Alternatives, mehrdimensionales Moralsystem

Durro-Dhun

Erklär(wer)bär
Teammitglied
Registriert
12. September 2003
Beiträge
17.581
Aus der Diskussion über die Natur des Vampirs in Marroks WoD 3.0:
Doch es gibt etwas das mich schon immer gestört hat an WhiteWolfs sonst so genialem Regelwerk.
Die Menschlichkeit, einfach weil Menschlichkeit nicht genau definier und erfassbar ist für mich.
Meiner Meinung nach zählen zu Menschlichkeit nämlich nicht nur klischeehafte, pseudoartige , gute Taten.
Zur Menschlichkeit gehört eben auch die dunkle Seite, die Selbstsucht, Hass, Grausamkeit etc.
Ohne sie wäre der Mensch nicht menschlich.


Das einzige Problem, das ich an Menschlichkeit sehe, ist dass sie einen linearen, eindimensionalen Verlauf hat. Natürlich kann man sie mit den Pfaden aus Masquerade auch durch andere moralische Richtlinien ersetzen, aber auch diese sind eindimensional.

Wäre Dir evtl. dabei geholfen, wenn man die Menschlichkeit durch etwas mehrdimensionales ersetzt? Also beispielsweise aus den Tugenden und der Menschlichkeit eine mehrdimensionale Tabelle zimmert, die einen grundlegenden moralischen Kompass darstellt?

Wäre mal eine interessante Überlegung, die man auch gerne in einer separaten Diskussion auslagern könnte.

Wie könnte eine mehrdimensionale Verhaltensrichtlinie aussehen, die das Konzept der "Menschlichkeit" (oder das Konzept der Pfade aus VtM) ersetzt? Habt ihr Ideen dazu?
 
Ja. Und zwar wie folgt:

ll_20110614_1.jpg


Damit erfaßt man die vollständige Komplexität der gesamten Menschlichkeitsproblematik auf spielbare, überzeugend realistische Weise. Und diese Methode ist ja auch schon seit Jahrzehnten bewährt.
 
Das Zine Abenteuer. #1 hatte ein sehr interessantes alternatives Menschlichkeitssystem, bei dem bis auf drei Kernverfehlungen die absoluten No-Gos individuell festgeschrieben wurden und auch eine deutliche Unterscheidungen zwischen Todsünden, schweren Sünden und leichten Verfehlungen vorgenommen wurde.
Die Printausgabe ist schon lange vergriffen, aber das PDF gibt es noch bei YGN: http://www.yourgamesnow.com/index.p...d=3018&zenid=2c02ba517f8ba6db0e129be79575a2b3
 
Hm... die gute alte DnD Werteskala... dass die rausgeholt und abgestaubt wird, hatte ich jetzt nicht wirklich erwartet ;)
Die hatte ich damals noch als Diskussionsgrundlage für einen Diskurs über Moral mit meinem Religionslehrer verwendet :D

Zugegebenermaßen halte ich diese Skala aber nicht für passend für die World of Darkness, einfach weil dort die allerwenigsten Wesen "lawful" (also rechtschaffen) sein dürften. Zudem ist dabei ein moralischer Wandel oder Degress eher durch wechseln einer "moralischen Klasse" beschrieben. Moral ist in der World of Darkness ja aber zumeist etwas wandelbares (meistens etwas, das beim Spielercharakter verfällt).
 
Wenn man es mit Tugens/Laster kombinieren will, würd ichs so machen:

Wenn eine Handlung dem Laster entspricht: +1 für den Würfelpool (btzw. -1 zum Widerstehen beim Überreden/Beherrschung etc. um dem Laster entsprechend zu handeln)
Wenn eine Handlung gegen die Tugend geht: -1 für den Pool (bzw. +1 zum Widerstehen beim Überreden/Beherrschung etc. um eine Handlung zu vollziehen die der Tugend widerspricht)

Aber das würd ich auch nur so machen, weil ich böse Chars mag und supporten will. Es verführt zum Bösen. Während es bestimmte unmoralische Handlungen schwerer macht und zu anderen leichter verführt.
 
