29.4.06 - Der schmale Grat

Sie lächelt leicht, zwar noch ein wenig schief, aber immerhin, und es wird von einem etwas traurigen Ausdruck auch langsam zu so einer Art Verlegenheit, dass er auf ihren paranoiden Wunsch tatsächlich eingeht und die Mieze draussenläßt. Wenn die Arme unschuldig sein sollte, wird ihr Meyye mal ein paar Mäuse herbeirufen. "Okay." sagt sie leise, obwohl sie immer noch nicht genau weiß, ob sie wirklich ein schlechtes Gewissen haben soll dafür, dass sie ihn nicht ständig aus den Federn klingelt. Du bist immer für mich da. Und umgekehrt?

Sie dreht sich um und legt ihm auch keine Steine in den Weg, als es ans Ausziehen geht. Seine Hände zu spüren beruhigt sie tatsächlich. Sie schließt die Augen und versucht an nichts zu denken außer dem was sie fühlt, warme, lebendige Hände und Julians Stimme. "Ohne dich wäre ich verloren, weißt du das?" sagt sie nach einer Weile leise.
 
Julian summt leise vor sich hin und aktiviert dann noch die Stereoanlage. Es ertönt sehr leise eine beruhigende Melodie. Er streichelt immer weiter und hat selber dabei die Augen geschlossen. "schhht ... nein Liebste ... so etwas darfst du nicht sagen ... auch wenn es mir sehr schmeichelt." Er wirkt etwas traurig, als er das sagt ... kein Wunder, denn er denkt schon wieder an ihre Unsterblichkeit. Er selber war für sie nur eine ... kurze Begleitung in ihrer ... Existens. Sie darf so etwas nicht sagen ... sonst, so fürchtet er, wäre ihre Seele verloren.
 
An ihre Unsterblichkeit denkt sie nicht gerade. Sie würde wohl auch nur ungläubig schauen, wenn er sie erwähnte, und dann abwinken. Das liegt alles noch in so weiter Ferne... genausowenig wie Teenager sich vorstellen können, irgendwann mal 60 zu sein, kann sie sich vorstellen nie zu sterben... vorstellbarer ist da schon, dass sie bei ihrem tollkühnen Dasein viel eher den Löffel abgibt als Julian. Außerdem lebt sie viel zu sehr in der Gegenwart für solche Überlegungen.

Darum entgeht ihr auch völlig der Grund für die Trauer, die sie irgendwie an ihm spürt. Zuerst lächelt sie noch als er summt und Musik macht. Dann legt sie den Kopf in den Nacken und sieht auf diese Weise zu ihm auf. "Was hast du?" ist natürlich die nächste Frage.
 
Julian lächelt und drückt ihr einen Kuss in den Nacken. "Nichts ... ist alles in Ordnung ... ich mache mir nur Sorgen ... aber du sollst dich jetzt einfach nur entspannen ... tu mir den Gefallen, ja?" Natürlich würde er jetzt nicht mit dem Thema anfangen ... das würde zu weit gehen.
 
Also hat sie ihn wiedermal mit ihren Sorgen angesteckt. Und sie kann sich nie richtig entscheiden, ob das nun gut ist weil er so nicht auf den bösen Katzendämon hereinfällt oder Ähnliches, oder ob sie sich zuhause wieder ohrfeigen soll, weil sie etwas aufgebürdet hat das eigentlich sie tragen sollte... na gut, sie tendiert wie immer zu Letzterem.

Wie kann sie jetzt dafür sorgen, dass er sich mitentspannt? Indem sie es nicht tut, zum Beispiel. Also dreht sie sich um, legt die Arme um ihn und mustert ihn aus nächster Nähe. "Ich entspann mich lieber so als mit dem Rücken zu dir." meint sie und versucht mal wieder, mit ihren Lippen die seinen zu erhaschen.
 
