19.04.06 - Die verlorene Tochter

Irgendwann könnte es sich noch als fatal erweisen, dass Meyye so sorglos ist... aber wahrscheinlich war sie in letzter Zeit, oder sagen wir seit Herbst letzten Jahres, zu sehr damit beschäftigt, die Wogen ihres großen faux pas auszureiten und ihr eigenes Unleben in den Griff zu bekommen, so dass sie einfach nicht mehr an das Blutsband denkt. Und schließlich ist Lurker ja auch hier und verhält sich eigentlich ganz normal. Meinungsverschiedenheiten kann es ja trotzdem geben. Dimitri war auch schon vor zwei Jahren da. Das schläftert ihre Aufmerksamkeit ein.

Sie spreizt an beiden Händen die Finger ab als er seinem Erstaunen Luft macht. "Ich kann's nicht besser erklären. Ich bin dann nicht mehr ein Teil von dieser Welt. Das Innere der Erde hat seine eigene Welt, und in die trete ich ein." Sie zuckt die Schultern. Auch mit diesem Ansatz ist sie nicht ganz zufrieden.

"Ich werde nicht zu Erde, ich bleibe wie ich bin. Und wenn wer nach mir gräbt, würde er mich nicht nur finden sondern auch stören... ich müßte dann wieder rauskommen. Wahrscheinlich nicht angenehm, aber hab ich noch nie ausprobiert. Will's auch gar nicht wissen." Als er seine Bitte äußert, ist auch das wie früher. Sie schmunzelt kurz und sagt einfach: "Kein Problem." Damit wendet sie sich ab, zieht Turnschuhe an und kommt wieder zum Fenster. "Am besten beim Waldrand." gibt sie vor und schwingt sich, sobald Lurker Platz gemacht hat, hinaus. Das Zimmer liegt im Erdgeschoß; wahrscheinlich macht sie das gar nicht so selten (es ist trotzdem sauber drinnen ;) ).
 
Als sie mit einem Kopfnicken hinter Lurker deutete, verstand er das sie durch das Fenster wollte. Er grinste und brachte seine Beine unter sich um dann von der Fensterbank zu hopsen.
May setzte einfach hinaus und dann waren sie nach so langer Zeit das erstemal wieder unterwegs. Er erinnerte sich an ihren ersten Spaziergang, wo er sie zu einer Stelle gebracht hatte an der es eigentlich immer Futter gab, damit sie einige Kratzer heilen konnte. Sie ging vorran, und kannte scheinbar den kürzesten Weg hinüber bis zum Wald.
Sie schlüpften durch einen Lattenzaun, setzten über eine Mauer und liefen dann leise unter der Autobahnbrücke hindurch und das kleine Rinnsal entlang das zu einer kleinen Kuppe führte.
Schon erreichten sie den Rand des kleinen Wäldchens und verschwanden in der Sichheit der Bäume und Büsche.
Es war aufregend. Die Insekten sangen, irgendwo hörte Lurker einen Frosch.
Er ging weiter hinter May her und war gespannt welche Stelle sie sich aussuchen würde.
 
Der Weg ist ihr schon völlig selbstverständlich geworden. Zwar braucht sie zu ihren früheren bevorzugten Plätzen jetzt länger, weil sie damals eben immer mit dem Rad zu einem ganz anderen Zugang zum Wald gefahren ist, aber dafür haben sich ihr neue aufgetan und auch jener besondere Platz, den sie mit Tatjana teilt, ist näher. Sie möchte diese Nähe nicht mehr missen. Die Wohnung war in mehr als einer Hinsicht ein Glücksfall.

"Verlier mich nicht." meint sie nur kurz, als sie in das grüne Meer eintauchen - bei Tag jedenfalls ist es grün. Jetzt sind nicht nur die farbenfrohen Frühlingspflanzen schattenhaft schwarz, nur blass beschienen vom fernen Schein der Stadtbeleuchtung, auch alle Wege dazwischen und was dahinter lauern mag ist unsichtbar im stockfinsteren Wald. Wie froh Meyye ist, dass ihr die Augen des Tiers, auch jetzt wieder erkennbar am unnatürlich roten Glühen, ihr auch Farben zu zeigen vermögen, als ginge sie im Sonnenlicht. Mögen die Blüten auch alle geschlossen sein; es macht sie seltsam zufrieden zu sehen, dass Rosen noch rot sind, auch ohne künstliches Licht. Sie zieht tief die Luft ein, die Düfte des Frühlings damit aufnehmend... auch sie wären am Tag stärker. Der Frühling ist eine Jahreszeit für Tage und Sonne, nicht Nächte und Mond. Aber sie hat nunmal nicht mehr.

Die Stelle, die sie sich ausgesucht hat, ist eine kleine Lichtung, gerade groß genug damit das Mondlicht einen kleinen Flecken des Waldbodens (der hier natürlich grasbewachsen ist) erhellen kann. Warum die hohen Bäume nicht auch diese Lücke eingenommen haben, ist nicht ersichtlich... wahrscheinlich wird die Eroberung schon in den nächsten Jahrzehnten stattfinden. Hier bleibt Meyye stehen und das sanfte Silberlicht wirkt in dieser Umgebung geradezu wie ein Spotlight. "Ich denke du siehst mich. Aber nicht mehr lange." Ein Aufblitzen dort, wo sich ihr Grinsen zeigt. "Es ist ganz einfach. Ich kann solange drin bleiben wie ich will... ein paar Minuten, diesmal. Übrigens, wenn du darauf rumläufst oder den Finger reinbohrst oder sowas... das bekomm ich mit. Mach also nix Unanständiges." Damit schaut sie hinunter, breitet auch ein wenig die Arme aus, als wolle sie die Erde auffordern, sie zu verschlucken... und scheint damit Erfolg zu haben. Als öffne sich eine unsichtbare Falltür, verschwindet sie in der Erde, ohne eine sichtbare Spur zu hinterlassen.
 