10f3 hat mal was dazu auf seinem Blog geschrieben und was mich angeht eine seeehr interessant Grundlage für ein viel besseres Vampire dargelegt

Nehmen wir mal, wir wollen also aus Vampire ein Rollenspiel um den persönlichen Horror machen, dann müsste Menschlichkeit zum zentralen Angelpunkt des Systems werden. Das könnte so aussehen:

- Willenskraftpunkte, als Aktivresource, werden direkt an Menschlichkeit gebunden (also quasi als temporäre Punkte zu Menschlichkeit). - Tiere haben keine Willenskraft.
- Kontakte und Verbünde sind direkte Konsequenz aus Menschlichkeit.
- Soziale Attribute und Fertigkeiten dürfen nicht sein. Alle sozialen Proben werden direkt auf Menschlichkeit abgelegt.
http://1of3.blogspot.de/2006/05/vtm-seziert-ein-allgemeines.html

Da ging es zwar um das alte Vampire, aber das sollte so hier auch funktionieren.
Ich würde es vielleicht nicht ganz so krass machen, aber die Richtung finde ich korrekt.
 
PS: Da das ohne den Zusatz den ich vergessen habe etwas Thema vorbei geht.
Daraus würde sich auch klar ergeben was Menschlichkeit ist.
Jeglicher sozialer Umgang. Empathie und allgemein eben in den anderen reinversetzen.
 
Zugegebenermaßen halte ich diese Skala aber nicht für passend für die World of Darkness, einfach weil dort die allerwenigsten Wesen "lawful" (also rechtschaffen) sein dürften.
Ich hatte gerade die Vampire mit ihrem strikten Herumreiten auf Hierarchien als Lawful Evil in Erinnerung. Aber eventuell gibt es ja diese Generationen- und Hierarchienunterwürfigkeit nicht mehr.
Moral ist in der World of Darkness ja aber zumeist etwas wandelbares (meistens etwas, das beim Spielercharakter verfällt).
Dann hat man bei WoD in puncto Moral etwas ganz Grundsätzliches NICHT kapiert!
 
Aber eventuell gibt es ja diese Generationen- und Hierarchienunterwürfigkeit nicht mehr.
Es gibt keine Generationen mehr (nur noch ein wie lange bin ich schon ohne Starre wach). Hierachien gibt es immer noch aber nur noch städtisch statt weltweit. Lawful Evil als grobe Einordnung passt aber immer noch.

Dann hat man bei WoD in puncto Moral etwas ganz Grundsätzliches NICHT kapiert!
Das bitte erläutern.
 
Im Grunde genommen sind die Ethikphade ausnahmslos Sozialethiken mit festen Grundgesetzen. (Vergleichbar mit dem, was der kathegorische Imperativ letzten Endes für Kant bedeutete. (Und warum man ihn nicht ganz Grundlos mit einem "Judenbeispiel" kritisiert.))

Die Basisannahme der Ehtikphade ist mMn erst einmal die Auffassung, dass es so etwas wie (pfadabhängige) Sittengesetze gibt, nach denen man handelt, weil man sich dazu verpflichtet fühlt so zu handeln. Der moralische Verfall der Menschlichkeit (oder was der entsprechende Ethikpfad ansonsten zelebriert) ist dabei die Bereitschaft gegen diese entsprechenden Sittengesetze zu verstoßen. (Und das man dabei feststellt, dass es sich gut anfühlt zu "sündigen".)
 
Das bitte erläutern.
Wenn Moral in der WoD wirklich etwas "Wandelbares" sein sollte, dann haben die WoD-Macher ziemlich sicher eine sehr "ungewöhnlich naiv verkehrte" Vorstellung von Moral.

Die könnten dann gleich als Politiker oder Investmentbanker oder Anführer von Kindersoldatenkommandos antreten, da diese Leute eine ähnliche Vorstellung von Moral haben dürften.
 
