Ian wartete bis Marco seinen Zug gemacht hat. Nach Marcos Zug hätte er am liebsten schon den Queue genommen und ihn zwischen seine Rippen durch sein Herz und vorne wieder heraus zu stehen. Warum musste er gerade bis zur letzten Kugel spielen? Ian stand da wie ein Teletubbie, das seine Welt nicht verstand.
Dann spielte Carola und wieder nichts. Wieder machte sich Marco in seinem Kopf breit, wie er halb auf dem grünen Tuch des Billiardtisches lag und sich sein Blut schwarz, wie es auf dem Tuch erschien, zum letzten Loch aufmachte, um die Sache für ihn zu beenden, wenn er schon nicht die Möglichkeit nutzen wollte. Der imaginäre Marco lag wie ein YES-Törtchen, in dem eine Kerze (oder vielleicht doch nur ein Queue steckte) steckte, auf dem Rand des Tisches und wurde langsam transperenter, um der Wirklichkeit wieder Platz zumachen.
Da lag sie die schwarze Kugel, bereit durch Ians Handwerk von der weißen in das verflixte letzte Loch zu stoßen. Es war so einfach. In seiner Jugend hatte er diesen Stoß schon hunderte von Male in dem Jungendzentrum gemacht, jedesmal hatte er hingehauen, warum sollte es diesmal anderes sein.
Ian schritt zum Tisch. Es wirkte für ihn wie in einem Raffer. Sein emotionsloser Blick wandte sich von Marco auf Carola, die da so stand und in diesem Moment vielleicht noch nicht damit gerechnet hat, dass es jetzt aus ist, und wieder zurück auf Marco. Dann war seine Aufmerksamkeit allein den Kugeln gewidmet. Alles verblaßte um den Tisch und Ian stand in dem alten Gebäude, in dem damals für gewöhnlich viele Jugendliche waren und an den anderen Tischen spielten. Doch diesmal war niemand da. Die Tische lagen vor ihn in den gezogenen Reihen und alles ruhte. Es war wie damals. Er stand vor dem Tisch, beugte sich und visierte die Kugel an. In einem Raffer spielte er die Weiße, die scheinbar Jahre brauchen musste. Nach unendlichen Zeiten drang Schall in seine Ohren, der von dem Zusammenstoß erzählte. Nun war auch die Schwarze unterwegs, direkt Richtung Loch.
Plötzlich verzog sich wieder alles und wurde schneller. Das alte Jugendzentrum verschwand und Carola, Marco und die anderen Gäste erschienen wieder, die auf ihre normale Geschwindigkeit beschleunigten, wie es die Kugel ihnen gleichtat.
Die schwarze Kugel schoss auf das Loch zu und schien bis in den letzten Moment in das richtige Loch zu fallen. Doch dann prallte sie an dem Rand des Loches zum anderen Rand und wurde zurückgeschleudert. Sie fiel in das Loch auf der falschen Seite und das Spiel war verloren.
Ian kam aus der Beuge wieder zu seiner normalen Größe zum Stehen. Sein Blick war kalt und seine Augen etwas gläsig. So wirkte es. Er hebte kurz den Queue, um Marco bevor Ian ihn warf anzukündigen, und warf ihn dann gerade rüber zu ihm.
Dann sah er Carola an. Du hast gewonnen...
Marco fing ihn und drehte sich dann auch um, um ihn zusammen mit seinem wegzustellen. Ian merkte es wie er sich umdrehte, obwohl er sich inzwischen zu Carola gewandt hatte, und verwandelte seine emotionslose Miene in ein freundlich grinsendes Blinzeln.