Vor dem Ball im Atelier des Malers

amarillyon

Methusalem
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4. April 2003
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Nachdem sich der Maler die gesammte letzte Nacht damit beschäftigt hatte, das Atelier nach seinen wünschen und Bedürfnissen umzugestalten, war er heuer recht zufrieden mit dem Ergebniss. Er hatte viele Utensielien fürs Malen beschafft, Leinwände bespannt und Farben angemischt. Ausserdem hatte er sich Gedanken um die anstehende Unterrichtsstunde gemacht, und ein loses Konzept verfasst, wie er seinen Lehrplan gestalten wollte. Er hatte vor, jede Unterrichtsstunde über eine Stilrichtung der modernen Kunst zu referieren und anschließend mit den Studenten zu diskutieren. Ausserdem wollte er die Schüler anweisen, bis zur jeweilig nächsten Stunde ein Werk in endsprechender Technik anzufertigen. So konnte er wohl im Laufe des Semesters nicht wirklich alle Spielarten der Moderne ausführlich besprechen, aber immerhin ein groben Überblick über die Kunstrichtungen der Moderne an die Studenten weitergeben. Dadurch, dass sie sich dann mit den jeweiligen Techniken auseinandersetzen müssten, konnten sie für sich selbst endscheiden, ob und welcher Stil ihnen persönlich liegen würde.

All das ging ihm durch den Kopf, als er sich seiner Maskerade für den heute anstehenden Ball widmete. Regeane hatte für etwa ab 22°° Uhr geladen. So hatte er noch etwas Zeit, sich vorzubereiten. Sein Kostüm lag zum Glück ja schon seit zwei Tagen bereit, so dass er sich darüber keine Gedanken mehr machen brauchte. Was ihn noch beschäftigte war, ob und was er Regeane zu diesem Anlass schenken sollte. Da er ihr schon vor einiger Zeit dieses Portrait übergeben hatte, kam das schon nichtmehr in Frage. Es sollte ein Geschenk mit Bedeutung sein. Einen Blumenstrauß oder ähnliches war absolut zu Oberflächlich, auch wenn das Symbol seines und ihres Clans eine Blume war. Doch gestern kam ihm beim Auspacken seiner Sachen hier im Atelier eine geniale Idee. Bei seinen persönlichen Sachen war auch ein Handspiegel, den er selbst vor einigen Dekaden selbst einmal geschenkt bekommen hatte. Der Handgriff und der Rahmen des etwa 15x20 cm großen Spiegels waren in Form in sich verschlungener Rosen gearbeitet. Ein wunderbares Geschenk für eine Person wie Regeane, die so sehr auf ihr Äusseres achtete. Aber um eine Botschaft in dieses Geschenk einzuarbeiten, musste er diesen Spiegel noch etwas modifizieren. Deshalb hatte er sich bei einem Glaser in der Stadt eine Glasscheibe anfertigen lassen. Es war eine Art halbdurchsichtiges Spiegelglas, eine hochpolierte obsidianfarbene Glasscheibe, die auf der einen Seite zusätzlich mit spiegelndem Silberglanz bedampft wurde. So hatte er einen Spiegel, durch den man zusätzlich durchschauen konnte. So konnte man neben seinem Spiegelbild zusätzlich die Dinge sehen, die sich hinter dem Spiegelglas befanden.
Eine philosophische, ja fast poetische Aussage, die er damit machen wollte. Etwas, das gerade auch für das Amt einer Harpyie von Wichtigkeit war und trotzdem die Persönlichkeit Regeanes im wahrsten Sinne des Wortes wiederspiegelte.Ein wenig wie Alice, die durch den Spiegel ging, nur das man bei diesem Spiegel nich hindurchgehen sondern nur hindurchschauen konnte. Und ausserdem ein kleiner Fingerzeig auf die Legende, das ihr Clan und jene, deren Symbol der (zerbrochene) Spiegel war, aus dem selben Blut entstammten, da ihre Vorsintflutlichen, die Begründer der Toreador und der Malkavianer den selben Erzeuger hatten.
Aber dieses Geschenk sollte sehr viel persönlicher sein. Als Harpyie würde sie die Maskeraden, den äusseren Anschein durchschauen müssen und ausserdem stets iher Umwelt im Auge haben, auch wenn sie mit anderem oder mit sich selbst beschäftigt ist. Als Person selbst musste sie erkennen wer sie selbst war, wer sich hinter ihrer zur Schau getragenen Äusserlichkeit befand.

Ein sehr vieldeutiges Geschenk. Und gerade auf einem Maskenball.

Er schlug sein Geschenk in ein Stück unbearbeiteter Leinwand ein, die er noch übrig hatte, zog sich seine Verkleidung über und machte sich auf den weg zum Maskenball Regeanes......
 
Bevor er aber sein Atelier verließ, dachte er daran, wie er wohl in diesem Aufzug auf der Strasse wirken würde. Er war hier nicht in der Lagunenstadt und Fasching war auch längst vorrüber. Er wollte nicht der Grund für einen eventuellen Maskeradenbruch oder ähnliches sein. Als er noch darüber nachdachte, sich ein Taxi kommen zu lassen, entsinnte er sich einer seiner Fähigkeiten, die er sonst nur äusserst selten nutzte, die sich in diesem Fall aber geradezu anbot.
Out of Character
Verdunkelung°°°°

[dice]
 
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