Ich denke es würde zu weit off topic führen, aber um eine lange Geschichte kurz zu machen:
Moral(vorstellungen) sind zwischen Kulturen unterschiedlich. (soweit dürften alle einer Meinung sein oder?)
-> Moralvorstellungen werden durch das Umfeld bestimmt
-> In einem geringeren Maße hat jeder von uns ein anderes Umfeld
-> Moral ist für jeden anders wenn auch oft sehr ähnlich.
 
Der "Wandel" oder besser der "Verfall" der Moral ist bei Vampire quasi einprogrammiert (mMn):
Ein Vampir tut Dinge, schon alleine um zu überleben (zum Beispiel Blut trinken und dabei u.U. aus Versehen auch Töten) die ein "normaler", gesellschaftlicher Mensch unter Standardbedingungen nicht tun würde. Noch dazu treibt das innere Tier den Vampir u.U. dazu ebenfalls Untaten zu begehen. Wie bildet sich das in der Moralvorstellung des "Betroffenen" ab, der nun zum Vampir geworden ist und damit unleben muss? Entweder er wird verrückt, er verzichtet ganz auf Menschenblut und wird Tierblut saufender 'Vegetarier', oder er wandelt seine Moral, so dass nach seinen nun vorherrschenden Vorstellungen die besagten Dinge, die bis dato in der menschlichen Gesellschaft tabu waren, nun für ihn in seiner Wertevorstellung durchaus vertretbar sind.
Ich sehe hier also ganz klar einen moralischen Wandel und den Konflikt, mit diesem Wandel klar zu kommen - oder gegen ihn anzukämpfen.

@Shadom & 1of3s These:
Die Idee, Menschlichkeit als degenerierende soziale Komponente zu berücksichtigen, gefällt mir tendenziell gut. ABER: Auch ein kaltes, unmenschliches Schwein von Vampir kann sich mMn Verbündete halten und den Kontakt zu ihnen pflegen... ein paar grenzwertige Fälle kann man da immer konstruieren...
 
Für solche Grenzfälle sind meiner Meinung nach aber Vor und Nachteile gedacht.
z.B. Vorteil: Machiavelli
Auch nach dem Biss hat sich deine Fertigkeit Überzeugung erhalten. Allerdings kalkulierst du deine Handlungen nun bloß noch. Würfel mit Intelligenz und Überzeugung.

Ähnliches könnte man auch für andere Fertigkeiten und auch für Kontakte machen.
Wichtig ist, dass solche Fälle eben Ausnahmen bleiben und ansonsten JEDER Vampir ein Interesse daran hat seine Menschlichkeit hochzuhalten, aber durch seine Natur immer wieder unmenschliche Sachen tun muss.

Bedenke auch, wie das kalte unmenschliche Schwein Verbündete bekommt. In der Regel nämlich nicht durch ein nettes Gespräch sondern durch Einschüchtern (was ich unbeeinflusst als eigenen Skill lassen würde), Manipulation (siehe Machiavelli Vorteil als Beispiel) oder durch eine Hand wäscht die andere Geschichte.
Das einzige problematische wäre der letzte Teil. Hier würde ich allerdings sagen, dass ein gutes Setup, den Wurf so weit vereinfachen kann, dass er eben selbst für einen Unmenschlichen Vampir erfolg hat. Mein gegenüber findet mich vielleicht furchbar und fast schon ekelerregend ABER ich kann ihn zum Cheffe machen. Also schluckt er das runter.


Achja:

Da wir hier bei Requiem sind und nicht bei Vampire ergibt folgender Zusatz ebenfalls von 10f3 noch mehr Sinn:

Indem man Menschlichkeit bei der CharGen frei wählbar macht (mit evtl. Ausschluss von extremen Werten), kann man die Wichtigkeit von Menschlichkeit noch erhöhen (~ Contested Gauge Pattern). Die nicht ausgefüllten Punkte entsprächen folglich der Stärke des Tiers und könnten so eine Grundlage für die Vampirkräfte bilden (oder Einfluss darauf haben). Da Cool Powerz von sich aus einen hohen Aufforderungscharakter haben, könnte dieses Vorgehen tatsächlich für einen Gewissenskonflikt auf Seiten der Spieler sorgen.