Als sie die lauschige kleine Stelle erreichen, setzt sich Lurker mit dem Rücken an einen Baum gelehnt ins Moos.
Es sah ein wenig ungelenk aus, da sein Buckel ihn in eine Position zwang die alles andere als gemütlich aussah, aber seine Sehnen und Knochen würden sicher nicht zu schmerzen beginnen weil sie ein wenig verdreht wurden. Vielleicht waren sie auch einfach so in seinem verwachsenem Körper zu liegen gekommen das sie genau in diese Position paßten ?
Lurker kam sich ein wenig verloren vor. Obwohl er May nicht aus den Augen verlor, mußte er doch erheblich Acht geben nicht zu stolpern oder die orientierung in dem Wald zu verlieren. Desweiteren fühlte sich soviel offene Fläche irgendwie beängstigend an. Er wünschte sich in die Enge der Abwasser Schächte und den Lärm der Stadt zurück. Aber er war glücklicherweise nicht alleine, sondern May war hier bei ihm. Sie würde schon darauf achten das sie nicht verloren gingen.
Auf ihre Anweisungen hin nickte er einfach nur.

Ich werde versuchen mich zu benehmen und nichts auf dir einzupflanzen

Bei dem Bild einer stinkwütenden May, die beim ausgraben einen jungen Baum auf dem Kopf trug, mußte er leise Kichern.
Es klang wie das Husten eines alten kranken Rabens.

Dann warf sich seine Kleine in eine Pose, als würde sie erwarten gleich in die Lüfte zu entschweben. Doch das genaue Gegenteil geschah. Es war als würde der Bereich mit Meyye plötzlich weniger real werden. Sie fiel regelrecht senkrecht hinunter, wie in einen Schacht, nur nicht ganz so schnell.
Er hatte erwartet das sich die Erde irgendwie aufwühlen, oder in Schlamm verwandeln müßte. Aber es öffnete sich kein Schlund, kein Schacht und kein Abgrund. Der Boden wurde auch nicht wie Treibsand. Er wirkte irgendwie auf einmal durchlässig, dort wo May ihn berührte. Lurker konnte regelrecht `sehen´wie er dort an Konsistenz zu verlieren schien, obwohl er sich optisch eigentlich überhaupt nicht veränderte. Er fühlte es irgendwie über die Distanz hinweg.
Dann war sie verschwunden, einfach so. Er war alleine in der Finsterniss des Waldes. Er hörte die Insekten zirpen und die Blätter rauschen. Die Nacht rückte scheinbar ein wenig auf ihn zu.
Er riss sich zusammen, wäre doch unglaublich wenn sich ausgerechnet ein hinterhältiges Monster alleine im dunkeln Wald fürchten würde.
Dann krabbelte er mit staunenden Augen hinüber zu dem erhelltem Fleck Gras. Er strich mit seiner Hand darüber, ob es sich irgendwie anders, oder merkwürdig anfühlte, aber er spürte rein gar nichts.
Er widerstand der Versuchung nun nach May zu graben und beschloß zu warten wann sie wieder auftauchte.
 
Kurz hebt sie noch die Brauen, als er mit seiner gärtnerischen Idee kommt und will mit dem Blick wohl sagen, dass sie doch nicht gerade wie geeigneter Humus aussieht, um irgendwas anzupflanzen. Dann ist sie im Untergrund verschwunden und alles wird anders. Sie ist ein Teil des Erdreichs und hat keine Sicht mehr... kein Gehör, keinen Geruch, keinen Geschmack. Es ist irgendwie so, als würde sie schlafen, und doch nicht. Als würde sie vor sich hindämmern, mit fast geschlossenen Augen und hätte irgendwie haarfeine kleine Fühler entwickelt, die ihre Umgebung durchdringen, die sich um sie schließt, kühl und fest, ein wenig wie der Schoß der Mutter. Was würde eine weise Frau oder ein Schamane ihrer Heimat für so eine Erfahrung geben.

Sie fühlt schlafendes Leben von Insekten in ihrer Nähe. Sie fühlt Wurzeln den Waldboden durchdringen, langsam und stetig Wasser und Nährstoffe aufnehmend. Sie fühlt Erschütterungen näherkommen, etwas auf vier Gliedern, etwas merkwürdig asymmetrisches, etwas kaltes, nichtlebendes. Lurker. denkt das im Erdreich, das Meyye genannt wird wenn es kein Teil des Ganzen ist. Ein Gefühl wie ein Lächeln, als sie die Hand spürt, die über ihr an der Oberfläche streicht, ein wenig so als wolle sie eine beschlagene Scheibe abwischen um sehen zu können, was darunterliegt. Dann zieht er sich wieder zurück, gibt ihr Raum damit sie zurückkehren kann. Das wird sie tun, in ein paar Minuten.

