzählt wird, nehmen die Kritiker der Serie übel. Ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen, andererseits schwebte die erste Staffel sehr lang über Passagen die im Buch vielleicht 30 Seiten einnehmen und ob eine zweite Staffel die ähnlich träge erzählt von Vorteil wäre, muss jeder selbst beurteilen.
 
Naja, ich bin erstmal enttäuscht das Media fehlt, weil ich mich gerade nach der ersten Staffel, die für mich von Gillian Andersen im Alleingang gerettet wurde, echt auf die Rückkehr gefreut hab.
Die ersten Pläne zum Ersatz, welche die Macher und Neil so erzählten gefielen mir nicht. Weshalb die zweite Folge der zweiten Staffel zwar eine Chance kriegt, aber imho ein Pflaster braucht das für mich so Gillian Andersen Größe haben sollte ^^;

Das die Erzählung nicht mehr so ewig lang ist, in der ersten Folge, hat mir durchaus gefallen.
Wobei ich etwas irritiert war das Shadow von "Ich schlapp da mal mit" zu "Ich halte eine Rede für Wednesday" wechselt wie nix ^^;

Auch hoffe ich, dass was sich anfühlt wie riesige Lücken - wieso zur Hölle bekämpfen sich die Götter, wenn sie effektiv aufgrund des Glaubens der Menschen existieren & wie kann in dem Kontext ein Gott den anderen ermorden (Vulkan, die Frau in der ersten Folge) - erklärt wird. Bisher heißt es da von Buchlesern "Ahhhh, das ist ein riesiger Spoiler", wobei es sich für mich eher nach "Ahhhh, das ist ein riesiges Plotloch" anfühlt.
Gefühlt neben dem Aspekt wie "Wieso sind Technoboy und Media eigentlich neu?". Weil zumindest Media zeigte ja von SchwarzWeiß-TV, Serien, Filme, Filmstars und Sänger doch eine ganze Bandbreite. Heißt, sie müßte eigentlich auch zu Zeiten von Theater sowie Buchdruck etc. zu gegen war. Nun und Technik die begeistert gibt es jetzt auch nicht erst seit der Entdeckung der Elektrizität.
 
Wenn sie der Story des Buches folgen und das passiert schon (zumindest werden die Stationen des Buches alle abgegangen) dann läuft es auf einen sehr ähnlichen Plot hinaus, dessen Hintergrund sehr lange braucht um klar zu werden. Und das zu verraten wäre wirklich ein riesiger Spoiler und würde die Serie auch für den Zuschauer der das Buch nicht lesen möchte kaputt machen.

Was im Buch etwas klarer ist als in der Serie ist die Darstellung der neuen Götter (ich setze es vorsichtshalber in Spoiler wenn jemand es wirklich nicht wissen will):

Die neuen Götter stehen für Konzepte die es zur Zeit der Entstehung der alten Götter nicht gab.

Media ist die Göttin des Films und Fernsehens. Die Spooks sind die Verkörperung von Verschwörungstheorien . Technical Boy ist der Gott der Computer und des Internets (daher ist er auch noch so jung). Mr. World ist im Buch der Gott der Globalisierung usw.

Und denen wird gehuldigt indem man sich mit ihrem Aspekt beschäftigt.

Medias Tempel sind Kinos und ihre Schreine Fernseher, Kritiker ihre Schriftgelehrten und Ihre Propheten heißen Netflix und Prime.

So ungefähr jedenfalls.
 
Ich habe damals beim Buch an einigen Passagen einfach aufgegeben, einen Sinn darin zu finden und bei der Serie geht es mir genauso. Aber das muss man bei American Gods auch nicht unbedingt.

Das Gute am Buch ist, dass der Anteil an "HÄH?!?"-Momenten und Passagen die nachvollziehbar sind, so austariert ist, dass man vieles im Nachhinein versteht, weil die Progression der Geschichte, dir (ähnlich wie Shadow) als Leser viele Dinge im Nachhinein verständlich macht.

Die Serie macht das so ähnlich und ich hoffe, dass sie es hinkriegen, dieses Konzept über die Laufzeit erhalten zu können.
 
Hm, also das in dem Spoiler wird recht deutlich in der Serie thematisiert.
Ich mein, MEDIA hält dazu ja quasi sogar eine Power-Point Präsentation ^^;
Als sie Odin vorschlägt einen Krieg in seinem Namen mit einer Medien-Kampagne zwecks Glaubensboost zu starten.

Auch in der aktuellen Folge wird es nochmal explizit erwähnt.
Das die alte Göttin nicht zurück kommt, weil ihr die Gläubigen ausgegangen sind.
Ebenso das eben Götter zurück kommen, wenn man sie ermordet. Respektive eine neue Verkörperung erhalten.

Weshalb der einzige Weg bspw. Media, Mr. World oder Techno-Boy zu erlegen wäre.
Das man die Menschheit von den Medien entwöhnt.
Das man der Menschheit den Spaß an der Technik nimmt.
Das man die Menschheit isoliert.
Das ist allerdings nicht das, was Odin bisher so scheinbar auch nur im Ansatz versucht und wo ich nicht weiß wie er das machen will.

Zumal ich den Eindruck habe, dass die Serie will das man mit den Alten Göttern sympathisiert. Irgendwie fehlen mir da aber die Argumente.
Schließlich muss man dafür den Medien entsagen, Technologie feindlich werden und Isolationismus praktizieren.
Zumal die Alten Götter bisher eher eine Pest zu der Menschheit waren, und ich bisher selbst so ein Ekelpaket wie Technoboy gegenüber Odin bevorzugen würde. Wenn ich da eins haben muss.

Was die Sympathie angeht, so bei Status Staffel 2 Episode 2
... weiß ich immernoch nicht was ich gegen Media jetzt haben soll. Bisher war sie recht nett und vernünftig.
Wobei ich jenseits auch jenseits der Meta-Information, dass sich Gillian Andersen von dem Set abgewandt hat, nicht so recht verstehe weshalb sie sich nun von Odin so bedroht fühlt.
Ebenso wenig wie was Mr. World in Bezug auf Media den nun in der Hand hat, oder Techno-Boy. Die haben doch das gleiche Problem wie Odin.
 
Ich weiß noch nicht einmal, ob man die Götter überhaupt sympathisch finden soll.

Die funktionieren ja alle (ob alte oder neue) nach komplett anderen Regeln als wir Menschen und diese Regeln sind nicht zwingend für Menschen nachvollziehbar und das macht es für mich schwer da einen der Götter im klassischen Sinn für sympathisch zu halten.

Außer vielleicht Mad Sweeny.
 
Also falls jemand noch jemals vorhaben sollte, etwas ähnliches wie Scion zu spielen, der sollte sich American Gods sehr gut anschauen, denn genauso sollte das nach meiner Meinung funktionieren.

Ich bin von der zweiten Staffel noch begeisterter als von der ersten, vielleicht weil man auch mehr "blicken" lässt und nicht so sehr auf Verwirrung setzt.
 
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