Die Nicht ausgefüllten Punkte Menschlichkeit könnten mehr oder minder die gleiche Funktion erfüllen wie Potestas.
 
Bedenke auch, wie das kalte unmenschliche Schwein Verbündete bekommt. In der Regel nämlich nicht durch ein nettes Gespräch sondern durch Einschüchtern (was ich unbeeinflusst als eigenen Skill lassen würde), Manipulation (siehe Machiavelli Vorteil als Beispiel) oder durch eine Hand wäscht die andere Geschichte.

Da ist eben das Problem welches ich im anderen Thread erwähnt habe und welches mir bei diesem pseudo Moralsystem mit Menschlichkeit sauer aufstößt.

Menschlichkeit kann man einfach so klar definieren, dass man sagt jemand der nur an sich selbst und die Selbsterhaltung denkt wäre unmenschlich.
Ist es unmenschlich wenn ich will das es mir gut geht?
Ist es unmenschlich wenn ich daran denke zu überleben?

Nehmen wir doch einmal ein Beispiel.
( Ich betone dies ist eine neutral betrachtete Simulation und steht in keinem Verhältnis zu meinen persönlichen moralischen Ansätzen. )

Zwei Familien, beides arme Bauerfamilien mit zwei Höfen, welche sich gerade so über Wasser halten können das es zum existieren reicht.
Dann jedoch fällt ein Teil der Ernte durch Unwetter aus, beide Familien konnten jedoch noch etwas zur Seite schaffen.
Von dem was übrig geblieben ist, kann keine der beiden Familien den kommenden Winter überstehen und es gibt auch sonst niemanden an den sie sich wenden können.
Selbst wenn sie sich gegenseitig unterstützen würden, würde es nicht für alle reichen.
Aus Not und in Sorge um seine Familie, hat einer der Väter eine schwere Entscheidung getroffen.
In der Nacht sammelt er seine Söhne um sich ( die andere Familie ist weniger wehrhaft ), zusammen mit seinen Söhnen überfällt er den Hof der anderen Familie und nimmt ihnen ihre Vorräte, nun ist die eine Familie dem Tode geweiht, doch die Anderen haben nun genug Vorräte um den Winter gerade so zu überstehen.

Die ganze Situation kann man nun vom persönlichen Standpunkt aus betrachten und darüber entscheiden wie man will.

Doch die Entscheidung des Vaters, welcher mit seinen Söhnen die andere Familie zum sterben verurteilt, um sich selbst und seine Familie zu retten.
Diese Situation lässt sich aus den verschiedenen Blickwinkeln deutlich schwieriger betrachten.

War die eine Familie nun "unmenschlich", weil sie der anderen ihre Vorräte nahm und sie zum sicheren Tode verurteilte?
Oder aber war sie "menschlich", weil sie ihrem Drang gefolgt ist zu überleben?
Ist der Wille überleben zu wollen nicht ein wichtiger Teil der Menschlichkeit?

Ich will damit auf folgendes hinaus.

Ist der Mensch nicht viel häufiger und bis auf wenige Ausnahmen, viel eher auf sich selbst und seinen eigenen Erhalt bezogen?
Machen das nicht viel mehr Menschen, als dass sie in andere Länder gehen um Hungernden zu helfen?

Was ist also menschlicher?
Selbsterhaltung oder anderen Menschen helfen?

Und deshalb ist das Menschlichkeitssystem von Requiem und auch Masquerade meiner Meinung nach sehr pseudo-moralisch.
Menschlichkeit kann man einfach nicht klar definieren, es ist ein subjektiver Begriff und auf der Welt gibt es mehr als genug verschiedene menschliche Verhaltensmuster, weshalb man ganz neutral gesehen, einfach zu keinem eindeutigen Entschluss gelangen kann.
 
Ja der Vater verhält sich unmenschlich.
Nicht unlogisch, nicht unverständlich aber unmenschlich (im Sinne von Vampire hier).