Als es soweit ist, geschieht es so übergangslos wie das Versinken. Eine unsichtbare Hebebühne fährt sie nach oben, etwa genausoschnell wie es hinunter ging, bis sie wieder mit den Füßen auf der Erde steht, einzig die wenigen Millimeter eingesunken, die ihr Gewicht auf dem weichen Waldboden ausmacht. "Es ist schon interessant, so als Wurzel." sagt sie und grinst.
 
May wächst aus dem Boden wie eine Sagengestalt. So wie ein Waldwesen in einer alten Geschichte, eine Nymphe oder eine Fee, irgendso etwas. Er betrachtete sie aufmerksam, denn er erwartete Spuren von Erde oder ähnliches zu erkennen. Schließlich hob er die Hände und applaudierte leise.

Das ist wirklich... beeindruckend. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Vielleicht wirst du dich irgendwann auf diese Art innerhalb der Erde fortbewegen können.

Das war wirklich eine praktische Sache. So konnte man sich eine Unterirdische Zuflucht schaffen, eine Höhle unter dem Waldboden, die völlig ohne Eingang auskam. Man konnte sich einfach durch die Erde hineinfallen lassen und es gäbe keine Verbindung zur Oberfläche.
Obwohl sie nicht mehr viel Zeit hatten bevor sie wieder zurück mußten, setzte er sich im Schneidersitz in ein Moospolster. Der Wald mochte ungewohnt sein, aber Mays Gesellschaft war ihm angenehm. Er wußte nicht wann sie wieder die Geleggenheit zu einem ausführlichem Treffen haben würden. Also wollte er ihre Zeit auskosten.

Ist das hier einer der Orte an die du öfters gehst ? streifst du hier durch die Wälder ?

Seine Stimme verriet Interesse daran was sie tat und warum sie es tat. Er wollte sich scheinbar unterhalten.
 
Waldwesen ist ja schonmal gar nicht so unpassend. Sie neigt leicht den Kopf seitlich, als er zu klatschen beginnt, zuckt schließlich die Schultern, als er spekuliert. "Weiß nicht. Schätze, das stell ich mir ziemlich schwierig vor, sich auch noch zu bewegen. Ich bin ja mit ihr verschmolzen." meint sie, und das ergibt wohl nur für sie Sinn als eine, die eben schon diese Stufe der Disziplin gemeistert hat.

Auf seine weitere Frage schaut sie sich ein wenig um. "Ja... hier und in so ungefähr 'ner halben Nacht Umkreis." antwortet sie, womit eine halbe Nacht Meyye-Dauerlauf gemeint sein könnte. "Oder ich fahr mit dem Rad ein Stück an ne andere Stelle und starte von da rein... gibt viele nette Plätzchen hier. Auch vor der Erdverschmelzung hatte ich ne Erdhöhle, nen alten Fuchsbau, wo ich im Notfall übertagen hätte können. Hab ich nie gebraucht und jetzt erst recht nicht mehr. Naja, Nikita weiß bescheid... bis sie soweit ist."

Mit irgendwie schleichend wirkenden Schritten, wie sie Lurker schon vorher an Meyye aufgefallen sein könnten, wenn sie sich durch den Wald bewegt, und die wohl dazu gedacht sind, Geräusche und Berührungen mit raschelnden und störenden Pflanzen zu minimieren, kommt sie zu ihm hinüber und setzt sich gegenüber, ebenfalls im Schneidersitz. "Wir sind nahe an der Stadt, also ist es recht ungefährlich hier." sagt sie ernst. "Tiefer drin bin ich vorsichtiger... sag mal, Lurker, was ich schonmal fragen wollte... dieser Unsichtbarkeitstrick von dir... meinst du da fallen auch... Werwölfe drauf rein?" Das scheint sie wirklich zu interessieren, und irgendwie dürften Zusammenhang und Absicht dabei nicht schwer zu erraten sein.
 
Er folgt mit seinen Augen den beschreibenden Gesten. In etwa hat er auch eine Karte der Umgebung vor Augen, wenn auch keine Vollständige, da er eher Stadtpläne durchgeschaut hat. Aber in groben Zügen konnte er sich vorstellen wie groß das Revier war in dem sich May herumtrieb.
Ein belustigtes funkeln tanzte durch seine grauen, trüben Augen. Wenn man bedachte das Mays Clan auch noch eine Domäne in der Stadt zugesprochen wurde, dann hatte sie, wenn man den Wald mit dazu zählte, sicherlich das größte Gebiet. Aber bei der Domänen Aufteilung zählte der Wald eben nicht mit.

Als sie davon sprach das es im Wald `gefährlich´sein mochte, runzelte er die Stirn. Sekunden später klärte sich das ganze aber, natürlich, sie hatte immer noch Sorgen mit dieser Werwolf Geschichte.
Sicher streifte eines dieser Wesen hier durch ihren Wald, immer noch, denn sie hatte schon vor zwei Jahren Ärger mit diesem Viech gehabt.

Nun... im Grunde schon... allerdings ist das Ganze keine genaue Wissenschaft, man kann noch so vorsichtig sein, manchmal wird man doch gesehen. Außerdem funktioniert es bei Tieren nicht so richtig gut, die sind zu sehr Wahrnehmungs und zu wenig Verstand orientiert. Gut möglich also das ein Werwolf zu Tierisch... praktisch zu dumm ist als das es funktioniert.