Julian lächelt ganz lieb, streichelt Meyye durch ihre Haare, umarmt sie und drückt dann seine Lippen auf ihre. Er seufzt und zieht Meyye halb auf sich drauf, um sie fest zu halten und sanft weiter zu streicheln. Natürlich lässt er jetzt die Ohrspitzen nicht aus und kitzelt sie dabei etwas neckisch. Dann wird er wieder etwas ruhiger.

"Hmmm ... soll ich dann mit zu Richard gehen? Ich ... will dich nicht alleine gehen lassen ... Ich kann doch die Nacht heute mal mit dir verbringen ... wenn du das möchtest."
 
Natürlich reagiert Meyye nach kurzer Zeit wie gewünscht, versucht erst den Kopf wegzudrehen, dann diese lästigen 'Fliegen' abzuschütteln und spielt dann auch mit Julians Ohren... aber das ist natürlich nicht dasselbe. "Gemein." mault sie dann auch halblaut und fühlt sich dabei doch alles andere als unterdrückt.

An sich hatte sie ja nur von Anrufen gesprochen, aber selber hingehen ist natürlich noch besser. "Ja, gern." sagt sie daher und sieht ihn an. "Danke."
 
Julian grinst breit. Es ist wirklich viel schöner mit Meyyes Ohren zu spielen. Sie konnte ihn damit nicht so sehr ärgern. Dann blinzelte er. "Ok, dann würde ich sagen ... machen wir einen Stadtspaziergang und gehen einen trinken ... ja? Ich mein ... wir gehen in den Pub und ICH gehe einen trinken." Er zwinkerte und giekste Meyye in die Seite.
 
"Immer du." Sie ist immer noch im Maulen-Modus, als er sie giekst, was ihr gerade mal wieder gar nichts ausmacht. Wenn sie ihre Körperfunktionen anregt, dann ist sie dafür empfänglicher. Sie schmiegt ihre Wange an seine und haucht ihm ins Ohr: "Vielleicht will ich ja auch was trinken..."

Langsam zieht sie sich wieder zurück, legt leicht den Kopf schief und sieht ihn an. "Später dann." sagt sie nach einer Pause dazu und schmunzelt leicht. Wenn ich noch dazu in Stimmung bin sobald ich gehört hab, was mit Tati los ist. Sie senkt den Blick etwas und löst sich von ihm. "Gehen wir? Wir können uns ja Zeit lassen."
 
Julian hält sie fest. "Mooooooment, Fräulein." Er grinste. "Ich bin doch immer ein guter Gastgeber, wenn du noch was trinken möchtest ... also bevor wir losgehen, dann werde ich dich ja nicht auf dem Trockenen sitzen lassen. Natürlich bin ich da gaaaanz uneigennützig." Immernoch Meyye festhaltend, fängt er an, sie zu küssen.
 
Meyye sieht ihn mit gehobenen Brauen an, als wüßte sie gar nicht mehr wovon er eigentlich spricht, dann lächelt sie aber und küßt natürlich gern zurück. Irgendwann hält sie aber inne, sieht ihn an und meint: "Später, hab ich gesagt." Soll er ruhig noch ein wenig zappeln. Sie rutscht vom Bett und hebt ihr Oberteil wieder auf, schmunzelt ihn dabei an. Immerhin hat er es geschafft... sie hat sich beruhigt, entspannt sogar und ihre Laune ist spürbar besser.
 
Julian grummelte etwas gespielt vor sich hin. "Dein Wunsch sei mir Befehl." Nuschelte er und stand dann auch auf. "Ich zieh mir schnell noch Schuhe an ... dann können wir los. Bist du mit dem Fahrrad da?" Dann machte er die Türe auf und Soosha stand schon lauernd und traurig miauzend vor der Tür. Julian bückte sich kurz, um sie zu streicheln und suchte dann seine Schuhe.
 