Er hätte moralisch gesehen alle an der Hand nehmen müssen, Kumbaya singen müssen und zusammen verhungern. Macht er aber nicht.
Er ist aber keine Vampir, hat also noch eine Seele. Kann also gut sein, dass er sich quält, vielleicht sogar drüber irre wird, aber er verliert seine Seele deswegen nicht.
Also kann sich dieses Loch der Unmenschlichkeit einfach wieder füllen. Mit der Zeit.

Ein Vampir der genau dasselbe tut hat ein größeres Problem. Was ihm weggerrissen wurde kann er nie wieder zurück bekommen.
Meine Meinung nach auch unwiderbringlich (das heißt Menschlichkeit ist nicht steigerbar). By the book hat er noch die Möglichkeit sich durch Zeit, Kraft und Hingabe wieder langsam zu erarbeiten was er einst hatte. Also da wo der Mensch theoretisch zuhause fernsehen schauen kann und das ganze dabei langsam verarbeitet muss der Vampir sich bemühen was er getan hat wieder gut zu machen um sich selbst wieder als Mensch sehen zu können.

So verstehe ich Menschlichkeit in Vampire. Natürlich ist das Pseudo, verallgemeinernd usw. aber wer sich mal mit Philosophie beschäftigt hat wird sofort einsehen, dass ein wirklich diskursiver ernsthafter Ansatz für Seele, Moral und Menschlichkeit in einem Rollenspiel nichts verloren hat, weil man dann nicht mehr zum spielen kommt und weil es keine Fairness dabei gibt, die ein Rollenspiel aber braucht.
 
War die eine Familie nun "unmenschlich", weil sie der anderen ihre Vorräte nahm und sie zum sicheren Tode verurteilte?
Oder aber war sie "menschlich", weil sie ihrem Drang gefolgt ist zu überleben?
Ist der Wille überleben zu wollen nicht ein wichtiger Teil der Menschlichkeit?
Ihrer Menschlichkeit vielleicht schon, aber sie sind ja auch keine Vampire.
Da stimme ich Shadom voll und ganz zu: Ein Vampir hat keine Seele, aber er hat eine Bestie. Und die nährt sich an Selbstsucht und Grausamkeit. Alles, was dem Vampir bleibt, um dieser Bestie Einhalt zu gebieten, um das Echo seines menschlichen Selbst nicht an sie zu verlieren, ist gegen die egoistischen Impulse der Bestie zu handeln. Der Mensch kann moralisch handeln (ob er das tut oder nicht ist völlig irrelevant), die Bestie kann das niemals. Menschlichkeit besagt, dass der Vampir moralische Standards befolgt, um seiner Bestie keinen Raum zu geben. Seine Bestie scheißt auf seine moralischen Ansichten; gibt er ihr den kleinen Finger, reißt sie ihm den seelischen Arm ab. Der Moralkodex der Menschlichkeit beschreibt, welchen Impulsen der Bestie der Vampir noch widersteht und wie er sich die Fähigkeit bewahrt, mit Menschen umzugehen, als seien sie noch etwas anderes als Blutbeutel.

Das Regelwerk sagt doch eigentlich recht deutlich, warum der Wert Menschlichkeit und nicht Moralität heißt:
The presence of the Beast changes the very nature of morality for vampires. The Kindred can pretend to be human, but they are not. Even the most evil and monstrous mortal does not have a Beast. A vampire's existence is a constant struggle between the Man, the aspect of a Kindred that can make moral choices, and the Beast, which cannot. [...] When a Kindred treats other people as prey or tools or inconvenient obstacles, the Man weakens. When Kindred make an effort to interact with mortals as fellow people, to care about their lives and happiness, the Beast...waits. The slide towards the Beast is easy. It comes naturally for creatures that must take the blood from the living to survive. Strengthening the Man is very difficult. Most vampires slowly degenerate. Mentally, they become less and less human, more callous and brutal.
Vampire the Requiem, S. 181

Egoistisch zu handeln bedeutet, dem Biest die Hand zu reichen. Aufopferungsvolle, moralische Taten kennt das Biest nicht, kann sie also auch nicht nutzen, um den Menschen im Vampire zu schwächen -> Der Vampir kann sein rationales Bewusstsein auf diese Weise erhalten. Es geht für Vampire nicht darum, das moralisch richtige zu tun - es geht darum, das zu tun, was den Aufstieg des Biests ausbremst und die Persönlichkeit des Vampirs erhält.