Er legte vorsichtig seine Fingerspitzen auf ihre Hand und suchte ihren Blick.
Seine Stimme klang besorgt, aber nicht mehr so unsicher wie vor zwei Jahren.

Aber eigentlich ist ein Werwolf nur ein kranker Mensch... er hat also einen menschlichen Verstand. Ich sollte also einen täuschen können. Wenn du willst... dann helfe ich dir... und versuche es einfach mal...

Irgendwie klang er kampflustig, so als wäre er bereit sich mit jemandem anzulegen.
 
Sicherlich hat Meyye mit dem Wald sehr viel Bewegungsfreiheit, und wer sie kennt weiß, dass sie die auch braucht. Was die Beutejagd angeht ist allerdings auch noch die kleinste Stadtdomäne weit ergiebiger als der Wald... wie oft kommt es schon vor, dass sich Menschen des Nachts da reinverirren? Nein, auch die naturverbundensten Vampire kommen auf Dauer ohne menschliche Ballungszentren nicht aus.

Sie beobachtet ihn und sieht mit ihren in beunruhigendem Rot glühenden Augen wahrscheinlich jedes Detail sehr gut (nichtmal die Schatten seiner üblichen Verhüllung wären da ein Hindernis), als er von der Verdunkelung erzählt und seiner Meinung auf ihre Frage. Natürlich kennt sie die Garou anders als das, was er als gegeben annimmt, aber sie sagt nichts darauf. Sie nimmt auch keine Notiz davon, als er sie berührt, scheint nur über das nachzudenken, was er ihr über seinen Unsichtbarkeitstrick sagt. Zum erstenmal hört sie, dass er andere beeinflußt (oder wenn sie es schon vorher mal hörte, hat sie es sich nicht gemerkt) und das erklärt natürlich einiges... etwa, dass Schleicher auf den Kameras aufgetaucht ist.

Schließlich lächelt sie schwach und schüttelt den Kopf. "Dein Mut in allen Ehren... aber du hast mir einmal geholfen, ich will dich kein zweitesmal da mit reinziehen. Ich bin inzwischen gut genug bewaffnet, dass ich es mir zutraue, ein paar Runden gegen einen Werwolf zu bestehen, wenn der mich falsch einschätzt. Am liebsten wär mir aber, wenn er mich gar nicht kommen sieht. Ich glaub ich hab dich schonmal gefragt, es wurde nur nie was draus: Kannst du mir das beibringen? Wenn du nicht willst weil's Clansgeheimnis ist oder sowas, sag einfach Nein und wir reden nie wieder drüber. Ich würd auch nicht jedem den Gestaltwandel lehren."
 
Out of Character
ah.. da hätte ich doch beinahe Mays verschärfte Nachtsicht vergessen.. da dürfte nämlich may dann noch folgendes auffallen..


Lurkers milchige Augen glommen schwar aus dem Schatten seiner Kapuze herraus und blickten in die rot glühenden Punkte in ihrem Gesicht.
Gerade als sie den sitzenden Lurker musterte fiel ihr auf, das sie ihn völlig scharf wahrnahm. Normalerweise schien er irgendwie immer im zwielicht zu stehen, so das er ein wenig verschwamm. Bei genauerer Überlegung hatte sie von ihm immer nur Umrisse gesehen und konnte sich nur an sehr wenige Details erinnern. Nun da sie verstanden hatte, das er nicht `unsichtbar´werden konnte, sondern das er etwas mit ihr machte um so zu verschwinden, schien sich ihr natürlicher Trotz gegen diese vernebelung aufzubäumen, wodurch sie ihn besser wahrnahm. Vielleicht lag es aber auch nur an der verbesserten Nachtsicht ?
Sein Gesicht jedenfalls, blieb schehmenhaft und war nie zu sehen. Selbst wenn sie den Kopf hin und her bewegte, schien der Schatten der Kapuze mühelos mitzuwandern.

Als sie von Mut sprach und davon das sie nun in der Lage war zu kämpfen und auch Waffen hatte, lächelte er stumm in sich hinein. Ja, Waffen. Eine seiner Hände fuhr kurz über das kleine Waffenarsenal das er unter seinem Mantel trug. Reissers Erbe, die Nosferatu Geissel hatte einige bemerkenswerte Waffen gehabt. Wenn man den Volksmärchen glaubte, dann benötigte man allerdings eine Silberkugel die man dem Werwolf ins Herz schoß.
So etwas war leider nicht darunter gewesen. Abgesehen davon sollte man mit dem was in Geschichten überlifert wurde besser vorsichtig sein.
Wenn jemand versuchen würde Lurker mit einem Kreu fern zu halten, wie im Dracula Film, dann wäre das sicher dessen letzte Entäuschung gewesen.

Aber das von dem sie nun sprach, war exakt der Grund aus dem er so hart trainiert hatte. Seine Brust schwoll ein wenig an vor Stolz.

weißt du.. ich habe mich sehr gut vorbereitet seit damals... weil ich mir dachte das ich dich vielleicht eines Tages im Kampf unterstützen müßte. Vor zwei Jahren noch, wäre ich sicher keine große Hilfe gewesen... aber das hat sic geändert... das war übrigens einer der Gründe für mich mit Dimitri Kontakt aufzunehmen...

