amarillyon
Methusalem
- Registriert
- 4. April 2003
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Es war schwieriger als er dachte, ein passables Kostüm für Regeanes bevorstehenden Ball zu besorgen. Er hatte Gestern und einen großen Teil der heutigen Nacht damit verbracht, das zu Organisieren.
Erst einmal musste er sich darüber klar werden, wie er sich überhaupt zu diesem Anlass kleiden wollte. Ein klassisches venezianisches Kostüm, Regeanes Vorstellung zu entsprechen. Also einen ‚Tabarro’, wie ihn Goethe auf seiner Venedigstation seiner Italienreise beschrieb, einen passenden Hut mit Bauta und eine klassische, mundlose ‚Maschera nobile’.
Um sich einen Anzug Maßschneidern zu lassen, hatte er weder Zeit noch Geld. Aber er konnte einen ‚von der Stange’ bestellen. Zwar wusste er nicht, ob und wo hier in Finstertal ein entsprechender Kostümverleih existierte, aber er kannte aus seiner Zeit in Düsseldorf noch einen solchen Bezugsquelle. Er musste zwar einige Telefonate führen, aber letztendlich gelang es ihm, besagte Kleidungsstücke zu ordern. Sie müssten am heutigen Tag bei UPS abgegeben worden sein und morgen hier ankommen. Er hatte den Hausmeister der Kunstakademie, der die Post annahm, angewiesen ihm das Paket morgen in seinem Atelier abzustellen.
Die Maske zu organisieren war da schon schwieriger. Eine wirklich schlichte, weiße Wachsmaske in traditioneller Form, eben eine ‚Maschera nobile’ war nicht zu ohne weiteres zu bekommen. Überall wo er nachfragte bekam er nur modernere und bunte Masken angeboten. Aber das wäre in seinen Augen nicht konsequent genug. So musste er nutgedrungen seine Eigene Maske herstellen. Aus einen paar großen weißen Wachskerzen, die er sich gestern Nacht noch besorgt hatte, schmolz er die Rohmasse. Die spätere Form, welche diese Masse vor ihm annehmen sollte, war ihm aus vielen alten Zeichnungen bekannt. Er formte die erkaltete aber noch geschmeidige Masse so gut er konnte, wobei ihm sein handwerkliches Geschick dabei sehr zu Hilfe kam. Da er die Maske selbst anfertigte, konnte er sie sogar recht gut seinen Gesichtskonturen anpassen. Nur gut, dass Vampiere nicht schwitzten. Das würde das Tragen erträglicher machen.’ Sagte er sich, als er die Maske immer wieder aufsetzte um sie Anzupassen. Das Finish verpasste er ihr, indem er einen Rest der Wachsmasse erneut einschmolz, etwas Farbpigmente beimischte, die er in purer Form besaß weil er oft Farben selbst anmischte, und ein paar Mittel zur Härtung, die er aus gleichem Grund in seinem Atelier besaß. Als er dann das flüssige Wachs als ‚top-coat’ über die Maske goss, bekam sie eine ebenmäßige und glatte Oberfläche in einem warmen Elfenbeinton. Sie war vielleicht kein Meisterstück, aber sie entsprach seinen Vorstellungen in der Form.
Gut, dass er bei der Harpyie noch einmal nachgefragt hatte, welches ‚Thema’ ihr vorschwebte....
Zuerst dachte er ja an eine eher symbolische Verkleidung als ‚Joseph Beuys’ für sich. Und Regeane dachte an eine klassisch venezianische Maskerade!
Als er jetzt darüber nachdachte, musste er grinsen und an ihre Unterhaltung vom letzten Donnerstag denken. Wie würde es wohl sein, gerade wenn alle Anderen sich Thema unterwerfen, und er gerade zum Trotz in der Fischerweste, dem Hut und der fettbeschmierten Filzmaske zwischen all den prunkvoll gewandeten Kainiten zu wandeln. Einen mutigen und absichtlichen Stilbruch.
Ganz im Geiste dessen, den er in dieser Verkleidung Darstellen wollte.
Ein Happening.
Avantgarde.
Kunst!
Aber würden die Anwesenden das auch als solches Verstehen? Und was würde die Gastgeberin davon Halten? Er hatte sie gerade erst schätzen gelehrnt und wollte das nicht aufs Spiel setzen. Nein, er wollte das Risiko nicht eingehen. Wieder musste er an das Gespräch vom Donnerstag denken.
‚Aber ich muss gestehen, das ich selbst viel zu sehr Sklave dieser Etikette bin, als das ich mich wagen würde, solche Spielchen zu spielen....’ waren seine Worte.