Ist der Mensch nicht viel häufiger und bis auf wenige Ausnahmen, viel eher auf sich selbst und seinen eigenen Erhalt bezogen?
Die Frage fände ich bei Moralität der Mortals-Linie verständlich, aber bei Vampiren ist das so, als würde ich fragen, warum denn der Wolf nicht auch Gras frisst, tut das Schaf doch auch?

Was ist also menschlicher?
Selbsterhaltung oder anderen Menschen helfen?
Für Menschlichkeit im Sinne von Vampire: Anderen Menschen helfen. Seine eigene Selbsterhaltung zugunsten von jemand anderem aufgeben ist eine Entscheidung, die nur der menschliche Teil eines Vampirs treffen kann, niemals das Biest - und deswegen ist diese Entscheidung menschlicher.

Menschlichkeit kann man einfach nicht klar definieren, es ist ein subjektiver Begriff und auf der Welt gibt es mehr als genug verschiedene menschliche Verhaltensmuster, weshalb man ganz neutral gesehen, einfach zu keinem eindeutigen Entschluss gelangen kann.
Wie bereits gesagt wurde ist Vampire, egal ob Requiem oder Maskerade, nur ein Spiel, das mit bestimmten Motiven im Hinterkopf designt wurde. Eins davon ist die Menschlichkeit. Und für ein Spiel lässt diese sich sehr wohl definieren; was sie im Fall von Requiem bedeutet, wird ziemlich deutlich im Regelwerk erläutert. Requiem ist kein Ethik-Seminar in Rollenspielform, Debatten über die Subjektivität moralischen Empfindens sind nicht unbedingt das, was man an einem Spieltisch erwartet.

Wenn ihr Vampire anders spielen wollt, muss zunächst einmal klar sein, welchem inneren Konflikt sie in ihrer neuen Inkarnation ausgesetzt sein sollen. Bei Werwölfen z.B. geht es um Balance zwischen Wolf und Mensch, bei Magus um rationale Selbstkontrolle vs. Allmachtsfantasien. Welchen Konflikt soll der Vampir bestreiten?
Für "Mensch gegen Bestie" ist die bestehende Regelung bereits ausreichend, ansonsten gibt es gute alternative Moral-Hacks in Dance Macabre (Hell is other people ist z.B. wirklich eine spannende neue Interpretation von Menschlichkeit). Und wer einfach nur die Sau rauslassen will: Lasst einfach die Moralitätswerte ganz weg.
 
Ich hatte grade eine lustige Idee für ein mehrdimensionales Moralsystem: Gewissensschaden

Jeder Charakter wählt mehrere moralische Grundeinstellungen mit einem gewissen Gesamtwert von X (ehrenhaft (kümmert sich um gesellschaftliche Konventionen), mitfühlend (kümmert sich um das wohlergehen lebender Wesen), ordnungsliebend (legt wert auf Unversehrheit des Eigentums), gesetzestreu (Einhaltung von Gesetzen ist wichtig), gottesfürchtig (nur Gott selbst soll über meine Seele richten). Wenn der Charakter in eine Situation kommt in der entgegen seiner Moral handeln muss erhält er Schaden, wobei 10 minus Einstellungswert als Verteidigungswert zählt. Der Schaden wird in Kategorien unterteilt (so wie auch körperlicher Schaden) von nebensächlich, über ernst bis zu erschütternd. Diese Faktoren bestimmen wie schnell der Schaden geheilt wird. Das man eine Fensterscheibe eingeschlagen hat kann man schnell vergessen, das anzünden einer Villa fällt deutlich schwerer, auch wenn es nicht wirklich unmenschlich ist und das versenken eines Frachters mit Hilfgütern für Kinder in der dritten Welt wäre erschütternd, auch wenn alle 3 Dinge nur Sachbeschädigung wären. Wenn der Schadensmonitor voll ist verliert man einen Punkt Menschlichkeit und reduziert einen moralischen Vorstellungswert um 1.