Er klang stolz und sogar ein wenig überschwenglich begeistert. Ja, er hatte damals beschlossen das er lernen mußte zu kämpfen, für sie zu kämpfen.

Und was das lehren angeht... ja, mein Clan ist mir sehr wichtig was das angeht. Mein Blut ist das was ich immer noch am höchsten schätze. Vielleicht sogar noch mehr als früher. Aber wir sind nicht die einzigen die diese Kunst der Täuschung beherschen, weißt du ? Wir meistern sie nur so gut wie sonst niemand, aber ich habe schon gesehen das auch andere Vampire es vermögen. Ich könnte versuchen es dir zu zeigen. Aber vorher, sei dir darüber im klaren das du es vielleicht einfach nicht kannst, egal wie gut du im anschleichen und tarnen bist. Außerdem wirst du vielleicht niemals richtig gut darin. Es mag reichen um den einen oder anderen Menschen zu täuschen, aber verlasse dich niemals darauf das es funktioniert. Wenn du das beachtest, dann können wir ein wenig damit herumprobieren.
 
Das Verstecken scheint ihm jedenfalls im Blut zu liegen... nunja, blödes Sprichwort, natürlich tut es das, er ist ein Nosferatu. Die kann sie sich gar nicht anders vorstellen als heimlich, hat sie auch noch nie anders kennengelernt. Dass sie sein Gesicht nie wirklich erkennen kann irritiert sie ein wenig, aber sie unternimmt keine Anstrengungen, das zu ändern. Wahrscheinlich weiß er nichtmal selber, dass er das tut... wenn er überhaupt was tut. Ansonsten ist er recht gut erkennbar... und ob das an ihrer Nachtsicht, der Tatsache dass sie jetzt weiß wie sein Unsichtbarkeitstrick funktioniert oder ihrem Heimspiel hier im Wald liegt, wo er sich nicht auskennt und somit auch nicht so gut verstecken kann, sollen Magietheoretiker herausfinden... ihr genügt die Feststellung, dass es so ist.

Sie bleibt stumm, als ihr während seiner Worte dämmert, dass er ihr tatsächlich im Kampf beistehen will... und ist eigentlich mehr besorgt als gerührt. Das Blutsband... es muß das Blutsband sein, das aus ihm spricht, und spätestens jetzt hat sie den Beweis, dass er ihm immer noch unterliegt. Wie könnte er sonst auf den Gedanken kommen, sich wegen ihr mit einem Werwolf anzulegen? Das wäre kompletter Wahnsinn. Dass sie dasselbe für Tatjana tun will, ist was völlig anderes, natürlich. Lurker ist wohl wirklich ein Kamerad, wie frau ihn sich nur wünschen kann. Nur leider ruiniert er es dann, indem er Dimitri erwähnt. Ihr Gesicht verdüstert sich und sie wendet den Blick ab. Jetzt wäre es also indirekt ihre Schuld... aber wenn sie an das Blutsband denkt, ist das vielleicht gar nicht so weit hergeholt. Verdammt, alles macht sie falsch...

Da kann sie seine Einwilligung, sie zu Lehren, kaum mehr trösten. Kann sie denn nichts als ihn auszunutzen und in die Fänge noch größerer Monster zu treiben? Erst Dimitri, jetzt vielleicht auch noch Lost Shadow? Sie presst die Lippen zusammen, und der Unsichtbarkeitstrick ist zweitrangig. Sie kann nicht mehr so weitermachen. "Lurker!" stößt sie hervor und steht auf, Ärger liegt in ihrer Stimme, und Ernst. "Ich muß dir was sagen."

Na los, jetzt nicht mehr kneifen. Du hast angefangen, mach weiter. "Hör zu, ich weiß du erinnerst dich nicht mehr richtig daran... oder das, woran du glaubst dich zu erinnern ist nicht ganz so gewesen. Vor zwei Jahren, das im Park... das war anders als du glaubst. Am Wichtigsten ist dabei... ich hab dich blutsgebunden. Dreimal in drei Nächten. Darum hast du solche Zuneigung zu mir, darum willst du mir gegen Werwölfe beistehen und darum wolltest du wohl auch bei Dimitri kämpfen lernen... es ist alles meine Schuld. Ich hab's vermasselt. Ich kann dich nicht mehr weiter ausnutzen wie bisher... darum sag ich's dir." So, jetzt ist es raus!
 
Es war plötzlich sehr still um sie geworden, nur noch die Insekten schienen, unbeeindruckt von den Belangen der Unsterblichen, weiter ihre Reigen zu tanzen. Eigentlich kein Wunder, existierten sie als Ganzes doch schon seit Äonen.
Lurker wollte als erstes alles abstreiten das May da erzählt hatte. Es war beinahe ein Reflex. Er öffnete den Mund und eine ganze Weile blieb er dann auch so hocken.
Es war völliger Unsinn, er mochte May, er hatte sie schon immer gemocht.

schon immer ? Seit wann schon immer ?

Sein Mund klappte hörbar zu und er erhob sich langsam. Ging ein paar Schritte in die eine Richtung, sah dann wieder May an, schüttelte den Kopf und ging wieder ein paar Schritte in eine andere Richtung, seine Schritte waren ein Abbild dessen wie seine Gedanken sich planlos durch den Verstand fraßen. Ziellos blieb er dann wieder stehen. Wandte sich um und ging zurück, nur um dann erneut den Mund zu öffnen. Doch immer noch sollte es ihm nicht gelingen in Worte zu fassen was in ihm vorging.