"Ja, aber das kann ruhig erstmal stehenbleiben. Ich komm wieder mit dir her." Mal abgesehen davon, dass ihr Bike auch mal einen Tag ohne sie auskommen kann. Als sie ebenfalls zu den Schuhen geht, kommt sie an Soosha vorbei und geht auch bei ihr in die Hocke, sucht ihren Augenkontakt. 'Sei lieb zu Julian, dann bin ich lieb zu dir... ansonsten kriegst du Ärger.' übermittelt sie ihr obwohl das Blödsinn ist... ist sie eine gewöhnliche Katze, braucht es diese Warnung nicht, ist sie ein Fomorer, hat sie die Botschaft vielleicht nichtmal verstanden und würde sie auch nicht beachten. Naja... wenigstens streichelt sie die Katze dabei auch, damit hat die auch was davon.
 
Die Katze blinzelt, aber lässt sich von Meyye streicheln. Dann war Julian fertig und wartete an der Türe. "Schön, wenn du nachher nochmal mit zu mir kommst. Gehen wir?"

Der Weg zum King´s Pub war recht lang, aber Julian erzählte etwas von seinem neuesten Projekt, wo er einen Kindergarten verschönern soll. Ein reicher Vater von einem Kind mochte seine Bilder und finanzierte das Projekt. Es tat ihm gut, dass er mit seiner Freundin durch die Straßen laufen konnte ... das taten die beiden sehr selten.
 
Lange Fußmärsche können eine Gangrel nicht schrecken, die auch die halbe Nacht durch den Wald läuft und Spaß daran hat. Sie nimmt Julians Hand und macht sich mit ihm auf, zum Spaziergang durch die dunklen Gassen Finstertals, das seinem Namen in der Nacht alle Ehre macht. Auf dem Weg hört sie zu als Julian von seiner Arbeit erzählt und fragt auch nach, was er zum Beispiel malt und wie. Natürlich bleiben ihre Fragen etwas oberflächlich und vielleicht auch naiv. Sie hat nunmal recht wenig Ahnung von der Malerei und dem Zeichnen wie Julian es praktiziert. Aber das hindert sie nicht, den Spaziergang mit ihm zu genießen.
 
Der Pub war sehr gut heute Abend besucht und als die beiden nach unten kamen, konnten sie einen etwas verschwitzten Richard und eine junge rothaarige Frau erkennen, die hinter der Theke und beim servieren beschäftigt waren. Richard sah zur Tür und winkte Meyye und Julian zu. Die Sorgenfalten kamen schon gleich danach ... wahrscheinlich hatte er nicht mit Meyye gerechnet.
 
Meyye kommt nach Julian herein und schaut sich um. Die junge Frau muß Judy sein... aber spätestens als sie Richard sieht und seine Reaktion, ist der gemütliche Teil der Nacht erstmal vorbei. Es schleichen sich sogar ein paar Schuldgefühle ein. Tatjana stirbt vielleicht gerade, Fomorer laufen Amok, und was machst du? Nein, weg damit. Sie ist jetzt hier, und ihre Frage ist immer noch dieselbe wie nach dem Aufwachen.

Sie geht auf Richard zu und sieht ihn an, als sie vor ihm steht, versucht schon aus seinem Ausdruck auf das Kommende zu schließen. "Wie geht es ihr?"
 
Richard nickt noch einmal grüßend und stellt erst einmal Julian ein Guinnes hin. Dann stützt er sich mit beiden Armen an der Theke ab. "Ähm ... nicht gut." Nach dem knappen Satz nimmt er erneut eine Bestellung von Judy entgegen und beginnt zu zapfen.
 
Sie hält den Blick weiterhin auf Richard gerichtet, was auch immer er tut. So ein richtiger Tunnelblick. Dabei läßt sie es sich ansehen, dass ihre Geduld nicht gerade die beste ist. Natürlich wußte sie, dass es Tatjana nicht gut geht... ein wenig detaillierter wollte sie es schon haben. Na gut, wenn er das Hinhaltespielchen mag, kann sie ja ein paar Stufen überspringen. "Kann ich sie sehen?" fragt sie. Es klingt halb wie eine Forderung.
 
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