Mal ein paar Beispielcharaktere:
Rücksichsloser Konzernchef: Hat auf jeden Fall hohe Werte in ordnungsliebend und schätzt den materiellen Gewinn, kann aber durchaus seine Angestellten aus dem Blickfeld verlieren (nicht mitfühlend) oder an der Steuer vorbei Arbeiten (nicht gesetztreu), dafür aber ein großes persönliches Ehrgefühl haben (ehrenhaft)
Radikaler Menschenrechtsaktivist: Hat einen hohen Wert in mitfühlend und wir keinem Menschen ein Haar krümmen und legt Wert darauf, dass seine Überzeugung wahrgenommen wird (ehrenhaft).
Gläubiger Fanatiker: Haben nur einen hohen Wert in gottesfürchtig gemeinsam. Davon abgesehen gibt es selbstaufopfernde Heilige (mitfühlend), religiöse Rechtsgelehrte (gesetzestreu) oder solche die ihre weiße Weste notfalls bis aufs Blut verteidigen (ehrenhaft)
Max Mustermann: Ein normaler, westlicher Mensch dürfte wahrscheinlich mittelmäßige Werte in mitfühlend, ordnungsliebend und gesetzestreu haben.



Dieses System lässt sich natürlich beliebig um andere Moralaspekte erweitern und ist so wie ich es hier vorstelle noch lange nicht fertig da es noch diverse logische Lücken gibt.
 
Und hier nochmal in ziemlich fertig ausgearbeitet.


Gewissensschaden:

Diese Regeln ersetzen alle anderen Regeln die den Verlust von Menschlichkeit betreffen, außer es ist anders angegeben.
Anmerkung: Ander Angaben sind hier nicht enthalten, aber den automatischen Punktverlust durch Diablerie würde ich z.B. schon gern beibehalten.

Neuer Schadenmonitor:
Hat 8 + Entschlossenheit Kästchen.

3 Schadenskategorien:
nebensächlich: heilt wie Schlagschaden bei Menschen
ernst: heilt wie tödlicher Schaden bei Menschen
erschütternd: heilt wie Schwer heilbarer Schaden

nebensächlich:
Nebensächlich sind Verbrechen die keine langwierigen folgen haben. Eine Schlägerei unter Sterblichen oder Kampf mit normalen Waffen unter Vampiren, sowie das Einschlägen einer Scheibe oder Ladendiebstahl gehört dazu.
ernst:
Ernste Sünden haben Folgen die einige Zeit anhalten und sind für das Opfer hochgradig unerfreulich. Die Verletzung eines Sterblichen oder der Einsatz von Klauen oder Feuer gegen Vampire, sowie gezielte Brandstiftung mit dem Ziel großen, materiellen Schadens gehören dazu.
erschütternd:
Erschütternde Taten haben für das Opfer permanente Folge und/oder sind absolut verwerflich. Folter einschließlich schwerer Verstümmelung von Sterblichen gehört genau so dazu wie die Sabotage eines Atomkraftwerks mit dem Ziel eine Kernschmelze auszulösen oder nachhaltiger Vandalismus und Verhöhnung des Glaubens an einem heiligen Ort der Religion.

Werte:
Charaktere haben unterschiedliedliche moralische Werte die von 1 bis 10 reichen. Moralische Werte legen fest was dem Charakter wichtig ist. Der Charakter erhält einen Wert in Abgeklärtheit der 10 minus moralischer Wert entspricht, dieser wird für jeden moralischen Wert des Charakters gesondert bestimmt und wird vom Moralischen Schaden abgezogen.
Moralischer Schaden entspricht der Wertigkeit der Sünde in der Verbrechen gegen die Moral Tabelle.

Bsp.:
Ein Charakter dessen Laster Zorn ist erschlägt eine Person die ihn schon seit langem demütigt. Er hat Mitgefühl auf 6 und somit und somit eine Abgeklärtheit von 4. Da Totschlag in Übereinstimmung mit dem Laster ein Verbrechen gegen die Moral der Stufe 8 darstellt und das Opfer tot ist und es auch bleiben wird bekommt der Charakter 4 Stufen erschütternden Gewissensschaden (8 Basisschaden -4 Abgeklärtheit).