Seit wann schon immer ? Und endlich, nach all der Zeit, stellte er sich eine viel wichtigere Frage. Warum war May wie eine Tochter für ihn ? Woher kannten sie sich ? Was hatten sie gemeinsam erlebt ? Warum war das alles so ? Und warum hatte er sich das alles noch nie vorher gefragt ?

Die Erkenntniss schwemmte wie eiskaltes Wasser durch seine Adern, sickerte in seine Nerven hinein, füllte seine Knochen aus und machte sie schwer wie Blei. Er hatte nicht darüber nachdenken können, weil er ihr Blutsklave gewesen war, das war die einzige Möglichkeit, denn jetzt war ihm schlagartig klar das er sie zwar kannte, aber nur weil er mit ihr Zeit verbracht hatte. Er wußte aber einfach nicht warum er das getan hatte.
Wenn das alles die Wahrheit war, dann hatte er sie niemals geliebt.

Lurker fiel einfach um, aus dem Stand herraus saß er plötzlich auf dem Boden und starrte May aus verständnisslosen, trüben Augen an.

Was.. ist damals passiert ? In dem Park ?
 
Meyye hat noch nie aus nächster Nähe zugesehen, wie eine Welt zusammenbricht. Es gibt für alles ein erstesmal, und das ihre ist hier und jetzt, bei Lurker. Sie steht nur da und schweigt, während er sie ansieht, sie seine Augen sieht und auch nicht losläßt, als er zurückfällt. Schau genau hin. Dein Werk. Erspar dir nichts. Du hast das gemacht, mit voller Absicht. Und jetzt machst du es noch viel schlimmer. 'Die Wahrheit wird euch frei machen.' Du hast das Richtige getan. Ja, genau!

Äußerlich erscheint sie ausdruckslos, und das dämonische, dunkelrote Brennen in ihren Augen läßt erst recht keine Rückschlüsse darauf zu, was sie denkt. "Das kann ich dir nicht sagen. Darum ging es doch." antwortet sie ihm auf seine Fragen. "Du hast etwas gesehen, das du nicht hättest sehen sollen, im Park. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Dein Ende oder das Blutsband, als Garantie dafür, dass du nichts verrätst. Dass deine Erinnerung dir einen Streich gespielt hat, hat alles viel einfacher gemacht. Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann erinnere dich nicht!"

Erst emotionslos, dann eindringlich hat sie gesprochen. Jetzt schweigt sie wieder, geht dann langsam vor Lurker in die Hocke, blickt ihn an. Es mag aussehen als wolle sie ihn durchleuchten. "Wirkt es noch?" fragt sie, nur das eine. Sie klingt weder neugierig noch hämisch, eher ein wenig traurig. Aber auf welche mögliche Antwort ist das bezogen?
 
Er legte die Hände mit den langen, Spinnengliederigen Fingern um seinen Kopf und hielt ihn fest, so als hätte er Sorge das er ihm zerspringen könnte.
Lurker erlebte gerade etwas sehr merkwürdiges, völlige geistige Klarheit bei absolutem Chaos.
Er wußte es, er hatte es immer gewußt, aber es hatte nicht in seinen Verstand gepaßt. Sie hatte ihm dies angetan, aber das merkwürdige Band hatte ihn gezwungen sie zu lieben. Dieser Wiederspruch hatte sein Verstand nicht verkraftet, darum hatte er es verdrängt. Er hatte sich nur noch daran erinnern wollen das May ihn gefunden und ihm Unterschlupf gewährt hatte, während er sich von dem Angriff erholte.
Das Band hatte nur dafür gesorgt das er sich an gar nichts anderes erinnern wollte als daran das May für ihn das wichtigste war. Den Rest hatte er selber geliefert. Er starrte zu Boden und Begreifen wechselte sich mit völligem Unverständniss ab.
Sie kam zu ihm herab und ihre bösen, rotglühenden Augen leuchteten wie die eines Dämons. Wie durch Watte hört er ihre Worte. Ob es noch wirkte ?
Lurker erhob sich. Nicht zittrig, oder schwankend, sein toter Körper unterlag solchen menschlichen Eigenschaften nicht mehr.
Er spürte einen kleinen Punkt aus Wut in sich, der langsam aber stätig größer wurde und ihn allmählich von innen herraus verbrennen mußte, wenn er nicht etwas dagegen unternahm. Lurker sah zu seiner `Tochter´.

Ob es noch wirkt ? Keine Ahnung. Los. sag doch was.. soll ich männchen machen ? Oder sitz ? Vielleicht doch besser eine Rolle ?

Seine Stimme war schneidend und haßerfüllt, er spieh die Worte förmlich aus, so als würden sie mit der gewallt seiner Wut herrausgewürgt.

Ich könnte ja jetzt fragen wie du so etwas nur tun konntest, aber du und deinesgleichen, ihr seid ja bekannt dafür das ihr die Leute um euch herum gerne versklavt, anstatt ihnen wirklich ein Freund zu sein. Ist es nicht ironisch, das ausgerechnet ich, der dumme, häßliche Lurker, das bisher noch nicht nötig hatte ?