Ja, wieder einmal siegte seine Zurückhaltung, seine Schüchternheit über seine Vision der Kunst. Sein Verhalten über sein Wesen...
Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.
Erst einmal musste er sich darüber klar werden, wie er sich überhaupt zu diesem Anlass kleiden wollte. Ein klassisches venezianisches Kostüm, Regeanes Vorstellung zu entsprechen. Also einen ‚Tabarro’, wie ihn Goethe auf seiner Venedigstation seiner Italienreise beschrieb, einen passenden Hut mit Bauta und eine klassische, mundlose ‚Maschera nobile’.
Um sich einen Anzug Maßschneidern zu lassen, hatte er weder Zeit noch Geld. Aber er konnte einen ‚von der Stange’ bestellen. Zwar wusste er nicht, ob und wo hier in Finstertal ein entsprechender Kostümverleih existierte, aber er kannte aus seiner Zeit in Düsseldorf noch einen solchen Bezugsquelle. Er musste zwar einige Telefonate führen, aber letztendlich gelang es ihm, besagte Kleidungsstücke zu ordern. Sie müssten am heutigen Tag bei UPS abgegeben worden sein und morgen hier ankommen. Er hatte den Hausmeister der Kunstakademie, der die Post annahm, angewiesen ihm das Paket morgen in seinem Atelier abzustellen.
Die Maske zu organisieren war da schon schwieriger. Eine wirklich schlichte, weiße Wachsmaske in traditioneller Form, eben eine ‚Maschera nobile’ war nicht zu ohne weiteres zu bekommen. Überall wo er nachfragte bekam er nur modernere und bunte Masken angeboten. Aber das wäre in seinen Augen nicht konsequent genug. So musste er nutgedrungen seine Eigene Maske herstellen. Aus einen paar großen weißen Wachskerzen, die er sich gestern Nacht noch besorgt hatte, schmolz er die Rohmasse. Die spätere Form, welche diese Masse vor ihm annehmen sollte, war ihm aus vielen alten Zeichnungen bekannt. Er formte die erkaltete aber noch geschmeidige Masse so gut er konnte, wobei ihm sein handwerkliches Geschick dabei sehr zu Hilfe kam. Da er die Maske selbst anfertigte, konnte er sie sogar recht gut seinen Gesichtskonturen anpassen. Nur gut, dass Vampiere nicht schwitzten. Das würde das Tragen erträglicher machen.’ Sagte er sich, als er die Maske immer wieder aufsetzte um sie Anzupassen. Das Finish verpasste er ihr, indem er einen Rest der Wachsmasse erneut einschmolz, etwas Farbpigmente beimischte, die er in purer Form besaß weil er oft Farben selbst anmischte, und ein paar Mittel zur Härtung, die er aus gleichem Grund in seinem Atelier besaß. Als er dann das flüssige Wachs als ‚top-coat’ über die Maske goss, bekam sie eine ebenmäßige und glatte Oberfläche in einem warmen Elfenbeinton. Sie war vielleicht kein Meisterstück, aber sie entsprach seinen Vorstellungen in der Form.
Gut, dass er bei der Harpyie noch einmal nachgefragt hatte, welches ‚Thema’ ihr vorschwebte....
Zuerst dachte er ja an eine eher symbolische Verkleidung als ‚Joseph Beuys’ für sich. Und Regeane dachte an eine klassisch venezianische Maskerade!
Als er jetzt darüber nachdachte, musste er grinsen und an ihre Unterhaltung vom letzten Donnerstag denken. Wie würde es wohl sein, gerade wenn alle Anderen sich Thema unterwerfen, und er gerade zum Trotz in der Fischerweste, dem Hut und der fettbeschmierten Filzmaske zwischen all den prunkvoll gewandeten Kainiten zu wandeln. Einen mutigen und absichtlichen Stilbruch.
Ganz im Geiste dessen, den er in dieser Verkleidung Darstellen wollte.
Ein Happening.
Avantgarde.
Kunst!
Aber würden die Anwesenden das auch als solches Verstehen? Und was würde die Gastgeberin davon Halten? Er hatte sie gerade erst schätzen gelehrnt und wollte das nicht aufs Spiel setzen. Nein, er wollte das Risiko nicht eingehen. Wieder musste er an das Gespräch vom Donnerstag denken.
‚Aber ich muss gestehen, das ich selbst viel zu sehr Sklave dieser Etikette bin, als das ich mich wagen würde, solche Spielchen zu spielen....’ waren seine Worte.
Ja, wieder einmal siegte seine Zurückhaltung, seine Schüchternheit über seine Vision der Kunst. Sein Verhalten über sein Wesen...
Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.