Verbrechen gegen die Moral:
1 Zeuge eines Verbrechens werden.
2 Duldung eines Verbrechens.
3 Unbeabsichtigtes Herbeiführen eines Verbrechens.
4 Planung eines Verbrechens.
5 Anstiftung zu einem Verbrechen.
6 Aktive Beihilfe leisten.
7 Ein Vergehen selbst begehen.
8 Ein Verbrechen gemäß des Lasters oder entgegen der Tugend begehen.
9 Ein Verbrechen zum bloßen Vergnügen begehen.
10 Abscheulichste Grausamkeiten.


Beispiele für moralische Werte wären:

Mitfühlend:
Der Charakter lehnt jede körperliche oder seelische Schädigung eines Mitmenschen aus Überzgung ab.

Ordungliebe:
Der Charakter schätzt materielles Eigentum.

Gesetzestreue:
Feste von Authoritäten festgelegte Regeln sind für den Charakter wichtig und er befolgt sie aus Überzeugung.

Aufrichtigkeit:
Fairness und Ehrlichkeit haben eine hohe Prorität. Lügen und die Nutzung unfairer Mittel liegen ihm fern.

Ehrgefühl:
Dem Charakter ist Ehre wichtig. Für ihne stellt es eine Sünde dar die Ehre anderer zu beschmutzen oder eine Kompromitierung der eigenen Ehre zu dulden.

Gottesfurcht:
Religion ist dem Charakter wichtig.

Verpflichtung:
Große Macht bringt große Verantwortung mit sich, dessen ist sich der Charakter bewusst.
Anmerkung: Dieser moralische Wert kann nur von Charakteren mit übernatürlicher Begabung erworbent werden und es muss bei der Erschaffung festgelegt werden was als unmoralischer Einsatz der Kräfte gilt.


Menschlichkeit und moralische Werte:
Für jeden Punkt Menschlichkeit den ein Charakter hat erhält der Charakter eine bestimmte Anzahl an Punkten in seinen moralischen Werten.
Jeder Charakter kann sich 3 Werte aussuchen, auf die er Menschlichkeit mal 2 Punkte verteilen kann.


Auswechseln von moralischen Werten:
Sollte ein moralischer Wert jemals den Wert von 0 erreichen kann er bei einer erneuten Steigerung der Menschlichkeit ausgetauscht werden und die neu gewonnenen Punkte können auf diesen Wert verteilt werden.


Mehrfache Vergehen:
Eine Verbrechen gegen die Moral das mehrere moralische Werte eines Charakters betrifft wird auch mehrfach abgehandelt. Ein Christ der einen Menschen tötet versündigt sich gegen sein Mitgefühl und gegen seinen Gott.


Verlust von Menschlichkeit:
Ein Verlust von Menschlichkeit erfolgt wenn ein der Schadensmontor komplett mit schwer heilbarem Schaden gefüllt ist. In diesem Fall lässt der Charakter seine Sünden und einen Teil seiner Menschlichkeit hinter sich, was dafür sorgt, dass ein Punkt Menschlichkeit entfernt wird. Dadurch verschwinden auch Punkte in moralischen Werten. Danach wird der Schadensmonitor komplett bereinigt.


Vorzüge:

Gefestigt: oo und oooo
Existiert auf 2 Stufen und stellt pro Stufe ein zusätzliches Schadenskästchen Gewissensschaden bereit.

Selbstreflektiert: oooo
Der Heilungszeitraum für Gewissensschaden wird halbiert.



Schwäche:

Tierliebhaber:
Der Charakter sieht keinen Unterschied zwischen einem moralischen Verbrechen an einem Tier und denen an einem Menschen.
 
Also willst Du es im Grunde genommen ähnlich gestalten, wie den geistigen Schaden, den Magieanwender bei Shadowrun erhalten?


EDIT:
Warum ist es bereits ein Vergehen, von einem Verbrechen zu erfahren?
 
Zurück
Oben Unten