Er fühlte wie etwas in ihm unruhig hin und her raste. Es hämmerte gegen seinen Verstand, peitschte mit schwarzen, schattenhaften Auswüchsen durch seine Venen. Er wollte ihr weh tun, irgendwie... sie sollte leiden, sie sollte büßen, sie sollte zugeben das sie sich irrte.
Aber Lurker ließ seine Wut nicht hervorbrechen. Er kannte sie mittlerweile, sie war wie ein böser Zwilling, immer ein Teil von ihm, manchmal leise im Hintergrund und manchmal zelebrierte er sie auch im Blutrausch. Sie hatten gelernt einander zu respektieren, Lurker gab dem Gefühl nicht nach.
Langsam glitt seine Hand zu dem Anhänger den sie ihm geschenkt hatte. Ein kurzer Ruck nur und das Schmuckstück hatte sich gelöst. Ihr Geschenk, Judas Gabe an den Sklaven, wie abartig von ihr, das sie sich, zusätzlich zu dieser Schmach, auch noch über ihn lustig gemacht hatte, indem sie ihm auch wörtlich eine Kette umgelegt hatte. Aber solche hintergründigen Spiele und Andeutungen waren nun mal die Art ihresgleichen.
Er streckte die Hand aus und ließ das Amulett vor ihre Füße auf den Waldboden fallen.
 
Sie sieht ihn nicht an als er sich erhebt, denn schon daran wie er es tut erkennt sie was folgen wird. Mag sein dass ihr Blick auf den Waldboden gesenkt ist, es ist nicht zu erkennen. Sie bewegt sich nicht, als er ihr seine Wut entgegenschleudert, denn das hat sie ja erwartet. Sie würde es nicht anders machen. Nur nach den Worten vielleicht gleich die Krallen ausfahren. Was sollte sie auch sagen? Er hat jedes Recht, so auf sie loszugehen. Toll gemacht, wirklich. Du selber hast vorher noch gesagt, dass es nicht so sehr auf die Wahrheit ankommt sondern das, was man daraus macht. Wäre schon von Vorteil, wenn dein Gedächtnis länger als einen Waldspaziergang lang halten würde. Vorher war er unwissend und zufrieden, jetzt ist er der Raserei nahe. Du bist ne Heldin.

"Wohl nicht." sagt sie nur auf seine Vorschläge einer Testreihe. Wenn er sie trotzdem noch lieben würde, würde sich das anders anhören, denkt sie sich. Zwei Jahre sind dann wohl doch zuviel gewesen. Gut zu wissen, denkt sich ein nüchterner Teil ihres Gehirns und ein anderer verabscheut ihn dafür.

"Ich war in Panik. Du hattest was gesehn, das ganz leicht mein Ende hätte bedeuten können. Ich mußte sichergehen, dass du mich nicht verrätst. Und ich wollte deinen Tod nicht." sagt sie relativ tonlos. Sie glaubt nicht, dass das irgendwas ändern wird oder für ihn mehr als einen billigen Versuch der Rechtfertigung darstellt, aber es war die Wahrheit. Wenn sie schonmal damit angefangen hat, kann sie auch gleich konsequent bleiben, soweit das möglich ist.

Sie hebt ein wenig den Kopf und sieht mit verkniffenen Mundwinkeln zu, wie er nach dem Talen greift. Was auch immer sie sagen könnte, wird ihn nicht davon abhalten, es abzunehmen. Sie wird möglichst bald Sylvia anrufen müssen. Als er es fallenläßt, fängt sie es auf. "Auch wenn du das jetzt nicht hören willst... ich konnte nicht anders. Von dir selber aus hättest du nie Stillschweigen bewahrt. Du hättest es weitergegeben oder ausgenutzt. Das war alles, woran ich damals denken konnte. Ich hasse mich dafür, dass ich dich so ausgenutzt habe. Darum hab ich's dir gesagt, damit es ein Ende hat."

Sie steht auf, steckt das Amulett ein. Ein Ende hat? Sie sind hier im Wald, in ihrem Gebiet. Sie sind allein. Wenn sie glaubt sich mit Werwölfen anlegen zu müssen... vielleicht rechnet sie sich gute Chancen aus gegen einen Nosferatu? Und vielleicht hätte sie recht damit? Sie müßte jetzt angreifen. "Ich führ dich aus dem Wald." sagt sie nur.
 
Dimitris Worte summten in seinem Kopf. Die Mitglieder der Camarilla sind gar keine wirklichen Vampire, man darf sie bedenkenlos fressen, das macht einen nur stärker.
Er hatte nie ganz verstanden warum sie nur Halbvampire sein sollten, aber er war gerade in der Stimmung ihr den Kopf einfach abzureißen.
Er fragte sich nur warum er das nicht schon längst getan hatte. Er öffnete seine zu Fäusten geballten Hände und sah auf seine ausgestreckten Finger.
Seine Wut wollte May attackieren, aber er tat es nicht. Er wußte selber nicht warum. Wahrscheinlich weil es einfach nicht seine Art war. Aber es gab etwas, das seine Art war. Sie hatte nicht ganz unrecht, er wußte einiges über sie und er konnte es gegen sie verwenden... Das wäre schon eher seine Art. Aber zunächst einmal mußte er einen klaren Gedanken fassen.
Er mußte sich beruhigen und er mußte weg von ihr.

Du..? Du haßt dich dafür ? Kommt jetzt wieder deine tolle Gute Nacht Geschichte von deiner ach so hohen Moral ? Wahrscheinlich glaubst du dir deinen Schwachsinn selber wirklich.

Der letzte Satz wirkte so als hätte Lurker ihn eher laut vor sich selber hergesagt. Er war schrecklich aufgebracht, so sher das seine Sprache so sehr verrohte wie schon lange nicht mehr. Normalerweise würde er eine solche Wortwahl für das Geplärre eines Halbstarken halten, aber irgendetwas mußte er tun, und wenn es nur fluchen war.

Du hast nicht einmal versucht mit mir zu reden, oder ? Du kanntest mich doch überhaupt nicht. Du hast einfach gehandelt. Woher willst du wissen das ich dich verraten hätte ? Ich verrate meine Freunde nicht.

Seine Gedanken waren für einen Sekunden Bruchteil bei dem schrecklichem Verhör durch den Archonten. Er hatte niemanden verraten. Niemals.

Ich finde die Stadt auch alleine, vielen Dank Oberpfadfinder.

Es war wirklich nicht seine Umgebung hier, aber die Himmelsrichtung hatte er wohl doch richtig eingeschätzt. Er würde den Weg zurück schon finden.
Mit einem Wirbeln seines Mantels wandte er sich um und ging von der Lichtung zurück in Richtung Wald. Er würde einen sehr langen Spaziergang machen müssen und er würde jemanden töten. So fühlte er sich zumindest im Augenbilck.
Mit einem letzten Blick sah er zurück auf seine Kleine, die dort auf der Lichtung stand. Seine Augen schimmerten grau.
Dann wandte er sich ab und ging.
 
Sie hat ja überlegt, vorauszugehen und ihm dabei wie es in der Natur der Sache liegt den Rücken zuzukehren. Um ihm zu zeigen, dass er von ihr nichts zu befürchten hat. Aber allmählich schmilzt diese ihre Absicht dahin und sie nimmt nach einer Weile gänzlich Abstand davon. Denn es sieht ganz so aus, als hätte sie etwas von ihm zu befürchten, wenn sie nicht aufpaßt.

Aber allmählich keimt auch in ihr der Ärger auf. Er macht ihr Vorwürfe, ausgerechnet er. Der mit einem Sabbat-Untier paktiert und wer weiß schon welche Greueltaten bereits vollbracht hat. Und das zu Zeiten, wo das Blutsband noch bestand! Er hat wohl auch kein allzu langes Gedächtnis... natürlich glaubt sie, was sie sagt, und der Schwachsinn ist ja wohl voll auf seiner Seite!

Sie hatte eigentlich nicht vor, noch irgendwas zu sagen, denn größtenteils ist es ihre Schuld, aber dann platzt ihr doch noch der Kragen: "Freunde?! Du erinnerst dich vielleicht nicht daran, aber ich schon, Lurker! Wir waren keine Freunde, ganz im Gegenteil! Du hättest mich verraten, und du hättest Spaß daran gehabt! Hätt ich dich laufen lassen wär ich schon seit zwei Jahren Asche, und du ein zufriedenes kleines Monsterchen das seinem Dimitri die tolle Geschichte von der blöden toten Gangrel erzählen kann, damit ihr was zu Lachen habt. Du bist doch der, für den Moral Schwachsinn ist, oder? Langsam frag ich mich echt, welcher Teufel mich geritten hat, es dir zu sagen."

Frustriert starrt sie ihm nach, direkt in die Augen als er sich noch einmal umdreht, dann folgt sie ihm mit dem Blick, bis er aus ihrem Sichtfeld entschwunden ist. Sie erlaubt sich ein tiefes Einatmen... schließt die Augen, hält eine Weile den Atem an und läßt ihn wieder entweichen. Dann zieht sie ihr Handy aus der Tasche und wählt die Nummer des King's Pub. Sylvia wird schon gemerkt haben, dass etwas mit Lurkers Talen passiert ist.
 
Sylvia ging auch ans Telefon. "Ja, hier Sylvia, Kings Pub?" Sie hatte kein Display auf dem Geschäftstelefon, deshalb erkannte sie auch nicht Meyyes Nummer.
 
"Hallo... gut dass du dran bist." beginnt sie. "Ich schätze du hast schon gemerkt, dass Lurker sein Talen nicht mehr hat, oder? Darum ruf ich an. Ich habs bei mir. Ich wollt nur sagen.. es ist nicht nötig, dass ihr ihm jetzt auf die Pelle rückt, das Blutsband ist futsch aber er erinnert sich immer noch an nichts. Wenn das so lange gehalten hat, trotz aller Erschütterungen, glaub ich nicht dass er sich überhaupt noch irgendwann erinnert."
 
Sylvia blieb kurz still ... dann kam doch eine Regung. "Hmmmm ... dumm ... schade ... Naja ... dann wollen wir mal hoffen, dass du recht hast. Ich werde es weiter leiten ... damit Black Mind bescheid weiß. Für einen eventuellen Angriff sind wir zumindest gewappnet. Danke Meyye ... schade, dass er es nicht mehr hat ... aber das wird auch ohne gehen. Den Stein kannst du behalten ... oder zurückgeben. Aber bitte, entsorge ihn nicht irgendwo. Geisterspuren sind trotzdem daran zu erkennen ..." Dann blieb sie ruhig und lachte. "Oder du gibst ihn Viktor. Wenn er herausfindet, was mal darin war, dann ist er richtig gut ... "
 
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